Archiv der Kategorie: People

SigiGötz ENTERTAINMENT – Die dreissigste Spur

SigiGötz ENTERTAINMENT ist eine bibliophile und cinéphile Zeitschrift aus München, herausgegeben von Ulrich Mannes. Sie erscheint seit deutlich über zehn Jahren mit lediglich zwei Ausgaben im Jahr. Die Nummerierung ist originell, die jetzige, eben erschienene Ausgabe ist untertitelt: „Die dreiunddreißigste Spur“ – es gibt bereits Sammler dieser Raritäten. 

Mit dem Zusatz „Entertainment“ im Titel zeigt die Zeitschrift, dass sie mehr umfasst als nur das Spektrum des Kinos. SigiGötz ENTERTAINMENT hat ein Faible für Glamour, regelmäßig stellt es Glamour Girls und Glamour Boys vor, das sind Stars aller Arten und jeglichen Alters; in der vorliegenden Ausgabe werfen Rainer Dick, Ulrich Mannes und Hans Schifferle einen respekterheischenden Blick auf „CHARACTER ACTORS“, Darsteller, die mit kleinen Auftritten einem Theater-Stück oder einem Film Glanz verleihen. 

Aber die Zeitschrift bringt auch fundierte Aufsätze zu bemerkenswerten Figuren, die den Mainstream nicht erreicht haben, diese Mal schreibt Rainer Knepperges über Günter Hendel: „Er wäre ein prima Autorenfilmer geworden“ und todesmutig wagt sich Jochen Werner in die Hirnwindungen eines Til Schweiger. 

Der Herausgeber himself begibt sich auf eine „unvorbereitete“ Recherchereise in die Nähe von Hof nach Rehau, dem Geburtsort des Namensgebers der Zeitschrift. Wobei das wieder eine ganz eigene Geschichte ist, die ein wunderbares Licht auf das deutsche Kino und das zwangsgebührenfinanzierte Fernsehen wirft: Sigi Götz war das Pseudonym von dem später als Sigi Rothemund renommierten Fernsehregisseur, der sich in jungen Jahren mit Filmen wie „Griechische Feigen“ ein gutes Geld verdient hat; wobei anzumerken wäre, dass beim deutschen Filmportal der Name Siggi Götz unter „weitere Namen“ als Pseudonym von Sigi Rothmund offengelegt wird, der somit als Regisseur auch von „Geh, zieh dein Dirndl aus“ direkt erkennbar ist; das dürfte mit ein Verdienst von SigiGötz ENTERTAINMENT sein. 

Zu beziehen ist das in vorbildlich gesetzter Sprache verfasste Magazin für 3.50 Euro plus 1.50 Euro Versandkosten über sigigoetz-entertainment.de

Danke, Stefe!

Der heutige 27. August 2019 ist ein ganz besonderer Tag. Denn heute vor 10 Jahren hat Stefe (der seinen wahren Namen hier immer noch nicht nennen will, und dies natürlich auch nicht braucht) seine erste Review veröffentlicht.

Seither ist er hier aufgegangen in einer unendlichen, selbstgewählten Aufgabe, und das mit Elan, Begeisterung und Freude. Diese Seite hier könnte keinen engagierteren Autor haben, selbst wenn ein dicker Gehaltsscheck winken würde. (Tut es nicht, hier wird kein Geld gemacht.)

Stefe hat zum heutigen Tage 4215 Beiträge geschrieben bzw. in die Pipeline gelegt. Das sind im Schnitt 1,15 am Tag, oder etwas über 35 im Monat. Ich kenne niemanden sonst, der so viel ehrenamtlich macht.

Ich kann Stefe nur kniefälligst danken, dass er sich auf meiner kleinen Seite hier cineastisch und wortgewaltig austobt. Dass er immer alles gesehen hat, allen Kommentatoren Rede und Anwort steht, und seine bisweilen scharfzüngige Kritik stets zu begründen und zu verteidigen weiß. Und ich bin wirklich sehr froh, dass er über all die Jahre ein guter Freund geworden ist.

Ich wünsche ihm noch mindestens 5.000 weitere vergnügliche Kinobesuche, über die er sich hier in aller Ruhe auslassen kann. Alles, alles Gute, lieber Stefe! Herzlichen Glückwunsch Dir, aber auch uns beiden, zu dieser fruchtbaren, spannenden und vor allem immer unterhaltsamen Odyssee! Und vielen Dank für Dein gutes Werk!

Julian

Kommentar zu den Reviews vom 3. Januar 2019

Persönliches.
Julia Edenhofer. Sie bleibt mir in Erinnerung mit ihrem Strahlen, das aus den Tiefen der Seele (oder des Schmerzes?) kam, mit kurzen Gesprächen über die Filme vor oder nach Pressevorführungen und, wie Julian in seinem sehr persönlichen Nachruf erwähnt, mit den verführerischsten Torten weitherum, die sie für den Flohmarkt des Bundes der Katzenfreunde zu kreieren pflegte. Mit einem Link darauf hinzuweisen ist sicher in ihrem Sinne, die sich für Tiere engagiert eingesetzt hat – einmal bin ich ihr bei klirrendem Schneewetter im Luitpoldpark begegnet, wie sie mit ihrem Wägelchen voller Vogelfutter zugange war. – Dies sind Erinnerungen, die bleiben.

Zu den Reviews.
Falscher Schein. Die Nähe zur Macht verwandelt Frauen zu Schlangen. Der Visionär, der sich für einen König hält. Mit der falschen Identität aufgewachsen. Nur unter Pseudonym zum Erfolg. Den Nobelpreis erschlichen. Extrembergsteiger und doch kein Vorbild. Im TV dümpelte eine frühere Erfolgssendung auf längst korrumpierten Pfaden. Und stefe servierte einen Strauß an Filmen von 2018, die frisch geblieben sind.

Kino
THE FAVOURITE – INTRIGEN UND IRRSINN
Der britische Königshof liefert das Modell, wie trunken und amoralisch der Zugang zu den intimsten Gemächern der Macht Menschen machen kann.

REY
Es gibt Menschen mit Visionen, die wollen die Welt im äußersten Zipfel retten.

MANOU, DER MAUERSEGLER
Weil Manou unter lauter Möwen aufwächst, muss er sich fragen, ob mit ihm etwas nicht stimmt. Der schöne Animationsfilm hilft ihm, damit klar zu kommen.

COLETTE
Der Erfolg des Autors Willy ist eine Mogelpackung; die Bücher stammen von seiner Frau.

DIE FRAU DES NOBELPREISTRÄGERS – THE WIFE
Mogelpackung auch hier: die Gattin ist die wahre Autorin hinter dem Literaturnobelpreisträger.

MANASLU – BERG DER SEELEN
Ein erfolgreicher Extrembergsteiger, der im Straßenverkehr mit zu viel Alkohol im Blut einen Menschen zu Tode fährt, sollte sich besser aus der Öffentlichkeit zurückziehen.

TV
GERNSTL UNTERWEGS: IM GÄUBODEN UND IM BAYERISCHEN WALD
Franz-Xaver ist in seinem Pfründenaustrag müde geworden. Kein Empfehlung für eine Erhöhung des Rundfunkzwangsbeitrages.

Jahresrückblick
EIN STRAUSS SCHÖNER FILME AUS 2018
Einige Filme, die zu erinnern sich lohnt.

Komm und Sieh, eine neue Filmseite

Mit großer Freude darf ich verkünden, dass Kollege Thorsten Krüger sich daran gewagt hat, eine eigene Filmseite ins Leben zu rufen: Komm und Sieh – World Cinema, Film International & US-Movies. Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen!

John Cleese wants to break free

Der Navi-Hersteller TomTom nutzt anonymisierte Bewegungsprofile von Handies, um automatisiert minutengenau Staus erfassen und an seine Kundschaft weitergeben zu können (Funktionsweise). Dieses Produkt heißt HD Traffic und ist laut TÜV Süd das beste am Markt. Den Dienst können nur Hauseigene „live“ Navis mit SIM-Karte nutzen, also Geräte, die selbständig das Mobilfunknetz nutzen können, um die aktuellen Verkehrsdaten herunterzuladen. Die Auflösung der Beeinträchtigungen ist sehr hoch, die Datenmenge könnte in einer normalen Verkehrsdurchsage im Radio nicht mehr durchgesagt werden können.

Nun rührt TomTom die Werbetrommel für diesen zusätzlichen Dienst, der eben auch zusätzliche Kosten hervorruft. (Wer die TomTom-App auf dem iPhone nutzt, hat es übrigens leichter, denn damit ist man sowieso im Mobilfunknetz.) Unter dem Motto „Break Free“, also „brich aus“ / „brich heraus“ vermittelt der Hersteller, dass man mit Hilfe genauerer Verkehrsinformationen aus dem Stau ausbrechen kann. Musikalisch untermalt wird die Kampagne natürlich von dem Queen-Megahit. Wer in Erinnerungen schwelgen will, hier die Version von Wembley.

Für die Kampagne ließ sich auch John Cleese gewinnen. Der Monty Python-Veteran mit dem markanten Äußeren spielt hier ein generisches Stauopfer, das sich in verschiedenen Stausituationen auf typisch englische Weise verhält und durch eigene Interpretation des Klassikers gekonnt wie gewohnt in die Nesseln setzt:

Doch TomTom will mehr als nur Abonnenten mit Hilfe eines lustigen Videos werben. Ganz vorn dabei im Web2.0 gibt es nicht nur den TomTom Twitter-Account (DE, intl), sondern natürlich auch die Facebook-Seite. Zur Break-Free-Kampagne gibt’s nicht nur eine eigene Facebook-Seite (technisch eine Unterseite), sondern auch eine App.

Mit dieser kann man sein eigenes Musikvideo zu „Break Free“ aufzeichnen und zu TomTom hochladen. Die Videos werden dann veröffentlicht (YouTube und Facebook), und die Videos mit den meisten Belobigungen (Daumen-hoch-Knöpfe gibt’s ja mittlerweile in irgendeiner Form überall), der gewinnt einen Preis, zum Beispiel ein Auto. Natürlich kann man Videos auch ohne die App drehen und hochladen, und man muss auch nicht selber vor der Kamera stehen.

Ich finde die Kampagne sehr gelungen, denn wo sonst kriegt man mal den Queen-Klassiker im mongolischen Kehlgesang zu hören?

Oder in einer Version, als Queen noch richtig klein war?

Es gibt noch jede Menge weiterer Versionen, von aufgedrehten Freundinnen Mitte Zwanzig bis zur Loop-Art eines jungen Mannes, der in mehrfacher Version seines Selbst den Song allein bestreitet. Die Jodelversion ist in meinen Augen allerdings ein wenig grenzwertig…

Auch John Cleese mal wieder zu sehen, freut das Cineastenherz, doch das Beste kommt noch: Zur Vorstellung der Kampagne verteilte TomTom noch kleine Knautschmikros, die man sich ins Auto legen kann.
Zuerst fand ich das ein wenig kindisch, doch als ich auf der Rückfahrt von dem Presse-Event im Auto „Jump“ von Van Halen auf voller Lautstärke hörte, musste ich einfach in das kleine Mikro röhren. Auf der Playlist folgte „Thunderstruck“ von AC/DC gleich im Anschluss, es war um mich geschehen. Wenn die Leute an der Ampel nicht so gelacht hätten, hätte ich womöglich noch selber ein Video gemacht.

Ich kann also schließen mit der Feststellung, dass es auch im Web2.0 möglich ist, gute Kampagnen zu machen. Und dass man nicht immer nur auf TV-Spots warten sollte, um die großen Stars wiederzusehen. Und dass man, wenn man ein Gummi-Knautsch-Mikro in die Hand gedrückt bekommt, rocken sollte, was das Zeug hält.

Roland Reber im Radio

Wer Roland Reber, den Regisseur von Mein Traum oder Die Einsamkeit ist nie allein und Engel mit schmutzigen Flügeln einmal näher kennenlernen möchte, sollte heute um 16:05 Bayern 2 Radio einschalten. Denn Roland Reber ist zu Gast bei Norbert Joa, in der Sendung „Eins zu Eins – Der Talk“ (mehr Infos hier).

Da Roland Rebers Filme gewaltig polarisieren, kann ich das Interview jedem Cineasten nur empfehlen, auch denen, die seine Arbeit ablehnen. Wer Bayern 2 nicht empfangen kann, kann auch den Livestream hören oder die Sendung später als Podcast herunterladen.

Am Set von „Sommer in Orange“

Der Marcus H. Rosenmüller dreht mal wieder in der bayerischen Provinz, und diesmal wurde ich zum Setbesuch eingeladen. Der Drehort lag praktischerweise nur 20 km die Straße runter von meinem Zuhause im Speckgürtel Münchens, und so begab ich mich mit großer Vorfreude und meiner kleinen Kamera ans Set von Sommer in Orange. (Fotos hier)

Wieso Vorfreude? Nun, als ich noch selber Filmemacher werden wollte, durchlief ich zwischen 1994 bis 1999 einen wahren Bewerbungsmarathon bei so gut wie allen deutschen (und einigen ausländischen) Filmhochschulen, allesamt erfolglos. Eigentlich sollte ich ja hauptberuflich mein Biologie/Chemie-Studium an der LMU München bestreiten, aber die Anziehungskraft von Hollywood war dann doch stärker, das kreative Knistern am Filmset viel faszinierender als der Zitronensäurezyklus, die RNA-Synthese und die Allen’sche Regel.

Also stand ich für diverse Hochschulfilme an diversen Sets, bewachte nachts eine Kamera im Olympischen Dorf, sperrte tapfer Straßen (ungefähr so, nur dass die Autofahrer auf dem Weg zur Arbeit meist kein Einsehen haben), fuhr Negative von Kötzschau zum Entwickeln nach München und die Muster zurück (mit einem brandneuen 525er-BMW, was für eine Rakete!), föhnte nachts Abschnitte der Sommerrodelbahn am Blomberg trocken, und schlug mich mal fast mit einem Regisseur, der meinte, seine Chefposition auch außerhalb der Dreharbeiten durchdrücken zu müssen. Am Set von „Sommer in Orange“ weiterlesen

Plagiatsvorwürfe gegen den Wortvogel

Nachdem die blutjunge Autorin Helene Hegemann sich erlaubt hat, in einem Buch einige Textpassagen ungefragt und ohne Quellenangabe von anderen Autoren zu übernehmen, und daraufhin bitter lernen musste, dass Abschreiben im Leben nicht dasselbe ist wie Abschreiben in der Schule, lockt nun ein scheinbar ähnlich gelagerter Fall die Entscheider der deutschen Zeitungsredaktionen.

Es geht um „Wortvogel“ Torsten Dewi und den TV-Zweiteiler Hope. Die Biogrpahie der ersten Ärztin Münchens hat Torsten zusammen mit Katrin Tempel zu einem Drehbuch sowie einem Roman verarbeitet. (Videobeitrag dazu beim ZDF)

Nun gibt es da offenbar eine Historikerin, die ein Sachbuch zum Thema geschrieben hat, das auch von Tempel und Dewi zur Recherche benutzt wurde. Diese behauptet nun, die beiden Autoren hätten sich an ihrem Werk vergriffen. Das berichten jedenfalls die Medien, schreibt der Wortvogel.

Torsten Dewi hat verständlicherweise ein Problem damit, dass nun auch seriöse Blätter Plagiatsvorwürfe drucken, und das ohne detaillierte Recherche. Der Anlass ist offenbar, dass die ganze Nation ohnehin schon schwer geschockt ist, weil eine 17-jährige beim Abschreiben erwischt wurde, und nun ein zweiter „Skandal“ ans Licht kommt.

Doch ganz so einfach ist die Angelegenheit nicht, und Torsten berichtet in seinem Blog eingehend über seine Seite der Geschichte. Für mich ist seine Argumentation wasserdicht, was dem Skandal den Boden unter den Füßen wegziehen dürfte. Ich empfehle daher jedem, Torstens Stellungnahme zu den Plagiatsvorwürfen zu lesen und sich selbst ein Bild zu machen.

Ich gebe offen zu: Ich habe weder den Film gesehen, noch das Buch gelesen, noch das Sachbuch der Historikerin durchstöbert, noch einen Zeitungsartikel zum Thema gelesen – ich bin gänzlich unbeleckt. Ich darf mir kein Urteil erlauben, wohl aber eine Meinung. Und derzufolge wird es wohl genauso laufen wie beim Tannöd-Prozess, denn historische Tatsachen sind urheberrechtlich nicht schützbar.

Nachtrag: Sapperlot, H. Hegemann wurde exakt heute volljährig. So ein Zufall!

Dan O’Bannon: 1946 – 2009

Oh, wie schmerzlich ist es doch zu hören, dass Dan O’Bannon gestern „nach kurzer Krankheit“ verstorben ist. Er ist dem Mann von der Straße natürlich eher kein Begriff, doch in Hollywood hat er seine Marke als Drehbuchautor für alle Zeiten hinterlassen. Aus seiner Feder stammen Science Fiction-Klassiker wie Dark Star, Alien und die Dick-Adaption von Total Recall. (Wikipedia)

Allein sein Name war uns jungen VHS-Cineasten schon in der Schulzeit eingängig, ungefähr so wie das melodiöse Team Menahem Yoram und Yoram Globus, der Effektspezialist Dennis Muren, Puppenfachmann Stan Winston oder Peter Jackson (den heute ja jeder kennt). Leute wie O’Bannon waren unsere Chuck Norris, unsere Bruce Lee, sagenumwobene lebende Legenden des Films. Natürlich hatten wir keine Ahnung, was diese Leute tatsächlich so getrieben haben, wir mussten ja noch Filmbücher kaufen und lesen, um was zu erfahren. (Kennt hier jemand noch die Filmland Presse aus München? Da hab ich mal gejobbt. Dann haben sie zugemacht.) Mythen und Legenden rankten sich um jedes bisschen Freakfutter, so wie die hartnäckige Behauptung, dass in Tunesien noch echte Kulissen des Star Wars-Drehs aus den 1970ern stehen (und der Name Tatooine von einem dortigen Ortsnamen abgeleitet ist).

Nun ist Dan O’Bannon tot, und ich weiß nur, dass ich eigentlich nicht wirklich etwas weiß über ihn.

Und außerdem musste am gestrigen 17. Dezember auch noch der Hund einer alten, guten Freundin eingeschläfert werden. Ich kannte ihn die vollen 17 Jahre seines Lebens. Der Verlust schmerzt sehr, doch mich hat er nie besonders leiden können. Hat mich immer angebellt und angeknurrt. Meinen Respekt in Sachen Frauchen-Schutz hat er sich schon lang verdient.