Über das ostentative Filmemachen

Ein Buch, das nun wirklich jeder Cineast kennen sollte, ist Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht? von François Truffaut. Dort interviewt der damals 34-jährige französische Regisseur, der zu diesem Zeitpunkt bereits unter anderem Jules et Jim sowie Farenheit 451 im Kasten hatte, den damals 67-jährigen Alfred Hitchcock. Dieser hatte zu jenem Zeitpunkt seine Schäfchen schon lang im Trockenen und sollte nur noch drei weitere Filme drehen. Ein Klassiker der Filmliteratur.

Ich habe das Buch gerade nicht zur Hand, daher kann ich nicht exakt zitieren, doch sinngemäß sagt Hitchcock:

Wenn Du etablieren willst, daß eine Szene in der Schweiz spielt, dann zeige Berge, Kühe und Käse.

Wir alle kennen dieses Stilmittel, das uns meist in der minimalsubversiven Form des Establishing Shot präsentiert wird. Ohne den Eiffelturm wüßten wir nicht sofort, daß wir uns in Paris befinden und so weiter und so fort.

Nun ist mir in den Filmen der letzten Jahre eine Tendenz mit dem Arsch ins Gesicht gesprungen aufgefallen, die mich, gelinde gesagt, erschüttert: Es gibt kaum noch Tabus beim Filmemachen. Über das ostentative Filmemachen weiterlesen

Google vs. Sicko

Sicko PosterLaut dieser Meldung bei BoingBoing bietet Google offenbar an, dem Suchwort „Sicko“ kontraproduktive Werbeinhalte zuzuordnen, möglicherweise mit dem Hintergrund, die Google-Nutzer abzulenken. Nichts dergleichen sei hier behauptet, doch interessant ist’s allemal.

Nachtrag vom 2. Juli: Google hat die Sachlage klargestellt.

Echte Journalisten

Hut ab vor Mika Brzezinski, MSNBC-Nachrichtenmoderatorin, die sich On Air entschied, die „Lead Story“ der Sendung über eine gewisse Paris Hilton nicht vorzulesen.

Man kann Mika die innere Spannung deutlich ansehen (spätestens, als sie die Meldung verbrennen will), daher halte ich dies nicht für einen PR-Gag. Außerdem kann ich ihren Kollegen nur beipflichten: „What a statement. A statement about the state of Journalism in our country.“ und „You have changed the world, Mika Brzezinski!“ murmeln die in ihre Mikros, scheinbar gänzlich in Unkenntnis darüber, welch ein Statement dieses Verhalten tatsächlich darstellt.

In einem Land, das manche Live-Sendungen seit Nipplegate (deutsch hier) verzögert ausstrahlt, um rechtzeitig zum Schutze der Zuschauer Zensur üben zu können, und in dem die Nachrichtenwürdigkeit einer Meldung nur durch die Faktoren Geld, menschliches Leid, Blut, Pseudo-VIPs und ihre Skandälchen und ähnlichen kleingeistigen und global gesehen völlig unwichtigen Kram bestimmt wird, ist so eine Reaktion aufsehenerregend. Mich würde es nicht wundern, wenn Mika ihren Job verlöre, aber auf YouTube und anderen Seiten wird dieses Statement immer erreichbar bleiben:

Das ist meines Erachtens Journalismus von Weltklasse. Dieser Meinung ist auch Rogelio Perea, der das Video schon am Mittwoch bei YouTube eingestellt hat am Donnerstag und in seinem Blog Stellung bezog, etwas zurückhaltender formuliert es die Medienhure. Auch beim Spiegel findet sich ein Bericht.

Einladung nach Hollywood

Ach, wie gern würd ich jetzt in den Flieger steigen und mir ein paar gediegene Klassiker im schön gelegenen W Hotel Los Angeles reinziehen. So schön exklusiv die e-Mail, die schändlicherweise auch noch in meinem Spam-Ordner gelandet war, auch anmutet: Ich fürchte, jeder, der den Newsletter des Hollywood Reporter abonniert hat, hat sie bekommen. Nichtsdestoweniger möchte ich einfach gern mal wieder hin, in diesen sympathischen und zugleich abstoßenden Moloch von Stadt an der Westküste… Also, die Cabanas am Pool sehen echt gut aus! Einladung nach Hollywood weiterlesen

Michael Moore: Flucht nach vorn

Michael Moore dürfte es ja nicht gefallen haben, daß Sicko schon seit Ewigkeiten online verfügbar ist, und das offenbar in guter Qualität. Doch er machte gute Miene zum bösen Spiel und befürwortete die freie Zugänglichkeit von Informationen.

Nun setzt er noch eins drauf: Am heutigen Starttag von Sicko (und dem iPhone) bittet er Zuschauer in einem offenen Brief, Fotos oder Handy-Videos von den Vorführungen einzuschicken. Aus Moores Formulierung wird jedoch nicht klar, ob er damit meint, man solle im Kino ein Foto von dem Film auf der Leinwand machen oder eher ein Bild vom Kino, der Schlange im Foyer und den (hoffentlich begeisterten) Zuschauern, um die Stimmung rund um den Filmstart einzufangen.

Auch wenn das Mitbringen von Handies in öffentlichen Vorführungen noch nicht verboten ist, schärft Michael Moore damit das Bewußtsein der Leute, daß man im Kino ja durchaus auch mitfilmen kann. Dies dürfte den Filmverleihern tendenziell eher nicht gefallen, auch wenn Mitschnitte aus dem Saal kaum ernsthaft eine Gefahr darstellen dürften.

Mandigo has landed

So, nun ist es raus: Das neue Thema dieses Blogs ist seit diesem Post offiziell Mandigo. In den letzten Tagen dürften der eine oder andere Besucher das Thema schon einmal aufblitzen gesehen haben, während ich es testete. Mandigo has landed weiterlesen

Zack and Miri make a Porno

Kevin Smiths übernächstes Filmprojekt Zack and Miri make a Porno wurde von Harvey Weinstein allein wegen des Titels abgesegnet. Eine meines Erachtens vorbildliche Entscheidungsfreude!

Während hier Filmförderungsanträge in 12-facher Ausführung eingereicht werden müssen (und ohne Förderung scheinbar gar nicht gedreht wird), genügt im Land der unbegrenzten Möglichkeiten eine solide Filmografie sowie ein griffiger Pitch. Ich bin gespannt – seit Wie Erwin Struntz den Sexfilm drehte warte ich auf so ein Projekt.

Hier schonmal eine Seite aus dem Drehbuch, das Bild gibt’s auch in groß bei Affenheimtheater:

Kevin Smith und eine Seite aus dem Skript zu Zack and Miri make a Porno

(Quelle)

1000 films to see before you die

Aus Irland erreichte mich die Nachricht, daß derzeit im Guardian eine Reihe über die besten 1000 Filme gedruckt wird. Nun hat ja parktisch jede Publikation schonmal eine Best-Of-Sammlung zusammengestellt, bis hinauf zur SZ, die mit ihrer Cinemathek die Filme gleich auf DVD liefert.

Das schöne an der Reihen im Guradian, und hier stimme ich zu, ist, daß mit nur wenigen Sätzen auf den Punkt gebracht wird, warum gerade dieser oder jener Film gesehen werden sollte. Für Empire of the Sun reicht schon diese Zusammenfassung:

Heartfelt adaptation of JG Ballard’s autobiographical tale of a boy caught up in the Far East in WW2.

Hier wird nicht lange erklärt, der Leser muß sich nicht lang mit einem detailreichen Essay auseinandersetzen, sondern kann gleich mehrere Reviews in kürzester Zeit überfliegen. Kritiken in SMS-Länge, das wär doch mal was für die heutige Leserschaft!

Natürlich gibt es Meinungsverschiedenheiten, ich verstehe zum Beispiel nicht, wie um alles in der Welt Dumm und Dümmer auf diese Liste rutschen konnte, aber andererseits wissen wir ja spätestens seit den Monty Pythons, daß die Engländer über einen ganz eigen(willig)en Sinn für Humor verfügen.

Hier nun die 1000 films to see before you die (mit Quiz), und ganz nebenbei noch der sehr informative Filmblog des Guardian, der übrigens eine ganze Reihe von redaktionellen Blogs unterhält.

Update

Seit diesem Post läuft dieser Blog nun auf WordPress 2.2.1 in der DE-Edition. Uff, war das wieder ein Theater mit dem Update. Man sollte wissen: WordPress ist kein Programm, das man sich mal eben so installiert, ein paar Einstellungen macht und fertig, nein, es ist ein Open-Source-CMS, das auf dem eigenen Server zum Laufen gebracht werden muß und übers Web administiert wird.

Man muß für einen Update irgendwelche PHP-Dateien per FTP-Client in ein Online-Verzeichnis laden, und wenn man zum Beispiel einen simplen Zähler haben will, muß man den per HTML-Editor selber in eine geeignete PHP-Datei einbauen. Für mich sind das böhmische Dörfer, aber ich schlage mich wacker. Glaube ich zumindest…

Aber ich habe schon ein neues Thema gefunden, das ich, wenn ich es ordentlich konfiguriert habe, hier einsetzen werde. Wird schick aussehen!

Go ahead, make my day.