Der Streik der schreibenden Kollegen in den USA hat nun dazu geführt, daß die Verleihzeremonie der Golden Globes abgesagt und am kommenden Sonntag durch eine simple Pressekonferenz ersetzt wird. Die Globes werden durch die in Hollywood ansässigen Mitglieder der Auslandspresse vergeben – eine Mitgliedschaft, die nicht jedem zuteil wird.
False Advertising in Filmtrailern?
Der mir sonst als Apple-Kolumnist bekannte David Pogue weist in seinem Blog bei der New York Times auf einen zugegebenermaßen wirklich befremdlichen Zustand hin: Den Unterschied zwischen Trailern und dem dazugehörigen Film.
Cineasten wissen natürlich schon lang, daß der Trailer oft die besten Szenen eines Films vorwegnimmt, in manchen Fällen sogar das Ende verrät (diese Art Fauxpas stammt wohl aus einer Zeit, in der die Allgemeinheit noch nicht bildgenau vorspulen konnte, da nahm man es wohl nicht so genau mit den Spoilern) und in noch selteneren Fällen gar besser ist als der Film selbst. Wie oft habe ich mich wegen des Trailers auf einen Thriller gefreut und mußte dann ein Drama durchsitzen oder ähnliches. Die Macht der Montage eben.
Und manchmal passiert es eben, daß Material im Trailer auftaucht, das im Film gar nicht vorkommt. In manchen Fällen mag dies dem Zuschauer sonnenklar sein und somit „erlaubt“. Ich erinnere mich mit Freuden an diesen herrlichen Teaser, der anfängt wie eine unschuldige Jane Austen-Sommerschnulze:
Eine Frau in keusch-barockem Kleid frohlockt durch den lichten Wald, sanft blühen die Gräser, die Sonne spielt mit dem Wind. Der Sprecher etabliert etwas wie „Es war eine Zeit der Unschuld. Die junge Lady Windermere folgte dem Ruf ihres Herzens…“, während das Mädchen mit offenbar gewaltig vor Liebe bebendem Herzen auf eine am Rand einer Klippe gelegene Holzhütte zustürmt, so schnell wie es die Anmut eben erlaubt. Dort klopft sie an die Tür, diese fliegt auf und trifft das Mädchen, das daraufhin über den Rand der Klippe ins Meer stürzt. In der Tür steht Frank Drebin (Leslie Nielsen aus der Nackten Kanone) und wundert sich, daß keiner draußen steht. Kurzer Schnitt auf das Meer, wo die Haie gerade die Frau zerfleischen. Frank Drebin zuckt die Schultern und macht die Tür wieder zu.
Zuerst wird also die Erwartungshaltung für eine Romanze im viktorianischen Zeitalter geschürt, die Frauenherzen im Kino blühen auf, während die der Männer tendenziell zusammenschrumpeln, durch den Twist wird dies jedoch umgekehrt – sehr hübsch. (siehe auch From Dusk till Dawn) Jedem Zuschauer ist klar, daß diese Szene wohl kaum in der Nackten Kanone 33 1/3 auftauchen dürfte (findet wer den Teaser im Internet?), daher ist sowas durchaus legitim. Doch um zu den Erfahrungen von David Pogue zurückzukommen:
Er hat sich die Trailer von National Treasure – Book of Secrets angesehen und ist daraufhin ins Kino gegangen. Doch dort fehlten einige der angedeuteten Szenen (und die damit einhergehenden Handlungsstränge), deswegen fragt David Pogue sich zurecht, ob es nicht eine Grenze gibt, ab der ein Trailer zum „False Advertising“ wird.
Ich finde, er hat recht. Da man die Ware Film nicht bei Nichtgefallen zurückgeben kann, ist die Verantwortung der Hersteller natürlich höher anzusetzen als bei „nicht-flüchtiger“ Ware, die vor dem Kauf eingehend untersucht werden kann. Als Filmjournalist entfernt man sich zwangsläufig vom Kino-Ritual der Zuschauer, die geworben werden, zahlen, Werbung sehen und dann womöglich nicht das bekommen, was ihnen in der Werbung vorgemacht wurde. Sowas fällt einem dann gar nicht so auf. Hoffen wir, daß das nicht zur Regel wird.
Nachtrag: Yannick hat einen sehr geilen Fake-Trailer zu „Shining“ gefunden, der das ganze auf humoristische Weise verdeutlicht. Siehe Kommentare.
DokFest 08 is still calling for entries
Noch bis zum 10. Januar können Dokumentarfilme aus aller Welt beim DokFest (1. bis 7. Mai) eingereicht werden. Voraussetzung ist, daß die Produktionen nach dem 1.1.07 abgeschlossen wurden.
Here we go again!
Weiter im Text: Vor kurzem ist bei Vanity Fair ein langer, exklusiver Artikel zum neuen Indiana Jones erschienen, den ich Euch nicht vorenthalten möchte. Weihnachten war übrigens super, nur leider bin ich jetzt erkältet.
Auf ein Neues…
Eine weitere Runde ist eröffnet, ein weiteres Mal die Sonne umkreist!
Was 1582 mit dem Auslassen von 10 Oktobertagen als gregorianischer Kalender ins Leben gerufen wurde, bestimmt heute die Zeitrechnung praktisch des gesamten Planeten. (Der zuvor gültige Kalender war übrigens der von Julius Caesar eingeführte julianische Kalender, der rund 16 Jahrhunderte vorhielt. Eine Reform, die so lange vorhält, will ich heutzutage mal sehen…)
Dieses Jahr bietet mir Chancen und birgt ebenso Risiken. Oberste Priorität hat natürlich die (Wieder-) Eröffnung von (Firmenname in Umfirmierung). Die hatte ich ja schon für Dezember angedacht, doch kam (nicht nur) Weihnachten dazwischen. Außerdem weiß selbst der größte Marketing-Laie, daß es sicherlich nicht das schlaueste ist, eine Pressemeldung rund um Weihnachten zu schicken und auf Resonanz bzw. Aufmerksamkeit zu hoffen.
Doch lange wird es nicht mehr dauern: Ich pflege das komplette Programm ab 2008 ein. Sobald ich einige Wochen Vorlauf hereingearbeitet habe, wird eröffnet.
Dieser Blog wird natürlich ebenfalls weiterlaufen. Ich denke, ein paar persönliche Blicke auf das Mediengeschehen aus dem Blickwinkel unserer speziellen kleinen Nische sind durchaus legitim und hoffentlich auch interessant.
Privat freue ich mich besonders auf die beiden Hochzeiten, zu denen ich im kommenden Jahr schon eingeladen bin.
Alles weitere wird sich, wie man so schön sagt, dynamisch entwickeln. Wir werden also sehen, was noch so alles kommt. Doch mit Aufrichtigkeit und Fairness kann es im Grunde doch nur gutgehen. Also: Ein gutes Neues Jahr uns allen!
PS: Trotzdem noch Blogpause bis Heilig Drei Könige!
Fünfe g’rad sein lassen!
auch dieser Blog macht eine Pause. Sofern nicht die Medienwelt aus den Fugen gerät, Hollywood im Meer versinkt oder Borat aufhört zu existieren, melde ich mich spätestens nach Heilig Drei Könige wieder.
Der Herr links ist übrigens der „Weihnachtsmann“ (eigentlich ja der Nikolaus) vom Oberpollinger am Stachus, und ich finde seinen geradezu bescheidenen Auftritt im Gegensatz zum kitschigen Santa Claus stilvoll und lehrreich für die Kleinen.
Ich wünsche Euch allen schöne Feiertage und einen guten Rutsch! Auf ein gutes, erfolgreiches 2008 uns allen!
Euer Julian
(nach Blogeintrag aufs Sofa umgezogen)
qotd
If I made Cinderella, the audience would be looking out for a body in the coach.
– Alfred Hitchcock
qotd
Reading someone else’s newspaper is like sleeping with someone else’s wife. Nothing seems to be precisely in the right place, and when you find what you are looking for, it is not clear then how to respond to it.
– Malcolm Bradbury
Peter Jackson back in „Hobbit“
Nur: Wer führt Regie, wenn PJ nur Executive Producer sein wird?
Und: Was ist das für ein ominöses Sequel, von dem da die Rede ist? Smaug strikes back?
Naja, 2010 ist ja gar nicht mehr sooo weit weg…
qotd
The Royal Variety performance has taken on air. People you assumed were dead totter on the stage to wild applause.
– Richard Ingrams