Das Kino kämpft gegen sinkende Besucherzahlen. Aus Cannes kommen keine Impulse, vom Deutschen Filmpreis schon gar nicht, das Kino Gabriel an der Dachauerstrasse hat nach über 100 Jahren Hals über Kopf den Spielbetrieb eingestellt, es habe sich nicht mehr gerechnet. Und wie ein Phoenix aus der Asche steigt just einen Tag nach der letzten Pressevorführung im Gabriel (der witzige MISTER LINK – EIN FELLIG VERRÜCKTES ABENTEUER), wie mit einem Paukenschlag das Mathäser ins Licht der Öffentlichkeit mit einem DOLBY CINEMA, dem ersten seiner Art in Deutschland und aktuell wohl weltweit das ausgeklügeltste, ausgetüfteltste Kino, das ein Kinoerlebnis bietet, wie kein Netflix es kann, kein Stream es kann, kein Homekino es kann. Vorgestellt wurde der Film ROCKETMAN, ein Biopic über Elton John, das einen besseren Saal nicht finden könnte zur Rundumberauschung mit Musik. Das Mathäser hat das frühere Kino Eins umgebaut. Es ist jetzt direkt von der Straßenebene aus zugänglich, hat eine lässige, gläserne Lounge mit Kinobar und mit einem Kaffeautomaten zur Gratis-Selbstbedienung, eine eigene WC-Anlage (sonst sind die Wege zum Klo im Mathäser immer weit). Durch einen Kinoschlund, einen Audio-Video-Tunnel, der noch auf seine adäquate deutsche Übersetzung wartet, betritt der Zuschauer die geheime Welt des ganz großen Kinos. Es ist eine Blackbox, wie jeder Cineast sie sich nur wünschen kann. Die Firma Dolby hat diese in dreifacher Weise ausgestattet. Die erste ist das umwerfende Tonsystem, das Dolby Atmos noch toppt. Die zweite ist das Raumdesign: Blackbox, praktisch keine irritierenden Lichtreflexe aus dem Saal, die Lautsprecher sind unsichtbar gemacht, hinter schwarzer Wandverkleidung. Die dritte ist die Doppellaserprojektion in 4K. Was diese mit dem Bild macht, wird augenfällig demonstriert mit einem kleinen Dolby-Cinema-Trailer: der Unterschied zwischen Dunkel und Schwarz: verblüffend, hätten wir nicht gedacht. Ein Kino, unter dem keine U-Bahn rattert, in das kein Straßenbahnlärm hineindringt, kein Martinshorn, kein Foyergeplapper, keine Nebengeräusche. Ein Kino, in welchem sich der Zuschauer ganz relaxed dem Kinogenuss hingeben kann. Da die Filme dafür extra gemastert werden müssen, werden vor allem Blockbuster gezeigt, da kommt allein dieses Jahr einiges auf uns zu: Toy Story 4, Eiskönigin 2, Star Wars Episode 9, König der Löwen und und und. Eine attraktive Kino-Offensive.
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Eigeninitiative für den Dokumentarfilm
Filmpolitisch ist aus der Dokumentarfilmecke generell eher Gejammere zu hören: zu wenig Geld, zu wenige und zu wenig prominente Sendeplätze bei den Öffentlich-Rechtlichen, zu wenig Öffentlichkeit, zu wenig Presse.
Einen positiven Impuls für den Dokumentarfilm wollen jetzt Walter Steffen (Fahr ma obi am Wasser, Happy Welcome, Endstation Seeshaupt, Bavaria Vista Club) und Michael Augustin geben. Sie gehen in Vorleistung mit ihrem privaten und eigenfinanzierten Webprojekt DOKfans. Sie haben dieses im Windschatten des DOK.fest München vorgestellt.
Die Überlegung ist die, dass jeder Dokumentarfilmer mit seinen Projekten alleine steht, selber versucht, über die Kanäle der sozialen Medien Fans und Followers zu generieren und die Projekte bekannt zu machen. Mit DOKfans wollen die Initiatioren einen Synergieeffekt erzielen. Die Filmer sollen ihre Fans teilen und damit deren Zahl potenzieren, Crowdfunding-Aktivitäten anstoßen und so mehr Bekanntheit erreichen und im Kino mehr Besucher gewinnen.
Steffen und Augustin nennen es ein ’solidarisches‘ Netzwerk, das generell dem Dokumentarfilm zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen soll. Aktuell liegt die Verantwortung und also auch das letzte Wort bei den beiden Gründern: sie entscheiden letztendlich, ob einer sich eintragen darf oder nicht. Einen Rechtsanspruch auf Eintrag scheint so nicht gegeben (rein theoretisch können sie jederzeit missliebige Konkurrenten fernhalten).
Die Filmer sind aufgefordert, sich auf der Website als „Redakteure“ einzutragen, ihre Projekte vorzustellen; das ist kostenlos für sie. DOKfans wird die Einträge redigieren und über Facebook und andere Social Media verbreiten.
Wenig präzise sind die Antworten von Steffen und Augustin auf die Frage, wie langfristig eine Rechtsform aussehen könnte, die dem Begriff „solidarisch“ gerecht wird und wie eine gesicherte finanzielle Basis herzustellen wäre. Steffen spricht in diesem Zusammenhang von Werbung, wobei zu klären wäre, dass die keinen Einfluss auf den Inhalt nimmt. Stattdessen müsste wohl die Filmförderung ins Spiel kommen. Die bleibt im Moment außen vor, zum einen verharkt sie sich in ihren eigenen Regularien und zum anderen wollen die Initiatioren den Wirkbereich nicht auf Bayern beschränkt sehen (in diesem Falle wäre eine Mitwirkung der Filmförderung heute schon möglich).
Steffen und Augustin wollen in einem Jahr Zwischenbilanz ziehen. Dann wird sich zeigen, ob dieser löbliche Ansatz bei den Dokumentaristen auf fruchtbaren Boden fällt und wie eine Weiterentwicklung im Sinne eines machtvollen Instrumentes für den Dokumentarfilm auszusehen hätte, mit welchen Partnern und in welcher – solidarischen – Rechtsform.