Rassenschande wurden in in der Nazizeit Liebesbeziehungen zwischen Deutschen und Ausländern genannt und als schlimme Verbrechen bestraft. Wenn den Beziehungen Kinder entsprungen sind, wurden sie den Müttern weggenommen, die Mütter ins KZ gesteckt. Aber selbst diese Wahnsinnsideologie ist an ihre Grenzen gestoßen; weil im Krieg Männermangel im Lande herrschte, versuchten die Nazis vornehmlich polnische Zwangsarbeiter mit hochkomplizierten, bürokratischen Verfahren und Verwaltungsaufwand einzudeutschen. Ist die Natur nicht nach der Theorie, so muss sie der Theorie entsprechend verbogen und abgemessen werden.
Behutsam decken Andrea Mocellin und Thomas Muggenthaler in ihrer Fernsehdokumentaion dieses schauderhafte Kapitel der NS-Zeit auf. Im Zentrum haben sie die Deutsche Helene Wimmer, die von einem polnischen Zwangsarbeiter ein Kind erwartet und zur Welt gebracht hatte, und die selbst als Zeitzeugin noch erzählt, wie ihr das Kind weggenommen wurde, wie ihr die Haare geschoren wurden, wie sie ins KZ verbracht wurde, wie die schönste Zeit ihres Lebens von den Nazis zerstört wurde – nur wegen der Liebe zu einem polnischen Zwangsarbeiter.
Kennengelernt hat Frau Wimmer ihren Polen auf dem Hof ihrer Eltern. Beim gemeinsamen Leben und Arbeiten auf dem Feld kam man sich näher und traf sich im Verborgenen. Bis die Schwangerschaft nicht mehr zu leugnen war. Die Deutschen hatten um die 3 Millionen Polen für den Arbeitseinsatz nach Deutschland deportiert.
Die Strafen für die „Rassenschande“ waren brutal. Darüber hat die SS eigene Dokumentarfilme zur Abschreckung hergestellt, was ein ganz seltener Fall von Naziselbstdokumentation sei. Daraus gibt es hier Ausschnitte und auch privates Filmmaterial und Fotos von solchen Strafen, zu denen die Filmemacher Zugang hatten, und das sie in ihrer sorgfältigen Dokumentation verwenden. Sie haben weitere Zeitzeugen ausfindig gemacht, die selbst als Kinder, Mütter oder Verwandte betroffen waren.
Die deportierten Polen mussten sich mit einem P an ihrer Kleidung als Untermenschen erkennbar machen. Falls sie als eindeutschungsfähig erkannt wurden, wurden sie als E-Polen geführt. Das hat ihrer männlichen Attraktivität, die sich allemal mit dem arischen Männlichkeitsideal aus Propagandafilmen vergleichen ließ, keinen Abbruch getan. Auch aus solchen Nazi-Propagandafilmen gibt es hier Ausschnitte zu sehen.
Die der Rassenschande überführten Frauen wurden öffentlich gedemütigt, „aus der Volksgemeinschaft“ ausgetoßen, ins KZ verfrachtet und dort demütigenden, detaillierten Befragungen zu ihrem Intimleben ausgesetzt.
Ein grauenhaftes Nazi-Kapitel zur Erinnerung daran, wozu Menschen auch in unseren Breiten noch vor nicht allzu lange Zeit fähig waren.