Ein ziemlicher Horror, dieser Dokumentarfilm. Nicht wegen Special Effects und Gespenstern. Resp. im Grunde genommen genau wegen Special Effects und Gespenstern. Nur sind wir hier nicht auf dem Rummelplatz, damit uns schauderlich wird, noch sind wir in irgend einem Hinterhofkino, das „schmutzige“ Genrefilme zeigt, noch sind wir hier im Möchte-Gerne-Genre-Kino von „Hell“, nein, wir sind hier höchstoffiziell in der Dokumentarabteilung gelandet und im Amerika von heute, in der Abteilung „real life“.
Für die Special Effects sorgt die Firma Halliburton und Co., und die Gespenster, das sind Figuren wie Dick Cheney (auf dem Segway) und Konsorten. Es sind jene skrupellosen Geschäftsmänner, die wegen der Gasexploration ganze Landstriche in Amerika verwüsten lassen. Der Film leistet unter Verzicht von Special Effects mit einer Betrachtung dessen, was in manchen Gebieten der USA von der Industrie betreiben wird, den Horror, den „Hell“ beabsichtigte.
Die Geschichte ist eine abenteuerliche. Josh Fox wohnt in einem schönen Holzhaus in den Wäldern von Pennsylvania in der Nähe vom Delaware River (dieser dient übrigens auch als eine Quelle fürs Trinkwasser in New York). Josh Fox wohnt in reiner, sauberer Natur. Sein Haus wurde von ihm und seiner Familie gebaut. Man erinnert sich an die Nixon-Zeit, die von der heutigen politischen Situation aus besehen, was die Umwelt betrifft, eine paradiesische Zeit gewesen sein muss.
Nun ist anzumerken, dass die Vereinigten Staaten, wie es hieß, förmlich auf einem Ozean von natürlichem Gas liegen. In Zeiten von Energiehunger und Abhängigkeit von Importöl schreit so eine Ressource geradezu darnach, ausgebeutet zu werden. Aber es gibt eben keine sauberen Gasgewinnungsverfahren, jedenfalls bis heute nicht. Die Entsorgung des giftigen Outputs der Gasgewinnung, die könnte man ja gesetzlich regeln. Allerdings, da ist Josh dann darauf gekommen, hat sich die Lobby der Gasexplorationsindustrie mit Millionen von Dollars die Gesetzgeber in Washington praktisch gekauft, eine Carte Blanche zur Umweltvergiftung geben lassen, durch Eliminierung jeglicher Schutzbestimmung für Umwelt, Natur und Mensch. So dass trotz Naturschutzbemühungen in vielerlei Hinsicht, die Gasgewinnung ohne jede Umweltgesetzgebung stattfinden kann. Der Nicht-Gesetzgebungs-Horror hinter dem Horror.
Josh Fox ist folgendermaßen auf die Geschichte gestoßen. Eines Tages wurde ihm angeboten, Land für die Gasgewinnung zu verpachten. Für eine seiner Meinung nach sehr hohe Summe. Das machte ihn stutzig. Er fing an, sich in seiner Umgebung umzusehen, flussaufwärts stieß er bald schon auf die ersten Anlagen und die ersten Beschwerden, schnell auch auf Zahlen, die schwindlig werden lassen. 1 – 7 Millionen Gallons of Water, die gebraucht würden, um ein Loch zur Gasgewinnung zu drillen, und so ein Loch kann bis zu 18 Mal gespült werden. Für diesen Vorgang wird Wasser eingepresst. Dieses Wasser ist allerdings mit einem tödlichen Mix von Chemikalien versetzt und die Ölindustrie weigert sich, die Kombination der Gifte bekannt zu geben. Das vergiftete Wasser wird ungereinigt in die Umwelt entsorgt in die Flüsse oder mittels Evaporation direkt in die Luft.
Opfer von solchen Verunreinigungen müssen, so will es das Gesetz, selber den Nachweis für die Ursache erbringen. Wie sollen sie das, wenn der Giftmix von den Verursachern noch dazu geheim gehalten wird. Je tiefer Fox in die Materie eindringt, je weiter er sich umsieht, desto mehr Horror entdeckte er. Zur Erträglichmachung dieses Trips, der ihn immer weiter in immer mehr Staaten führt, untermalt er die Reise gerne mit Country-Musik.
Er stößt auf Tiere, denen die Haare ausfallen, tote Tiere, verfärbte Kühe, Wasser ab Wasserhahn, das so mit Gas durchsetzt ist, dass man es anzünden kann und vor der Stichflamme sich in Acht nehmen muss, Leute mit Kopfschmerzen und Gehirntumoren in Gegenden, in denen vor der Gasgewinnung sowas nicht vorgekommen ist. Vollkommen verödete Landstriche. Bilder, wo man sieht, wie ein mit giftigen Chemikalien durchsetzter Spray in die Luft gesprüht wird. Und überall Beweise des Verlustes der Trinkqualität des Wassers. Leute mit bisher einwandfrei sprudelnden Quellen müssen das Wasser jetzt in Tanks einkaufen. Aber sie selbst haben das Land verpachtet. Das Geld lockte. Auf den Punkt geht Fox aber nicht zu tief ein. Überall Warnschilder wegen Explosionsgefahr und Gas in der Luft. Denn ganz dicht geht so eine Gewinnung nicht vor sich. Auch nicht an den Kompressionsstationen. Gas ist ein flüchtiger Stoff.
Fast dadaistische Ausmaße nimmt eine Aufzählung all der Gifte an, die dem Wasser zur Gasexploration beigemischt werden. Und bei einer Anhörung zum Thema wird ein Vertreter der Gasindustrie aufgefordert, die Liste der Gifte vorzulesen und er fragt irritiert zurück, ob er alle vorlesen soll, denn die Liste ist seitenlang. Er ergibt sich in sein Schicksal, aber der Dokumentarfilmer erspart uns die ganze Länge.
Trinkwasser, was gerade noch für bizarre wissenschaftliche Experimente zu taugen scheint. Umweltzerstörung unglaublichen Ausmaßes in der Nähe des Yellowstone-Nationalparkes auf einem Gebiet von der Größe von Connecticut. Und, nicht zu unterschätzen, das Problem der Trinkwasserversorgung für New York.
Schockierend ist nebst verödeter Landschaften, der hemmungslosen Verschmutzerei ohne jede Sicherheitsvorschriften vor allem auch das offizielle politische Amerika, Washington, das nichts unternimmt, das den Öllobbies und der Cheney-Fraktion offenbar nichts entgegenzusetzen hat. Das ist so unglaublich hinterwäldlerisch, dass man es gar nicht glauben möchte. Auch unter Obama tut sich offenbar nichts zum Schutze der Natur vor den Gasgiften.
An einer Stelle zählt Fox auf, wieviele LKWs es braucht, um so ein Bohrloch aufzubauen, in Gang zu setzen und in Betrieb zu halten. LKW-Ladungen voller Chemikalien, Rohre und Gerätschaften. Die Zahl geht in die Hunderte von Fahrten.
Interessant übrigens im Abspann, welche Firmen und welche Ministerien der Administration Josh Fox ein Interview verweigerten, welche Departements der staatlichen Verwaltung, von den Firmen sind es unter anderem Halliburton, Shell, Exxon, BP, Chevron, um nur einige zu nennen. Hinterwäldlerisch, oh, oh.
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Das Thema Fracking (Hydraulic Fracturing) ist weltweit ein brennendes, denn nicht nur in den USA wird der Fels-Untergrund eines ganzen Landes zerbröselt, um an eingeschlossenes Gas zu kommen. Auch in Europa ist Fracking aktuell, so zum Beispiel in Irland, aber auch in Deutschland. In Frankreich wird Fracking dahingegen höchstwahrscheinlich komplett verboten. Es gibt zahlreiche Initiativen gegen das Fracking, und ebensoviele Reportagen und Dokumentationen zum Thema. Hier zum Beispiel der Weltspiegel von vor einem Jahr:
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Ein ziemlicher Horror, dieser Dokumentarfilm. Nicht wegen Special Effects und Gespenstern. Resp. im Grunde genommen genau wegen Special Effects und Gespenstern. Nur sind wir hier nicht auf dem Rummelplatz, damit...