Ein Film, der alles bietet, was eine gute Filmerzählung haben soll. Ein klares Thema, einen historisch-geographischen Background, eine Rahmenhandlung, in die die einzelnen Teile der Geschichte eingepackt werden und außerdem exzellente Schauspieler, sowieso eine sehr schauspielerfreundliche Geschichte, denn der Regisseur Tate Taylor ist öfter als Schauspieler tätig denn als Autor und Regisseur. Hier hat er das Drehbuch nach einem Roman von Kathryn Stockett geschrieben.
Das Thema, es kommt explizit erst ganz am Schluss zur Sprache, ist die Freiheit, ein uramerikanisches Thema und zwar die Freiheit, die sich durch die Freiheit des Wortes, des Sich-Ausdrückens definiert.
Die Geschichte, die hier einfach und episch erzählt wird, am Anfang werden auch ganz klare Gut-Böse-Unterschiede aufgezeigt, spielt Anfang der 60er Jahre um die Zeit des Kennedy-Mordes herum in Jackson, Mississippi. Es herrschen noch strenge Rassengesetze, hier Weiße, da Schwarze.
Als Beispiel dafür wird immer wieder die Diskussion erwähnt, dass die weiße Herrschaft für das schwarze Dienstpersonal gesonderte Toiletten wünscht, wegen Infektionsgefahr, eine ganz lächerliche Diskussion. Die dann aber auch zu einem böskomischen Moment führt, wenn unsere Protagonistin, Eugenia „Skeeter“-Phelan gespielt von Emma Stone, endlich die Sammlung der Pelzmäntel für die feinen weißen Damen in der Zeitung ankündigen soll und statt „Pelzmäntel“ „alte Closchüsseln“ schreibt und die ganzen weißen Gutmenschen ihre alten Clo-Schüsseln im Garten vor dem Häuschen der weißen Madame deponieren. Daran sieht man, dass diese Erzählung durchaus auch komische Seiten hat.
Sie hat aber auch Tragische, zum Zeitpunkt der Kennedy-Ermordung wurde massiv gegen die Schwarzen vorgegangen; man erlebt eine Szene im hübschen Bus, den sie für den Film in Grün und Gelb frisch angestrichen haben, in dem das schwarze Hauspersonal – das ist sozusagen die zweite Hauptperson im Film, The Help, die Hilfen – nach Hause fahren und es dann plötzlich heißt, die Schwarzen müssen aussteigen, und wie sie dann alle nach Hause rennen, da kommt Beklemmung auf.
Die weiße Skeeter will also Journalistin werden. Sie bewirbt sich in New York. Man hält sie für hoffnungsvoll, sie soll aber noch Erfahrungen sammeln. Sie bewirbt sich bei der Lokalzeitung. Der Chefredakteur, der später mal eine grandiose Tanznummer hinlegen wird, ein kleiner gedrungener Mann mit lustigem Akzent, will sie erst nicht, wie er aber das Schreiben liest, lässt er sie die Putzkolumme in der Zeitung bearbeiten, also die Leserfragen und die Tipps. Sie selbst hat keine Ahnung vom Haushalten. Aber sie hatte selbst eine gute Nanny, das wird ein anderer Handlungsstrang, die ist nämlich von Skeeters Eltern rausgeschmissen worden wegen einer Lappalie, aber Skeeter weiß das alles nicht und will das recherchieren; sie stellt ein Vertrauensverhältnis zu Aibileen her, die hilft ihr beim Beantworten den Kolumnen-Fragen; es verbindet die beiden, dass es ungesetzlich ist, dass eine Weiße eine Schwarze besucht.
So kommt man ins Gespräch. Und sie hat die Idee, Geschichten von Schwarzen „Helps“ zu schreiben nach Interviews. Davon ist die New Yorker Redakteurin begeistert, denn sowas hat es noch nie gegeben. Die Suche nach Interview-Partnern und die Befragung, die Ängste der Frauen, überhaupt zu erzählen, das Misstrauen, schließlich aber auch die erfolgreiche anonyme Veröffentlichung, die sind sozusagen der Hauptstrang. Umd den herum rankt sich das gesellschaftliche Leben der weißen Ladies oder der schwarzen Helps. Von den Vorbereitungen für die Wohltätigkeitsveranstaltung über eine andere wunderbar tragikomische Geschichte, die auch nach der Buchveröffentlichung noch wirken wird, dass eine Nanny, die mit den umwerfend traurig-komischen Augen, Minny ihrer Herrin zur Rache die eigene Scheiße in den Kuchen gebacken hat und sie zum Essen drängte, dummerweise die Geschichte aber nicht für sich behalten konnte.
Oder die exzentrische unter den weißen Ladies, Celia Foot, die noch zu blöd war, eine Hausangestellte zu halten, der haben immer alle abgesagt, und die dann Minny aufgenommen hat, aber ihr Mann durfte das nicht wissen. Später dann die Geschichte mit den Fehlgeburten, die sie im Garten in Schuhkartons vergräbt. Es wird nicht nur schwarz-weiß gemalt.
Die Bilder sind in schönster 60er Jahre Optik gehalten, oft malerisch, immer stimmungsvoll, die Interieurs museumshaft schön, die voluminösen Ami-Schlitten, die Auffahrten zu den Patios, immer am Rande zur Puppenstube, am Rande zur Idylle, die hin und wieder unterbrochen wird durch das Gegackere der Damen, die sich aus New York wieder neue Haarwickler bestellt haben, damit „Skeeter“ chic zu einem Rendevouz-gehen kann.
Denn, das war ihr Problem, dass sie noch keinen Freund hatte und deswegen auch saublöd von zuhause angemacht worden war und da war ihre Nanny der einzige Trost. Also auch ein problematisches Verhältnis zur Mutter, die ihr unbedingt einen Mann verschaffen will. Wie Skeeter trotzig mit dem Truck und Anhänger zum Rendezvous mit dem Typen von der Bohrinsel fährt, ein Treffen, das sehr direkt und voller Ablehnung abläuft. Das sind so kleine Geschichte dazwischen. Dann natürlich jene vom kleinen Mädchen, um die sich Aibileen kümmert, bis zu ihrem Rausschmiss, weil die Herrin sie ja nicht wegen dem Buch, aber wegen vorgeblich gestohlenen Besteckes ins Gefängnis bringen will. Ganz trotzig geht dann Aibilieen und sagt, sie sei jetzt Autorin. Denn viel von der Substanz des Buches stammte von ihr. Sie hatte selbst täglich ein bis zwei Stunden nebest den Gebeten ihre eigenen Geschichten aufgeschrieben.
Vielleicht ein bisschen naiv gemacht, eine klare Gut-Böse Welt, aber die Menschen sind entwicklungsfähig, sonst könnte man auch zu keinem guten Schluss kommen.
Entzückende Bilder auch von einem Tornado. Oder von Wiesen und Häusern und Bäumen. Und die ganzen 60er Jahre Kleider der Damen. Der Tornado hat sowohl unter Weißen als auch unter Schwarzen Opfer gefordert, ein Tornado kennt keine Rassenunterschiede. Es gibt also doch eine Gerechtigkeit.
Ein Thema, was aktuell diskutiert wird im Zusammenhang mit dem Netz, jetzt bei Google, der keine anonymen Konten mehr möchte, das Recht auf Anonymität einer solchen Veröffentlichung.
Oder der Satz von der Mutter von Skeeter nach dem Erfolg mit dem Buch: „Mut überspringt manchmal eine Generation“.
Ein vielleicht melancholisch zu nennendes Melodram mit vielen tragikomischen Einsprengseln und einem klaren moralischen Aufruf: es braucht einen ersten Schritt, die Wahrheit zu sagen: feel free, schreib die Dinge auf.