Archiv der Kategorie: Marketing

Boykott von Radiospots zu „Postal“

Hamburg bei NachtZuerst mal: Ich bin wieder da, es waren wirklich schöne Tage in Hamburg und auf Helgoland. Nur schade, daß unsere Ferienwohnung im letzten Moment wegen Einbruch abgesagt worden ist, und wir daher vier Nächte in drei verschiedenen Unterkünften zubringen mußten.

Beim Abarbeiten meiner Mails (ich fange dabei immer bei den neuesten an, in der Hoffnung, daß manche Sachen sich bereits wieder erledigt haben) bin ich über die skurrile Meldung gestolpert, daß die meisten Radiosender den Spot zu Uwe Bolls Postal nicht spielen wollen:

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Der Horror beim PR-machen

Wer sich ein wenig mit PR und Werbung beschäftigt, und sei es nur ganz nebenbei und hobbymäßig, dem dürfte schon länger bekannt sein, daß der Markt mehr als übersättigt ist; und daß Werbebotschaften dazu tendieren, beim intendierten Empänger zum einen Ohr hinein- und zum anderen wieder hinauszugehen, ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Die Tatsache, daß hierzulande die Werbemacher nach langen Jahren der volksverdummenden Werbung mit Pseudo-Fakten (es gab Ausnahmen) endlich aufwachen und sich ein (spätes) Beispiel an den international schon längst erfolgreichen, kreativen Spots und Kampagnen nehmen, führt im Nebeneffekt dazu, daß manch neue, irre kreative Kampagne mißverstanden werden kann. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn sie a) nicht konsequent durchgehalten wird, b) nicht ausreichend budgetiert ist oder c) aufgrund der Bedenken zarter Seelen in Positionen mit Entscheidungsbefugnis von vorneherein nur einen halb-aufrüttelnden Kurs fahren soll, um aufzurütteln, aber irgendwie doch nicht zu stören.

Im sehr engen und speziellen Bereich der Bewerbung von Filmen an Filmjournalisten zum Erreichen einer besseren Beachtung des Films in der jeweiligen Publikation (die dann oft in ganz ähnlicher Form fürs Publikum zweitverwertet wird) gibt es meist Kampagnen, die sich durchwegs in die Kategorien „gut gemeint“ und „ach, wenn wir nur mehr Budget gehabt hätten und dazu die Freiheit, zu machen, was wir eigentlich machen wollten“ einordnen lassen.

Man sieht die (oft gute) Idee dahinter und den guten Willen, aber auch die Grenzen, die bei der Durchführung erreicht wurden (im Grunde wie bei Soaps, TV-Produktionen und manchen Filmen). Das ist manchmal, wie in diesem Beispiel, sehr schade.

Myers-Brief unknownHeute habe ich nämlich eine Mail von Michael Myers höchstselbst erhalten, der mich in einem offenbar an mich gerichteten Brief darauf hinweist, daß er nun bald wieder in Freiheit sein und seine Mordlust in die Tat umsetzen wird. An sich eine nette Idee für den Filmstart. Nur leider ein wenig zu brav für meinen Geschmack.

Zum einen scheint Herr Myers nun bei Senator in Deutschland zu arbeiten, wie mir seine Mailadresse verrät, zum anderen fällt dem psychisch kranken Manne keine düsterere Betreffzeile als „Ein Brief von Michael Myers“ ein.

Im beiliegenden Brief spricht er mich mit „Lieber Freund“ an, und der kleine e-Mail-Blutfleck ganz unten ist auch nicht wirklich gruselig.

Sicher wird keiner der Kollegen ernsthaft erschaudern, aber etwas stärkerer Tobak wäre schon lustig gewesen: Ein Brief, keine Mail, und den auf Englisch, der Absender eine kryptische Adresse (bei Mailadresse eine, die nicht so ohne weiteres oder per Whois zu einem Verleih zurückverfolgt werden können sollte), eine persönliche Anrede, und optisch nicht unbedingt einen Handschrift-Font auf liniertem Papier, sondern eine echt aufwendige Produktion, die dann aussehen sollte wie von einem Myers-Opfer mit letzter Kraft geschrieben und blutverschmiert in die Post gesteckt. Okay – das hätte dann auch wieder nach hinten losgehen können, die einen wären zur Polizei gegangen (wenn nicht schon der Briefträger selbst), die anderen hätte den Brief weggeschmissen, aber die restlichen hätten’s aber deutlich cooler gefunden.

Screenshot Michael Myers-MailDiese Kompromißversion dahingegen mag ihre Berechtigung haben, und ich möchte der Pressestelle mitteilen, daß ich die Idee sehr gut, und die Ausführung gut bis befriedigend finde. Außerdem möchte ich klarstellen, daß ich die ursprüngliche Idee dahinter nachvollziehen kann, und diese prima finde! Hoffen wir nur noch, daß die anderen Spamfilter auch so gut trainiert sind wie meiner und die Mail auch zum Empfänger durchlassen…

Unterbesuchte PVs

Es ist meines Erachtens das erste Mal, daß ein Pressebüro in einer Mail derart deutlich die Unzufriedenheit über eine schlecht besuchte Pressevorführung zum Ausdruck bringt:

Sehr geehrte Damen und Herren !

Ehrlich gesagt: In den ersten Pressevorführungen waren Sie nicht so zahlreich. (Trotz unserer begründeten Empfehlungen.) Die anwesenden Kolleginnen waren umso begeisterter, weshalb wir Ihnen eine weitere Chance einräumen wollen, (Red: Filmtitel) dort anzusehen wo er hingehört: Im Kino.

Wir können Ihnen versichern (Red: einige Filmdetails); dass sein Film uns vor allem aber einen spannenden, abwechslungsreichen, filmisch innovativen und unterhaltsamen Kinoabend verschafft hat. So jetzt aber mal.

Anliegend erhalten Sie eine Übersicht der bundesweiten Previews. Da wir -anders als bei Pressevorführungen- Ihren Besuch bei den Kinos ankündigen müssen, bitten wir um möglichst baldige Rückmeldung, welche der Vorstellungen Sie besuchen wollen.

Trauen Sie uns.

Mit freundlichen Grüßen

(Red: Pressebüro)

Dies macht mich stutzig.

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Wieder eine PV am Tag vor dem Start

Am heutigen Freitag vormittag erhielt ich die Einladung zur Pressevorführung von Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer, die am Montag gleich als erstes stattfindet. Der Film läuft dann regulär am Tag darauf an, in diesem Fall also ausnahmsweise Dienstag.

Nicht nur ich habe darüber heute den Kopf geschüttelt. Was hat der Verleih davon, uns Journalisten den Film überhaupt noch zu zeigen? Wer berichtet denn dann noch ernsthaft, wenn man den Film erst am Tag vorher zu sehen bekommt? Für Freie ohne feste Abnehmer ist es de facto völlig unmöglich, in dieser kurzen Zeit noch einen Text zu schreiben und zu verkaufen (bösen Geistern könnte das Wörtchen Diskriminierung vorschweben), und festangestellte Redakteure werden sich aller Wahrscheinlichkeit eher ärgern als freuen: Statt daß sie den Film in aller Ruhe in ihrer Publikation unterbringen können, wissen sie schon vor der Vorführung, daß es nach der Vorführung unheimlich hektisch werden wird am Arbeitsplatz. Sollten an diesem Tag womöglich noch andere Filme gesehen werden müssen, kann das echt heiter werden.

Und tatsächlich folgen am kommenden Montag noch zwei weitere Pressevorführungen, eine vierte wurde sogar parallel zu den Fantastic Four in einem anderen Kino angesetzt, bravo.

Ein Redakteur, der die anderen Termine auch wahrnehmen muß, kommt am Montag also erst gegen 18 Uhr aus dem Kino und kann dann erst anfangen zu arbeiten.

Es ist übrigens keine Entschuldigung, daß die Kopie irgendwie nicht früher verfügbar gewesen wäre: Die FSK hat den Film bereits am 9. Juli ab 12 freigegeben, zur Prüfung lag er ihnen offenbar schon am 3. Juli vor. Auch startet der Film nicht weltweit gleichzeitig (wie es meist der Fall ist bei Extrawurst-Startterminen, die eben nicht auf den Donnerstag fallen) und müßte davor behütet werden wie der eigene Augapfel: In Bahrain, Ägypten, Kuweit, Oman, Indonesien, Jamaica, den Philippinen sowie Trinidad und Tobago läuft der Streifen immerhin seit dem 13. Juni ganz normal im Kino.

Selbst unsere (mehr oder weniger direkten) Nachbarländer haben ihn schon längst zu Gesicht bekommen: Dänemark, Estland, Italien, Polen, Rumänien und England (15. Juni – wie übrigens auch die USA), der Rest der Welt schließt auf. Nach Deutschland und Südkorea folgen in der Startübersicht nur noch vergleichsweise wenige Länder. Den Abschluß bildet Japan mit seinem weit abgeschlagenen Starttermin am 29. September.

Es ist meines Erachtens also keine legitime Begründung, daß es schlichtweg nicht früher möglich gewesen wäre, der Presse den Film früher zu zeigen:

  • Man hätte ja zum Beispiel die FSK-Kopie verwenden können.
  • Auch bin ich sicher, daß das Synchronstudio seine Kopie nicht täglich braucht, dort kann man ja auch mit Video arbeiten. (Ein weiteres Indiz dafür ist übrigens, daß heutige Synchronisationen meist haarsträubend sparsam und offensichtlich flüchtig hingehudelt sind.)
  • Ebenfalls hätte man ja vielleicht eine aus Kuweit oder von den Philippinen herschicken können, wo man nach vier oder fünf Wochen sicherlich langsam eine Kopie entbehren hätte können.
  • Oder man hätte uns den Film per digitaler Projektion (in München im Cinema) zeigen können. Digitale Kopien kosten bekanntlich deutlich weniger als ein Auftrag fürs Kopierwerk. Vielleicht kann man die Datei heutzutage für die Vorführung ja sogar schon per Satellit zum entsprechenden Kino verschicken?
  • Oder liegt es vielleicht gar nicht an höherer Gewalt? Was könnte einen Verleih motivieren, der Presse einen Film zu einem Termin zu zeigen, zu dem de facto eine umfassende Berichterstattung nicht mehr möglich ist? Vielleicht ist der Film ja gar nicht so toll und der Verleih will schlechte Presse verhindern? Aber gleichzeitig pro forma seiner Verpflichtung, den Film vorab der Presse vorzustellen, nachkommen? Gut, dies mag nicht verpflichtend sein, aber das ist die Vorlage des Films bei der FSK ja auch nicht.
  • Womöglich wurde der Film der Presse bereits gezeigt, dann aber nur einem ausgewähltem kleinen Kreis, und nicht der dem Verleih bekannten Gesamtmenge von Filmjournalisten? Wieso dann diese Vorauswahl? Wieso die Trennung in höhere und mindere Kasten? Wieso die Benachteiligung der „normalen“ Journalisten gegenüber den „erwünschten“? Darf man sowas überhaupt?

Wie gesagt, alles nur rein hypothetisch.

Nur: Irgendwie werde ich den Verdacht nicht los, daß die Presse und ihre Berichterstattung im Filmjournalismus nicht ernstgenommen wird. Das ist schade, denn nach wie vor informieren sich die potentiellen Zuschauer kaum anderswo als bei uns. Über unsere Zeitschriften, Radiosendungen, Fernsehsendungen, Zeitungen, Onlinezeitschriften, Blogs, Podcasts, Foren, Newsletter, Portale. Dagegen sieht die bezahlte PR vergleichsweise dünn aus. Und es ist ja nicht so, daß die Kinobetreiber nicht die Möglichkeit hätten, was anderes zu spielen, wenn über einen Film aus irgendwelchen Gründen nicht berichtet wird und die Zuschauer ausbleiben.

Schwarze Schafe

Ich mach hier ja eigentlich keine PR, aber wenn man so nett gebeten wird (siehe ganz unten), dann mach ich mal ’ne Ausnahme. Außerdem find ich den Trailer und die Ausschnitte von Schwarze Schafe tatsächlich nicht schlecht!

Flyer zu Schwarze Schafe

Doch bitte nicht verwechseln mit Black Sheep!

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Jubel für die Transformers

Mit einer doppelseitigen Anzeige in der Variety, dem wohl bekanntesten Filmbranchenblatt überhaupt, informierte die Paramount Hollywood über den großen Erfolg, mit dem Tansformers gestartet ist: Mit $155.405.412 domestic gross to date sichert sich der Film den Titel „Biggest Opening Week of All Time„.

Aber Moment, was steht denn da klitzeklein darunter? „For a Non-Sequel-Film„. Aha, und was heißt das nun genau?

Der Defamer, ein wirklich lesenswerter Blog über Hollywood Gossip, hat die Aussage relativiert. Wie ich ja auch schonmal anmerkte, halte ich nicht viel von diesen Definitionsspielchen, auch wenn der jeweils hinter so einer Meldung stehende Erfolg durchaus berechtigt sein mag.

Transformers Variety Scan via Defamer

(Bild und Montage via Defamer)

Auf zum Kwik-E-Mart!

Große Ereignisse werfen ihren Schatten voraus. Im diesem Fall ist der Schatten gelb: In den über 6000 Seven-Eleven-Filialen Nordamerikas gibt es ab sofort einige Produkte aus dem Simpsons-Universum zu kaufen: Squishees, Buzz Cola und auch Krusty-O’s. Einige der Filialen haben sich auch gleich in stilechte Kwik-E-Mart-Filialen verwandelt, und bei einem eigenen Blog (mit Fotos) laufen die Fäden der 7-11-Kwik-E-Marts zusammen. Auf einigen Blogs wird auch schon eifrig berichtet: BoingBoing und MTV Movies Blog zum Beispiel.

Nicht, daß die Simpsons noch eine Marketingkampagne nötig hätten – aber lustig ist’s allemal. Ich würde zum Beispiel gern mal einen Squishee schlürfen.

Nachtrag vom 6. Juli: Beim Shopblogger habe ich eine schöne Seite mit vielen Kwik-E-Mart-Fotos gefunden.

Sperrfristen und Pinkies

Was ich nicht verstehe, ist neben der Quantenphysik auch die Vielzahl von undurchsichtigen Entscheidungen der Filmverleiher und deren Film-PR-Agenturen. Zwei Beispiele: Sperrfristen und Pinkies weiterlesen

Torsten Dewi ist ein Verbrecher

… zumindest im Sinne der aufgeblasenen Vorstellungen der Medien-, Musik- und Softwareindustrie. In seinem Blog „Wortvogel – 100% Torsten Dewi“ legt der Autor unter der auch hier verwendeten Überschrift drei Beispiele aus seinem Leben offen, die strenggenommen Brüche mit dem Copyright darstellen – soweit ich das beurteilen kann, denn wer versteht denn heute schon das Copyright?

Sehr mutig, wie ich meine, denn dieses schriftliche Bekenntnis kann natürlich juristische Folgen haben. Ebenfalls mutig, wie ich meine, denn es braucht Mut, um laut gegen Gängeleien wie genannte zu protestieren. Torsten Dewi ist ein Verbrecher weiterlesen

Indiana Jones 4: Marketing-Vorbeben

Der MTV Movies Blog läßt uns einen ersten Blick auf Indy als Legomanschgerl erhaschen. Ich frag mich nur, was man hinten auf die Peitsche noch aufstecken soll, da ist offenbar so ein typischer Lego-Steckknopf dran:

Indiana Jones 4 als Legomanschgerl