Der Film fängt gewinnend an, comme il faut für einen Horrorfilm und jeglicher Hinweis darauf, dass es sich um einen geförderten, deutschen Film handelt fehlt; aha, kapieren die doch allmählich, was Genre ist?
Zwei Freunde, Daniel und Thomas, verabreden sich übers Internet mit den ihnen unbekannten Mädchen Elli und Jessi zu einer Geocache-Schatzsuche. Die Dialoge sind zielführend, weder gespreizt noch verkopft wie so oft im deutschen Film, denn die Handlung bedingt die Texte, welche Abzweigung nehmen, dass man sich den einen oder anderen anders vorgestellt habe. Oder was die GPS-Schnitzeljagd an Aufmerksamkeit und dialogischem Austausch verlangt.
Auch 3D scheint durchaus lustvoll eingesetzt. Die Fahrt führt immer tiefer hinein in den Pfälzer Wald, es gibt Warnschilder, ein mit einer Eisenkette verschlossenes Gittertor, erste Hinweise auf den Horror, gut dosiert. Die Kette wird in jugendlicher Sorglosigkeit aufgebrochen, das Atomwarnschild am Gitter beachten sie kaum, packen es gedankenlos, eher Trophäe denn Angstmacher, in den Kofferraum des Autos und fahren weiter, denn GPS ist garantiert Wahrheit und auch Lösung.
Schließlich gelangen sie zu einem verlassenen, vernachlässigten Campingplatz, der allerdings so aussieht, als hätte der Ausstatter ihn etwas zu deutlich auf verlassen gestylt. Die Kids lassen sich davon nicht irritieren, versuchen eine Mischung aus Überraschung und Neugier zu spielen.
Das GPS führt die Jugendlichen noch zum anliegenden See. In dessen Tiefen liegt die Zielbox; sie enthält diverse Utensilien, unter anderem Haschkuchen.
Bis hierher war die Story recht vereinnahmend und zielführend präsentiert. Aber an dieser Stelle scheint Thorsten Klein, den Regisseur, der mit Lena Vurma auch das Buch geschrieben hat, plötzlich der Horrorinstinkt verlassen zu haben. Jetzt lässt er seine Protagonisten rumhängen am See, träumen, ja er setzt sogar eine Romantic Comedy zwischen Daniel und Jessi in Gang, scheint unsicher, wie seine Hauptlocation einsetzen, ein Eisenkonstrukt von Sendemasten und mysteriöser Anlage der Amerikaner im Pfälzer Wald als Relikt des Kalten Krieges, das HAARP (High Frequency Active Auroral Research Program), ein Manipulationsversuch des menschlichen Gehirns, sowie Horror-, Blitz- und Käfereffekte, wie der Filmemacher also mit diesem und der eben begonnenen Love-Story jetzt noch einen Film zusammenmixen soll.
In diesem lähmenden Dilemma hat der Autor sich vielleicht an Brecht erinnert, der in einer solchen Situation skrupellos den reitenden Boten des Königs als ein Deus ex Machina eingesetzt hat; hier erfindet unser Autor einen Mann in einem schwarzen Ganzkörper-Schutzoverall, den lässt er allerdings nicht vom Himmel plumpsen, sondern aus einem Wohnwagen kommen, ganz praktisch, so scheint es, wenn das vielleicht auch noch die Künstlergarderobe war.
Dieser nicht reitende, eher delirierende Bote des Drehbuchautors im Strahlenschutzanzug soll nun zur Erhöhung der Spannung ein paar Informationen in den Film einbringen. Das will jedoch durch die unklare Haltung der Figur nicht richtig gelingen. Zu vieles bleibt im Dunkeln. Wenn eine neue Figur in einen Film eingeführt wird, die nur für Informationen beispielsweise zur Erhöhung des Horrorkitzels gedacht ist, so wäre eine eindeutige Definition hilfreich, zB der Tankwart an der letzten Tankstelle vor der Wildnis oder der Wirt in der letzten Kneipe vor der Horrorregion, also einer neutralen Figur außerhalb des Horrors und nicht eine dubiose Figur, die dem Horror selbst entsprungen scheint und somit statt Spannung zu erzeugen nur Verwirrung stiftet. Das wirkt, als würde die Horrorabsicht über ihre eigenen Füße stolpern. Ein Wirt ist in solchen Situationen eine klare Charge. Mit diesem Strahlenanzugmann wurde jedoch eine Figur eingesetzt und gecastet, die sich offenbar damit nicht zufrieden geben kann, und die statt Spannung zu erzeugen ablenkende Aufmerksamkeit, gar Verständnis zu heischen scheint. Nicht gut für einen Akteur, der als besonderer Gast mit einem bedeutungsvollen „und“ in der Liste des Hauptcastes vermerkt werden will.
Was bleibt sind schöne, teils tüftelige Bilder und eine dicke, fette Musiksauce, mit der der Regisseur offenbar zum eigenen Nachteil seine innere Stimme übertönt sowie Akteure, die von Drehbuch und Regie allein gelassen wirken.