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Gedanken zu Avatar

James Camerons Avatar ist ein gewaltiges Kinoerlebnis, effektgeladen vom ersten bis zum letzten Pixel. Die Geschichte ist schnell mit Der mit dem Wolf tanzt trifft Pocahontas überschrieben, eine Analogie, die jeder schnell selber erkennt.

Nun hat Annalee Newitz den Film unter dem Aspekt der kulturellen Differenzen unter die Lupe genommen, sprich, auf seinen Gehalt von Rassismus (und abgeschwächten Varianten) abgeklopft. Die Antwort ist ziemlich beeindruckend, daher hier eine Leseempfehlung.

Niemand will sagen, dass Avatar rassistisch sei, auch will niemand das Kinoerlebnis schlechtmachen. Es ist nur erstaunlich, dass diese Art der Geschichte offenbar das ist, was die Zuschauer am ehesten sehen, erleben, leben wollen. Dass das zu denken gibt, wird nach Lektüre von Newitz‘ Gedanken klar.

2012 wirft seine Schatten voraus

Der halbwegs mündige Bürger verfügt ja im Normalfall über ein minimales wissenschaftliches Basiswissen. Dazu gehört, dass die Erde sich um die Sonne bewegt (und nicht andersherum), dass Massen sich gegenseitig anziehen, dass Materie aus Atomen besteht, die wiederum aus diversen Bestandteilen bestehen. Und, ganz wichtig, dass die Forschung noch lange nicht alle Geheimnisse des Universums geknackt hat und dies im Gegensatz zur Religion auch nicht für sich beansprucht.

Dass Roland Emmerich seinen neuerlichen XXL-Katastrophenorgasmus 2012 auch im Internet viral bewerben lässt, ist ja selbstverständlich. Doch ich hätte nie gedacht, dass es tatsächlich Menschen gibt, die offenbar ernsthaft einen Weltuntergang am 21. Dezember 2012 für möglich halten.

Im Film sorgt eine gewaltige Protuberanz auf der Sonne für eine stark verstärkte Emission von Neutrinos. Beim Erreichen der Erde dringen diese tief in den Planeten ein (das tun Neutrinos wirklich) und erwärmen das irdische Magma. Die erhöhte Temperatur lässt die unteren Schichten der Erdkruste schmelzen, was die tektonischen Platten instabil werden lässt. Dadurch gibt es überall starke Erdbeben, manche Platten sinken ab und werden vom Meer überspült, andere werden in die Höhe gehoben.

Während ich persönlich die tektonischen Konsequenzen der ganzen Geschichte für halbwegs realistisch halte (von fehlenden kontinentweiten, vernichtenden Druckwellen und einer Art globalem nuklearem Winter mal abgesehen), ist die Erwärmung des Erdkerns durch Neutrinos, die laut Film „wie Mikrowellen wirken“, natürlich absolut hirnverbrannter Käse.

Müsste ich für einen Film einen Planeten vernichten, würde ich ihn stilvoll in den Weg der Röntgenemission eines schwarzen Loches stellen. Dann wäre aber auch Schluss mit Lustig, Überlebende kann es nicht geben. Alles, was nicht so stabil wie Granit ist, dürfte bald verdampft sein. Im Gegensatz zum Neutrino-Mechanismus gibt’s das nämlich wirklich.

Doch zurück zu Roland Emmerichs viraler Leichtgläubigkeitsaufdeckungskampagne: Die NASA hat es doch glatt für nötig gehalten, ein Weltuntergangs-FAQ online zu stellen. Faszinierend. Ich hatte immer angenommen, dass jeder, der es bis ins Internet geschafft hat, automatisch helle genug ist, einen Weltuntergang dieser Form anzuzweifeln. Das Problem: Vielleicht regiert ja bis 2012 soviel Dummheit, dass die ansteigenden Zahlen dieser Neozombies einem Weltuntergang gleichkommen? Ich frag mich nur, wo die helleren Köpfe sich dann sammeln… Im Pentagon bestimmt nicht.

Ach ja: 2012 ist nett anzusehen. Der Film ist wie ein Super-Size-Menu von Burger King oder McDonald’s: Man weiß genau, was man kriegen wid; es handelt sich definitiv nicht um Gourmetküche; und nachher hat man für ein halbes Jahr wieder genug davon. Aber beim Völlern fühlt es sich unvergleichlich gut an, sofern man währenddessen seine Schuldgefühle unterdrücken kann zumindest.

Ich glaub, ich ruf mal die Wayans-Brüder an, ob ich an der Verarschung mitschreiben darf.

(via)

Holly-, Bolly-, Nollywood!

Gänzlich an mit vorbeigegangen ist die Größe des Nigerianischen Filmgeschäfts, im Volksmund eben Nollywood genannt, über die ich vorhin einen Beitrag auf ARD gesehen habe. Lokale Themen („Deine neue Frau kann nicht ordentlich kochen!“) werden von kleinen, unter den Umständen so professionellen Teams wie möglich mit wenig Budget in Privaträumen gedreht. Die DVDs kommen für wenig Geld in den Handel, Raubkopien lohnen nicht. Der Umsatz wird generiert über „Masse statt Klasse“. Noch sehen die Filme eher so aus wie Soaps, doch mittel- und langfristig liegt nicht wenig Macht in lokalen Produktionen für lokale Märkte. Ein nicht uninteressanter Trend, und der Beitrag ist derzeit noch hier online anzusehen (7 Minuten).

Ich reserviere hiermit den Begriff Mollywood für den bayerisch-tirolerischen Film, wobei das M für München steht (das B für Bayern ist ja schon weg). Wenn die Tiroler einen eigenen Begriff wollen, reserviere ich für sie hiermit Tollywood gleich mit. Und Zollywood für Zombiefilme. Hmmm, Zombiefilme…

If the Internet named movies…

Wenn das Internet also Filmtitel vergeben dürfte, sähen die Filmposter wohl so aus. Ich find das eine sehr gelungene Sache, nicht nur sind die Ideen recht witzig, auch zeigt dies spielerisch, wie weit sich die Kommunikation im Netz von der der Realtität unterscheidet.

kleiner Film + großes Netz = neue Sichtweisen für alle

Ich bin heute über den kleinen, aber feinen Film „Goldschmied Fabian“ gestolpert. Den Text dahinter kannte ich schon, doch die Umsetzung ist überaus gelungen. 50 Minuten, die man sich mal vor dem Rechner gönnen sollte. Nachdenken erwünscht!

Hollywoodspeak decoded

Das seine Menge Aussagen in jedem noch so wohlmeinenden Arbeitszeugnis versteckt sind, weiß jeder. Ebenso verhält es sich bei Ärzten, die sich bisweilen mit lateinischen Notizen gegenseitig darüber informieren, ob der überwiesene Patient ein hypochondrischer Volldepp und Nervtöter ist oder tatsächlich (körperliche) Hilfe braucht.

Nun werden wir ja täglich mit einer Flut von schickem PR-Talk konfrontiert (alle, nicht nur die Journalisten), in dem sich auch so manche Wahrheit verbirgt. Ken Levine, ein Hollywood-Autor, hat ein paar der üblichen Schlagwörter für uns in normales Englisch übersetzt, hier sein Blogeintrag dazu. Mit Dank an meinen ehemaligen Drehbuchstudienkommilitonen Yannick, der doch glatt was aus seinen Anlagen gemacht hat.

Ich will, dass Ihr wütend werdet!

Jemand hat einen schönen, vor allem aber erstaunlich treffsicheren Wahlwerbespot für die Piratenpartei herausgegeben, der auf dem Klassiker Network basiert. Ich will hier nicht politisch werden, aber wir leben in einer Zeit des Umbruchs. Man kann es an allen Ecken und Enden spüren: Grundeinkommen, Datenschutz, Mündigkeit durch Web2.0, es ist wie das Heraufziehen einer neuen Demokratie, ein frischer Wind.

PS: Die Piratenpartei hat sich gerade textlich etwas ungeschickt von einem Farbbeutelwurf distanziert. Im Spot kommt aber ein Farbbeutelwurf vor, weswegen ich denke, dass der Spot eher inoffizieller Natur ist.

Martin Scorsese zur Weekend Film Series des LACMA

Das Los Angeles County Museum of Art (LACMA, mit nicht uninteressantem künstlerischen Intro) stellt nach über 40 Jahren seine Weekend Film Series ein, in der Filmklassiker wiederaufgeführt wurden. Dies hat zu nicht unerheblichen Erschütterungen unter Filmliebhabern geführt. Regisseur Martin Scorsese selbst wendet sich in einem lesenswerten offenen Brief an die Verwantwortlichen. Es ist schade, dass selbst Museen profitorientiert zu denken gezwungen sind.

Nepper, Schlepper, Bauernfänger

Und wieder bin ich auf einen Artikel rund um die neuen Medien gestoßen, den ich ziemlich unverschämt finde. Über diesen Tweet wurde ich auf den Artikel „How to make money with Twitter“ von Mediadonis aufmerksam. Abgesehen davon, dass ich einen Nick wie Mediadonis für eher ungeeignet halte (in diesem Fall wegen eines scheinbar übermäßig ausgeprägten Selbstbewußtseins), ist der dahinterstehende Autor Marcus Tandler selbst Fachmann für Suchmaschinenoptimierung und ähnliches Online-Marketing. Er schreibt auf englisch, so ist anzunehmen, weil dann die mögliche Verbreitung seines Textes größer ist, also mehr potentiellen Benefit hat.

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