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Lebenslinien: Paul Maar – Das Sams und ich (BR, Montag, 12. Dezember 2022, 22.00 Uhr)

Non-offensiv

Das macht diese Lebenslinien von Kim Koch unter redaktioneller Betreuung von Sonja Hachenberger (so steht es in den Filmtiteln; in der BR Presselounge steht Maike Conway für Buch und Regie und als Redaktionskontakt wird Christiane von Hahn angegeben) so sehenswert, dass Kim Koch dem wunderbaren Erzählfluss von Paul Maar respektvoll den Vortritt lässt.

Man hört und schaut Paul Maar gern zu, weil er keinerlei Geltungsbedürfnis zeigt, weil er bescheiden ist, weil er sich nicht so wichtig nimmt, weil ihn extreme Wechselbäder schon in früher und frühestes Kindheit geprägt haben, dass er so ist wie er ist, ein Mensch mit reger Fantasie, der selbst lieber unsichtbar bleibt.

Wie er die Entstehung der Sams-Figur mit seiner Biographie begründen kann. Kurz nach der Geburt ist die Mutter gestorben. Vater nahm sich liebevoll des Kindes an. Es gibt eine Stiefmutter, kein Wort, dass sie böse sei. Es kommt der Krieg, wo der Vater hin muss. Stiefmutter und Bub gehen zu den Großeltern aufs Land. Ein Paradies für den Buben und es bleibt eine lebenslange Freundschaft mit einem Nachbarjungen.

Einige Zeit nach Ende des Krieges die Rückkehr nach Schweinsfurt. Vom Paradies in die Hölle. Ein veränderter Vater kehrt aus dem Krieg zurück. Beim kleinsten Problem lässt dieser verwandelte Mann die Wut an dem Jungen aus. Daher dessen Drang, möglichst unsichtbar zu bleiben, unauffällig, um ja keine Aggressionen anzulocken. Die Entwicklung der Fantasie.

Die erste Freundin, die die Frau seines Lebens wird, mit der er über 60 Jahre verheiratet ist und die ihn in die Welt von Kunst und Theater einführt. Anrührend, wie Paul Maar gesteht, dass er bis jetzt keinen Umgang damit gefunden habe, dass die Demenz seiner Frau rapide fortschreitet.

Ein Mensch, dem Geltungssucht, Wichtigtuerei, Primadonnengehabe fremd scheinen, weshalb man auch als Zuschauer sofort Vertrauen zu ihm fasst und auch nicht, wie so gerne bei Promi-Lebenslinien, der leiseste Verdacht entsteht, dass er das Format als PR-Maßnahme betrachtet. Das hat er bei seinen weltweiten Erfolgen nicht nötig; denn er ist ja, auch wenn viele ihn gerne so sehen, lange nicht nur Sams. Eine bereichernde Begegnung.

Heinrich Vogeler – Aus dem Leben eines Träumers (DVD)

„Mit enormem Fleiß
hat Marie Noelle Material gesichtet und gesammelt in über zwei Dutzend Archiven, hat ein Dutzend Fachleute interviewt, hat Reenactment-Szenen geschrieben und inszeniert und hat das alles bearbeitet und collagenhaft montiert, möglicherweise inspiriert von den futuristischen Komplexbildern aus der russischen Phase ihres Protagonisten Heinrich Vogeler und darüber einen meist nervösen Sound gelegt.“

So fängt die Review von stefe an.