Vom 24. Juli bis 14. August 2024 gehen die Münchner Filmkunstwochen in die 72. Runde, eine Münchner Spezialität, eine Kinoreihe, die es so als eine feine Sommerattraktivität nur in München gibt.
Dass es die Münchner Filmkunstwochen überhaupt gibt und dass es sie immer noch gibt, hängt wohl mit der Individualität der Münchner Kinobetreiber zusammen. Die Reihe geht zurück auf Münchner Kinobetreiberpersönlichkeiten von vor einem dreiviertel Jahrhundert. Da war der Kinomarkt in München noch aufgeteilt in Premierenkinos und Nachspielkinos. Die Kinos im Zentrum und die anderen weiter drum herum, die das Nachsehen hatten.
Im Zusammenhang mit der Initiative, dies zu ändern, entstanden auch die Filmkunstwochen. Dies und vieles mehr war zu erfahren bei der Pressekonferenz. Sie wurde präsentiert von Dunja Bialas, die mit Ludwig Sporrer die Filmkunstwochen organisiert.
Und auch das ist eine Spezialität, Bialas und Sporrer organisieren nur, die Filme selbst werden von den Kinobetreibern für ihre Kinos ausgewählt, das wiederum macht Exzellenz und Eigenheit dieses Kinoereignisses aus.
Bei der Pressekonferenz stellten die Betreiber selbst oder Mitarbeiter von ihnen die jeweiligen Programme und Schwerpunkte vor. Es sind profilierte Auswahlen, die die Individualität der jeweiligen Kinos wunderbar abbilden.
Zudem drängt eine junge Generation voller Elan und mit pointiertem Kinogespür in die Betreiberpositionen.
Der Trailer zu den Filmkunstwochen ist kurz und knackig. Die Reihen sind es auch. Powervoll und kinogeschichtsträchtig kehrt das Kino nach Corona zurück und will es einmal mehr wissen.
Es gibt unendlich viel nachzuholen und neu zu entdecken: es gibt eine Iffland-Ring-Reihe, eine, die sich auf synchronisierte französische und italienische Film konzentriert, Retros aus der jüngeren Filmgeschichte Tarantino, Coppola-Clan, Josef Hader, Taxi-Filme, Female Directors, Psychiatrie im Film, eine 35-mm-Film-Reihe, Film über den Stummfilmstar Valeska Gert oder eine Reihe mit Filmen der Schweizer Präsens-Film, In-the-Mood-Filme (asiatisch), Filmklassiker, es kommen Events und Lectures hinzu.
Es scheint ein stringenter Kuratierwille zu herrschen, der den früheren Gemischtwarenladen ersetzt. Davon könnte sich das Münchner Filmfest ein Stück abschneiden.
Im Anschluss an die Pressekonferenz im Leopold-Kino wurden restaurierte Tonfilm-Einakter von Karl Valentin gezeigt (ab 15. August im regulären Kinoprogramm). Da wurde klar, wieso München eine ziemlich einmalige Filmstadt ist, in der der Geist von Karl Valentin nach wie vor rumort, seinen eigenwilliges Denken ver- und entknotet wie seine Beine im Fotoatelier und der Unvergleichliches hervorgebracht hat, das man immer wieder gerne anschaut. Hier kann man nicht von Sommerloch, hier muss man von Sommerfülle sprechen.