Archiv der Kategorie: Öffentlich-rechtlicher Rundfunk

Metrokosmos Wien (BR, Montag, 11. Juni 2025, 00.30 Uhr)

Eine kränkelnde Stimme erzählt was von Gedanken und Geschichten. Davon ist im Verlauf der Sendung nichts zu finden.

Moralpredigt eines Straßenmusikers für die Jahreskarte. Der bekommt fast 5 Minuten, so lange hält es in diesem Format keiner aus. Es folgt Geschwätz und der nervöse Bilderverhau. Wie gehabt.

Dann relativ ausführlich, wenn auch nicht entsprechend informativ, ein Rolltreppenmechaniker. Wenn man jemanden länger quasseln lässt, braucht man nicht so viele Leute anhauen. Probleme des Blinden, die verdienen sicher Aufmerksamkeit. Zum Thema Blinde gab es in München eine Diskussion, ob nicht die Schienentraße vom Bahnsteig mit einer Zwischenwand mit Türen getrennt werden soll, da immer wieder Menschen ins Schienenbett fallen, gerade Blinde. Aber so weit geht man bei Metroksomos nicht, das könnte ja ernsthaft werden.

Die Zuständigen für den Wiener Beitrag haben ein Herz für Straßenkünstler und Performer und gönnen ihn TV-Zeit. Ansonsten: konfus, konfus. Kann man ja alles mit einem U-Bahn-Rave plattmachen.

Vom BR werden hier gleich mehrere Folgen direkt hintereinander programmiert zu nachtschlafender Zeit, damit ja niemand schaut und reklamiert und sich über das rausgeschmissene Gebührengeld aufregt. Wer Schlafprobleme hat, sollte vielleicht lieber den Arzt oder Apotheker konsultieren, weder sich dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk anzuvertrauen.

Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!

Im übrigen bin ich der Meinung, dass dieser gigantische öffentlich-rechtliche Rundfunk unfair zulasten einkommensschwacher Haushalte finanziert wird.

Metrokosmos Prag (BR, Montag, 11. Juni 2025, 00.05 Uhr)

Die Erwartung ist niedrig, da es sich schon bei der ersten Folge dieser Serie von Timo Novotny, in Neapel, gezeigt hat, wie billig sie gemacht ist, wie sie offenbar mehr eine Dietrichfunktion erfüllen soll, um bei Fernsehredaktionen, BR und Arte, und anderen Filmförderern und Finanzierern die Geldhähne zu öffnen.

Man hätte sich etwas mehr Wachheit und Aufmerksamkeit gewünscht unter anderem von den Redakteuren des BR und von Arte, von Martin Kowalczyk, Petra Felber, Sonja Schneider, Katja Ferwanger, Katja Dünnebacke und Caroline Mutz. Vermutlich werden alle gedacht haben, die anderen machen das schon. Das erinnert an den Orchestermusikerwitz. Kommt ein Posaunist zu seinem Hausmeister, fragt, ob er für ihn beim nächsten Konzert einspringen könne, weil er einen gut bezahlten Gig habe; der Hausmeister müsse nicht spielen, nur, wenn die anderen vier Posaunisten ihre Instrument zum Spielen an den Mund halten, müsse er auch so tun. Tage später fragt der Posaunisten seinen Hausmeister, wie es war. Dessen Antwort: wir waren vier Hausmeister.

So kommt es einem bei diesem lausigen Fernsehprodukt vor. Jeder Verantwortliche glaubt, der andere habe sich ernsthaft damit befasst, und kann es somit bleiben lassen. So kommt denn ein allenfalls mit gefälligen Bildern gestopftes Nichts heraus, beliebig und austauschbar, nicht mal auf die Individualität der einzelnen Städte und deren Nahverkehrssysteme eingehend. Liederliche Verschleuderung von Zwangsgebührengeldern, die unfair zulasten einkommensschwacher Haushalte eingetrieben werden.

Immerhin fängt die Prager Folge mit so etwas wie einer Geschichte an, mit dem Explorer-Train und hört mit dem Reinigungswagen auf; dazwischen als Rosine der Tonfänger. Die U-Bahn-Videos in den Tunneln sind was Besonderes. Doch bald schon folgt der übliche, schwer erträgliche Bla, ein wirres Durcheinander von Stimmungsbildern mit gehetzter Kamera.

Es scheint, dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen immer noch viel zu viel Geld hat und offenbar nicht weiß, was damit anfangen, so dass es für Leute, die checken, wie weisungsgebundene, öffentlich-rechtliche Redakteure ticken, ein Leichtes ist, an deren Gelder ranzukommen.

Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!

Im übrigen bin ich der Meinung, dass dieser gigantische öffentlich-rechtliche Rundfunk unfair zulasten einkommensschwacher Haushalte finanziert wird.

Metrokosmos Neapel (BR, Montag, 11. Juni 2025, 23.40 Uhr)

Allerweltsmischmasch

rund um die U-Bahn, in dieser Folge, in Neapel. Es fehlt die nachvollziehbare Dokuerzählung, stattdessen gibt es eine pausenlos in Bewegung sich befindliche Kamera, so dass man kaum was richtig anschauen kann, es gibt endlose Statements und Blabla, Meinungsdrescherei und Anekdotisches. Die Kamera weiß nicht so richtig, wofür sie sich interessieren soll.

Zweifellos sind U-Bahnen ein wichtiges urbanes Thema, sogar ein sehr wichtiges. Um so ernster müsste ein Dokumentarist das Thema nehmen.

Es scheint aber so, als habe sich Timo Novotny einfach ein Thema ausgesucht (zu dem er offenbar keinen besonderen Bezug hat), von dem er sich erhoffte, er könne es einem nicht allzu programmbewussten Fernsehredakteur unterjubeln, hier Martin Kowalczyk, Petra Felber, Sonja Schneider, Katja Ferwagner vom BR und Katja Dünnebacke und Caroline Mutz von arte. Weil es ein gesellschaftlich relevantes Topos ist. Es müsste dann auch so gebracht werden. Es müssten Zusammenhänge zur Stadtgemeinschaft nachvollziehbar werden, Finanzierungsthemen, die Nachhaltigkeit.

Hier wirkt es so, als sei einer mal hingefahren, habe dann drauflos Leute, die ihm vor die Linse gelaufen sind und noch ein paar schnell mal recherchierte, befragt, aber nicht mit einem Fokus im Hinterkopf, dem gesellschaftlichen Fokus, dem urbanen Fokus.

Es gibt Architektur-, Retaurations- Werkstatt- und auch OB-Gequassele, beliebig zusammengewürfelt, als müsse Bildschirmzeit gefüllt werden mit Bildmaterial, das keine Sekunde stillhält und ja keinen Überblick ermöglicht.

Wenn so ein Thema einem öffentlich-rechtlichen Rundfunk angeboten werden soll, so müsste ein Minimum an Interessensystematik vorhanden sein, damit mehr als nur Bildschirmschonerqualität herauskommt.

Und dann noch einen Sänger reingehauen mit einem populären Song. Billiger geht nimmer.

Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!

Im übrigen bin ich der Meinung, dass dieser gigantische öffentlich-rechtliche Rundfunk unfair zulasten einkommensschwacher Haushalte finanziert wird.

Sex and the Scientist, Folge 1: Eine Maus mit zwei Vätern (ARD, Mittwoch, 11. Muni 2025, 00.00 Uhr)

Kuddellwirrmuddel

Wissenschaft über das enge Spektrum der Fachwissenschaft hinaus für ein breites Publikum verständlich darzustellen, könnte eine der vornehmsten Aufgaben eines zwangsfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunkes sein, erst recht, da diese Finanzierung unfair zulasten einkommensschwacher Schichten undemokratisch ist.

Dieses Ansinnen kann aber auch heftig nach hinten los gehen, wie in dieser Sendereihe von Gunnar Mergner, Niklas Nau und Nicoletta Renz. Vielleicht konnten sich die drei Fernsehköche einfach nicht auf ein Gericht einigen.

So hat der eine einen in die Jahre gekommenen Wissenschaftskrimi reingebracht, der andere das ganze Stammzellengebramse, der oder die nächste aussichtslose oder nicht so ganz aussichtlose Einzelfälle von unerfülltem Kinderwunsch, wiederum jemand hat Zeitlupenaufnahemen aus dem Straßenverkehr aus Japan beigesteuert, jemand hat bildschirmgroße thematisch-propagandistische Zwischentitel in den Topf geworden, wie „Pille zur Macht“, „Liebe vergeht, Hektar besteht“ oder „Schmelzofen & Backofen“, und auch Namen, die sich keiner merken kann, von nur kurz auftauchenden Talking Heads ebenso groß eingeblendet, dann muss irgendwie noch der Feminismus, die Soufragetten, das weibliche Emanzipationsthema reingewurstelt werden.

Die öffentlich-rechtlichen TV-Redakteure Daniel Schwenk und Monika Wagner haben sich womöglich blenden lassen von Begriffskonvoluten von Stammzelle, pluripotenter Zelle, pluripotente Stammzelle, Manipulation des Lebens, Invitro-Genese, Chromosomen, Patriarchat, Zellteilung, Nukleinsäure … wollten sich vielleicht keine Blöße geben; mag sein, dass sie eine Vorstellung davon haben, für wen so eine potentielle Kinematheken-Leiche interessant sein könnte – ihr Geheimnis; wäre super, wenn sie uns das offenbaren könnten.

Positiv: die KI-erzeugten Bilder werden deutlich als solche kenntlich gemacht.

Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!

Im übrigen bin ich der Meinung, dass dieser gigantische öffentlich-rechtliche Rundfunk unfair zulasten einkommensschwacher Haushalte finanziert wird.

Bezzel & Schwarz – Die Grenzgänger: Am Flughafen Nürnberg (BR, Montag, 26. Mai 2025, 20.15 Uhr)

Flug-Gesellschaft

Wir sind eine Flug-Gesellschaft. Nie ist die Menschheit mehr geflogen. Nie hat die Menschheit mehr Treibhausgase ausgestoßen mit Fliegen als heute. Und nicht so schnell wird das Fliegen, das rundum nachhaltig ist, kommen.

Über 4 Millionen Fluggäste allein vom Nürnberger Flughafen Albrecht Dürer. Wer dieser Namensgeber ist, wissen unsere beiden Protagonisten, die sich immer sympathisch als Sebastian und Simon vorstellen, obwohl die Sendung nach deren Familiennamen benannt ist.

Heute spazieren sie auf der Grenze zwischen Bodenhaftung und Flugtraum. Nie konnten sich mehr Menschen diesen Traum erfüllen. Schnell für ein paar Tage nach Fuertaventura. Ein Flughafen ist gesellschaftlich ein wichtiger Ort, ein unentbehrlicher Ort und da die Sendung von Ekki Wetzel mit den beiden Promi-Protagonisten gut ankommen dürfte, müssen sie sich immer neue Grenzorte zur Besichtigung ausdenken.

Zuletzt waren sie in der Münchner Großmarkthalle und dann in Neuschwanstein. Durchaus sinnig ist es und erhöht die Konsumierbarkeit, dass sie anfangs der Sendung darauf vorbereiten, was es zu sehen gibt und am Ende rekapitulieren, was sie gesehen haben. Das sind Qualitäten, auch die beiden, die sich kumpelhaft geben und ihre trockenen Witzchen machen.

Die Leute freuen sich an ihren Arbeitsplätzen, wenn das Licht des Fernsehens für ein paar Minuten auf sie herableuchtet. Scheint ein Programmrezept zu sein, was funktioniert.

Eine andere gesellschaftliche Scharnierstelle sind einkommenschwache Haushalte, für die die Erbringung der monatlichen Zwangsgebühr, die sozial unfair zulasten solcher Haushalte erhoben wird, eine ernsthafte Belastung darstellt und die in keiner Weise sich für das Programm des öffentlich-rechtlichen Fernsehens interessieren und sich eher keine Flugreise leisten können; die soll es ja geben. Rechercheidee für die Redakteure Anne Bürger, Ingmar Grundmann, Iris Messow-Ludwig: lasst Sebastian und Simon mal solche Grenz-Haushalte suchen und aufsuchen – der Titel der Reihe spricht nicht dagegen.

Mit diesem Sendeformat mag sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk einen gewissen – eh inzwischen schon bescheidenen – Quotenlevel erhalten, zur Erhöhung der Legitimation trägt es nicht bei; diese steckt nach wie vor in einer enormen Krise steckt.

Bergmenschen – Schule auf der Alm, Folge 1: Ankommen (ARD, Donnerstag, 22. Mai 2025, 00.00 Uhr)

Stefansalm
Dokku als Appetizer

Hier verbringen Jugendliche der 10. und 11. Klasse einige Wochen auf einer Alm. Sie üben das Zusammenleben, sie lernen Seiten der Welt und des Lebens kennen, die ihn so nicht vertraut sein dürften. Es ist ein Projekt, was sie zwar selber bezahlen müssen, aber es gibt auch Stipendien dafür.

Ein Team vom BR um Katrin Baldrich und Josef Bayer dokumentiert das, redaktionell betreut von Peter Stenz und Michael Düchs. In dieser ersten Folge wird das Projekt skizzenhaft vorgestellt. Vor allem sieht man die Schüler damit beschäftigt, unter fachkundiger Leitung, einen Hühnerstall zusammenzuzimmern.

Das Filmteam muss für den dokumentarischen Ansatz gelobt werden, in der ersten Woche auf der Alm, nicht dabei zu sein. Das ist oft ein Problem, wenn Dinge des Zusammenlebens für eine Dokumentation aufbereitet werden sollen, dass die Dokumentation selber einen verändernden Einfluss hat. Deutlich ist mir das beim Film ‚Im Prinzip Familie‘ aufgefallen (ab 5. Juni im Kino).

Prinzipiell ist es sicher im Sinne eines öffentlich-rechtlichen Rundfunkes, solche Bildungsthemen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen; sicher sind sie auch attraktiv, wer hätte das während der Schulzeit nicht auch gern mal gehabt. Das Projekt nennt sich ‚Klassenzimmer auf der Alm‘ und wird hier flott und knapp präsentiert.

Bergfreundinnen: „Abenteuer wilder Balkan“ (BR, Sonntag, 4. Mai 2025, 23.00 Uhr)

In den Bergen Albaniens

Das ständige Gelaber in dieser vorgeblichen Doku von Katharina Kestler und Sabina Kist (ein Tobias Henkenhaf scheint in der Dramaturgie rumgestöbert zu haben) stört die Ruhe, die die drei Frauen suchen und die der Film offenbar nicht vermitteln will in diesem wilden Bilderverhau aus der 170-Kilometer-Wanderung über den High Scardus Trail durch ein Stück Kosovo, Nordmazedonien und Albanien; ein Bilderverhau so wild wie die Berge, die sie durchwandern, ständig unterbrochen von Talking-Heads, indem die Protagonistinnen ihre eigene Wanderung kommentieren.

Eine abgestandene Art der Dokumentation, die das Team gerade mal beim Abendessen zeigt und ansonsten so tut, als seien die drei Frauen allein unterwegs.

Zudem ist das Bildmaterial ungewöhnlich hektisch und nervös zusammengestöpselt und mit wenig ergiebigen Zwischentiteln versehen, graphische Sperenzien mit Infos, Orts- und Kilometerangaben.

Zu schweigen vom sinnfreien Sound, der drüber gelegt wird; wie ein beliebiger Griff in eine Juke-Box, ohne überhaupt zu wissen, welcher Art von Geschichte die Musik eine angemessene Atmosphäre verleihen soll.

Ein Problem sind die Bären und wie sich verhalten, falls man einem begegnet.

Drohne flieg, ist eine weitere Begleiterscheinung, die nicht dazu gegeignet ist, den Eindruck, den die Wanderinnen haben, adäquat wiederzugeben. Sie produzieren auch einen Podcast. Der Müll überall zeigt, dass es wohl mit der gesuchten Zivilisationsferne, mit der Unberührtheit der Natur, nicht so weit her ist.

Diese Art Reiseberichte, origineller und spannender, gibt es en masse bei Youtube. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen, das in einer Finanz- und Legitimationskrise steckt, sollte sich überlegen, ob es in solche fruchtlose Unternehmungen und Formate überhaupt ein Geld investieren soll. Hinzu kommt, dass die Befassung mit der Gegend und den Menschen oberflächlich und nicht vorbildlich für einen künftigen Tourismus ist. Low-level-documentary!

Dass der BR noch solche vollkommen überflüssigen Dünnflussdokus anfertigen lässt, zeigt, dass dem Sender offenbar seine prekäre Lage an Ansehen und weiterer Finanzierung nicht so recht klar ist. Den Sternenhimmel oder ein Aquarium über den Bildschirm flimmern zu lassen, wäre garantiert nicht weniger anspruchsvoll. Für diesen liederlichen Umgang mit den unfair zulasten einkommensschwacher Haushalte erhobenen Zwangsgbührengeldern sollte Redakteurin Katrin Nachbar regresspflichtig gemacht werden.

So massiv, wie der BR diese Produktion – mit wie eben erwähnt zu Lasten einkommensschwacher Haushalte erhobenen Zwangsgebührengeldern – bewirbt, scheint es, dass er ihr – aus gutem Grund – misstraut.

Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!

Lebenslinien: Alexander Herrmann – Der Spitzenkoch aus Franken (BR, Montag, 28. April 2025, 22.00 Uhr)

Zähe Sauce

Für diese miefigen, als reine Produktwerbung missbrauchten, Lebenslinien hat die zuständige Redakteurin womöglich ein Essen in dem beworbenen Gasthof bekommen, oder etwa nicht? Oder nur das Team?

Kathrin Schneider präsentiert zwar gediegen, für ein Zweisterne-Restaurant jedoch extrem fad und abgestanden (wir reden hier von der Zubereitung des Fernsehmenüs und nicht darüber, wie die Küche des Protagonisten schmeckt, das zu beurteilen steht uns nicht zu, da wir sie nicht kennen) einen Promi und BR-Fernsehkoch, von dem stefe noch nie was gehört hat; aber ein Promi muss er sein, behauptet zumindest die Sendung, und belegt das mit Selfie-Wünschen von Gästen.

Es ist also wieder diese schleimige Art von BR-Eigen- und Promiwerbung, wobei der Promi explizit sagt, er brauche für sein Geschäft die Fernsehauftritte. Da hätte die Redakteurin Rachel Roudyani doch bittschön hellhörig werden sollen und für den BR die Hand aufhalten. Es scheint wirklich so, dass der BR noch im abgestandenem Sud seliger GEZ-Zeiten köchelt und immer noch nicht kapiert hat, was die Stunde schlägt, wenn in Berlin im neuen deutschen Bundestag bereits fast ein Viertel der Sitze von einer Partei belegt wird, die im Programm hat, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk abzuschaffen (inzwischen ist sie bei Umfragen sogar die stärkste Partei!). Nein, beim BR ist das noch nicht angekommen. Da wird fröhlich weiter getan, als ob es eine Welt außerhalb nicht gäbe. Da wird Produktwerbung gemacht, Eigenwerbung und noch dazu mit einem Produkt, das zwar fein sein mag, das sich aber ein beachtlicher Teil der Zwangsgebührenzahler nie und nimmer im Leben wird leisten können. So treibt man die gesellschaftliche Spaltung voran, statt vermittelnd zu wirken, statt Kitt in dem Gesamtgefüge zu sein.

Es kann nicht Aufgabe eines zu Lasten einkommensschwacher Haushalte sozial unfair finanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunks sein, Werbung für Spitzenköche zu machen. Nichts anderes aber ist diese Sendung. Damit kann der BR vielleicht den trägen Teil seiner Zuseherschaft gerade noch vom Wegzappen abhalten, verloren gegangenes Terrain gewinnt er damit garantiert nicht zurück.

Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!

Bayern erleben: Das Frankenderby – Zwei Vereine, eine Leidenschaft (BR, Montag, 28. April 2025, 21.00 Uhr)

Außen vor

Wer keinen Bezug zu Nürnberg und Fürth und zu den beiden Fußballvereinen hat, der bleibt bei diesem Kuddelmuddel aus Meinungsdrescherei, Statements, Quark von Berufsunterhaltern, Studiotalk, Impressionen von Spielen und dem Drumherum sowie, die sind mal wieder das Fesselndste, historischen Fußballaufnahmen, außen vor.

Die Autoren Maximilian Albrecht und Benjamin Bauman redaktionell betreut von Kerstin Dornbach, finden keinen Zugang zu ihrem Topos, der irgend was Allgemeingültiges hätte, irgendwas, das über den Regionalaspekt hinaus von Interesse wäre. Sie versumpfen im Lokalkolorit.

Fränkisches Blabla, bei dem vermutlich nicht mal Untertitel hilfreich gewesen wären.

Lediglich zwei Erzählstränge mögen das Interesse des Außenstehenden wecken: Vom Nachwuchsschiedsrichter würde man gerne mehr hören, wie so ein junger Mensch mit dieser Herausforderung umgeht. Der sagt ja auch inhaltlich was dazu. Und der Ansatz an Reportage über den Fanclub Kiltrunners könnte über die Region hinaus interessieren.

Insgesamt eine Billigsendung. Archivmaterial dürfte nichts oder kaum was kosten. Impressionen um und von Spielen sind billig zu haben wie auch Studioszenen, an deren Projektionswänden ständig die U-Bahn ein- und ausfährt.

Dass es offenbar eine Billigsendung sein muss, erklärt nicht, warum nicht zu diesem Material ein spannender Zugang gesucht wurde, der auch den gemeinen Zwangsgebührenzahler interessieren könnte, der keinen Bezug zum Fußball, gar zu den speziellen zwei Vereinen hat. Man hätte ja ein paar Hinweise auf die Beziehung der beiden Städte und wie die sich auf das Fantum der Clubs auswirkt, geben können oder dem Fantum gründlicher auf den Zahn fühlen. Hier ist Billiges billig gemacht.

Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!

Tatort: Zugzwang (ARD, Sonntag, 27. April 2025, 20.15 Uhr)

Dilettanten

Der Tatort scheint unter Minderwertigkeitskomplexen zu leiden. Er scheint sich selbst und seiner ursprünglichen DNA, akutelle soziale Probleme aus dem Bereich der Zwangsgebührenzahler, spannend in Krimiform zu erzählen, untreu geworden zu sein. Er will mehr. Der Schuster hat seine Leisten satt und will aufs große Parkett, auf das Weltparkett. Das kann nur schief gehen. Der überambitionierte Tatort fällt auf zu glatt poliertem Boden voll auf die Nase. Er wirkt nur noch dilettantisch. Bauerntheater, was Eiskunstlauf zeigen will.

Dieser Tatort von Nina Vukovic nach dem Drehbuch von Robert Löhr unter der redaktionellen Verantwortung von Cornelius Conrad wagt sich ins Weltmilieu des internationalen Schachzirkus. Er sieht sich als internationaler Thriller, streckt sich darnach, verliert dabei das Gleichgewicht und kommt zu Fall. So wirkt auch die Schauspieler-Auswahl nicht überzeugend.

Es gibt keinen Grund, sich für den Fall, der entferntest möglich von der Lebenswelt des durchschnittlichen Bundesbürgers angesiedelt ist, zu interessieren. Er wird aber auch nicht, was der Reiz eines Thrillers sein kann, in einem Sehnsuchts- oder Traummilieu angesiedelt.

Besonders dilettantisch wirkt die Darstellung der Polizeiarbeit, gänzlich ohne seriöse Ermittlungsvorgänge. Unter radikalem Verzicht auf all jene, die die konkrete, minutiöse Sammler- und Fieselarbeit machen. So kommt der Plot als holterdiepolter Krimi daher. Der Polizeiarbeit fehlt das Skelett, sie ist somit schwammig. So sieht es aus, als ob ein paar Laien mal eben in einem eleganten Hotel Kriminalpolizei spielen wollen – sie wirken deplaziert; dieser Eindruck wird noch verstärkt dadurch, dass der Pathologe plötzlich selbst ermittelt. Überhaupt ist die Erfindung, dass er ein Schachfan sei und deshalb an diesem Kandidatenauswahlturnier vor Ort ist, an den Haaren herbeigezogen, erst recht für Leute, die ihn schon früher als Pathologe gesehen haben, da gibt es nie einen Hinweis auf dessen Schach-Affinität – könnte ja ein spannender Charakterzug für einen Pathologen sein; ist so aber nie eingesetzt worden. Die Figur ist nicht gründlich durchdacht.

Die Inszenierung wirkt uninspieriert und steif, viel Stehpartie, zu viele Erklärungen, kaum Handlung, und auch das Schachspiel könnte man spannender präsentieren, viel Auf-den-Einsatz-mit-dem-Text-Warten, schauspielerische Ratlosigkeit, die der Regie – und auch der Redaktion – offenbar nicht aufgefallen ist.

Der Tatort möchte größer werden, größer sein als er kann und schrumpft dabei auf Provinzformat. Er entbehrt der Street-Credibility.

Der Plot wirkt erfunden wie mit Schielauge auf internationale Thriller und mit zu wenig Ahnung davon, wie solche funktionieren. Vielleicht sollte die Idee, Frauen in der Männerdomäne Schach zu zeigen, der exklusive Selling-Point sein; ist aber nur ein Knallfrosch, mehr nicht; wenn das denn wenigstens plausibel transportiert würde.

Das wäre wohl alles noch hinnehmbar, ein Flop kann immer mal passieren, wenn es nicht so ernst um den Weiterbestand des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes bestellt wäre: inzwischen gibt es Umfragen, die die AfD als stärkste Partei in Deutschland sehen. Diese will den öffentlich-rechtliche Rundfunk radikal abschaffen. Insofern ist es schwer verständlich warum der BR noch solch gedankenlose Tatorte raushaut. So wird man auch dem in ehren ergrauten Kommissars-Duo wenig hinterhertrauern.

BMW bekommt einen Solo-Glanzauftritt auf einer Flugzeugpiste; die darbende Autoindustrie verdient unterstützt zu werden.

Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!