Kollege Wortvogel wies mich soeben per Mail darauf hin, dass Stan Winston gestorben ist. Die Nachricht ist so neu, dass nichtmal Google News was findet, während ich diesen Post aufsetze. Aintitcool.com weiß jedoch – leider – mehr. Hoffen wir, dass es doch ein Hoax war.
(Nachtrag: Nein, der Hollywood Reporter hat es auch eben rumgeschickt. Nachtrag: Defamer, Beyond Hollywood.)
Stan Winston ist eine von den Hollywood-Größen, die jeder kennt, ohne sich dessen bewusst zu sein. Denn Stan Winston zeichnete sich fast ausschließlich für Effekte verantwortlich, und das seit Ewigkeiten mit einem eigenen Studio. Eine seiner Spezialitäten waren Animatronics, also maschniell bewegte Puppen. Diese sind auch im Zeitalter der Computeranimation noch nicht aus Hollywood wegzudenken (Mit Jar Jar Binks wurde das bekanntermaßen versucht – mit katastrophalen Folgen).
Das möglicherweise eindrucksvollste und wohl dem Massenpublikum am ehesten bekannte Beispiel seiner Arbeit ist der große Tyrannosaurus Rex aus Jurassic Park, der diverse Tête-à-têtes mit einigen der Hauptfiguren hatte – mit verschiedenen Ausgängen.
Beim Dreh 1993 stellte sich heraus, dass die Schauspieler nicht wirklich auf einen nicht vorhandenen Saurier reagieren konnten und ein computeranimierter in Großaufnahme noch dazu ziemlich armselig aussah. Hinzu kamen weitere Rendering-Schwierigkeiten, wie zum Beispiel die Tatsache, dass die Rex-Szene im strömenden Regen spielt und der „Regenschatten“ des Sauriers im Computer damals unmöglich zu fabrizieren war.
Also musste für alle Aufnahmen, in denen das Gesicht des Raubsauriers zu sehen war, ein echtes, originalgroßes Modell her (hier ein Foto bei der LA Times). Doch der Schaumstoff (aus dem hier die Träume sind), saugte sich leider mit dem (natürlich Studio-) Regenwasser voll, das Modell ward plötzlich viel schwerer, der Dreh gefährdet, da das Modell nur noch schwer zu kontrollieren war. Doch alles ging glatt, Spielberg bescherte der Welt ein weiteres cineastisches Wunder – und Winston erhielt dafür seinen vierten Oscar.
Hier die traumatisch geniale Szene (mit diesen nervigen Kids) aus Jurassic Park, mit der eine völlig neue Ära der Erzählmöglichkeiten im Kino eingeläutet wurde:
Das Modell des Sauriers bestand meines Wissens jedoch nur aus Kopf und einem Fuß, der Rest ist Computerarbeit. Witziges Detail: Die Szene, in der der eine Mann vom Klo gepflückt wird (6:07), ist eigentlich unmöglich: Die Schnauze des (hier computeranimierten) Sauriers würde nie zwischen dessen Rücken und den Spülkasten passen. Hier wurde einfach ein bißchen getrickst und nur zweidimensional animiert, weil das im Kino ja eh keiner merkt – künstlerische Freiheit.
Doch Winston, der sich als Creature Designer bezeichnete, nicht als Effektspezialisten, konnte nicht nur Saurier bauen. Auf seine Kappe gehen auch die Effekte bei Aliens (Oscar!), Predator, Terminator, Terminator 2 (Oscar! Oscar!), The Relic, Galaxy Quest, Lake Placid („Ist das Ihr Freund?“ – „Mir kam er größer vor“, eine wirklich gut gelungene deutsche Synchro, by the way), Big Fish und jüngst Iron Man. Ein Allroundtalent also, der die Anfänge von Ray Harryhausen perfektionierte.
Um es mal gemein auszudrücken: Analoge Effekte, deren Meister Stan Winston war, sind bis heute nicht totzukriegen. Der Meister selbst leider schon: Er starb im Alter von nur 62 Jahren vergangene Nacht an Knochenmarkkrebs. Für einen echten Kinofan ist sein Tod natürlich ein besonders schwerer Verlust. Möge er in Frieden ruhen.
Hier noch ein Link zu einem Fotoband über die Arbeit von Stan Winston. Ich habe das Buch mal durchgeblättert, glaube ich, aber kann keinen detaillierten Bericht geben.
Foto ohne Erlaubnis entliehen von Quint, Aintitcool.com, der es aber auch woanders her zu haben scheint.
Bitte nicht verklagen.
Kollege Wortvogel wies mich soeben per Mail darauf hin, dass Stan Winston gestorben ist. Die Nachricht ist so neu, dass nichtmal Google News was findet, während ich diesen Post aufsetze....