Laura Guerrero heißt die Hauptfigur in diesem mexikanischen Bandenkrimi. Guerrero bedeutet auf Deutsch der Krieger/die Kriegerin. Eine solche ist nun unsere dunkelhäutige Schönheit und Hauptdarstellerin gerade nicht. Sie stammt aus einfachen Verhältnissen und lebt mit ihrem Vater und einem kleineren Bruder in einer einfachen Behausung in einem gesichtslosen Ort in Baja California in Mexiko. Sie verdient ein Geld mit Herstellung und Verkauf von Textilien. Es sind einfache Verhältnisse und darum kann sie sich vermutlich auch keine Spitzen-Gesichtschirurgie leisten kann.
Laura träumt mit ihrer Freundin davon, am Wettbewerb um die Miss Mexiko, zumindest Miss Baja California teilzunehmen. Leider wird bei Laura von Anfang an nicht ganz klar, wie wichtig ihr dieser Schönheitswettbewerb ist, überhaupt, was sie will im Leben. Das wird zunehmend eine Belastung für diesen Film, der ganz gut anfängt, im Fahrwasser der Dardennes-Methode, immer nah an der Protagonistin, ohne jede erzählerische Distanz, möglichst realistisch und glaubwürdig.
Das funktioniert auch ein gutes Stück Film ganz hervorragend. Denn bald schon gerät Laura in die Fänge der berühmtesten Verbrecherbande aus Baja California, einer Grenzprovinz zu den USA, wo der Drogenkrieg am heftigsten wütet. Sie gerät ins Visier des Bandenchefs Valdez, der eben mit seiner Gang „Estrella“ einen blutigen Überfall auf eine Disko verübt hat. Laura hatte sich kurz zuvor mit ihrer Freundin dorthin begeben. Sie wird in letzter Sekunde Zeugin des sich anbahnenden Blutbades, kann sich aber retten, will sich einem Polizisten anvertrauen, der korrupt wie er ist, sie umgehend an Valdez ausliefert. Für den darf sie jetzt die drei Leichen des Überfalls, darunter ist auch ihre Freundin, in einem PKW verpackt vor der US-Botschaft abstellen.
Valdez hat bereits ihre Telefonnummer und Adresse. Er will ihr nachträglich auf dem Wege der Korruption die Teilnahme am Miss-Wettbewerb ermöglichen. Aber sie büxt aus, wie sie Klamotten kaufen soll. Von Valdez hat sie ein Ersatz-Handy bekommen. Das wird ihr von anderen dubiosen Figuren geklaut. Sie flüchtet nach Hause, doch bald schon taucht der verletzte Valdez bei ihr auf. Sie darf Vater und ihren kleinen Bruder wegschicken, so kann die Gang, deren Hauptversteck aufgeflogen ist, sich dort einrichten. Pflichtschuldig und mit treuem Hundeblick von unten, lässt Laura alles mit sich machen. Sie lässt sich auf einen Flug in die USA schicken für einen Geldtransport. Daraufhin gewinnt sie mithilfe von Valdez die Misswahl.
Aber Laura ist nicht glücklich dabei. Sie schaut immer sehr bedröppelt. Man kennt sich gar nicht mehr aus mit ihr. Sie lässt sich sogar als Lockvogel für ein Attentat auf einen General hergeben. So sehr man am Anfang die Geschichte für realistisch gehalten hat, so sehr entfernt sie sich von dieser Glaubwürdigkeit in ihrem Fortgang, weil immer noch was dazu kommt und noch was und vor allem, weil diese Laura irgendwie passiv durch die Geschichte geht und man nicht Bescheid weiß, was mit ihr wirklich los ist. Immer nur diese bedröppelte, schuldbewusste Miene. Das mag auch am Drehbuch liegen, das diese Frau nur als Opfer des Drogenkrieges sieht. Darunter leidet allerdings die narrative Qualität des Filmes.
Der Film wirkt streckenweise so, als wolle er vor allem unser Mitgefühl mit Laura erzeugen. Die noch nach den heftigsten Eruptionen durchs Bild stöckelt, als käme sie gerade vom Fitness-Training. Zynisch natürlich der Text der Moderation bei der Misswahl, dass diese zu Toleranz und Respekt vor einander führen soll. Die Orgelmusik im Abspann verstärkt noch den Eindruck, dass es hier doch vor allem darum geht, Mitgefühl zu wecken und nicht die Sinne für Menschliches zu schärfen. Andererseits dürfte die Grausamkeit, mit der die Mittel in diesem Drogenkrieg dargestellt werden, nicht hinter der Realität zurückstehen.
Das Buch haben Mauricio Katz und Gerardo Naranjo geschrieben; Gerardo Naranjo hat auch die Regie geführt.