Wer, wie ich, in den 70ern geboren und in den 80ern aufgewachsen ist, kennt sie noch, die gute alte Videothek. Man durfte erst ab 18 Jahren eintreten, es gab die sprichwörtliche Schmuddelecke, wo auf einen Blick mehr nackte Tatsachen zu sehen waren, als alle Vorfahren zusammen jemals zu Gesicht bekommen hatten. Viel wichtiger jedoch: Es gab die Blockbuster, prominent aufgestellt. Die großen Hits waren gleich mehrfach vorhanden, ganze Regalreihen gab es da, zum Beispiel mit Terminator II oder Aliens.
Alles auf VHS, analoges Video mit theoretisch möglichen, aber nie ausgenutzten 768×576 Pixeln, grieselig und körnig, teilweise mit abenteuerlichen Kopierschutz-Technologien versehen (für die man sog. Kopierschutzknacker kaufen konnte, das waren elektronische Geräte, durch die man das Signal führen musste, hach, das waren noch Zeiten!).
War das Band nicht zurückgespult, musste man womöglich Strafe zahlen, und wenn der eigene Player es verknittert hatte, konnte es teuer werden. Ich musste nie was zahlen, denn wie alle anderen verschwieg auch ich, wenn mir so ein Malheur passiert war.
Heute ist das alles ganz anders. Man guckt Filme on demand über das Internet, moderne Fernseher können sogar eigenständig und ohne Computer bei VOD-Anbietern (video on demand) vorstellig werden und dem Zuschauer das gewünschte Material herunterladen bzw. streamen. Gerade neulich hatte ich so eine Not: Ich war zur Pressevorführung des dritten „Tribute von Panem“-Films eingeladen, hatte aber den zweiten gar nicht gesehen. Den ersten hatte ich just vom Fernsehen aufgenommen (DVB-T-Antenne und TV-Software am Rechner von Elgato – tolle Sache, nur unheimlich ablenkend!) und angesehen, also guckte ich bei Amazon Instant Video kurzerhand den zweiten Teil. Ich musste nichtmal meinen Schreibtischstuhl verlassen dafür!
Eine großartige Sache, finde ich. Das einzig Dumme: Man muss über den Browser gucken, hat keine eigene Software. Viele sehen das als Vorteil, ich hätte aber lieber eine eigene Software, in der ich meine Filme und Filmwünsche organisieren kann.
Ganz wichtig für Filmfans wie mich – und somit sicher auch Euch Leser dieser Zeilen – ist natürlich die Originalfassung eines Films. Wieso sich deutsche Synchronsprecher anhören, wenn man die volle Wucht der Originalstimmen der Akteure (und Stars), wie sie von den großen Regisseuren unserer Zeit dirigiert wurden, haben kann? Englisch spricht natürlich jeder, aber wenn man sich mal einen französischen Film, oder noch besser, einen japanischen Film mit Untertiteln angetan hat, dann hat man ein ganz anderes Erlebnis als bei der Synchronfassung.
Wenn ich da ein bisschen recherchiere, fällt mir auf, dass es bei Maxdome über 1000 Titel in Originalfassung gibt (hier ein Link zu den Specials-Paketen), während Netflix zum Beispiel einen überhaupt nicht das Angebot browsen lässt, wenn man nicht eingloggt (und damit Kunde) ist. Bei Amazon sind die OV-Titel nicht, oder nicht leicht genug, zu finden, leider. Ich denke, da werde ich auch mal genauer reinschauen. Vielleicht schenke ich mir so ein Abo zu Weihnachten – wo, entscheidet das Angebot.
Auch wenn ich die nächtliche fahrt zur Videothek, das Aussuchen eines Films mit Freunden und die eine oder andere teure Tüte Chips, die man an der Kasse noch mitnimmt, vermisse: VOD ist definitiv wesentlich bequemer, und die Qualität der Filme ist mit Full HD (1920×1080 Pixel) auch mehr als vier mal so groß (Grafik dazu). Und weniger Chips essen, ist sowieso die bessere Wahl… Jetzt muss ich nur noch Freunde einladen – doch halt, ich habe ja gar keinen Fernseher mit Sofalandschaft. Dann eben das zu Weihnachten.