Archiv der Kategorie: TV

Hindafing – Folge 5: Wahlkämpfe (BR, Dienstag, 30. Mai 2017, 20.15 Uhr)

Im Keller ist besser mit Terpentin arbeiten.

Sie nennen es Satire, mir scheint es lediglich schlecht erzählt und Katzekratzmusik macht auch keine Satire draus.

Der Bürgermeister ist von seinen Handlungen her nach wie vor ein scheußlicher Charakter und von seinem Habitus her ein vereinnahmender Mann. Somit gewissenlos.

Dann kommt eine Schwarzer die Treppe runtergefallen. So eine Scheiße. Derweil wartet der Pfarrer auf seinen aktuellen Lover, dem er früher in der Folge eine Ohrfeige verpasst hat, nachdem sein früherer Lover vor seinem Haus aufgekreuzt ist und er diesen weggeschickt hat (mit diesem abgewiesenen Lover entsteht für einen Moment Empathie). Es kommen vor: eine gefälschtn Urinprobe, Fracking, Bildfälscherei, Friseursalonwunsch und anderen Schnackseleien. Dann schlägt der Bürgermeister wie wild auf einen Heuballen ein oder der Polizist schleppt ihn wie einen Hund am verbundenen Finger ins Polizeiauto. Hannes, das ist noch nicht fertig und du müsstest auch gleich wieder gehen. Manche sprechen Englisch, andere Französisch und einer singt in einer anderen Fremdsprache und wer kokst, der kokst. Dem Bürgermeister seine Trutschen gibt diesem treudoof den Schlüssel für den Raum mit den Wahlurnen (Anstiftung zur Wahlfälschung) und plötzlich hat der Bürgermeister eine Leiche im Auto und sie wissen nicht wohin damit. Und wenn es sonst nicht weitergeht oder der Faden mal wieder verloren ist, dann stellt jemand die dramaturgieschwächenverräterische Frage, was denn hier los sei, was die hier machen. Ganz untergegangen dabei ist die Versprechung aus dem Titel, dass es sich um Wahlkampf handle.

Wirrer, unausgegorener Storywust.

Quintessenz der Serie nach Folgen 1, 2 und 5: über die Behauptung, dass die Dörfler alle korrupt seien, geht der Gehalt nicht hinaus. Das dürfte wohl den einen oder anderen Landbewohner, der dafür noch Zwangsgebühr bezahlen muss, nicht sonderlich erbauen.

Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!

Tatort: Die Liebe, ein seltsames Spiel (ARD, Sonntag, 21. Mai 2017, 20.15 Uhr)

Ein mäßiges Produkt der TV-System-Reihe Tatort. Fängt verheißungsvoll an mit Bildimprovisationen eines bohème-angehauchten Lebemannes (Martin Feifel als Stararchitekt und Frauenliebhaber Thomas Jacobi). Aber Feifel spielt schon kurz darauf nur noch den potentiellen Mörder, böse, finster, unattraktiv, sehlustmindernd.

Der Fokus des nicht überzeugenden Buches von Katrin Bühlig und der nicht sonderlichen Regie von Rainer Kaufmann liegt auf den Frauen, auf ihrer Attraktivität, auf ihrem Verführungspotential, das hier allerdings durchs Band notleidend ist. An Dorthe Braker hat dafür Frauen besetzt im Spannungsfeld von Schönheitsanspruch und Gestörtheit: eine polyamorine Dauerwelle, eine auf perfekte Schönheit gestylte Friseuse, eine grau wirkende, geblondete Ärztin, ein gestörtes Buschgespenst und eine erstmals federführende Architektin.

Durch diesen Fokus auf die Frauen bleibt das Stammpersonal der Männer von den Verspannungen der Regie verschont, spielt locker und zurückhaltend, der Pathologe verzichtet auf seine Clownereien, Leitmayr und Kalli bekommen sogar eine tragende Rolle (Sofa in den x.ten Stock hochtragen) und Batic insinuiert mit seiner Geliebten den eigenen Tatort-Spinoff.

Die Verwirrgeschichte handelt von toten Frauen und von den nach und nach an den Tag tretenden Liebschaften des Architekten, die empirisch kaum nachvollziehbar sind, denn er versucht den Täter zu spielen und verspielt dadurch sein Verführungspotential. Trotzdem wird seine erfolgreiche Verführungskunst behauptet und bewiesen mit einem schönen kleinen Requisit, einem wie in Glas gegossenen Hologramm seiner Büste.

Und wie 80 Minuten vorbei sind, muss es laut System zu Ende gehen, so wird denn kurz mit einem Beweisstück ein Täter aus dem Hut gezaubert, den man nicht erwartet haben sollte; aber Feifel hat so dick einen auf Ablenkungsmanöver gemacht, dass das nicht überrascht und wie vom Billig-Jakob wirkt.

Das Intro: Verheißungsvoller Lebenskünstler-Impro. Oh, eine interessante Figur in einem Tatort! Ein Typ, mit dem man zusammensein möchte, und dann spielt er ganz was anderes, versucht den Verdächtigen zu spielen. Ernüchterung folgt auf dem Fuße. Die Intro suggeriert eine Delikatesse, stattdessen wird System-Erzählerei nach Dienst serviert, wobei nicht ganz klar ist, weshalb man sich dafür interessieren sollte.

Die Männer dürfen Kindsköpfe bleiben, können lustige Spiele treiben, beim Einsteigen ins Auto veräppelt Leitmayr Batic. Oder Batic darf ficken.

Erotik im Tatort braucht viel sorgfältig drapiertes Tuch.

Symptomsatz für diesen Tatort: etwas fehlt noch an dem Modell, ich komm nur nicht drauf was.

Gesellschaftliche Relevanz: gleich Null; belanglose Liebesklischees werden anskizziert.
Sehrvergnügen: bescheiden.
Spannung: gleich Null.
Interesse und Empathie an den Gastfiguren: gleich Null.
Im Hinblick darauf, dass es sich um eine zwangsfinanzierte Produktion handelt:

Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!

Sewol – Die gelbe Zeit (BR, Dienstag, 23. Mai 2017, 22.30 Uhr)

Korea: Über Bravheit. Oder: ein Aufruf zu zivilem Ungehorsam.
Oder: mit Tränengas gegen Tränen. Und die Lügenpresse.

So viel anders als unser Land ist Südkorea nicht. Es gibt Dinge, denen geht die Regierung lieber nicht auf den Grund und die dominierenden Medien unterstützen sie dabei. Wir würden von Lügenpresse sprechen.

Minsu Park aus Südkorea studiert an der HFF München Dokumentarfilm. Er befassst sich in diesem Film mit dem Fährunglück im Gelben Meer vom 16. April 2014. Dabei starben 304 Personen, die meisten von ihnen Schulkinder. Aber die Regierung weigert sich, die Fähre zu heben, um das Unglück restlos aufzuklären. 9 Leichen sind immer noch nicht geborgen.

Es scheint sich um grob menschliches Versagen gehandelt zu haben aus reiner Profitgier, die dazu geführt hat, dass das Schiff offenbar mit zu viel Fracht beladen worden ist, dass seine Mannschaft aus Leiharbeitern bestand, die von einem Rettungsplan keine Ahnung hatten. Der Kapitän hat bis zuletzt die Parole ausgegeben, die Passagiere sollen im Inneren bleiben, Rettungswesten anziehen und sich ruhig verhalten. Was für viele den sicheren Tod bedeutet hat. Der Kapitän sei als einer der ersten von Bord gegangen. Sicherheitsbestimmungen wurden missachtet.

Minsu Park fängt den Film mit einem kurzen Blick in eine Parlamentsanhörung in Seoul an, in welcher die Aufklärung des Unglücks gefordert wird. Die Sewol ist auch ein Jahr nach dem Unglück noch nicht gehoben.

Dann fährt Minus Park in der Münchner Mäuschendokumanier fort, ist bei Hinterbliebenen, Müttern, Vätern, Geschwistern, bei ihrer persönlichen Trauer dabei. Eine Mutter hat Tage nach dem Unglück den Koffer der Tochter zurückbekommen. Ein Vater tut weiter so, als ob der Sohn noch lebt, kocht Frühstück für ihn, setzt ihn an den Schreibtisch, der zum Gedenktisch geworden ist.

In der Schule ist ein ganzer Klassenraum Gedenkraum. An jedem Tisch sind Fotos der ertrunkenen Schüler und viele Blumen. Eine Mutter und eine Tochter stehen am Meer, werfen Blumen und Süßigkeiten hinein, rufen nach dem Ertrunkenen.

Dann geht Minsu Park mitten hinein in die Katastrophe. Es gibt rekonstruierte Handyvideos, die die Kinder bis zuletzt aufgenommen haben, anfangs fanden sie es lustig, denn die Sewol scheint recht langsam gesunken zu sein. Sie haben schon die Rettungswesten an und halten sich, das wird eine Mutter später reflektieren, diszipliniert an die Verharrens-Anleitung, obwohl das Schiff schon in bedenklicher Schräglage sich befindet.

Es gibt Vidoes vom Helikopter aus. Kaum Menschen, die aus dem sinkenden Schiff hinaus mit den Rettungswesten ins Meer springen oder in die immer zahlreicher werdenden Fischerboote. Es gibt Handy-Gespräche bis kurz vorm Sinken.

Das ist der rebellische Impetus des Filmes, dass die Mutter sagt, wären die Kinder nicht so diszipliniert gewesen, so wären sie vielleicht nicht ertrunken. Der Augenschein der Videoaufnahmen von der Sinksituation gibt ihr Recht.

Da Staat und Medien wenig Interesse an Aufklärung zeigen, sondern die Eltern mit Geldzahlungen zum Schweigen bringen wollen, entwickelt sich eine starke Bewegung der Eltern, motiviert aus dem Verlust der Kinder, denn das Leben ist nicht mehr dasselbe, wenn eine Familie so verletzt wird. Es gibt Demonstrationen und die Polizei greift schnell zum Tränengas gegen die Tränen der Eltern. Es gibt machtvolle Demos und solche, bei denen Eltern, Väter und Mütter sich kahlrasieren lassen. Und regelmäßige Mahnwachen. Oder Trommelkurse für die Mütter.

Die Botschaft ist subtil in dieser Dokumentation: Das Warten und die Disziplin hat den Kindern den Tod gebracht.

Beachtlich ist das Interesse von chinesischen Touristen an den Mahntafeln der Eltern.

Traurig im Hinblick auf das öffentliche Interesse ist die Erkenntnis, dass Korea wie ein Topf sei, schnell heiß und auch schnell wieder kalt. Schicksale, die einen nicht kalt lassen können.

Gift (ARD, Mittwoch, 17. Mai 2017, 20.15 Uhr)

Aufwändiger Fernsehfilm auf Kosten der Zwangsgebührenzahler und auf Basis aktueller Recherchen entwickelt, wie es im Abspann heißt, der wenig Illusionen lässt und wenig Hoffnung macht mit der Grundaussage: Widerstand ist zwecklos gegen die Korruption, die Pharmafirmen weltweit betreiben im Herstellen von falschen, oft tödlichen Präparaten und die Pharmaindustrie steckt unter einer Decke mit den Banken, der Politik und den Behörden. Depro-Info: 1 Million Tote im Jahr wegen gefälschter Medikamente, aber die Branche (und mit ihr die Poliitk) hält dicht, denn es geht um Milliarden.

Post- und pinupkartenhübsch herausgeputzte Darsteller rasen postkartenschnell in einfach sichtbar gemachten Zusammenhängen um die Welt, Cheb, Tschechien, München, Indien, Frankreich, New York, Zürich sind Spielorte dieses Filmes von Daniel Harrich (Der blinde Fleck), der mit Gert Heidenreich auch das Drehbuch geschrieben hat.

Opfer und Täter werden hier über den familiären Nexus des Münchner Pharmahändlers Günther Kompalla (Heiner Lauterbach), der weltweit auch mit giftigen Medikamenten handelt, und seiner Tochter Dr. Med. Katrin Kompalla (Luise Heyer) zusammengebracht. Sie arbeitet in den Slums von Mumbai mit ihrem indischen Freund, den sie bald heiraten möchte (im Hinblick auf Folkloreeinsprengsel in diesem Wirtschaftsthriller).

Katrin erlebt in den Slums hautnah den Tod einer jungen Mutter mit Tuberkulose aufgrund von gefakten Medikamenten, die von einem Geschäftspartner ihres Vaters in Indien hergestellt und vertrieben werden; da gibt es später eine wüste Szene mit einem fetten, arroganten Apotheker.

Der Film fängt mit einer Europol-Razzia in Tschechien an bei einem Fake-Pharma-Hersteller. Die Figur, die repräsentativ für den Gesetzesvollzug steht, ist die Europol-Agentin Aline Pribeau (Julia Koschitz). Sie führt als Nachforscherin durch die Verwicklungen von Pharmaherstellung, Pharmafälschung, Fälschungshandel.

Diese Nachforschungen rufen weitere Player auf den Plan, denn Pribeau ist recht erfolgreich und kann den Konglomeraten des Schweigens und Betrügens gefährlich werden. Da ist die falsche Schlange von Prof. Dr. Vera Edwards (Maria Furtwängler, deren Oberflächlichkeit hier hervorragend passt), die als objektive Wissenschaftlerin auf der Gehaltsliste der Industrie steht.

In Zürich werden die Banker und Investoren alarmiert und sehen die Chance, Kompalla-Chemie günstig zu erwerben. Durch die Größe des möglichen Skandals gelangt der Fall bis zu den politischen Spitzen in die Gremien in Brüssel und bei der UN in New York. Und hat dort keine Chance.

Damit die Zuschauermassen andocken können und ihre Machtlosigkeit auch begreifen, fallen zwischendrin Sätze wie: ich habe nie einen Vater gehabt oder ich will nur, dass du glücklich wirst.

Ein elegantes Gemälde der Verkommenheit dieser Geschäftswelt. Banken, Pharma, Wissenschaft, die Industriellen und die Banker und die Wissenschaft sind böse, sie wollen keine Budgeterhöhungen gegen Produktpiraterie bewilligen.

Juliette, Sie fahren, bringen Sie uns die Beweise und kommen Sie gesund wieder.

Hindafing, Folge 2: Schwarze Kassen (BR, Dienstag, 16. Mai 2017, 21.00 Uhr)

Grob weitergestottert.

Nichts hat sich gebessert, nichts hat sich geklärt, lauter nicht nachvollziehbare Figuren und Szenen in Findafing in Folge zwei.

Die Story konfust wild hin und her zwischen Erpressung zwecks Enteignungsrückgängigmachung, dubiosem Fleischabfall aus der Ukraine, Toiletten-Vaterschaftstest im Wirtshaus, Flüchtlingsankunft (das Flüchtlingsthema beim Tegernseer Volkstheater mit deutlich mehr Charme und Witz behandelt), Donau Village-Problem, Koks, schlecht gespielten Eheszenen, bösem Geldeinforderer, korrektem Polizisten, den die Ghettobildung beschäftigt, Initiative „Unternehmen geben Flüchtlingen eine Chance“, Goldhammerfleisch, Leuchtturmprojekt, Beichtstuhlszene mit Helm und Katzenmusik und darnach eine Helmabnahmeverwirrszene, Tiefkühltruhe, Konto in Panama, Asylheim mit Biokantine und der Info Alfons hat mit Jackie gschnackselt. Alfons‘ Versageralptraum (aber den Versager spielt er nicht), Verbrennen von nicht klar was, Geldübergabe in blühender Wiese.

Wirrer Storywust. Es bleibt das verdruckste Storypflänzchen im Anskizzierten hängen, nicht ein Vorgang ist nachvollziehbar und somit glaubwürdig gespielt, da werden sie halt handgreiflich, was auch keine Erhellung bringt. Unsorgfältiges Buch, Casting und Regie. Mit Logik kommt man beim Entschlüsseln nicht weiter, mit Fantasie, Ästhetik oder Humor auch nicht, auch die Größe der Ortschaft bleibt rätselhaft, insinuiert wird eher, dass es sich um ein Deppendorf handelt. Nix wird dem Zuschauer exponiert, er soll wohl alles ahnen, fröhliches Storyraten. Oder dann ist es akkustisch kaum zu verstehen, wenn der Bürgermeister mit dem Pfarrer tuschelt. Der Pfarrer hat möglicherweise ein Verhältnis mit seinem Vorgesetzten, das wird anskizziert per Skype.

Manchmal Katzenmusik, manchmal jazzige Ansätze und je konfuser und lahmer die Handlung, desto aufgeregter spielt die Musik zur teilweisen Spukbeleuchtung.

Es ist unzumutbar, dass einkommensschwache Haushalte, sich das Geld für die Zwangsgebühr absparen müssen, damit solch unsorgfältig gearbeitete Ware produziert wird. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist kein Sandkasten. Gerade durch das sozial unausgewogene Finanzierungssystem hat er eine besondere Verantwortung im Umgang mit den Geldern. Davon ist hier nichts zu spüren.

Der Serie wäre ein schneller Exitus zu wünschen mit einer Explosion wie am Ende dieser Folge. Der kann genauso unvorbereitet kommen.

Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!

Hindafing, Folge 1: Donau Village (BR, Dienstag, 16. Mai 2017, 20.15 Uhr)

Stotternder Kaltstart.

Hindafing ist ein schrecklicher Ort. Hier werden Menschen in Kühltruhen gefangen gehalten und mit kaltem Wasser abgespritzt. Dann wird die Kühltruhe wieder verschlossen. Mit dieser Szene wird Hindafing eisgekühlt und als Ort des Horrors vorgestellt.

Maximilian Brückner spielt den Bürgermeister Alfons Zischl von Hindafing. Sein Vater ist eben gestorben.

Zischl ist ein koksender Bürgermeister, pleite, mit einer Trutschen von Vorzimmerdame, einer deppert-dementen Mutter, einem Traum von einem Donau-Village, einem Einkaufszentrum auf der grünen Wiese; er ist eine Figur, die hinten und vorne nicht durchdacht scheint, mit einer stillebenmalenden Gattin (du isst gerade mein Motiv), die einen auf Dame macht (merkwürdiger Gegensatz zu seiner Bodenständigkeit, den die Inszenierung aber nicht ausreizt), einem ererbten Schwarzgeldkonto, dessen Auto während der Beerdigung vom Vater abgeschleppt wird (in Hindafing!) der einen Tresor zertrümmert und ein offenbar gestörtes Vaterverhältnis hatte (laut Erzählinfo), der sich Gedanken über den ökologischen Fußabdruck macht und über den Fußabdruck der Menschlichkeit (womit er zum Thema Asyl überleiten will), der betrunken Auto fährt und nachts mitten auf einem Platz an einen Laternenpfahl bieselt.

Die Themen schießen kreuz und quer, vom Pfarrer, der offenbar das Drehbuch in der Hand hält und voll daneben ist, wie nie ein Anfänger daneben sein würde, zwischen dem Showroomwunsch von Zischls Gattin, dem Frisiersalonwunsch von anderer Seite, der Autobahnanschlussforderung des Investors, der Asylantenaufnahmeforderung eines höheren Politikers, der Jahresversammlung des Kaninchenzüchtervereins, der wohl aus BR-Spargründen vor allem aus Kindern besteht (armes Fernsehen) und die politische Auseinandersetzung findet am Rande des Jugendfußballes statt oder in der Sauna, in der keiner schwitzt.

Brückner spielt die einzelnen Situationen glaubwürdig, ist bis auf ein zwei Randcharaktere die einzig überzeugende Figur, aber sein Charakter bleibt nebulös, ist er ein idealistischer Halloderi?

Brückner ist umgeben von einem Schwarm von hokuspokus uninspiriert besetzten Chargen, die sich vornehmlich im grobbayerischen Fach tummeln (nebst dialektfarbenscheuem Beifang) und ins Fernsehen drängeln.

Es fehlt das Schlitzohrig-Hinterfotzige, das Charmante. Stattdessen wirkt die Bemühung gewollt. Die Anzahl belastbarer Fakten, die die Geschichte in den Senkel stellen, muss mit der Lupe gesucht werden. Es fehlt der menschliche Fußabdruck. So humorfrei wie ohne Herzlichkeit.

Will der BR mit dieser Billigbemühung in allen Gewerken erzählen, dass er sparen muss, weil die Pensionen einfach zu viel Geld verschlingen? Der BR sollte sich überlegen, weniger und dafür Qualität zu produzieren. Ein Indiz für das gewisse Etwas einer Serie ist die Vorfreude auf die zweite Folge: die ist hier gleich Null, der Gedanke daran ist quälend.

Den Autoren Niklas Hoffmann, Rafael Parente, Boris Kunz (dieser führt auch die Regie; Drei Stunden) fehlt offenbar das Wissen über die dynamische Funktion innerer Konflikte der personae dramatis für das Aufblühen einer Erzählung: sie konstruieren lediglich Szenen mit Interessenkonflikten, der eine kommt dem anderen ins Gehege, was den Inhalt auf Futterneiddramaturgie verkürzt und die Menschen auf primitivem Niveau handeln lässt (beim Bürgermeister gibt es verquere Hinweise auf einen Vater-Sohn-Konflikt; da aber der Vater tot ist, kann der nicht mehr ausgetragen werden). Die Vorgänge sind an jedem Schnäppchentisch im Supermarkt oder beim Gerangel um einen Sitzplatz im Bus, in Tram oder U-Bahn spannender zu beobachten.

Das Tegernseer Volkstheater ist Labsal dagegen.

Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!

Auf meinem Weg (BR, Dienstag, 16. Mai 2017, 22.30 Uhr)

Siebte und achte Klasse in der Waldorfschule

Es scheint, als ob die Welt das nicht wissen dürfte, was es mit den Waldorfschulen auf sich hat; jedenfalls lässt der BR das vermuten, wenn er diese behutsame und kostbare Langzeitdoku auf den Sendeplatz um 22.30 Uhr setzt; denn die Waldorfschule präpariert die Menschen nicht unbedingt in Richtung kopfloser Kapitalismusmitläufer.

Es handelt sich hierbei um eine Präsentation dieses Schulmodells im Rahmen einer 8-jährigen Langzeitstudie durch die Filmemacherin Maria Knilli (Eine Brücke in die Welt). Dies ist der letzte Teil und berichtet über die Schüler in der 7. und 8. Klasse und immer noch bei der gleichen Klassenlehrerin, der Waldorf-Vorzeigepädagogin Frau Umbach. (Wobei der Begriff „Vorzeigepädagogin“ gleich wieder in Frage gestellt werden muss, denn der widerspricht der Waldorfphilosophie, nach der jeder Mensch einen Wert und ein Selbstbewusstsein und eine Selbstbestimmtheit hat; die Schule will ihn auf diesem Wege lediglich unterstützen; dabei wird auf Noten und Leistungsvergleiche bewusst verzichtet; insofern passt der Begriff „Vorzeigepädagogin“ nicht so richtig).

Die Kontinuität, die bei diesem Schulmodell angestrebt wird, wird hier besonders deutlich. Denn Maria Knilli kann auf Material der vorhergenden Folgen zurückgreifen, kann durchgehende Stränge der Erziehung an dieser Schule mit Rückblicken auf frühere Jahre sichtbar machen: bei den kontinuierlichen Sprech- und Sprachübungen, bei den Gymnastik- oder Eurythmiestunden, beim Malen und der damit verbundenen Schulung des Gefühls für Formen und Bewegung, bei der Etappenwanderung, die die Schüler über 8 Jahre in zu Fuß abschnittsweise von Landshut nach Venedig führt.

Jetzt ist auch der Zeitpunkt, die Schüler selber zu befragen, wie sie diese Schulzeit in einer Klasse mit einer Lehrerin über 8 Jahre beurteilen; überwiegend positiv, aber es ist auch erkennbar, dass der Drang nach Neuem, nach Tapetenwechsel da ist, das Bedürfnis, von dieser starken und sicher prägenden Pädagoginnenfigur sich zu lösen.

Frau Umbach selbst ist wieder in den verschiedensten Fächern zu erleben, ihr Lehrpensum ist breit, wie kaum ein Lehrer es haben dürfte und erstreckt sich von der Mathematik über die Literatur, die Geschichte und Geographie (Kolumbus) bis hin zu chemischen Experimenten. Sie selbst begründet damit auch einen pädagogischen Effekt, dass sie indem sie sich immer wieder neu einarbeiten und vorbereiten muss, die Schüler mit ihrem eigenen Interesse und ihrer eigenen Neugierde mitziehen kann.

Ein schönes Ritual beschließt den Übergang zu den neuen Erstklässlern, er erinnert an den Anfang eines Fußballspiel, wenn die Fußballer mit je einem kleinen Nachwuchskid an der Hand ins Stadion einmarschieren. Die 9. Klässler nehmen die Erstklässler mit ihren Schultüten an der Hand und führen sie unter einer Begrüssungsgirlande hindurch in das Klassenzimmer.

Überraschend für das letzte Jahr ist auch das Thema Jahresarbeit. Hier muss ein Schüler sich selber eine Aufgabe stellen, die er über das Jahr verfolgt und am Abschlussabend vorführt. Erstaunlich wie wenig die Schüler ein Problem haben, sich ein Thema zu stellen und es dann vor einem großen Publikum zu präsentieren.

Immer wieder erläutert Frau Umbach ihre wohlreflektierte Haltung zur Pädagogik und zu ihrem Lehrerberuf und wie sie die Schüler in Richtung selbstbewusste und selbstbestimmte, freie Menschen zu entwickeln hilft.

Interessant in diesem Zusammenhang dürfte auch der Film die Berlin Rebel High School sein.

Polizeiruf 110: Nachtdienst (ARD, Sonntag, 7. Mai 2017, 20.15 Uhr)

Seine Bestimmung gefunden.

In der Altenbetreuung hat Kommissar Meuffels seine Bestimmung gefunden. Im Nachtdienst. Hat er doch selbst etwas vom Wesen einer Schleiereule. Das trägt wunderbar zum Gespenstischen dieses Polizeirufes bei, der zu nachtschlafender Stunde in einem allgemeinen Altenheim spielt. Hier scheint der Versuch der Sedierung der Alten mit Medikamenten wenig Wirkung zu zeigen, denn das Nachtleben in Fluren und Zimmern ist polizeiruffüllend.

Spukhaftes, das einen Mord erst an den Tag bringt, es anschließend vertuscht, um es dann wieder an den Tag zu bringen und diesen Tag mit einem Massaker zu beginnen, einem zwiespältigen Massaker, denn um die Alten hier, das wird niemand laut sagen sich trauen, ist es wirklich nicht schade. Diese Alten sind von der Gesellschaft abgeschoben, sie sind unterversorgt von zu wenigem und überfordertem Personal. Das Massaker wird Sozialsysteme und Pfleger entlasten.

Das ist vielleicht der Grund, warum dieser Polizeiruf von Rainer Kaufmann uns die Reaktion der Öffentlichkeit auf das finale Altenmassaker vorenthält und es dabei belässt. Womit der Kommissar noch mehr zur Schleiereule gerät.

Gespensterstunde im Altenheim und der Gentleman-Dementenpfleger.

Wenn ein Kommissar bedröppelt auf die desolaten Zustände in einem allgemeinen Altenheim schaut und dabei eine Zigarette raucht, so ist ein Polizeiruf ordentlich inklusive etwas Action ab zehn Minuten vor Schluss zu Ende gegangen und hat einen halbwegs wohl gewollt, halbwegs eher ungewollt komisch/gruseligen Blick auf den Pflegenotstand geworfen, ein Problem unserer Zeit und Gesellschaft, das sich rasant ausweitet. (Gut, wenn einer Fernsehkommissar und hoffentlich privat krankenversichert ist).

Dieser Polizeiruf ist halbwegs genießbar. Er reduziert die Routinepolizeiauftritte auf ein Minimum, er lässt den Kommissar Meuffels eine ganze Nacht durch das Altenheim geistern, in welchem ein Mann erschlagen worden sein soll.

Kommissar Meuffels scheint gerade Feierabend zu haben. Er raucht vorm Kommissariat eine Zigarette, steht da wie andere da stehen. Eine demente Frau, die den Taxifahrer mit einem nur einseitig fotokopierten Fünfzig-Euro-Schein bezahlen will, kommt auf ihn zu und deutet an, dass ein Mann ermordet worden sei.

Der Kommissar lässt sich nicht lange bitten, spielt den Gentleman-Dementenpfleger und macht darin passable Fürsorgerfigur, nimmt die Dame mit in seinem deutlich als BMW erkennbaren Dienstwagen (die Produktion wird sich rechtfertigen, ohne dieses Product-Placement käme sie in finanzielle Schwierigkeiten), bringt sie erst zu ihrer Tochter, anschließend fährt er mit ihr ins überlastete und unterversorgte Altenheim, dessen Zimmer nach Obst und Gemüse bezeichnet sind: Banane, Gurke.

Der Film gewinnt direkt eine Qualitat dadurch, dass er sich ganz auf Meuffels konzentriert und seinen Mitarbeiterstab weitgehend außen vor lässt, wie er – mit realistischer Logik soll man da nicht kommen – selbständig und wie selbstverständlich die Ermittlungen aufnimmt, eine Gespensterfigur unter anderen in einem Gespensterladen.

Es tut sich munter was nächtens wie im Schullandheim. Momente des Anhauchs eines Horrorgenrefilmes. Auch weil es schwierige Chargen sind, die zu besetzen waren. Und immer müssen die alten Darsteller heutzutage Demente spielen, da sollten sie rollenstudienhalber die hervorragende Dokumentation Vergiss mein nicht von David Sieveking studieren.

In den Szenen mit der Krankenschwester Marija Abramovic (Marina Galic) und mit Ernst Jacobi kommen im Gespensterhaus (auch schauspielerisch) Momente glaubwürdiger Menschlichkeit rüber. Auch wenn vom Realismus her deftige Unstimmigkeiten da sind, so hat die Geschichte als solche immerhin eine gewisse Konsequenz und es ist ihr gut zu folgen. Dabei erzeugt wird eine Horroratmosphäre, die real scheint im Sinne einer jüngeren Zeitungsschlagzeile: Horror im Altenheim.

Meuffels‘ Grimassen spiegeln das Gespensterhaus.

Die Kommisssarfigur.
In dieses Spukhaus passt er wie ein fehlendes Teil in einem Puzzle. Allerdings braucht er dazu den Titel eines Kriminalkommissars nicht mehr. Ein Art Ghost-Story.
Und dann doch wieder der Hochmoralist: Lassen Sie Ihre Leute immer allein (Gedankenpause) beim Sterben?
Quängelnd: Aber ich brauch den Bericht wirklich schnell.
Dann wird noch das Sujet „Kommissar und Kinder“ bedient.
Eine schöne Laientheaternummer, wie der Kommissar im leeren Flur die Tat nachzuspielen versucht.
Ich wusste gar nicht, dass Sie Klavier spielen.
Trotzig wie ein Kind: Sie ist meine einzige Zeugin – Scheißendreck. (plus schlecht gespielte Ohrfeige von Dementen)
Scheiße.
Hallo, sagen Sie mal, putzen Sie hier öfter?
Und äh, haben Sie hier auch gewischt heute abend?
Lassen Sie mal, ich mach das schon, ähm ähm ich bin vom neuen Putzdienst. Machen Sie ähm Feierabend.
Wahnsinn.

Und dann wieder Kommissarkommentargrimassen.
Kommissar: ist es nicht verboten, die Leute zu fixieren?

Dialogglanzstück.
Frau Strauß: verdammte, verfickte Scheiße.

Vielleicht ist die Gestörtheit der Leute, inklusive des Kommissars, das einzig Realistische an diesem Film von Rainer Kaufmann nach dem Buch von Ariela Bogenberger, Astrid Ströher nach einer Idee von Tom Kreß zum Thema Altersverelendung.

Freiwillig/unfreiwillig trashiges Gegenstück zum Kinofilm Ü 100.

Mein Job – Dein Job (BR, Freitag, 5. Mai 2017, 20.15 Uhr)

Hi, very nice here.

Hoppla-di-hop-schusselig Machart, billig und flüchtig unter Radikalverzicht auf belastbare Info wird hier eine an sich gute Idee touristisch oberflächlich verpatzt: die Idee des internationalen bis transkontinentalen Jobtausches, dass Berufsleute einer Stadt und eines Ladens mit Berufsleuten einer anderen Stadt und eines ähnlichen Geschäftes für gewisse Zeit tauschen.

Hier geht es um Lebensmittelverkauf: zwei Leute eines Gemüsestandes aus Pasing tauschen mit zwei Leuten eines Muschelverkäufers in einer Provinzstadt in Thailand. Belastbare Infos? Hat man nicht nötig. Wer organisiert das, wie kann man sich melden, wie werden die Leute ausgesucht, wer finanziert das, wie ist die Vorbereitung, wie werden die Glücklichen für diese Fernsehsendung ausgesucht, was sind die Folgen für den Alltag nach der Rückkehr? Niente.

Lauter Infos, die in einer Zeit omnipräsenter Transparenz nicht zurückgehalten werden müssten. Aber hier im öffentlich-rechtlichen Fernsehen mit seinem Bildungsauftrag? Fehlanzeige. Hier wird der Jobtausch präsentiert als eine itschidillildulli-Beglückungssendung, das öffentlich-rechtliche Fernsehen als Glücksfee und als Informationsvorenthalter, ja als Publikumsverblöder.

Die Kandidaten wissen nur, dass sie an dem und dem Tag fliegen. Und für wie lange. Aber nicht, wohin. Holla die Waldfee, Verwandtschaft, Bekanntschaft, Standlnachbarn zusammengetrommelt als Applauskulisse, dann Couvert auf, aha: Thailand!

Wie werden die Menschen um ihre Mündigkeit geprellt, um eine urdemokratische Eigenschaft. Glücksspiele haben mit dem demokratischen Grundauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nichts zu tun.

Mei ist das nett, einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul, da ist alles ganz toll, nur, die Lindakartoffeln im Münchner Großmarkt zu finden, das ist nicht leicht oder Fischsuppe in Thailand abfüllen, das wirkt wie Akkordarbeit.

Aber sonst ist alles lustig wie Club Robinson. Ein paar Brocken der fremden Sprache lernen, gestellte Verkaufsgespräche spielen, wohlplatzierte Kunden bedienen, immer den Dolmetscher oder die Dolmetscherin im Hintergrund, ob das so der Sinn des Jobtausches ist? Wäre es nicht sinniger, so etwas mit Vorbereitung zu tun, um auch etwas zu haben davon, mehr als nur pseudotouristische Zufallsbegegnungen zu haben, wie jeder auf jeder Reise hat?

Der oberflächliche Eindruck wird noch erhöht durch eine schnell irritierte Kamera und deren wildes Herumgeschieße mit der Folge von Nervösschnitt, dazu ergeben die ungewürzten BR-Brav-Sprecherstimmen den Eindruck von Fadheit und Pseudowichtigkeit. Das ist kaum mehr, als wenn uns x-beliebige Personen ihre Aktiv-Urlaubsbilder aus Namibia oder Australien zeigen mit dem Interessenquotienten des berühmt-berüchtigten Dia-Abends bei Nachbarn oder Freunden.

Die Sendung ist nicht zu rechtfertigen in einem mittels Haushaltzwangsgebühr finanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk zulasten einkommensschwacher Haushalte; diese müssen sich bei so einer Sendung verarscht vorkommen – und vermutlich nicht nur die.

Die verantwortlichen Herrschaften: Leitung: Annette Siebenbürger;
Redaktion: Jörg Michael Schmid, Ingmar Grundmann.

Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!

Tatort Franken: Am Ende geht man nackt (ARD, Sonntag, 9. April 2017, 20.15 Uhr)

Diesen Tatort aus Franken habe ich nicht zu Ende geschaut. Nach knapp einer halben Stunde hat es mir gereicht. So ein abgegriffener Zugriff auf das Flüchtlingsthema, so unspannend gebracht nach dem notleidenden Drehbuch von Holger Karsten Schmidt (Polizeiruf 110 Sumpfgebiete und Nebel im August)
Bei Nebel im August hat er bereits seine Unfähigkeit als Drehbuchautor bewiesen. Der Film ist gefloppt. Das Kino ist gnadenlos (was nicht heißt, dass auch ein gutes Buch floppen kann). Am Fernsehen kann ein Autor offenbar eher über seine Unfähigkeit hinwegtäuschen, wenn Wörter halbwegs zu Sätzen zusammengesetzt werden und alle paar Sekunden eine neue Szene kommt und dem Stammpersonal Sätze zugeschrieben werden.

Die Drehbuchanalphabetin in der Redaktion: Stephanie Heckner.

Musste Regisseur Markus Imboden (Tatort Klingelingeling und Tatort Einmal wirklich sterben) sich das antun?

Hier wirkt das Drehbuch oberflächlich und leichtfertig zusammengestiefelt. Damit versinkt auch der möglicherweise anständig gedachte Rest. Es fängt mit Medienbashing, Bürokratismusbashing und Neugierigenbashing vom hohen moralinischen Ross herab an. Die Flüchtlinge kommen kaum über Komparseriestatus hinaus. Und wenn einer breit Fränkisch spricht, so wirkt das wie ein sprachlicher Geisterbahnspuk.

Katastrophales Drehbuch. Mit Felix, der mit dem Flugzeug und mit Fahrrad aus Tschetschenien ankommt, da wird viel erklärt, gibt es eine überflüssige Taxiszene; er übergibt das Gepäck dem Taxifahrer und einen Zettel mit einer Adresse. Er selbst fahre mit dem Rad, er brauche Bewegung. Aha, gesunheitsrelevanter Drehbuchinput, gesponsert von einer Krankenkasse. Hat das etwas mit der Story zu tun? Erklärfernsehen, das Dinge erklärt, die nichts mit der Geschichte zu tun haben.

Felix bringt dann in viel zu ausführlichen Szenen Wurst aus Tschetschenien mit, verlorene TV-Zeit, ob da Esel drin ist – im Drehbuch sicher mehr als ausgewiesen. Das ist doch schrecklich. Er ist zu Fuß quer durch Afrika. Guten Morgen, Guten Morgen, Guten Appetit aus … statt Bamberger Hirn … das liegt in Tschetschenien, ist da Esel drin – nein, Esel ist im Drehbuch … der Stand ist der, wir haben eine Tote … Schatz beschäftigt sich gerade mit dem Schließmechanismus – und wir meinen: der des Drehbuchs ist defekt – und wieder Erklärungen über Erklärungen, man könnte auch Akten vorlesen, das wäre spannender –

Brandanschlag oder Fingerabdrücke – wir suchen zwei Täter … Erklär-TV. Dann Gespräch über Status, er könnte reingehen, er kann tschetschenisch … Erklärung über verdeckte Ermittlung, ich fahr nicht nach Uganda, was soll schon passieren, das muss wasserdicht sein … sag mal Deutsch was mit tschetschenischem Akzent, lustig, lustig, wenn man schon nicht über die Franken lachen kann … nicht dass du mir da drin verloren gehst … das geht aber einfach, sich als Asylbewerber reinzuschmuggeln …. herzlich willkommen … wir hatten hier einen Brand … und jetzt spielt er den motzigen Asylbewerber – es ist so unglaubwürdig … wo ist Tschetschenien. …. sag mal woher kannst du Deutsch, mein Vater war in Damaskus Deutschlehrer … anfreunden mit Mazud und wieder tschetschenische Wurst … probier mal

das hat alles weder Hand noch Fuß – falls die tschetschenische Wurst nicht noch eine Schlüsselrolle bei der Aufklärung des Verbrechens oder der Verbrechen übernimmt … hast du was von dem Brand gehört … gleich fängt der verdeckte Ermittler ganz offensichtlich zu ermitteln an … jetzt zeigt der Film, wie unbequem das Bett ist … Das ist kein Sicherheitsabstand mehr Frau Ringelhahn …. konfus, konfus Drehbuch —- das ist ein Ding, wie lange haben wir uns nicht mehr gesehen … Frau Vogt und ich haben zeitweise zusammen studiert … bla, bla, bla … mir rennen die Pressevertreter schon die Tür ein … ich habe Ravioli gekocht mit eine Gaskocher

sorry, sorry, von so einem undurchdachten, schwafeligen Drehbuch — mehr pack ich nicht. Schade um die Lebenszeit. Sichtung nach knapp einer halben Stunde abgebrochen. Nichts, was Interesse erwecken würde oder könnte, nichts was glaubwürdig ist. Kein Mensch mit einem Konflikt. Kein Vorgang ist präzise. Es wird nur erklärt und gequasselt. Abgelutschteste Fahrbahnen – ohne dass die Figuren damit Kontur gewinnen würden. Keine Mühe gegeben für das Drehbuch. Das Drehbuch von Anfang an hingehudelt. Und wir müssen für so eine schmierige Schnell-Schnell-Pfusch noch blechen.

ROTE KARTE DES ZWANGSGEBÜHRENZAHLERS!