Feministische Rache mit Farbpistole.
Internet- und Covidauswüchse
Siehe die Review von stefe.
Feministische Rache mit Farbpistole.
Internet- und Covidauswüchse
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Ein uriges Kinopflänzchen aus Bayern im Geiste der Tradition des Bauerntheaters.
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Ein Schauspieler wandert als Thomas-Mann-Roman-Figur durch dessen Werk genauso wie durch das Heute; eine weitere Spielart von Doku-Fiction.
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Der nonkonformistische Weg einer Londoner Fondsmanagerin zur Opernsängerin.
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Sicher, Kino macht so einiges mit einem, kann so einiges mit einem anstellen; vermutlich lifert sich der Zuschauer im Kino deutlich wehrloser dem Film aus als sich ein Leser einem Buch. Beim Lesen, scheint es, ist es leichter die Deutungshoheit der Wörter im Kopf zu bewahren. Sich den Bildern ausliefern, ist eine andere Sache; da kommt der Kopf nicht unbedingt an dagegen; es ist so ein Hülle an Informationen, an Input, der von der Leinwand auf einen einprasselt, da kommt man nicht so leicht aus. Ein in Babelsberg gedrehter Amiknaller nimmt sich das internationale Wirtschaftsganoventum vor. Ein Film aus den USA packt uns in süße Watte, lässt Liebeswelten aus einer kalten Zeit aufleben. Ein Franzose berichtet fiktional aus einem Künstlerleben, wie dieses dokumentarisch kaum je möglich gewesen wäre. Aus Marokko gibt es eine Annäherung an eine Sängerin, wie sie so im realen Leben kaum möglich wäre. Die Amis setzen, voraussichtlich erfolgreich, auf ein schon mal erfolgreiches, kämpferisches Coming-of-Age. Ein weiterer Ami wiederum ist vernarrt in eine Horror-Clownerie, wie sie einen schwitzen machen kann. Die Deutschen wiederum gehen ein Geschichtsthema, was nicht so schnell auserzählt ist, kopfig an, was wiederum seinen ganz eigenen Reiz entwickelt. Ein anderer Deutscher versucht, uns in sein unerledigtes Vaterproblem reinzuziehen, auch hier springen überraschende Reize raus. Ein Argentinier nähert sich auf bildlich höchst ausgetüftelte Art einem Postflieger, der eigentlich ein Autor war, an. Einen Italiener hat der pikante Zusammenhang zwischen möglicherweise vergiftetem Essen, jungen, attraktiven Frauen und strammen Nazis angetörnt. Auf DVD nährt sich ein französischer Film vom garantiertem Rühreffekt der Überwindung des enormen Gefälles von klassischer zu Popmusik. Am Fernsehen wickelte uns eine kaum von der Realität übertroffen werden könnende Geschichte aus der Südsee um den Finger. Die zwei Kumpels, die sich auf einem fränkischen Provinzflughafen rumtreiben, lassen Fantasien aller Art sprießen.
Kino
DER PHOENIZISCHE MEISTERSTREICH
Auch ein filmischer Meisterstreich
ON SWIFT HORSES
Oslo-Stories einige Jahre früher, im Westen der USA und im Schatten des Koreakrieges
DIE BONNARDS: MALEN UND LIEBEN
Der Film hält, was der Titel verspricht.
ALLE LIEBEN TOUDA
Eine eigenwillige, marokkanische Sängerin
KARATE KIDS: LEGENDS
Ein süffig erzähltes, heftiges Coming of Age
CLOWN IN A CORNFIELD
Horrorspektakel
BLINDGÄNGER
Geschichte, die jederzeit explodieren kann.
FRITZ LEHMANN, MEIN VATER UND ICH
Möglicherweise kaum lösbares Vaterproblem
SAINT-EXUPÉRY – DIE GESCHICHTE VOM KLEINEN PRINZEN
In der Ästhetik greift dieser wunderbare Film auf Inspiration durch Hokusai und Soulanges zurück.
DIE VORKOSTERINNEN
Und wehe, jemand hätte den Führer vergiften wollen, dann wäre es um die hübschen Frauen geschehen gewesen.
DVD
DIE LEISEN UND DIE GROSSEN TÖNE
Pop-Musik, Klassik, Brüder und schwere Krankheit
TV
PACIFICTION
Besser sind Glück und Melancholie der Südsee kaum zu schildern.
BEZZEL & SCHWARZ DIE GRENZGÄNGER AM FLUGHAFEN NÜRNBERG
Eindeutig: es ist nicht der erste Flughafen, den sie sehen und betreten.
Feine Symbiose aus Tumor und Musik, aus kultureller High-Society und kultureller Unterschicht.
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Fiebrige Südseefantasien
Trauminseln. Tropen. Schönheiten wie von Paul Gaugin gemalt.
Als Hochkommissar der Französischen Republik ist dort De Roller (Benoît Magimel) zugange. Er trägt konsequent weißen Anzug, fährt im weißen Diplomaten-Mercedes mit Chauffeur. Er spricht eine geschliffene Diplomatensprache und verspricht jedem alles.
Der Film von Albert Serra, der mit Baptiste Pinteaux auch das Drehbuch geschrieben hat, kreist um die Tage und Nächte dieses Diplomaten in abgelegener Gegend, schildert die Zeit, die vergeht, bettet so etwas wie Geschichtslosigkeit in die wie selbstverständlich ablaufenden Gespräche und Plappereien.
Es ist nicht eine Gegend für Höhepunkte, für Thrill, dazu ist sie zu gesättigt, die Natur zu reich, das Meer zu ausgleichend. Es passiert wenig im Diplomatenalltag und doch ist De Roller ständig unterwegs, ständig im Geschäft, vermisst seinen Feldstecher, wenn er ihn mal nicht dabei hat.
Es gibt den Vorfall mit dem portugiesischen Diplomaten (Alexandre Melo), der behauptet, dass ihm seine Papiere abhanden gekommen seien. Shannah (Paoha Mahagafanau), die im Hotel arbeitet und De Roller kennt, wird von diesem auf ihn angesetzt. Das verläuft nicht actionhaft, das geht en passant vor sich.
Der Film nimmt sich die Zeit, die Menschen, Mensch sein zu lassen, sie in ihren inneren Monologen zu beobachten.
Eine Gruppe Seeleute verbringt ein paar Tage auf der Insel. Der Admiral (Marc Susini) ist ein entzückendes Männchen, das gerne trinkt und mit Männern tanzt. Es gibt das Tanzlokal und den Besuch der brühmten Schriftstellerin. Zur örtlichen, indigenen Tanzgruppe unterhält De Roller gute Kontakte, lümmelt in der Garderobe herum, gibt Tipps, wie der Tanz ausdrucksvoller werden kann. Er ist mit Olivier (Baptiste Pintaux) zugange, einem Investor; es geht um den Wiederaufbau einer Immobilie auf Heiligem Grund.
De Rolle ist konfrontiert mit einem für ihn unangehmen Gerücht, nämlich dass Frankreich die Atomversuche auf Mururoa wieder aufnehmen wolle und damit, dass sich Bürger der Insel dagegen zu wehren versuchen. Die Musik wirkt oft wie ein Hintergrundgrollen, tief aus dem Meer oder der Südseeseele. Es gibt einen Motorbootausflug und einen Blick auf touristische Bootsfahrten zu den den großen Wellen und einen Flug zu einer benachbarten Insel. Stark: das Atmosphärische.
Frauen im Steinzeitislamismus
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Ausflippen in Neufahrn
In dem nicht bewohnten Safe-House in Neufahrn flippen sie aus, machen Party. Es sind die beiden ermittelnden Kommissare Johanna Wokalek und Stephan Zinner, die prima zusammenharmonieren und die drei Travestie-Künstler Tulip (Patrice Grißmeier), Menora (Bozidar Kocevski) und Peekabou (Meik van Severen).
Sie fühlen sich sicher. Sie sind hier, um vor den zwei albanischen Mördern, die von den drei Künstlern bei der Bluttat beobachtet wurden, geschützt zu sein. So ergeben sich gezwungenermaßen Momente der privaten Unterhaltung. Momente, in denen durch die Begegnung der Kommissare mit der nicht bürgerlichen Lebensweise deren gewohntes Selbstbild sachte in Frage gestellt wird, wenn auch nicht so stark wie dasjenige der beiden Kaminfeger in den Oslo Stories: Sehnsucht.
So ergibt sich elegant die Möglichkeit, ohne den beim Fernsehen gern belehrenden Unterton, einen Einblick in die Transenwelt zu geben.
Der Film von Dror Zahavi nach dem Drehbuch von Günter Schütter verlässt sich ansonsten auf das klassische Krimimuster. Die drei Zeugen beobachten den Mord. Die minutiöse Polizeiarbeit, die hier für Fernsehverhältnisse mindestens als seriös bezeichnet werden darf (im Gegensatz zum jüngsten Tatort aus Bayern: Zugzwang), fieselt die Spuren auf, ermittelt die Täter, muss versuchen, die Zeugen zur Aussage zu bewegen, obwohl sie nicht wollen.
Ganz nebenbei schafft es dieser Reihenkrimi auch noch, ein Münchner Stadtproblem, was in nächster Zeit höchste Aktualität gewinnen könnten, einzubauen: die Pläne für die zwei wenig nachhaltigen, wenig innovativen Hochhaustürme bei der Paketposthalle. Dies im Zusammenhang mit dem Immobilien- und Wohnwahnsinn in der Stadt. Zudem ist der Club, in dem die drei Künstler auftreten, im bunt gemischten und immigrantisch geprägten Bahnhofsviertel angesiedelt.
Die betreuenden Redakteure Claudia Simionescu und Tobias Schultze haben mit dieser menschlichen und auch unterhaltsamen Polizeiruffolge bestimmt keinen schlechten Griff getan. Eine harte Mutter-Sohn-Szene kommt auch noch vor.
Heldin im Graubereich
Selbst in der brutalsten Vernichtungsmaschinerie wie derjenigen des Holocaust findet sich immer dieser Zwischenbereich des Menschlichen, dieser Graubereich eines Schmierstoffes, ohne den Menschen nicht umgehen können miteinander, ohne den die Menschen seelen- und gefühlslose Roboter wären. Das ist vermutlich der menschliche Zwischenbereich, der vielleicht die größte Differenz zu KI ausmacht.
In diesem Graubereich hat sich während des Holocaust Humanes abgespielt, davon zeugen jede Menge von Geschichten und Filmen. Eine davon hat sich Louise Archambault nach dem Drehbuch von Dan Gordon vorgenommen.
Der Autor hatte die Originalgeschichte von Irena Gut Opdyke zur Grundlage. Darin beschreibt die couragierte Polin deutscher Abstammung, wie sie eine Gruppe von Juden vor dem Zugriff der Nazis gerettet hat – und das in einer von diesen requirierten Villa, in der der Offizier Rugmer (Dougray Scott) als Einzelperson residiert.
Irena (Sophie Nélisse) wird beim Überfall auf Polen von der Straße weg zur Zwangsarbeit gezwungen. Sie hat schnell den Kontakt zu den Offizieren und wird von der schwersten Arbeit befreit. Sie beaufsichtigt eine Gruppe von Juden und Jüdinnen, die zwangsweise nähen sollen. Es sind keine gelernten Schneider.
Dieser menschliche Schmierstoff, also wie sie auf die Nazis wirkt, wie sie mit ihnen umgeht, macht sie zu einem wichtigen Bindeglied zu den Zwangsarbeitern. Dadurch dass sie in diesem Graubereich zwischen Tätern und Opfern unterwegs ist, erhält sie auch Informationen, speziell über die drohende Verhaftung der Juden.
Eine wichtige Rolle in diesem Zwischenbereich spielt Schultz (Andrzej Seweryn), der durchschaut, wie Irena menschlich bleiben will, ohne heldenhaften Widerstand leisten zu wollen, wie sie den kleinen Spielraum, den ihre Funktion ihr bietet, nutzt.
Wie Rugmer in die Villa zieht, soll Irena als Haushälterin mit einziehen. Sie wittert die Chance, dort die Juden zu verstecken.
Louise Archambault erzählt diese thrillerhaft aufregende Geschichte in angenehm weicher Bildsprache und mit den nötigen Zwischentönen, die dieser Graubereich menschlicher Beziehung verlangt. Irena ist eine Heldin ohne jeden Heldengestus, sie handelt intutitiv und schlau, gerät in Konflikt mit ihrer Religion, wie es darum geht, bei einer Schwangeren im Versteck eine Abtreibung vorzunehmen, damit das schreiende Baby die Gruppe nicht verrät und sie geht ein enormes Risiko ein, wie Rugmer hinter das Geheimnis der vermeintlichen Ratten im Keller kommt.