Es sind handwerkliche Produkte, die Kindern genügend Abenteuer bieten, ihnen aber nicht gleichzeitig auch Kinobildung angedeihen lassen. Denn dieses Handwerk ist viel zu nah am Fernsehen dran. Man hat nicht die Zeit, Dinge entstehen zu lassen. Es geht einfach darum, die Zuschauer zu überschütten mit Bildern und Aktionen und Attraktionen und Fremdem und Vertrautem, ohne ihnen den Atem zu lassen, ohne ihnen die Chance zu geben, wegzuzappen.
Eine schmierige Sprecherstimme erzählt anfangs über den Mondscheinpalast in China, der vor 600 Jahren gebaut und zugesperrt worden ist, vom hell leuchtenden Elixir, was einem ewiges Leben gibt. Dazu kommen Kinobilder, die sich an großem chinesischem Kino orientieren, diesem jedoch nicht das Wasser reichen können. Schnell hingehudeltes Palastritual ohne tieferen Sinn.
Schnitt. Prater in Wien. Kinder lassen sich vom Countdown in die Höhe schießen. Sie ertappen einen Taschendieb. Abenteuerliche Jagd über die Geisterbahn. Ach, und das Ganze nur, damit sie sich vorstellen können. Denn schon sind sie in einem chinesischen Restaurant. Hier fühlen sie sich zuhause, man weiss nicht wieso.
Unglücklicherweise zerbrechen sie eine Statue, die ein zufällig anwesender Experte für Pandabären aus China mitgebracht hat. Darin ist ein Schlüssel zu oben erwähntem Palast. Das ergibt die schnelle Internetrecherche der pfiffigen Kids. Zufälligerweise gibt es gerade einen Wettbewerb, bei dem man eine Reise nach China gewinnen kann. Den manipulieren sie, Tricks fürs Leben.
In China fängt die Abenteuer-Story endlich richtig an: den Schlüssel suchen und dabei von Iris Berben und Stipe Erceg verfolgt werden. Das ergibt viele aufregende Bilder aus China. Auch die chinesische Mauer darf nicht fehlen. Und natürlich ist es amüsant, wenn der eine der Jungen sich als Braut verkleidet, um den in der Mauer versteckten dritten Schlüssel zu finden.
Aber ein Verräter in der Mannschaft hat die Gegenpartei informiert. So dass sich schliesslich alle auf den Weg zu diesem Palast machen, die Guten verfolgt von den Bösen.
Frau Berben versucht richtig mit Stemmen der Stimme und Mundverziehen die Böse zu spielen, die böse Konzernchefin – ob sie als Präsidentin der Deutschen Filmakademie auch so viel Biss entwickeln wird?
Die Texte, die die Darsteller zu sagen haben sind nicht mehr als lieblose Fernsehdurchschnittsware. Frau Berben sagt zum Beispiel an einer Stelle „Dafür sollen wir uns die Pfoten, kleiner Scherz, die Hände, reichen“. Und wenn im Schloss das Licht angeht, sagt Stipe Erceg „sieht aus, als bräuchten wir die nicht mehr“ und meint damit die Stirn-Lampen, die sie patenterweise dabei hatten. Oder dann sagt er „Schluss jetzt mit dem Gequatsche“. Der eine der Buben, Patrick, meint an anderer Stelle „Hätte aber ins Auge gehen können“. Und nachdem der eine Junge aus dem Abgrund vor der ersten Tür gerettet worden ist, sagt er ganz ordentlich „Danke“.
Schon in Wien im chinesischen Restaurant macht der Satz der Wirtin stutzig „ich habe soviel zu tun, der Laden läuft schlecht“ – ein Lektor müsste über diesen Satz gestolpert sein, denn die Logik ist doch die, wenn ein Laden schlecht läuft, dann hat man gerade nichts zu tun..
Wie in dieser Art Kinderfilme üblich, können die Kids alles, sind fit in Karate, teilen ihren erwachsenen Gegnern schamlos Tritte in die Eier aus, sind spitze im Überlisten, im Interpretieren mathematischer Formeln, können sich problemlos gestikulierend mit den Chinesen unterhalten, abseilen sowieso, Gewinnspiele manipulieren und gewinnen, oder sie strahlen telegen-lieblich, wenn sie vor dem Panda-Gehege stehen.
Es gibt auch ziemlich bescheuerte Gags aus der Mottenkiste, wenn die Kids die leere Wohnung des chinesischen Opas erkunden und dann die beiden Buben rückwärts ineinander laufen. Schon lange nicht mehr darüber gelacht.
Außerdem beunruhigt eine gewisse Liederlichkeit dessen, was über die Kids erzählt wird. Nachdem sie schon über die Gefahren informiert sind, und ihnen der erste Schlüssel geklaut worden ist, möchte man als Zuschauer unbedingt sehen, wie sie den zweiten sicher verwahren. Nichts davon.
Solche Bildmengen halten einen jeden Zuschauer auf Trab, aber er ist mehr mit dem Sortieren der Bilder beschäftigt als mit Dran-Teilhabendürfen an Dingen, die nur das Kino bieten kann, wie die besondere Art menschlichen Ernstgenommenwerdens, wie Verständnis für andere Kulturen; hier wird eher sich mokiert darüber, zum Beispiel auf dem Markt mit dem Getier oder auch bei der Brautfotoszenerie auf der Mauer. Die Chinesen sind lediglich Versatzstücke in einer abenteuerlichen Geisterbahn.
Es sind handwerkliche Produkte, die Kindern genügend Abenteuer bieten, ihnen aber nicht gleichzeitig auch Kinobildung angedeihen lassen. Denn dieses Handwerk ist viel zu nah am Fernsehen dran. Man hat nicht...