Archiv der Kategorie: Verstorbene

Jean-Luc Godard

Jean-Luc Godard ist am 13. September 2022 verstorben.

Ein großer Kinoanreger, ein eleganter Kinospieler, einer bei dem Kino nie, wie leider gerade auch heute so oft, nur eine Wahrheit hat, nein, 24 mal pro Sekunde die Wahrheit musste es schon sein in der guten alten Zelluloid-Zeit. Wie viele Wahrheiten also in einem Film! Damit ist nichts mehr im Pixelzeitalter. Also die Frage, ob ein Einfluss Godards, des einmaligen Inspirierers der Nouvelle Vague, heute noch nachweisbar sei. Allenfalls im essaysistischen Film?

So viel Wahrheit in so kurzer Zeit, das regt die Gehirnzellen des Zuschauers an, das ventiliert den Mief im Kopf, das bringt nichts Verborgenes an den Tag, das setzt lauter Bekanntes, lauter bekannte Wahrheiten in neuen Zusammenhang, beleuchtet die „Dinge“ neu, lässt sie vielleicht erst als „Dinge“ existieren.

Godard: spitzenmäßig sind die Schauspieler bei ihm (Jean-Paul Belmondo, Jean Seberg, Brigitte Bardot, Michel Piccoli, …)

Seine Kunst der Montage, wo er genau den Möwenschrei auf die Tonspur setzt, das ist nicht „irgendwo“, sondern da, wo es pikant ist, wo es Stil hat, wo es einen unerwarteten Akzent setzt. Wie Montage für Godard ein eminenter Teil der Kinoarbeit war, auch die mit den Händen. Und immer auch Texttafeln zu den Bildern. Mit den Händen denken (Bildbuch – Le livre d’image).

In der Nähe des Themas der Hände, was die Hände erarbeiten, der Beruf seiner Figuren ist wichtig, der ökonomische Zusammenhang, allenfalls Ausbeutung, aber auch die Staatsform, die Demokratie, die Geschichte, was die Menschen schon geschaffen haben an Bild- und Kulturwerten, überhaupt, was ist Bewussstsein, kann Film durch die Kunst der Montage ein ganz besonderes Bewusstsein schaffen?

Godard trifft Truffaut- Deux de la Vague.

Wichtig scheint Godard auch für Agnes Varda gewesen zu sein, die es noch im hohen Alter für nötig hielt, ihm in ihrem Film Augenblicke – Gesichter einer Reise ans Bein pinkeln zu müssen.

Film Socialisme: Wer bei Godard keine geistige Anregung findet, dem ist nicht zu helfen.

Champagner für die Augen – Gift für den Rest (BR, Mittwoch, 6. Juli 2022, 22.45 Uhr) – Zum Tod von Klaus Lemke

Große Träume mit kleinem Gepäck

Der BR stellt dem Schwabinger Filmemacher und Urgestein eine Stunde Sendezeit zur Verfügung, um über seine Anfänge in den späten 60ern und frühen 70ern nachzudenken, sie zu erinnern und in Ausschnitten seiner Filme zu präsentieren.

Lemke moderiert direkt in die Kamera. Dabei fällt die eine oder andere Anekdote ab, wie er bei einer Preisverleihung neben Richard Burton und Liz Taylor saß und Burton geschickt eine Flasche Whisky hinter seinem Stuhl versteckt hatte und wie er nach dieser Griff, trank und auch einen Schluck, alles in gebeugter Haltung, dem Schwabinger angeboten habe.

Die großen Träume des Schwabingers reichen schnell bis New York. Dort kann er filmen, dort umkreist er die zwei inzwischen geschichtsträchtigen Türme des World Trade Centers, das kurz vor der Eröffnung stand. Da weht ein Hauch Weltgeschichte in die Schwabinger Filmfabrik.

Die Dimension wird in einem der ersten Filmausschnitte zwischen Sylvia Winter und Rolf Zacher geklärt. Dieser taucht bei ihr mit einem kleinen Koffer auf. Er möchte nach Acapulco. Tja, wenn das mehr als ein Traum wäre.

Dann geht es vor allem um Cleo Kretschmer, die mit Hollywood-Träumen völlig unverformt vom bayerischen Bauernhof kommt und in Schwabing und den Filmen von Klaus Lemke schnell in die Champagner-League aufsteigt.

Lemke hat immer ein Auge für unverbogene, natürliche Menschen, die er als Darsteller einsetzt, die mit oft nicht allzu komplexen Dialogen auch keine Probleme haben, filmaffin sind sie alle,. Der Film entwirft auch ein Bild der wilden Lebensfreude jener Schwabinger Jahre.

Jetzt ist bekannt geworden, dass Klaus Lemke eben mit 81 gestorben ist. So kann denn diese Fernsehsendung als ein Abschiedsgruß von ihm selber gesehen werden.

Hans Schifferle

Hans Schifferle ist gestorben, Filmkritiker, Filmenthusiast, Sammler, Motorradfan. 

Eine ausführliche Würdigung durch Tobias Kniebe und Doris Kuhn findet sich in der Online-Ausgabe der SZ.

Zu den Obituary Values, die die SZ anführt, wäre hinzuzufügen, dass Hans Schifferle zuletzt einer der Köpfe des zweimal jährlich erscheinenden Kleinods SigigGötz ENTERTAINMENT war, einer bibliophilen Kostbarkeit, einer wahren Fundgrube und einem Beweis dafür, wie vielfältig unsere Kulturwelt auch weit ums Kino herum doch ist, ein Augenöffner für Wunderwelten, die teils berühmt und bekannt sind, teils ohne Rücksicht auf den Lärm der Zeit beharrlich ihren Weg gehen oder von denen man sich gar nicht traute sich vorzustellen, dass es sie gibt. 

Für Hans Schifferle gehörte der Kinobesuch zum Leben, wie für andere Leute der Gang zum Bäcker: Pressevorführungen, Werkstattkino München, Filmmuseum München, Festivals, reguläre Vorstellungen. Er war einer der wenigen, der bei den Pressevorführungen darauf verzichtete, den angebotenen Kaffee oder das Kaltgetränk auch anzunehmen; ich habe das immer als bewussten Entscheid interpretiert, auf gar keinen Fall den Eindruck von Bestechlichkeit erwecken zu wollen. 

Von der SZ war Hans Schifferle insofern enttäuscht, als nach Jahren der regelmäßigen Mitarbeit die Honorare immer kleiner wurden, woraufhin er sich entschied, für so geringe finanzielle Anerkennung grad gar nicht mehr zu schreiben. 

Hans Schifferle ist einer der Filmmenschen, bei denen ich mich immer gefreut habe, wenn er im Kino aufgetaucht ist, meistens war es ein Hinweis darauf, dass ein besonderer Film zu erwarten sei. Während der Filmvorführung selber linste er immer mal im Saal herum, neugierig, wie andere das vorgeführte Bilderwerk aufnehmen, ob die grad auch das sehen, was ihn verzaubert – oder auch nicht (er konnte einen Film bei einer Pflichtveranstaltung durchaus auch mal als Schmarren bezeichnen; was natürlich in der Pflichtkritik offiziell nie so beschrieben wurde; da war er zu respektvoll). 

Weitere Würdigungen finden sich auf der Facebook-Seite von SigiGötz-ENTERTAINMENT.

Kommentar zu den Reviews vom 3. Januar 2019

Persönliches.
Julia Edenhofer. Sie bleibt mir in Erinnerung mit ihrem Strahlen, das aus den Tiefen der Seele (oder des Schmerzes?) kam, mit kurzen Gesprächen über die Filme vor oder nach Pressevorführungen und, wie Julian in seinem sehr persönlichen Nachruf erwähnt, mit den verführerischsten Torten weitherum, die sie für den Flohmarkt des Bundes der Katzenfreunde zu kreieren pflegte. Mit einem Link darauf hinzuweisen ist sicher in ihrem Sinne, die sich für Tiere engagiert eingesetzt hat – einmal bin ich ihr bei klirrendem Schneewetter im Luitpoldpark begegnet, wie sie mit ihrem Wägelchen voller Vogelfutter zugange war. – Dies sind Erinnerungen, die bleiben.

Zu den Reviews.
Falscher Schein. Die Nähe zur Macht verwandelt Frauen zu Schlangen. Der Visionär, der sich für einen König hält. Mit der falschen Identität aufgewachsen. Nur unter Pseudonym zum Erfolg. Den Nobelpreis erschlichen. Extrembergsteiger und doch kein Vorbild. Im TV dümpelte eine frühere Erfolgssendung auf längst korrumpierten Pfaden. Und stefe servierte einen Strauß an Filmen von 2018, die frisch geblieben sind.

Kino
THE FAVOURITE – INTRIGEN UND IRRSINN
Der britische Königshof liefert das Modell, wie trunken und amoralisch der Zugang zu den intimsten Gemächern der Macht Menschen machen kann.

REY
Es gibt Menschen mit Visionen, die wollen die Welt im äußersten Zipfel retten.

MANOU, DER MAUERSEGLER
Weil Manou unter lauter Möwen aufwächst, muss er sich fragen, ob mit ihm etwas nicht stimmt. Der schöne Animationsfilm hilft ihm, damit klar zu kommen.

COLETTE
Der Erfolg des Autors Willy ist eine Mogelpackung; die Bücher stammen von seiner Frau.

DIE FRAU DES NOBELPREISTRÄGERS – THE WIFE
Mogelpackung auch hier: die Gattin ist die wahre Autorin hinter dem Literaturnobelpreisträger.

MANASLU – BERG DER SEELEN
Ein erfolgreicher Extrembergsteiger, der im Straßenverkehr mit zu viel Alkohol im Blut einen Menschen zu Tode fährt, sollte sich besser aus der Öffentlichkeit zurückziehen.

TV
GERNSTL UNTERWEGS: IM GÄUBODEN UND IM BAYERISCHEN WALD
Franz-Xaver ist in seinem Pfründenaustrag müde geworden. Kein Empfehlung für eine Erhöhung des Rundfunkzwangsbeitrages.

Jahresrückblick
EIN STRAUSS SCHÖNER FILME AUS 2018
Einige Filme, die zu erinnern sich lohnt.

Carlo Pedersoli 1929 – 2016

Für Bud Spencer vergieße ich nicht nur eine Träne.

Carlo Pedersoli 2015 in Berlin. Foto: Michél Buchmann, CC-BY-SA 4.0. Quelle: Wikipedia
Carlo Pedersoli 2015 in Berlin. Foto: Michél Buchmann, CC-BY-SA 4.0. Quelle: Wikipedia

Nein, der Tod dieses großartigen Mannes rührt mich zutiefst. Er bezeichnete sich selbst nur als Darsteller neben dem ausgebildeten Schauspieler Mario Girotti (Terence Hill).

Er stellte sein Licht stets unter den Scheffel, war stets ehrgeizig und dankbar für seine Karriere.

Er war sich dessen bewusst, dass die von ihm gespielten Figuren nur aufgrund eines skurrilen kosmischen Zufalls erfolgreich waren, und nützte das nicht leidlich aus.

Von ihm stammt das einzige Autogramm, das ich von jemandem habe, den ich dafür nicht persönlich getroffen habe. Ich beneide einen Kollegen sehr, der vor Jahren noch ein Interview mit ihm machen konnte.

Noch vor wenigen Wochen ging ich mit der Idee schwanger, ihm einen Fan-Brief zu schreiben.

Ein erwachsener Journalist schreibt Fanpost an seinen gealterten Kindheitshelden, das hätte schön sein können. Es sollte nicht sein, ich war mal wieder zu langsam, zu bedacht, zu sehr von Ausreden („Gründen“) gehindert.

Deine Filme bereicherten meine Kindheit in einem Maße, wie es nur wenige andere konnten. Ich schulde Dir was.

Ich werde Dich immer in bester Erinnerung behalten, Mücke, Nilpferd, Bulldozer, Banana Joe, Kommissar Plattfuß. Ruhe in Frieden!

Wolfgang Längsfeld: 1937 – 2012

Wolfgang Längsfeld ist verstorben, so erfuhr ich vorhin über das Radio, als ich im Auto saß. Der langjährige Leiter der Spielfilmabteilung der Hochschule für Fernsehen und Film München wurde 74 Jahre alt.

Ich habe Herrn Längsfeld noch persönlich und im Amt erlebt, insbesondere, da ich mich an der Spielfilmabteilung der HFF München beworben habe, mehrfach.

Besonders bemerkenswert erscheint mir meine erste Bewerbung, damals, für das Wintersemester 1995 / 1996. Ich hatte im Jahr zuvor Abitur gemacht, meine Begeisterung für Film war gigantisch, meine Energie grenzenlos. Dass die Filmhochschule nur drei S-Bahn-Stationen von zuhause entfernt lag, schien ein Wink des Schicksals. Anstatt zur Uni zu gehen und mein Bio-und-Chemie-fürs-Lehramt-an-Gymnasien-und-vielleicht-auch-Diplom-Studium zu forcieren, trieb es mich immer wieder zur Filmhochschule. Per Aushang bot ich meine Hilfe bei Filmproduktionen an, zum Zwecke des Sammelns von Erfahrung in der Produktion und bei Dreharbeiten. Sogleich stand das Telefon nicht mehr still: Kostenlose Assis, die wurden von jedem Filmschulstudenten gerne angeheuert.

Meine erste Tätigkeit überhaupt war die allgemeine Hilfe bei einer TV-Show namens Quintessenz. Die gab es natürlich nicht im Fernsehen, aber in einem Studiengang war sie entwickelt worden, nun sollte eine Pilotfolge gedreht werden. Das kleine HFF-Studio (mir erschien es damals gigantisch, mit all der Technik, die da von der Decke hing!) war mit einer Deko ausgestattet worden, es gab Zuschauerbänke, Kandidatenstühle und so weiter. Später kamen dann noch einzelne Filmdrehs hinzu, so dass ich mich, als ich mich daran machte, meinen Studienplatz an der HFF zu erarbeiten, schon recht zuhause fühlte in der Hochschule.

Im Rahmen der Bewerbung überfiel ich die lokale Neubiberger Aral-Tankstelle für das Fotoshooting einer Schlüsselszene. Freunde aus der Schulzeit, die sich allesamt in der Theatergruppe semiprofessionelle Kenntnisse rund um den Kulturbetrieb angeeignet hatten, halfen mir, diesen Überfall fotografisch festzuhalten. Ich hatte einen großartigen Beleuchter (der  heute Teilhaber an einem größeren Unternehmen für Veranstaltungstechnik ist), einen großartigen Fotografen (der arbeitet heute in einem der Münchner Theater als leitender Bühnentechniker oder wie das heißt), mehrere technische Assistenten (einer von ihnen ist heute bei einem anderen Unternehmen für Veranstaltungstechnik, ein anderer war später selbst auf der Filmhochschule, wurde dann aber doch lieber Arzt), einige Freunde vor Ort, die mit diversen Hilfen aushalfen, vom Stellen des neuen väterlichen BMWs für die Aufnahmen bis zum Dokumentieren der ganzen Aktion auf Video. Mein Bruder half natürlich auch mit, und jede Menge Leute hatten von der Sache gehört und kamen einfach so vorbei.

Die Handlung der von mir für die Bewerbung ersonnenen Geschichte, aus der ich einen Ausschnitt als Fotoserie inszenierte, war relativ simpel: Ein Mann trifft die Frau seines Lebens, die ihm daraufhin auch noch ihre Nummer aufschreibt. Weil keiner einen Zettel dabei hat, schreibt sie ihm die Nummer auf einen 50-DM-Schein und geht. Der Mann trinkt vor Freude über sein Glück ein paar über den Durst und bezahlt schließlich unbedacht mit genau diesem Schein. Ab dem nächsten Morgen versucht er mit zunehmender Verzweiflung, diesen einen Schein aus dem Umlauf einzuholen, was schließlich in der Verzweiflungstat eines Banküberfalls mündet, allein zu dem Zweck, damit der Mann die 50er kontrollieren kann. Schließlich findet sich das Paar auch ohne den Schein wieder, denn als der Mann auch noch die Pferderennbahn überfallen will, findet er die Frau wieder: Sie ist die Ansagerin, den ganzen Renntag über hört er unbewusst ihre Stimme.

(Für die Fotos mussten wir die Tankstelle überfallen, denn die Bank wollte bei meinem Vorhaben nicht mitspielen. Bei der Tanke arbeitete ein Freund, und ich kannte den Inhaber über die Feuerwehr-Burschenverein-Connection ein wenig, daher ging das. Der Besitzer stellte uns sogar ein Bündel 50er.)

Für die Dokumentationsaufgabe machte ich eine Dokumentation (ebenfalls wieder nur eine Szene mit Fotos) über das Atelier Klex in Ismaning, wo Renée Birkner (damals mit künstlerischem Partner) so ziemlich als einziger in Deutschland noch große Kinoplakate für die Werbewände der Lichtspielhäuser von Hand malen. Bis heute sind diese Plakate zum Beispiel im Münchner City-Kino im Einsatz, natürlich stets zum aktuellen Film.

An die dritte Aufgabe erinnere ich mich nicht, sie war aus dem Produktionsbereich und hatte irgendwas mit der Kalkulation eines Außendrehs an einem See zu tun, wenn ich mich recht erinnere. Also eine Fleißaufgabe mit viel Recherche.

Als ich schließlich mit der Bewerbung fertig war und diese mit stolz geschwellter Brust bei der HFF abgab (natürlich auf den letzten Drücker, wie sich das so gehört), konnte ich die Antwort kaum erwarten. Tatsächlich, einige Wochen (oder Monate?) später kam die Antwort, ich sei in die zweite (und letzte) Auswahlrunde des Bewerbungsverfahrens eingeladen.

Am Tag X fand ich mich also in der HFF München wieder, aufgeregt bis nahe an der Hysterie. Immerhin ging es hier um meinen Lebenstraum und nicht weniger als den nächsten Stern am Mainstream-Kinohimmel, also mich.

Als ich endlich an die Reihe kam, wurde ich in einen der Vorlesungsräume gebeten, direkt neben den Tischen der Cafeteria auf der Galerie der HFF (einer ehemaligen Daunenkissenfabrik übrigens). Hier saßen mir vier oder fünf Leute gegenüber, nur zwei von ihnen kann ich heute noch namentlich nennen: Die Produzentin Uschi Reich und Wolfgang Längsfeld.

Beide kannte ich natürlich schon vorher, Frau Reich nur vom Sehen, und Herrn Längsfeld natürlich etwas besser wegen meiner Tätigkeiten bei HFF-Produktionen.

Als erstes sagte man mir, dass ich ja keine Beispiele eigener Arbeiten eingereicht hätte, warum denn nicht? Ich antwortete, dass ich zwar schon seit Jahren jede Menge gedreht und gefilmt habe, dies aber „nicht gut genug“ für diese Runde sei.

(Ich hätte die ganze Wahrheit sagen sollen: Ich hatte mich viel mehr für Tricks und Effekte interessiert als für dramaturgische Szenen. Ich hatte jede Menge Beispiele für Zeitraffer, Zeitlupe, Rückwärtsfilmen, Doppelbelichtung, Doppelbelichtung mit Maskierung (z.B. Typ geht hinter einem Baum vorbei und verschwindet dabei), Zeichentrick, Stop-Motion-Animation (die Einzelbilder habe ich mit Blitz beleuchtet und sogar die richtige Belichtung habe ich errechnet, ohne sie irgendwie messen zu können!!), sogar Rotoscoping hatte ich versucht (aber aufgegeben, weil mein Projektor nicht mitgespielt hat), alles in Super 8 und mit der elterlichen Braun-Nizo-Kamera von vor meiner Geburt und jeder Menge Zubehör, das ich mir vom Munde abgespart und auf Filmbörsen und Flohmärkten zusammengekauft hatte. Aber ich war viel zu bescheiden, um diese Dinge als ernsthaft nutzbar für die Bewerbung an der HFF zu halten, da es sich um keine erzählten Geschichten handelte.)

Später fragte mich der Längs (das war so ein Spitzname für ihn damals), was denn mein ganz persönlicher Filmgeschmack wäre. Ich wusste, dass diese Frage schwierig war, denn mein (damaliger) Geschmack war nicht das, was die HFF-Leute hören wollten. Ich hätte „bedeutungsschwangeres Drama rund um eine Behinderung“ oder so antworten sollen, aber musste natürlich wieder mit dem Kopf durch die Wand. Also sagte ich: „Fantasy und Science Fiction sind meine Lieblingsgenres, die Star Wars-Trilogie meine Lieblingsfilme. Ich weiß, das ist nicht das, was üblicherweise in Deutschland gedreht wird, aber ich bin überzeugt, dass es auch hier einen gewissen Markt dafür gibt.“ Dem half, dass Roland Emmerich gerade Stargate gemacht hatte, also wurde genickt und notiert.

Dann lehnte sich Herr Längsfeld in seinem Stuhl zurück, führte seinen Kugelschreiber nachdenklich zum Mund und blickte mich an: „Nehmen wir mal an, ich wäre Ihr Produzent, und wir hätten 5 Millionen DM. Was für einen Fantasyfilm würden wir dann drehen?“ Meine Antwort, ein klassischer Beweis dafür, dass bei mir das Mundwerk oft schneller arbeitet als das Gehirn, lautete: „Mit fünf Millionen? Gar nichts. Das reicht nicht für ordentliche Effekte“.

Da war er aber angepisst, der Längs. Und die anderen runzelten auch schon die Stirn. Ich rang um Fassung. Das Problem war, dass drüben in Hollywood gerade Titanic in der Mache war, und die Nachricht, dass dies der erste Film überhaupt sei, der die magische 100-Millionen-Dollar-Schwelle an Produktionskosten überschreiten würde, hatte kurz zuvor in der Filmwelt schon ziemliche Wellen geschlagen. Offenbar hielten sie mich für größenwahnsinnig. Aber mal ehrlich, was kann man denn bitte im Fantasybereich mit 5 Mio DM anfangen? Da bekommt man vielleicht gerade mal einen Yeti und einen Dreh in der Tundra.

„Gut, vergessen wir das Geld, was drehen wir für einen Fantasyfilm?“, hakte er nach. Ich wurde nervös. Ich wusste nicht, was für einen Fantasyfilm wir plötzlich drehen sollten, zumal er offensichtlich auch noch billig sein musste. Auf die damals noch lange nicht existente Verfilmung aus dem D&D-Universum ging ich nicht ein, denn es wäre viel zu kompliziert und nerdig gewesen, auch noch die Rollenspiele zu erklären. Mein Gehirn war blank. Schließlich zog ich eine Idee für einen Film aus dem Hut, den wir schon zur Schulzeit hatten drehen wollen, und zwar die völlig überdrehte und ins groteske verzerrte Slapstick-Komödie um einen Mannbarkeitsritus zweier Freunde eines Steinzeitstammes. Was halt so rauskommt, wenn man als 15-jähriger mit Schulfreunden und ohne Aufsicht, dafür aber mit Limo und Chips ein Drehbuch schreibt, und man dabei allein von der Tatsache ausgegangen war, dass man in bequemer Entfernung eine aufgelassene Kiesgrube zur Hand hat, die eine schöne Fantasy-Umgebung liefern könnte. Leicht zu drehen also. Mein Pitch ging gnadenlos in die Hose, aber ich rettete mich damit, dass ich nachreichte, dass ich auf diese Frage nicht vorbereitet sei und man durchaus ansprechende Stoffe entwickeln könne, genug Inspiration gäbe es ja dank unserer Märchen und Sagen hier im Land.

„Und was ist Ihr Traumprojekt? Welchen Film möchten Sie einmal drehen?“ wollte er wissen. Wieder so eine Frage. Nicht so einfach. Mein Traumprojekt war klar, ebenso klar war, dass das meinen Größenwahn endgültig offenlegen würde. Aber was soll’s, jetzt die Karten auf den Tisch und ehrlich sein, das ist sicher besser als wieder irgendwas aus dem Hut ziehen. Ich antwortete „Also, mein absolut größter Traum, und das bitte ich Sie nicht falsch zu verstehen, mein größter Traum zu verfilmen, das ist aber nur was für später im Leben, wenn man wirklich versiert und fähig ist und wenn auch die Spezialeffekte viel besser sind, wenn ich also auf lange Berufsjahre als Regisseur zurückblicke, zurückblicken würde, meine Utopie also, die wäre es ––– den Herrn der Ringe zu verfilmen.“ Sprachlosigkeit in der Runde. Der Herr der Ringe galt damals als unverfilmbar, viel zu gigantisch, nicht zu machen. Die Zeichentrick-Version von Ralph Bakshi hatte gezeigt, welchen Aufwand man mit einem Realfilm treiben müsste, ganz und gar unmöglich. Das ließ man mich auch wissen. Ich dachte an Das Gewand, Ben Hur, Spartacus, Lawrence von Arabien, Reise nach Indien, Planet der Affen, Star Wars, E.T. und Indiana Jones, alles ganz große Produktionen, und kratzte meinen Mut zusammen, denn zurückrudern wollte ich jetzt auch nicht. Ich spielte mein letztes Argument aus: „Natürlich müsste man weltweit drehen, die richtigen Landschaften finden, aber auch günstigere Produktionsbedingungen als hier oder in den USA. Man kann den Stoff natürlich nicht in einen Film pressen, hier müsste man wahrscheinlich drei Filme drehen, so wie die Geschichte in drei Bände (eigentlich sind es ja sechs Bücher) geteilt ist. Ich schätze, man würde hier mit einem Aufwand von 200 Millionen Dollar rechnen müssen.“

Nunja, wie das Interview ab hier weiterging, weiß ich nicht mehr. Ich weiß nur, man hat mich nicht angenommen an der Münchner Filmhochschule. Auch nicht in Ludwigsburg, Berlin, Potsdam-Babelsberg, Köln, Hamburg oder Wien. Ich habe es fünf Jahre lang probiert, mich mehrfach beworben, wo ich nur konnte. Jedesmal mit aufwendigen Bewerbungsmappen, teilweise mit wiederverwendeten Ideen. Bei meiner zweiten Bewerbung in München kam ich nichtmal mehr in die Endrunde, aber später gestattete man mir, mich als Gasthörer einzuschreiben. Diesen gewährte man üblicherweise nach zwei Semestern einen dritten Bewerbungsversuch, was eine Ausnahme zur Regel darstellte.

Das Jahr meiner Gasthörerschaft öffnete mir die Augen. Wie es manche der Kommilitonen auf die HFF geschafft hatten, war mir völlig schleierhaft. Da waren Leute dabei, die so von sich und irgendeiner Vision überzeugt waren, dass sie es nicht für nötig erachteten, sich für technische Aspekte des Filmemachens überhaupt zu interessieren, geschweige denn, sich damit vor einer Bewerbung zu befassen. Man mag jetzt argumentieren, dass das dann eben geborene Erzähler seien und die Technik ihnen zuzuarbeiten habe. Aber ich habe jedenfalls nie verstanden, wie solch seltsame Leute, die das Filmemachen nicht als Handwerk begreifen, sondern, offenbar in ganz eigenen künstlerischen Sphären schwebend, gänzlich unbeleckt von Zweifeln im Selbstwertgefühl oder auch von Vorkenntnissen zu Meilensteine der Filmgeschichte, nur in menschlichen Dramen denkend, diese durch „film das mal, und jetzt das hier“ auf die Leinwand zu bringen gedenken. Doch diese Leute waren problemlos angenommen worden, teilweise sogar schon beim ersten Versuch (was als unmöglich galt). Auch bekam ich mit, dass Talent scheinbar dominant vererbt wird, denn der Nachwuchs etablierter Filmschaffender hatte beim Bewerben tendenziell eher selten mit einer Ablehnung zu rechnen. Auch tauchten plötzlich Studenten aus der Mongolei in der Filmhochschule auf, nachdem einer der Professoren dort Urlaub gemacht hatte. Doch es gab natürlich auch brillante Köpfe, die es völlig zu Recht auf die Schule geschafft hatten. Nicht wenige von ihnen sind heute etablierte Regisseure, aber ich will hier kein Namedropping veranstalten.

Ich weiß natürlich nicht wirklich, welche Hürden die anderen Studenten zu nehmen hatten, bevor sie zum Studium zugelassen wurden. Aber dass man mir diese Chance nicht geben wollte, traf mich sehr. Ich beneidete die anderen Studenten um ihre Studienplätze, ärgerte mich, wenn sie Freitags die Filmgeschichte (Vorführungen von Klassikern im HFF-Kino mit Erläuterungen, was will man mehr?) schwänzten oder auch die absolut gigantisch-geniale Technik-Vorlesungsreihe von Prof. Müller (eine Koryphäe, er hatte das Farbfernsehen in der DDR eingeführt und war später durch einen selbstgegrabenen Tunnel nach West-Berlin geflohen). Ich war tief getroffen, als ein Freund von mir sich eher lustlos und aus Zeitvertreib ebenfalls an der HFF bewarb und gleich genommen wurde. Und ich, der den ach so unverfilmbaren Herrn der Ringe zwei Jahre vor den ersten Gerüchten sozusagen auf die Million genau prognostiziert hatte, der sein Leben lang Filmemacher werden wollte, der Film atmet und liebt wie kaum eine andere Kunst, war vergessen und wurde auch beim dritten Versuch nicht genommen. Da war ich dann schon eher weniger gut zu sprechen auf den Herrn Längsfeld.

Ich schob die Schuld natürlich auf die Frauen, denn als völlig ungeküsste Jungfer war ich damals natürlich auch nicht gerade die Ausgeburt des Selbstbewußtseins im Auftreten. Rückblickend gesehen war ich völlig unreif, ein filmverrücktes Kasperle, zu früh an die Hochschule getreten und hatte mich vorgestellt. Ich hätte etwas abwarten sollen, vielleicht doch ein anderes Studium vorziehen sollen. Jetzt wäre ich langsam soweit, aber mit 38 bin ich weit jenseits der Bewerbungskriterien, außerdem habe ich keinen Bock mehr, mich mit stylischen Machertypen durch die Mühle drehen zu lassen und dann deutsches, gefördertes Kino zu machen. Das überlasse ich jungen, sexuell erfolgreicheren Leuten, die eine gesunde Beziehung zu ihrem Selbstwert haben und Ellenbogen, somit auch ein gutes Standing gegenüber einem Team oder einem Auswahlkomittee, und eine Vision, was auch immer das genau sein mag. Und den Willen, sich auch einmal gegen andere durchzusetzen, ein Verhalten, das mir völlig fremd ist.

Wolfgang Längsfeld werde ich jedenfalls nie vergessen. Wir hatten unsere Begegnung, wir haben nicht wirklich zueinander gepasst, und er saß am längeren Hebel. Fair enough. Vielleicht hat er uns allen ja einen Gefallen getan, indem er mich nicht hinter eine Kamera gelassen hat. Oder er war mein Fürsprecher und die anderen im Komitee waren gegen mich? Ich werde es nie erfahren.

Ein Todesfall ist immer tragisch, daher trauere ich mit vollem Mitgefühl mit den anderen um diesen großen Mann, der so viel Einfluss auf Generationen von Münchner Filmhochschülern hatte.

Blake Edwards: 1922 – 2010

Es ist eine undankbare Aufgabe, Komödien zu drehen. Alle lieben Komödien, jeder lacht gerne herzlich im Kino oder schmunzelt gern beim Fernsehen, doch die großen Preise räumen Komödien nicht ab. Die Oscars und all die anderen renommierten Auszeichnungen gehen an die Dramen, die großen Konflikte, die Tränendrücker. Komödien gelten als zu oberflächlich, zu leicht, geradezu unfair im Kampf um die Gunst des Publikums.

Blake Edwards, bzw. seinen Humor kannte ich viel länger, als ich dachte, denn seine Arbeiten war mir schon als Kind bekannt, ohne dass ich wüsste, wer dahintersteckt. Insbesondere natürlich durch den rosaroten Panther kam ich in Kontakt mit Edwards‘ „funny bone“, aber auch der eher unsubtile Humor in Das große Rennen rund um die Welt, der bei uns als klassischer Nachmittagsfilm zum Kinder-Ruhigstellen in der Vorweihnachtszeit (mit der besten Tortenschlacht aller Zeiten!) fungierte und jedes Jahr begierig aufs Neue geguckt werden musste. Der Partyschreck ist natürlich auch so ein Klassiker. Auch das Spätwerk, zum Beispiel Skin Deep und Switch, konnte sich sehen lassen.

Eine der ersten Schallplatten, die ich mir nach meiner Kasperl-und-Seppl-Zeit gewünscht habe, war der Soundtrack zum rosaroten Panther. Meine Eltern müssen mich für verrückt gehalten haben, nicht wie alle anderen Rock- oder Popmusik zu wünschen. Ich wollte nicht Queen und nicht Michael Jackson, ich wollte Henry Mancini. Den kannte in der Schule natürlich keiner, den Hit natürlich jeder.

Und einmal, da habe ich ihn so gut wie getroffen, den Blake Edwards. Da habe ich nämlich ein Interview gemacht mit Anne Hathaway und Julie Andrews (Mary Poppins persönlich!) zu Plötzlich Prinzessin 2. Während ich in Anwesenheit diesen beiden Rasseweiber – die eine nicht mehr ganz taufrisch, zugegeben, aber dafür umso mehr Grand Dame, die andere noch sehr jung, gerade am Erblühen und heute tatsächlich eine unsagbar attraktive Frau – also Blut und Wasser schwitzte, fiel mir ein, Julie Andrews doch ihren Mann von mir grüßen zu lassen, besser noch, ihm meinen ewigen Dank für nicht wenige Fundamentsteine meines eigenen Humorverständnisses ausrichten zu lassen. Das ging natürlich nicht, während die Mikros an waren, doch beim Verabschieden habe ich meinen Mut zusammengekratzt und Mrs. Andrews um diesen Gefallen gebeten. Sie freute sich sichtlich, dass es in diesen hektischen, oberflächlichen Kinozeiten noch Fans der soliden Arbeit wie der ihres Mannes gibt und versprach mir an Ort und Stelle in die Hand, ihm meinen Dank auszurichten. Ich vertraue darauf, dass sie es getan hat. Und so habe ich ihn wenigstens um eine Ecke getroffen, den großen Blake Edwards – und was für eine Ecke noch dazu!

Blake Edwards ist gestern im Alter von 88 Jahren in Santa Monica gestorben. Möge er in Frieden ruhen, dieser eifrige Handwerker im Dienste des Zwerchfells. Er wollte nie mehr sein als das, aber auch nicht weniger. Ich denke, er hat seinen Job blendend gemacht.

Und ach ja: Eine meiner überpeinlichen Wissenslücken in Sachen Film sollte ich dann besser auch bald schließen: Ich habe Breakfast at Tiffany’s nie gesehen. Peinlich, nicht?

(IMDb, Wikipedia, Google News)

Anbei eine kleine Playlist aus Kultszenen: Zunächst die Tortenschlacht aus Das große Rennen rund um die Welt, die man im Alter von sieben Jahren sicher am besten genießen kann, dann zwei geniale Szenen aus dem rosaroten Panther, die durch die Zeitlupe, insbesondere mit Zeitlupenton, für den kleinen Julian damals das Repertiore der in der komödie erlaubten Stilmittel mit einem Aha-Effekt stark erweiterten und ihm so die Kino-Augen ein wenig weiter öffneten und das Hirn ein wenig weiter in Richtung Querdenker verkabelten, schließlich als Kompromisslösung (ich müsste ja eigentlich das Gesamtwerk posten) eine Zusammenstellung von schönen Szenen aus dem rosaroten Panther (Peter Sellers ist und bleibt einfach unschlagbar), dann die Szene aus der Exposition des Partyschreck, die man als „defining moment“ für die Figur des Hrundi V. Bakshi betrachten könnte, dann der herrliche Cock Fight aus Skin Deep und schließlich die Verleihung des Lifetime Achievement Awards an Blake Edwards bei der Oscarverleihung 2004 durch Jim Carrey. Richtig gewonnen hat er ja leider keinen Oscar, was sehr schade ist.

Also, viel Spaß!

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Und wer möchte, kann gerne weitere Videos in den Kommentaren vorschlagen, ich binde sie dann ggf. ein.

Dan O’Bannon: 1946 – 2009

Oh, wie schmerzlich ist es doch zu hören, dass Dan O’Bannon gestern „nach kurzer Krankheit“ verstorben ist. Er ist dem Mann von der Straße natürlich eher kein Begriff, doch in Hollywood hat er seine Marke als Drehbuchautor für alle Zeiten hinterlassen. Aus seiner Feder stammen Science Fiction-Klassiker wie Dark Star, Alien und die Dick-Adaption von Total Recall. (Wikipedia)

Allein sein Name war uns jungen VHS-Cineasten schon in der Schulzeit eingängig, ungefähr so wie das melodiöse Team Menahem Yoram und Yoram Globus, der Effektspezialist Dennis Muren, Puppenfachmann Stan Winston oder Peter Jackson (den heute ja jeder kennt). Leute wie O’Bannon waren unsere Chuck Norris, unsere Bruce Lee, sagenumwobene lebende Legenden des Films. Natürlich hatten wir keine Ahnung, was diese Leute tatsächlich so getrieben haben, wir mussten ja noch Filmbücher kaufen und lesen, um was zu erfahren. (Kennt hier jemand noch die Filmland Presse aus München? Da hab ich mal gejobbt. Dann haben sie zugemacht.) Mythen und Legenden rankten sich um jedes bisschen Freakfutter, so wie die hartnäckige Behauptung, dass in Tunesien noch echte Kulissen des Star Wars-Drehs aus den 1970ern stehen (und der Name Tatooine von einem dortigen Ortsnamen abgeleitet ist).

Nun ist Dan O’Bannon tot, und ich weiß nur, dass ich eigentlich nicht wirklich etwas weiß über ihn.

Und außerdem musste am gestrigen 17. Dezember auch noch der Hund einer alten, guten Freundin eingeschläfert werden. Ich kannte ihn die vollen 17 Jahre seines Lebens. Der Verlust schmerzt sehr, doch mich hat er nie besonders leiden können. Hat mich immer angebellt und angeknurrt. Meinen Respekt in Sachen Frauchen-Schutz hat er sich schon lang verdient.

Henry Gibson: 1935 – 2009

Mit Bestürzung habe ich über einen Kollegen erfahren, dass nicht nur Patrick Swayze, sondern auch Henry Gibson verstorben ist (Google News, Bildersuche). Henry Gibson war einer der vielen Schauspieler, die jedermann irgendwie kannte, die aber in keinem Film wiklich die erste Geige spielten, so wie zum Beispiel auch Judge Reinhold oder Jeffrey Jones. Sein Tod ist denkbar unerkannt vorübergegangen, nachdem sich alle natürlich auf den größeren Star gestürzt haben. Wie man weiß, sterben Celebrities ja immer mindestens paarweise.

Henry Gibson war klein und hatte ein markantes Gesicht. Besonders hübsch kann man ihn nicht unbedingt nennen, doch er hatte das gewisse Etwas, das es eben für die Leinwand braucht, eine Präsenz. Man erinnert sich an ihn durch seine Rollen nicht nur in

  • Blues Brothers (Obernazi)
  • Inner Space (Chef von Martin Short im Supermarkt)
  • The ‚burbs (Der mysteriöse Nachbar, von dem keiner weiß, ob er nun Leichen im Garten vergräbt oder nicht. Auch spielt da ein Typ mit, von dem niemand wusste, ob es nun John Candy war oder auch nicht.)
  • und last,  but by far not least: 24 Folgen als jungfräulicher, 70-jähriger Richter, der noch bei seiner Mutter lebt, in Boston Legal

Möge er in Frieden ruhen, der gute alte Henry Gibson.