Modernes amerikanisches Industriekino auf der Höhe der Zeit
Das amerikanische Kino war schon immer ein eklektisches Kino, nahm sich seine Bestandteile, von wo es interessant und erfolgversprechend schien – genauso wie das Erfolgsrezept des Remakes von erfolgreichen Filmen aus anderen Ländern.
Hier bedient es sich souverän nach dem Buch von Chris Weitz und Gareth Edwards, der auch die Regie geführt hat, in x-fachen Bereichen, um das Thema der künstlichen Intelligenz ins Jahr 2065 in Ostasien hineinzuprojizieren.
Zentral ist ein Kind, Alphie (Madeleine Yubna Voyles), eine Mutter, Maya (Gemma Chan) und eine Beschützer-, Liebehaber- und Vaterfigur, Joshua (John David Washington). – Nennt sich nicht ein großer IT-Konzern Alpha? – Als Bezugsperson zum Staat und zu den Geheimdiensten, die Auftraggeber von Joshua, fungiert Colonel Howell (Allison Janney). Sie will Joshua reaktivieren, der bei einem früheren Einsatz exakt dort in Ostasien, wo es heute brennt, einen Arm verloren hat – und die schwangere Geliebte Maya dazu. Joshua soll wieder ran, weil er sich dort in der Gegend auskennt; der Film übersieht das Malerisch-Pittoreske nicht.
In Zentralasien lässt unverkennbar der Vietnamkireg grüßen, wenn im Dschungel gelandet, gekämpft, gestorben und geflohen wird. Genregemäß gibt es jetzt eine ganz gefährliche Waffe, die in gefährlichen Händen ist.
Es gibt inzwischen in L. A. einen Ground Zero. Der führt zurück auf eine atomare Katastrophe irgendwann zwischen heute und 2065, ein Menetekel.
Der Film fährt den ganzen Maschinenpark moderner Raumfahrzeuge auf, wie sie im Kino atuell denkbar sind. Er verfügt über die Mittel moderner Kommunikation und der holographischen Darstellung und selbstverständlich der Überwachung.
Die KI ist inzwischen in den Menschen integriert. Der Vorderkopf dieser Figuren ist ein menschliches Antlitz aus Haut, Haaren, Mimik und mit Stimme, von der Seite und von hinten besehen, eröffnet sich das technische Konstrukt – mit dieser Mischung aus Fleisch, Blut und Technik mich anzufreunden, tue ich mich definitiv schwer. Wie überlegen können solche Figuren sein und wie weit sind sie manipulierbar als reine Maschinen? Oder, was die große Diskussion heute ist: wie selbstständig kann KI handeln?
Das kleine Kind Alphie ist auch so ein Geschöpf. Orientiert sich vielleicht an jungen Dalai Lamas. Es ist umgeben von einem unsichtbaren Heiligenschein. Es scheint über magische Käfte – die der Reinheit des Kindes – zu verfügen, die stärker sind als die Hochtechnologie der künstlichen Intelligenz.
Es gibt viel Hit- and Run. Der Film ist eine bunte Mischung aus High-Tech und Südasiatisch-Ursprünglich und Tradition, Leben in einfachen Hütten. Das zentrale Motiv aber bleibt bei all dem technischen Hokuspokus und all den Schießereien und den apokalyptischen Bildern die Liebe – oder der Glaube an sie und die Hoffnung, sie wiederzuerlangen.