Streng szenengetaktetes, zügiges Biopic über die New Yorker Schriftstellerin und Pullitzer-Preisträgerin Elizabeth Bishop.
Vorlage für das Drehbuch von Matthew Chapman und Julie Sayres ist der Roman von Carmen L. Oliveira und das Drehbuch von Carolina Kotscho. Die Regie führt der Brasilianer Bruno Barreto. Die Produktion ist eine brasilianische, wenn auch überwiegend auf Englisch gesprochen und im Hauptteil in Rio spielend.
Elizabeth Bishop, die in New York lebt, erhofft sich von einer spontanen Reise nach Brasilien Abwechslung und Inspiration. Sie wird dort abgeholt von ihrer Studienfreundin Mary, die mit der Architektin Lota ein Leben in schöner Zweisamkeit führt. Brasilien ist recht tolerant, scheint es.
Der Beginn des Filmes ist in den frühen 50ern angesiedelt. Zwischen Mary und Elisabeth hatte es platonisch schon gefunkt während dem Studium. Lota, die Frau, die die Hosen an hat, das Geld verdient, den Bungalow baut, verliebt sich sofort in die unnahbar und passiv wirkende Dichterin, deren Werk sie selbstverständlich kennt. Es wird peinlich für Elizabeth, wie beim Willkommensessen ihre Verse rezitiert werden, auch von Carlo, einem Mann, der in dem Frauenhaushalt gern gesehener Gast ist. Er wird später politische Ambitionen haben, was wiederum der Architektin nützt, die die Idee zu dem inzwischen berühmten Flamengo Park mit irrsinnshohen Laternen hat, die ein Licht wie der Mond verbreiten sollen. Sie wird den Park auch realisieren. Bis es soweit ist, rotiert das Beziehungskarussell der drei Damen. Lota hat Mary kalt gestellt aber mit der Adoption eines armen Mädchens schadlos gehalten. Sie darf weiter im großzügigen Bungalow der Architektin wohnen. Für Elizabeth, die inzwischen den Pullitzer-Preis gewonnen hat, hat sie einen eigenen, kleinen Dichterpavillon mit einem wunderschönen, nierenförmigen Arbeitstisch und Ausblick über den kleinen Park und auf den Bungalow entworfen. Wenn Elizabeth Bedarf nach Eifersucht hat, kann sie von dort aus mit dem Feldstecher die Vorgänge vorm Hauseingang beobachten.
Elizabeth hat einen Hang zum Alkohol. Zum Drama entwickelt sich die Geschichte einige Jahre später, wie sie für ein paar Monate das Angebot einer Gastprofessur an der New York University Hals über Kopf annimmt. Die scheinbar so starke Lota verliert durch diesen Verlust ihren Halt, landet in der Psychiatrie, die immer noch eifersüchtige Mary spielt ein unrühmliches Spiel. Inzwischen liegt Elizabeth in New York mit einer neuen Liebe im Bett.
So kursorisch, wie ich das hier zu rekapitulieren versuche, so kursorisch hat Bruno Barreto das inszeniert, zügig, ohne sich bei Details und Finessen aufzuhalten. Was zur Folge hat, dass die Spielbreite der Schauspieler sich auf ein relativ schmales Band reduziert, immer situationsgerecht, kaum Facetten möglich innerhalb einer engen Gefühlsbandbreite und noch weniger eine Entwicklung außer der zum Alkohol hin oder zum psychischen Zusammenbruch.
Gerade durch dieses zügige, erzählerische Voranpreschen scheint der Stoff mit der Zeit eher zäh. Weil keine Überraschungen mehr zu erwarten sind, außer den Wendungen im Plot, aber nicht in den Figuren; wobei mir die Darstellung der Dichterin durch Miranda Otto sich allzu sehr auf die Passivität und die Upper-Class-Blasiertheit zu beschränken scheint; wodurch kaum Raum bleibt für die geistige Aktivität der Dichterin, ihre Durchdringung der Umwelt und den Pep, der zum Schreiben nötig ist.
Die Schilderung bleibt äußerlich, feines Leben in Brasilien, Gesellschaft und Dienerschaft; einmal kurz die Armut der schwangeren Mutter, die eines ihrer sieben Kinder verkauft. Sonst Pool und Palmen und Strand und feine Interieurs, grüner Rasen, Sonne. Und die entsprechenden Kleidungen, immer fein angezogen, nie leger, teils auch recht amerikanisch steif die Dichterin. Sie ist nie locker. Sie wirkt, wie in einem fremden Körper, in einem fremden Ich. Als Begründung werden Verluste angeführt. Eher ein Film wie mit Dispersionsfarbe aufgetragen, ein plakatives Wandgemälde auf einer Außenmauer, als solches imposant, großflächig, langgezogen. Unzimperliche Charakterzeichnungen.
Sumambeia heißt das exklusives Reduit im Dschungel.