Ui, Zombies dringen in die perfekte Idylle des Heimatfilmes der 50er Jahre ein und bringen diese ins Wanken.
Oder: der Allrounder Martin Faltermeier (Buch, Regie, Produktion) nimmt sich in all seiner Gemächlichkeit den 50er-Jahre-Heimatfilm vor. Er lässt sich aber von Kornkreisen auf Dinge bringen, die unter dieser Idylle ihre Wirkung tun. Verblüffend an der Vermischung der beiden Genres ist eher ihre Gemeinsamkeit: beiden geht es vor allen Dingen um die Schwängerung. Schwängerungsthematik, wenn man so will, mit den Stilmitteln verschiedener Genres beschrieben, wenn auch thematisch dieser Sache nicht weiter auf den Grund gegangen wird.
Dabei geht es Faltermeier wohl weniger um Suspense bis zur Unerträglichkeit. Vielmehr genießt er es, jedes Bild so zu inszenieren, dass es einen Eindruck von gezielter Vollkommenheit erreicht; dass es stimmig ist. Egal ob er Sujets aus dem Heimatfilm zitiert, ob die Zombies wilde Schattenspiele wie in Zeiten des Stummfilm-Expressionismus ausüben, ob er im Inneren eines Ufos sich befindet, was in der Art Fantasie an die Leidenschaftlichkeit der Ausstattung von „Raumpatrouille Orion“ erinnert oder ob Maria, die Protagonistin, Judith Gorgass, vom bösen Professor Stock, Vlasto Peyitch, ins UFO entführt wird, was teils an Bilder aus der Romantik, eine Waldgasse mit Schlaglicht beleuchtet oder an futuristische Gemälde erinnert, wie die beiden über den langen Aufgang ins UFO hasten.
Diese pure Freude am Genre äußert sich auch darin, dass Faltermeier alle Schauspieler erstens ausgezeichnet auswählt und zweitens so mit ihnen arbeitet, dass sie authentisch rüberkommen, egal ob naturwissenschaftlicher Tüftler, Florian Kiml als Dr. Robert Hölzlein (der nur wirklich für Maria bestimmt wäre; aber ein bisschen weltfremd ist er eben auch, denn er arbeitete am „physiologischen Zentrum“, das im Notfall auch Leichen obduzieren kann), oder die Amerikaner, alles Urbayern, wenn ich das aus den Namen der Besetzungsliste richtige schließe, mit denen Faltermeier einen in keiner Weise übertriebenen, glaubwürdigen amerikanischen Akzent erarbeitet hat; die müssen gar nicht alle ständig Kaugummi kauen, um diese Besetzungssoldaten zu transportieren, Siegfried Foster als Captain Welles, David Scharschmidt als Private Anderson (der Ärmste wird von einem Zombie gebissen; aber dagegen huifd nach Dr. Hölzlein „a Wasser und a bissl an Schnaps“) oder Klaus Tissler als General Cooper oder Kami Esfahani als Sergeant Williams.
Aber auch Günther Brenner als immer und ohne Übertreibung am Rande der Kompetenz und des Verständnisses der Vorgänge agierender Gendarm Stadler und Michael Preiss als Sepp, bei dem die Ähnlichkeit zwischen Bayer und Zombie nicht von der Hand zu weisen ist bei seinem Auftritt im Stadl mit Maria.
Was mich beim Betrachten einzelner Bilder und Settings besonders beschäftigte: nie entsteht der Eindruck, dass hier ein Regisseur ein Drehpensum zu erfüllen hat (ein vorrangiger Eindruck bei der überwiegenden Mehrzahl aller subventionierten Kinoproduktionen in Deutschland); dass hier immer im Vordergrund steht, Drehzeit hin oder her, wobei ich vermute, dass Faltermeier höchstsorgfältig vorbereitet war: die Szene muss gut werden als oberste Maxime. Und so wurden sie es denn auch.
Dasselbe gilt übrigens auch für die Musik, die mit verhaltenen Heimatklängen vom Alphorn über Blasinstrumente bis zur Zither oder Hackbrett ganz zart die Stimmung untermalt bis hin zum Rock’n’Roll in der Disco Mühlkrügerl. Übrigens: ein Lorem-Ipsum-Color-Film – oder Dolor-Film? Die Farben und Schmerzen sind wirklich schön und vielfältig.
Die Anmachszene im roten Cabrio: pures amerikanisches Kino der 50er Jahre.
Vielleicht sollte man beim Schauen noch darauf achten, dass Maria merkwürdigerweise, wenn Autos vorbei fahren, gerne einen Huster oder ein Hüsteln kriegt. Das ist so eine Sache mit den Abgasen im Heimatfilm, in dem auch Zombies from outer space zugange sind.
Was aber die Freude an einer wunderbaren, olivgrünen Isetta nicht mindern dürfte noch den Kinospass an diesem stimmigen Heimat-Zombie-Film. Ganz im Gegenteil.