Der Film sei ein Anhang zu Klaus Wybornys Filmzyklus „Lieder der Erde“, ist im Abspann zu lesen. Wyborny verwendet auch Material aus Das Offene Universum. Dort ist es als artifizieller Rahmen für die Story einer Dreierbeziehung zu sehen. Hier wird dieser Rahmen zur Essenz, ist der Stoff für diese Studien zum Untergang des Abendlandes, passend zur Corona-Apokalypse, die uns gerade heimsucht, die auch einer Art Untergang des Abendlandes gleichkommt; jetzt vielleicht noch weitsichtig gesehen.
Den Film könnte man problemlos im Kino zeigen, wäre irgendwie passend, die Menschen vereinzelt mit großem Abstand voneinander zu platzieren; ist doch nicht der Mensch als Individuum das Thema des Filmemachers, eher ist es eine bestimmte Art seiner „Werke“ und wie sie auf dem Planeten rumstehen und zum Teil rauchen und qualmen.
Es ist kein Film über Mode, keine Romantic Comedy, kein Thriller (oh, wer weiß, vielleicht ein Industriezerstörungsthriller?), kein Trash (oh, wer weiß, vielleicht in Industrietrash-Bilderreigen?), kein Film über Kaffeehausbesuche, Spa, Tourismus, Konsum, Shopping, Lifestyle, kein Film über menschliche Beziehungen untereinander, kein Abenteuerfilm (oh, wer weiß, das Abenteuer des genauen Hinschauens und der faszinierenden Bildbearbeitung mit Farbfiltern, Schrägperspektiven, Überblendungen, Über- und Unterbelichtungen, Aufflackerprojektion, Umkehrbelichtungen, rasant schneller, teils fahriger Montage zu moderner, bildrhythmisierender Musik, für die auch Klaus Wyborny steht, und bei der es gar nicht stört, wenn gleichzeitig beim Visionieren an der eigenen Hausfassade gesägt und gehämmert wird).
Wybornys Topoi sind Hochhäuser als Wohnsilos, Wohnbatterien, qualmende Industriekamine und Türme, Industrieanlagen, immer wieder das Wasser und seine Ränder, was hier mit menschlichen Industrieüberbleibseln passiert, die Schiffahrt, New York am Rande. Aus solchem Material aus den Jahren 1980 bis 2010 montiert er diese Symphonie von Industrialisierungsspuren.
Es ist kein Urlaubsfilm, kein Ferienparadiesfilm (auch wenn blaues Meer und Palmen am Strand vorkommen, wenn auch ganz kurz nur und sicher nicht im Sinne der Anpreisung für einen schönen Urlaub.
Die Natur ragt auch immer wieder in Industriebrachen. Sogar die Klassik hat ihren Auftritt, glanzvoll, hm, schnell die Akropolis auf Polaroid und gleich saust die Abbruchbirne zerstörerisch auf ein Gebäude.
Wyborny gibt dem meditierbereiten Zuschauer mit Zwischentiteln Gedankenhilfen, dass aus dem Orient das Licht komme, über das Licht aus dem Norden, die Neue Welt oder „heiter“, die Natur der Ameise. Vielleicht eine neue Welt, die aus dem Corona-Chaos entsteht?