Die allermenschlichsten der Probleme
Familie, und um nichts anderes geht es in diesem wunderschön, verhalten beobachtend erzählten Film von Klaudia Reynicke, die mit Diego Vega Vidal auch das Drehbuch zu dieser schweizerisch-peruanischen Koproduktion geschrieben hat.
Familie, heutzutage allerorten auf der Welt ein zerbrechlich Ding, ein gefährdet Ding, auch in Lima, selbst in der besseren Mittelklasse und nicht nur heute, auch schon in den frühen 90ern.
„1990 war Peru ein tief zerrissenes, vom Terror dominiertes Land. Diese Welle der Gewalt ging vor allem vom „Leuchtenden Pfad“ aus..“. Die Inflation ist hoch. Die Wirtschaft liegt darnieder. Das ist der Hintergrund, vor dem Elena (Jimena Lindo) einen Job in Minnesota angenommen hat. Sie lebt getrennt von ihrem Halloderi von Ehemann Carlos (Gonzalo Molina), den der Zuschauer beim freien Erfinden einer Biographie erlebt, als Taxifahrer, der behauptet Schauspieler zu sein, der aber nur wenig drehe, dafür aber seien drei von vier Filmen, die er gemacht habe, mit Roger Corman. Damit legt der Film ein künstlerisches Bekenntnis ab, das ihn schon mal in ein attraktives Licht setzt.
Carlos ist ein Dampfplauderer sondergleichen, aber von der sympathischen Art mit einer Schlagseite in Richtung Schwerenöter, er kriegt halt vor lauter Emotionalität nichts gebacken, ist aber fest davon überzeugt, dass sich das ändern wird. Er verehrt seine zwei Töchterchen als Königinnen, die titelgebenden Reinas, Lucía (Abril Gjurinovic), die haargenau beobachtende Kleine und Petze, und Aurora (Luana Vega), die am Strand sich von einem gleichaltrigen Filou schwängern lässt.
Die dramaturgische Sprungfeder für den Film ist eine lächerliche Unterschrift von Carlos, die für die Ausreiseerlaubnis der Kinder nötig ist, da weder die Scheidung noch das Sorgerecht der Eltern geklärt sind. Diese Spannung nutzt der Film, um in aller Ruhe dieses Familienleben zu schildern, die Ausflüge, die der Vater mit den Töchterchen zum Strand unternimmt, den Umzug der Mutter schon mal zur Oma (Susi Sánchez), für Familienfeiern, für einen Blick auf die Arbeit der Mutter in einem Reisebüro. Es gibt Nachrichten am TV, nächtliche Ausgangsgesperren, News von einem Attentat und immer wieder die Lügengeschichten von Carlos und die ungläubigen Augen der Töchterchen. Und so ganz kann der Papa mit seinem lottrigen Lada nicht vertuschen, dass er als Taxifahrer versucht, über die Runden zu kommen. Die Schweiz hat den Film zur Oscar-Auswahl eingericht, ganz chancenlos dürfte er nicht sein.