Fördern, vögeln, krönen
oder Königinnentag in Gmeining
Veronika Ferres versucht, einen auf hartes amerikanisches Filmfrauenzimmer zu machen, was in diesem biederen, ja direkt sexistischen bayerischen Milieu deplaziert wirkt. Noch deplazierter, weil Frau Ferres den Umgang mit E-Zigarette nicht genügend studiert hat und es jedes Mal, wenn sie das Stück vom Mund wegnimmt und mit diesem unentschieden in der Nähe verharrt, der Eindruck entsteht, er sei das Mikro, in das sie spreche. Wenn schon bei den Amis abkupfern, dann bittschön sorgfältig: die Zigarettenspitze bei den Vamps war so wirkungsvoll, weil sie klar auf Distanz gehalten wurde.
Altbackene sexistische Werbung in dem Sinne, als Frauen, die als Frauen attraktiv hergerichtet werden, für Produkte der Landwirtschaft werben sollen wie Zwiebeln, Mehl, Leberkäse, Spargeln, Milch, Honig, Spargel, Wurst, Kirschen. Die Models selbst werden verächtlich nicht mit Namen, sondern als das Produkt angesprochen, für das sie Werbekönigin sind. Sexistischer Umgang mit dem anderen Geschlecht in Reinkultur; soll hier spaßig durch den Kako gezogen werden; wirkt nicht so klar, eher bemüht.
Als Personal für das Hausmacherstück werden weiter aufgefahren: Eine ziemlich dümmliche Polizeischülerin, die die Schwaben in dummem Lichte dastehen lässt. Wolfgang Fierek als figelanter Frauenmissbraucher. Ein arbeitswuscheliger Pathologe, der den noch lebenden Patienten endlich aufschneiden will. Der merkwürdige Lobbyist Raubach, Vertreter von Agrarzentral. Louise, eine Transfrau.
Man muss es dem Team unter der redaktionellen Leitung von Cornelius Conrad lassen, sie versuchen den Tatort auf peppig und spritzig zu machen. Auf knapp und pointiert, auch schön dialektisch den ganzen Geschlechterwahnsinn, der heute politisch korrekt ist, zum Beispiel mit dem Begriff „feministische Planierraupe“ oder die Ferres, die unumwunden zugibt, dass sie sexuellen Avancen nachgegeben hat. „Fördern, vögeln, krönen“ so Funktionärs Juxprinzip. Ein Bisschen den Genderschmarren durch den Kako ziehen. Keine grosse Kunst, immerhin ein Frechversuch.
Grinsend wird das Aschenputtelmotiv mit dem verlorenen Schuh verdreht eingebaut, die von 50 Königinnen, die ihn verloren hat, kann eine wichtige Zeugin werden. Mit einer leichten Schlagseite in Richtung Klamotte, siehe den Streit der Königinnen.
Die Chronologie des Ablaufs des Krönungstages scheint chaotisch. Gottesdienst und dann Befragungen, alles nicht so logisch, nicht so durchdacht,…
Auswüchse des gewollten Humors: Wir sind die Mordkommission, wir suchen den Mörder, selbst wenn es keinen gibt. Ha, ha, wat ham wir jelacht.
Eine Viertelstunde vor Schluss ist der Saft raus.
Es folgt die Kalenderblattverleihung, die mickrig wirkt; der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss sparen, sie verläuft sich und nach der Verleihung ist der Ofen wieder aus und es sind noch knapp zehn Minuten bis zum Schluss dieser Schönheitsköniginnen-Exploitation-Story.
Die Auflösung des Falles wirkt arg konstruiert. Die Grundidee mit dem Milieu, der Belästigung könnte Basis für einen spannenden Kriminalfall werden, müsste jedoch gründlich durchdacht werden.
In der Aufgedrehtheit der Absicht des Peppigmachens des Tatorts wirken die beiden altgedienten Kommissare als angenehme und stabilisierende ruhende Pole und die Idee, sie in Rente zu schicken, fernsehmäßig, scheint so besehen abwegig. Sie werden mit ihrer altmodischen Dienstauffassung plötzlich kostbar.
Fördern, vögeln, krönen oder Königinnentag in Gmeining Veronika Ferres versucht, einen auf hartes amerikanisches Filmfrauenzimmer zu machen, was in diesem biederen, ja direkt sexistischen bayerischen Milieu deplaziert wirkt. Noch deplazierter,...