Nullkonzept-Doku
Irgendwie scheinen die beiden Dokumentaristinnen Brigitte Hausner und Alisa Wienand und die BR-Redakteurin Sigrid Korn mit diesem Projekt sich selbst überfordert zu haben.
Ein minimale Absicherung haben sie im Titel vorgenommen mit der Einschränkung „Herzschlag einer Baustelle“. Nun, was ist dieser Herzschlag? Sind das Presslufthämmer, sind das Bohrer, sind das Nägel, sind das Betoniermaschinen, sind das menschliche Köpfe, womöglich gar solche, die nicht mal in Würzburg sind? Darüber erfährt man hier schon gar nichts, wer das Sagen hat auf dieser Burg, wer der Besitzer ist, weshalb diese riesige Renovation begonnen wurde, mit welchen Mitteln.
Vom Resultat her interpretieren die Dokumentaristinnen die Herzschlagsuche folgendermaßen: immer mal hin fahren zur Baustelle, sich mit den Leuten beschäftigen und jene filmen, denen es am leichtesten fällt, vor der Kamera zu agieren und zu reden.
Da ist in erster Linie der Kastellan, der sehr gesprächig ist und die Kamera sehr zu lieben scheint, der hat wohl die Dokumentaristinnen so vereinnahmt, dass schier Lebenslinien über ihn daraus geworden sind, bis hin zum Begehen der ehemaligen Wohnung, dem Blick ins Familienalbum, dem Auftritt der blonden Tochter (also wenn die der Herzschlag der Baustelle ist…) und nach der Schlossführung dürfen Besucher noch Komplimente über ihn fürs Fernsehen absondern – das ist dann wohl als Pulsmessung des Herzschlags der Baustelle gedacht; da wären wir nicht so ohne weiteres drauf gekommen.
Irgendwann erfährt man, dass in dem Schloss ein Museum untergebracht ist. Auch das scheint sich über die Fernsehpräsenz zu freuen und gibt ausgiebig Auskunft über die kleinen Probleme des Umzugs, der Desinfektion, der Restauration eines mehrere Meter hohen Banners aus dem 14. Jahrhunderts.
Action muss auch sein. Zufällig waren die Dokumentaristinnen anwesend, als – wer ist denn jetzt der Bauherr? – ein Kran durch den engen Burgaufgang gefahren werden sollte.
Es ist eine Zufallsdoku, eine Chaos-Doku, eine Doku aus dem Tal der Ahnungslosen, eine Planlos-Doku, kaum mehr als eine Tourismusdoku, eine Strawanzerdoku. All das wird auf der Tonspur verpackt mit Flixbus-Abfahrtsmusik. Und da die Baustelle dokumentarisch so unergiebig war, gibt’s als Beifang Häppchen vom Schlossfest.
Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!
Im übrigen bin ich der Meinung, dass dieses demokratisch eminent wichtige, gigantische Gemeinschaftswerk eines öffentlich-rechtlichen Rundfunks sozial unfair zulasten einkommensschwacher Haushalte finanziert wird.