Mutiny in Heaven – Nick Caves frühe Jahre

Rauschhafter Kinotripp mit Chaostruppe

Der Originaltitel des Filmes ist laut IMDb „Mutiny in Heaven: The Birthday Party“. Der trifft den Inhalt auf den Punkt. Es ist die Geschichte der Punk- oder Rockband The Birthday Party, in der Nick Cave zwar eine, aber nicht die einzige prägende Figur war. Eine kurze Sternschnuppe am Rock-Pop-Himmel mit einer Lebensdauer von 1979 – 1983 (laut Film).

Es gibt in dieser schnell und fantasievoll zusammengestellten Doku, die mit kernigen Animationen angereichert ist, eine kurze Vorgeschichte, speziell zu Nick Cave und auch zur Vorgängerband, die noch als Schülerband gestartet ist. Die haben in Australien schon von sich reden gemacht.

1979 sind sie nach London geflogen, damals noch ein 24-Stunden-Abenteuer. Sie wussten nicht, was sie dort erwartet. Während dem Flug sei der Name „Birthday Party“ entstanden. In London hat keiner auf sie gewartet, Geld hatten sie kaum, Drogen immer, Wohnraum auch kaum.

Die erste Zeit lebten sie in einem Zimmer, mit und ohne Frauen. Später ein Haus. Aber sie bleiben sich und ihren Prinzipien treu, der Regellosigkeit, die sie in Australien kennen und schätzen gelernt hatten. Es gab nie eine Diskussion über das Verfahren (without communication with each other). Sie spielten einfach, womöglich immer wilder, immer exzessiver. Nach einem Jahr kehren sie nach Australien zurück. Studioaufnahmen. Nichts scheint geplant zu laufen.

Der Bilderstrudel, in den Ian White den Zuschauer hineinzieht, ist ein wilder Mix aus Archivaufnahmen mit Erzählungen voice over, aus Proben- und Auftrittsmitschnitten, ein Mix, der dem Rauschhaften des Lebens der Musiker verfällt.

Dabei fragt man sich, bei dem Dorgenkonsum und der Wildheit der Action auf der Bühne, dass ja doch gewisse Dinge im Hintergrund funktionieren mussten, Proben, Flüge, auch Klamotten mussten her, Unterkünfte. Aber da gibt es ja noch die Manager.

Das Chaotische bleibt ihnen erhalten bei einem ihrer ersten New York Auftritte, der nach wenigen Minuten abgebrochen wird. Ein Ruf wie Donnerhall für die Band. Dann wieder London. Hier die Außenseiterposition. Berlin in den frühen 80ern wie eine Oase; und beste Drogen aus dem Osten. Der Preis für Berlin ist der Verzicht auf den Drummer. Bis dann 1983 das Selbstzerstörerische die Überhand gewinnt.

Maria

Die Prima Donna Assoluta stirbt.

Paris, 16. September 1977, ein mondäner Wohnraum. Menschen, die in Ehrfurcht herumstehen. Der Tod. Es ist die Sängerin Maria Callas, die hinter Fauteils verdeckt am Boden liegt.

Das Assozitationsteufelchen im Hirn springt gleich zu einem anderen Film, der sich mit Tod und Paris befasst, zu Der Tod von Ludwig XIV. Hier im Film von Pablo Larraín (Spencer) nach dem Drehbuch von Steven Knight (No Turning Back) ist der Tod schon passiert.

Der Film gibt bekannt, dass er – spielfilmtechnisch – sich auf die letzten Tage vor dem Tod beschränkt. Ein gewagtes Unternehmen, erst recht, nach einer Arie, die von einem Potpourri aus Archivmaterial untermalt wird.

Diese erste Hürde nimmt der Film grandios. Angela Jolie als Maria Callas überzeugt. Mehr Star, mehr Hollywood-Filmstar geht nicht, so dass sich die banale Versuchung eines Vergleichs der beiden Diven wie von selbst erübrigt.

Der Film bleibt ähnlich wie der Ludwig-Film in den divenhaften Gemächern des Weltstars. Es sind vor allem ihr Diener Ferruccio (Pierfrancesco Favino) und ihr Haushälterin Bruna (Alba Rohrwacher), die sich um sie kümmern, gehorsamst.

Es ist eine Zeit, in der die Sängerin nach mehreren Jahren der Auftrittslosigkeit eine Rekonstruktion ihrer selbst versucht und auch an ihrer Biographie schreibe, wie sie sagt. Ihre Gesangsversuche findet Bruna – befehlsgemäß – exzellent, großartig. Ferruccio wiederum versucht der Widerborstigen Arztbesuche unterzujubeln und führt penibel Buch über ihren Medikamentenverbrauch, vor allem Mantrax ist einer ihrer Begleiter. Außerdem sind die beiden ihrer launischen Herrin ausgeliefert und müssen ständig den Flügel auf dem teuren Parkett hin- und herbewegen.

Es gibt noch ein TV-Interview mit einem Journalisten namens Mantrax. Insofern ist nicht ganz klar, ob das Einbildung, Wunsch oder Wirklichkeit ist. Das Ungewöhnliche an den Dialogen speziell zwischen diesen drei Menschen ist, dass sie wie Analysetexte wirken. Diese entwerfen das Bild einer verwundeten Frau, die tiefstinnerst verunsichert ist, die auch gar keinen Umgang mit ihrer Situation hat, schon gar nicht mit dem möglicherweise bevorstehenden Tod.

Es scheint, als ob der Film genau das beschreibt, was in den Augen der Originalcallas zu entdecken ist, was aber Angelina Jolie gar nicht erst zu imitieren versucht, was auch gar nicht nötig ist.

In Schwarz-Weiß erhält die Geschichte mit Onassis (Haluk Bilginer) ihre exzellent nachgespielte Referenz. Das Ave am Anfang des Filmes ist die einzige durchgespielte Arie. Ansonsten geht der Film sparsam mit dem Musikalischen um, es gibt die Gesangsversuche in dieser Zeit und es gibt die Melodien bekannter Arien, ohne, dass diese gesungen werden, sicher auch eine kluge Entscheidung der Macher.

Könige des Sommers – Vingt Dieux

Von der Untauglichkeit oder dem Ungeschick der Jugend

Vielleicht liegt man nicht falsch mit der Annahme, dass Regisseurin Louise Courvoisier, die mit Théo Abadie und Maria Romano auch das Drehbuch geschrieben hat, etwas vernarrt ist in ihren Protagonisten Totone (mutmaßlich Mathis Bernard), den Teen mit meist hochrotem Kopf, typisches Coming-of-Age-Zeichen.

Der Film folgt Totone auf Schritt und Tritt in fakedokumentarischer Dardenne-Manier. Das ist immer schon ein Pfund im Kino, diese Nähe, Atemnähe.

Totone bewegt sich echt ungeschickt im Leben. Und weil er seinen Vater sturzbetrunken in dessen Auto und damit auf den Heimweg setzt, landet dieser in einem Baum, tot.

Jetzt muss Totone selber für sich und seine kleine Schwester sorgen. Er braucht Geld. Erst verkauft er das Inventar der Käserei seines Vaters und den Traktor dazu. Es bleibt ihm noch sein Moped und der Helm. Er arbeitet in einer befreundeten Käserei. Dort wird er von den Jungs wegen Mädchengeschichten verprügelt.

Totone hat die Idee, selber Käse zu machen, weil er erfährt, was für Preisgelder es bei Prämierungen geben kann. Er stellt sich dabei so ungeschickt an, dass momentweise nicht klar ist, wer jetzt ungeschickter ist, die Filmemacherin oder der Junge, der offenbar bei seinem Vater nicht das Elementarste über die Käserei mitbekommen hat.

Oder die Pubertät nimmt ihn so in Beschlag, dass sein Verstand und seine Rationalität nicht mehr zu Potte kommen, Mädchengeschichten gibt es auch. Andererseits hat er Freunde die ihn unterstützen und es gibt auch einen älteren Bruder, der Stockcarrennen fährt; so eines kommt als Drüberstreuer im Film auch vor, aber dieser Bruder führt sein eigenes Leben. Bemerkenswert schön ist auch die französische Juralandschaft, in der der Film spielt.

Im Schatten der Träume

Vom Wesen des Schlagers

Er trifft direkt ins Herz, er braucht nicht den Umweg über den Kopf, dieser gewisse Mix aus Banalem und Kunst. Er scheint von den politischen Färbungen der Zeit unberührt. Er gedeiht in der grauenhaften Nazizeit ebenso wie in dem nach dem Zusammenbruch aufkommenden Wirtschaftswunder.

Es geht hier um die Schlagerwelt, wie sie geprägt wurde von dem Komponisten- und Textdichterduo Michael Jaary & Bruno Balz, Deutschlands Traumpaar für Film und Schlager, wie es auf einem Cover heißt. Sie sind die Protagonisten dieses sorgfältig gemachten Filmes von Martin Witz (Drehbuchmitarbeit an Hugo Koblet – Pedaleur de Charme und Regie und Drehbuch an The Substance – Albert Hofmanns LSD).

Obowhl die Tonfilm-Operette als Unterhaltung ein Feindbild der Nationalsozialisten war, schafften Jaary und Balz Unterhaltung mit Zarah Leander in der Nazizeit, die die Herzen bewegte, schafften Massenhits, die doch nicht als Propaganda gesehen werden konnten wie andere Filme der Zeit, mit „Die große Liebe“ mit Zarah Leander, „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehn“, mit über 20 Millionen Besuchern 1942. Ein Schlager, der auch nach dem Krieg ein Gassenhauer blieb.

Schlager als Kunstgattung, die offenbar schauderhafte Politzeiten unbelastet überstehen kann. Nach dem Krieg rückt Bibi Jones als Protagonistin ins Zentrum, Filme mit Heinz Erhardt, Rühmann. „Die Dritte von Rechts“ als erster großer Revuefilm nach dem Krieg.

Das Archivfootage aus Show und Politik ist exzellent ausgewählt, tritt nie in die Propagandafalle. Es kommt Douglas Sirk aus dem Archiv zu Wort zu Zarah Leander. Neu für den Film befragt wurden Bibi Jones und die Tochter von Michael Jaary sowie Fachleute aus der Branche und Carol Schuler singt Lieder als seien sie die Zeitlosigkeit selbst.

Der Film fadet in der Zeit der aufkommenden und populärer werdendenden Familien-Fernsehunterhaltung aus. Er wirft einen Blick auf ein oft gescholtenes Genre, das nie reine Kunst, wenn es aber Qualität hat, auch nie ohne Kunst ist und dadurch eine enorme Leichtigkeit bei gleichzeitiger Langlebigkeit erzielt. Als Sahnetüpfchen gibt es Heintje, der noch heute auf Youtube für Millionen von Klicks gut ist.

Der Lehrer, der uns das Meer versprach

Diktaturaufarbeitung auf Spanisch

Während sich in Deutschland so etwas wie eine Aufarbeitungsindustrie zur Nazizeit und deren Verbrechen, zum Holocaust, entwickelt hat, wo manchmal der Aufarbeitungswert nicht so ganz klar ist, hat sich Spanien mit den Verbrechen des spanischen Bürgerkrieges und des Franco-Regimes schwerer getan.

Entsprechend vorsichtig werden die Dinge behandelt. Es gab beispielsweise Franco vor Gericht -Das spanische Nürnberg? oder, bei uns nur als DVD, El Entusiasmo. Ein anderer Ansatz war der Film Parallele Mütter von Pedro Almodovar. Dort ging es um die Exhumierung von Opfern. So ist es ebenfalls hier im Film von Patricia Font nach dem Drehbuch von Francesco Escribano und Albert Val.

Hier begibt sich Ariadna (Laia Costa) auf die Suche nach Spuren von ihrem Großvater Carlos. Sie macht das sehr ernsthaft, wie um dem Sujet des Filmes die angemessene Referenz zu erweisen. Sie erhofft sich Spuren bei den Ausgrabungen von Massengräbern. Dort ist nichts zu finden.

Aber sie stößt auf die Geschichte des Reformpädagogen Antonio (Enruc Auquer). Diese wird in Rückblenden sehr verhalten erzählt. Anfangs will keiner der Schüler zu ihm in die Dorfschule von Banuelos kommen. Da er die Kinder spielerisch für das Lernen begeistert, ist das einfach eingerichtete Schulzimmer, es ist das Jahr 1936, bald voll.

Schön schildert der Film, wie Antonio die Schüler ermuntert, eigene Geschichten zu schreiben. Diese werden mit einer primitiven Presse im Schulzimmer gedruckt. Er selber nimmt den als schwierig geltenen Jungen Carlos, der nicht schreiben und lesen kann, auf und fördert ihn.

Carlos ist der Urgroßvater von Ariadna. Antonio unterrichtet nach der Freinet-Pädagogik. Die kommt gut weg im Film mit ihrem sympathischen Vertreter und mit guten Resultaten: auch der Schüler Emilio (Nicolás Calvo) bekommt schließlich vom stur-strengen Vater die Erlaubnis, mit der Klasse ans Meer zu fahren und schreibt auch einen schönen Aufsatz drüber.

Carlos, der als Analphabet an die Schule kam, schreibt bei der Schulinspektion einen tadellosen Satz nach Dikat an die Wandtafel. Dem aufkommenden Francoregime sind solche Freigeister wie Antonio ein Gräuel.

Allt the Little Animals

Sensitive Feelings

Sich das Kreatürliche und die Empathie für die Kreatur bewahren. Das tut Bobby Platt (Christian Bale), indem er vor seinem bösen Stiefvater Bernard De Winters (Daniel Benazli) eine weiße Maus in einer mit Lüftungsgittern versehenen Blechbox aufbewahrt, die er im Badezimmer unter einer losen Kachel versteckt hält.

Respekt vor dem Leben und gleichzeitig der ausgeprägte Wunsch zu töten, nämlich den Fettsack wie er De Winters nennt, prägen den Widerspruch im Leben von Bobby. Er ist 24, ist aber noch wie ein Kind, denn ein Autounfall in seiner Kindheit hat Teile seines Gehirns beschädigt. Seine Mutter ist tot. Sie war die Besitzerin des Kaufhauses Platt in London.

Bobby ist überzeugt, dass De Winters die Mutter umgebracht hat, nicht mit nachweislich physischer Gewalt, sondern mit seinem Verhalten. Bobby hat der Mutter versprochen, nichts zu unterschreiben, was ihm sein Stifvater vorlegen würde.

Um das Töten und den Respekt vor der Natur und der Kreatur geht es auch der zweiten Hauptfigur in diesem wie zeitlos wirkenden Film von 1998 (er spielt 1996) von Jeremy Thomas nach dem Drehbuch von Eski Thomas nach dem Roman von Walker Hamilton. Es ist Mr. Summers (John Hurt). Er ist ein zurückgezogener Aussteiger, der sein Leben überfahrenen Tieren der Landstraße widmet, indem er sie aufsammelt und begräbt.

Zwei Tramps auf der Landstraße, ein ewiges, filmisches Motiv.
Bobby sieht sich von De Winters erpresst mit der drohenden Einweisung in eine geschlossene Anstalt, wenn er sich weigere, die ihm vorgelegten Dokumente zu unterschreiben. Deshalb haut Bobby ab und begegnet auf seiner Flucht, er will nach Cornwall, auf der Landstraße Mr. Summers. Der hat auch seine Gründe für sein Leben und seine Geschichte. Sie entdecken, dass sie die Haltung zu Natur und Leben im Gegensatz zur Gesellschaft verbindet.

Bobby darf bei Mr. Summers unterkommen und mit ihm mitarbeiten. Bei all den wunderbaren Naturaufnahmen mit überbordendem Grün vergisst der Film das Thrillerelement nicht. De Winters braucht Bobbys Unterschrift oder dessen Entmündigung ist mit willfährigen Ärzten leicht zu bewerkstelligen, um an das Kaufhauserbe zu kommen. Er wird ihn suchen, aber das Drehbuch führt seinen Notar Dr. Whiteside (James Faulkner) schon mal an einem sommerlichen Strand auf die Spur von Bobby.

Der Film geht im sich nun in Gang setzenden Count-Down sparsam um, der Gewalt freien Lauf zu lassen, er hält immer den Suspense, die Zuschlagshemmung lang genug parat und gibt Bobby genügend Zeit, den Rat von Mr. Summers zu befolgen, Dr. Winters in eine Falle locken. Wie scheinbar Wehrlose doch sehr wehrhaft sein können; das will sagen, alle Hoffnung muss noch nicht aufgegeben werden.

Kommentar zur den Reviews vom 30. Januar 2025

Redundanz weltweiter Erschütterungen nebst Privatestem im Kino. Die Wellen des Zweiten Weltkrieges spülen einen Architekten bis nach Philadelphia. Tod eines Kindes kann die Welt der Eltern auseinanderbrechen lassen. Und wehe, Du verliebst Dich in einen Roboter, heißt es in den USA. In einem Russland, das einen absurden Krieg gegen die Ukraine führt, kann man nur durchgeknallt sein. Und dann wieder privatim, wenn die CEO mit dem Praktikanten. Oder wenn in Frankreich das Losglück zuschlägt, geraten kleine Welten durcheinander. Dann wieder das weltweite Migrationsthema zwischen London und den Anden. Und was ist in Somalia, das zum ausfransenden Eck der weltweiten Konflikte geworden ist? Andere suchen ihr Heil und ihre Rettung vor einer grausamen Welt in der Religion, aber auch dort ist ein Mensch vor Coming-of-Age-Konflikten nicht gefeit. Auf DVD lässt Allerlei grüßen. Das Weltreich China schaut auf seinen einst schmuddeligen Vorhof. Gute Literatur ist meist Weltliteratur, sowieso wenn sie mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wird und dann Jahrzehnte später in Polen noch markant filmisch nachkonturiert wird. Und dann gibt’s wieder diese verborgenen Ecken, die erst hundert und mehr Jahre später ihre Würdigung in einem Film finden, hier aus der Nähe von Venedig. All dies ist bestimmt kein Katzenjammer, sowieso nicht auf einer DVD, die sich explizit dieser Tiere annimmt.

Kino

DER BRUTALIST
Amerikanische Einwanderer-, Architektur- und Liebesgeschichte

POISON – EINE LIEBESGESCHICHTE
Was die Liebe mit Menschen macht.

COMPANION – DIE PERFEKTE BEGLEITUNG
Ist die perfekte Liebe nur als rebootbare Täuschung zu haben?

KAI AUS DER KISTE
Der kapitalistischen Werbung ein sozialistisches Schnippchen geschlagen

DIE VERTRIEBENEN
Zwei Frauenschicksale in einem durchgeknallten Russland

BABYGIRL
Alte Frau mit jungem Macker, nicht neu, aber immer wieder schön zu schauen.

SECHS RICHTIGE – GLÜCK IST NICHTS FÜR ANFÄNGER
Das Kino amüsiert sich über die Unfähigkeit der Menschen im Umgang mit einem Millionengewinn.

THE LAST EXPEDITION
Spekulation und Legendenbildung über eine extrem avantgardistische Bergsteigerin aus Polen

PADDINGTON IN PERU
Klar, ein Bär in London ist origineller als einer im peruanischen Dschungel.

THE VILLAGE NEXT TO PARADISE
Unique selling point: erster Filmbeitrag Somalias in Cannes.

GOTTESKINDER
Auch das scheint es heute noch zu geben, Gewissenskonflikte wegen erotischer Anfechtungen.

DVD
CITY OF DARKNESS
Hier herrschte das Verbrechen, bevor Nationalchina übernahm.

DAS FLÜSTERN DER FELDER
Das Kino als Literaturausbeuter und Literaturverstärker zugleich

GLORIA!
Italienische Komponistinnen um 1800 wie gepresste Blumen in einem Album.

ALLES FÜR DIE KATZ
So viele Katzenleben möchte man haben. Und noch eins und noch eins und noch eins.

Companion – Die perfekte Begleitung

Willkür eines Roboters –
ein Spiel mit KI

Es ist Liebe auf den ersten Blick, eine Amour Fou, wie vom Blitz getroffen stehen die beiden im Supermarkt, Iris (Sophie Thatcher) und Josh (Jack Quaid). Eine traumhafte Filmliebe bahnt sich ein, beides leinwandbeeindruckende, frische Schauspieler, sie wie die Frau schlechthin, gerade so an der Grenze zum Püppchen, er mit wachem Blick, Humor in den Augen, könnte ein Junge vom Lande sein, zupackend, nicht lange fackelnd.

Kurz entschlossen nimmt Josh Iris mit zu einem Wochenende bei Freunden. Beim Anblick der „cabin“, der Hütte, von der Josh gesprochen hat, stutzt Iris erst. Es stellt sich als ein Anwesen heraus in ähnlichen Dimensionen wie in The Room Next Door von Pedro Almodovar. Hier werden sich jedoch ganz andere Dinge abspielen, blutige, das darf vielleicht verraten werden.

Es ist das Anwesen von Sergej (Rupert Friend), einem dubios reichen Russen, auch er ein knackiger Leinwantyp mit diesen stahlblauen Augen und dem markanten Profil. Iris, die wie die Unschuld vom Lande wirkt und offenbar an die reine Liebe glaubt und an diejenige für alle Zeiten, ist irritiert, von Kat (Megan Suri) zu erfahren, dass Treue für den verheirateten Sergej kein Leitbegriff sei.

In dem Wochendehaus sind außerdem zugange Eli (Harvey Guillén) und Patrick (Lukas Cage), bei denen bei einer Party die Liebe auch wie ein Blitz eingeschlagen habe. Der leinwandsympathische Patrick, der den Eindruck eines unbeschriebenen Blattes erweckt, ist dem untersetzten, etwas molligen Eli auf das Schwänzchen seines Dinokostümes getreten.

Nachdem diese Hauptfiguren die Bühne des Wochenendhäuschens bevölkern und ein paar Sätze über die Liebe losgelassen habe, ganz subtil, zu leichter, leicht humoristischer Musik, kommt es zu einer übergriffigen Handlung am See zwischen Sergej und Iris.

Ab hier ist nichts mehr, wie es war, ab hier wird der Film von Drew Hancock ein heiter-blutiges Verwirrspiel um Echtheit und künstliche Intelligenz, um Roboterimitationen von Menschen, die offenbar auf die Liebe spezialisiert sind.

Die Spengler der Roboter stammen aus der Firma „Empatix Robot“. Die sind zwischendrin auch mal gefragt. Aber aller Roboterhaftigkeit zum Trotz sind da auch Menschen aus Fleisch und Blut und wenn auf solche eingestochen wird, dann fließt das Blut heraus; diese Menschen sind nicht so leicht zu rebooten wir Roboter.

Der Film reflektiert auf einer trickreichen Ebene, die rationalem Nachvollzug nicht unbedingt immer zugänglich ist, die ewige Frage nach der Echtheit von Liebe und Gefühlen und unterhält mit teils unerwarteten Wendungen und einer schönen Bildästhetik, die Darsteller eingeschlossen.

Go ahead, make my day.