Brauchen wir einen neuen Superman-Film?
Was ist ein Superman? Der stammt aus dem DC-Universum. Braucht unsere heutige Welt einen Helden, der von einem anderen Stern, einer anderen Galaxie kommt, der bei einfachen Bauernsleut auf dem Lande aufwächst und später erfährt, dass er über berühmte Comic-Superkräfte verfügt? Muss er sich als Journalist Clark Kent (David Corenswet) ausgeben? Darf nur seine Kollegin/Freundin Lois (Rachel Brosnahan) wissen, wer er in Wirklichkeit ist?
Muss dieser Superheld so eine echt – auch filmisch – sterile Figur sein? Ja, das wohl, denn er ist für die Weltrettung zuständig und nicht fürs Liebemachen.
Eine wichtige Rolle spielt der Hund Krypto, der ebenfalls aus kryptischem Material gemacht sein dürfte; er verleitet dazu, den Film einen Hundefilm zu nennen, durchaus im niedlichen Sinne.
Sonst passieren die üblichen Actioneffekte, bei denen ich oft nur die leere Bühne sehe, auf der die Darsteller agieren und die in der Postproduktion piktographisch aufgemotzt werden; das jedoch furios unter der Regie von James Gunn.
Es sind moderne Themen eingespeist, welch gravierende Folgen Fakenews haben können und wie sie in die Welt gesetzt werden, dass sie selbst einem Superman zu schaffen machen, erst recht wenn er wie ein Milchbub aussieht und plötzlich einem Shitstorm ausgesetzt ist und alle sich von ihm abwenden, der doch gar nicht Böses getan hat.
Ja, unser Superman ist noch viel menschlicher, ausgerechnet er, der vom fremden Universum stammt, bringt den urhumanistischen Satz in Spiel, dass er Fehler gemacht habe und dass Fehler machen doch menschlich sei. Aber im Gegensatz zur realen Welt werden sie hier konsequent und selbstverständlich aufgeklärt, nicht wie die Maskengeschäfte eines ehemaligen Gesundheitsministers. Was sie wieder verbindet: bei beiden wird der Mythos des Superheldentum dadurch untergraben. Hollywood demontiert seinen eigenen Helden. Will das jemand sehen?
Für Bösewichter gibt es ein fantasievoll, grauenhaftes Cybergefängnis, das wird noch getoppt vom Taschenuniversum. Dank Fakenews landen darin aber eben nicht nur die Bösen, sondern auch solche, die als Böse denunziert werden. Da ist es noch schwieriger hinein- und erst recht, wieder hinauszugelangen.
Sonst gibt es Monster wie Kingkong, die halbe Städte zertrümmern, ein freischaffender Riss in der Erdoberfläche, der ganze Häuser, Städte und Landschaften in zwei Teile auseinanderreißen kann. Die Figuren jagen mir nichts dir nichts durch die Luft.
Professionell ist vorgesorgt für Lacher anhand von alltäglichen Imponderabilien wie einem Garagentor, das vorsintflutlich langsam sich öffnet, dahinter ein futuristisches Cybergefährt, oder eine Bemerkung über einen Haarschnitt und Hundy sorgt sowieso für Anteilnahme und Aufmerksamkeit. Das bewährt und immer wieder gern angewandte Hausmacherrezepte.