Archiv der Kategorie: Kommentar

Kommentar zu den Reviews vom 5. September 2024

Einübungen für den geballten Kinoherbst, der vor der Tür steht. Aus Deutschland auf den Straßen Konstantinopels landen. Kurz vor der amerikanischen Traumhochzeit einen Ausflug auf eine abseitige Insel machen. Oder wirklich unbeirrt üben in Skandinavien und dabei gleich zwei Dinge erreichen wollen. In Frankreich sich die heikle, amüsante Frage stellen, wo denn die kleine Differenz zur Norm sei. In den Norden der USA driften, ohne zu wissen, was Ungeheures in einem steckt. Sich in Deutschland bewusst machen, was Freiheit bedeutet und was sie wert ist. Und ebenfalls in Deutschland Humor-Begriffsturnerei betreiben. Auf DVD sich auf einen Transalpenflug freuen. Oder in Festivalstimmung in das wundervolle Voralpenland von München pilgern und sich Kino satt reinziehen, sich die volle Kinopulle geben.

Kino

ELLBOGEN
Wie eine Katze auf den Straßen Istanbuls

SOMETHING IN THE WATER
Eine Flosse kreist unheilschwanger um das Schiff im Südseeparadies

ÜBEN ÜBEN ÜBEN
Gilt für ein Musikinstrument ebenso wie für den Schutz der Natur

WAS IST SCHON NORMAL – UN P‘ TIT TRUC EN PLUS
Wer ist jetzt wer und was, das ist bei einem Rollentausch zwischen Normal/Nicht-Normal gar nicht so einfach zu unterscheiden.

NEW LIFE
Mit Covid virulent gewordene Ängste horrorkinematographisch urbar gemacht

WIR SIND SO FREI
Aber wir müssen diese Freiheit auch nutzen!

DIE IRONIE DES LEBENS
Ironie muss nicht lustig sein.

DVD
DIE KLEINE GLOCKE BIM RETTET OSTERN
Flugtauglichkeit unerlässlich

Festival
FÜNF SEEN FILMFESTIVAL
Was am Alpenrand kinematographisch grünt und blüht.

Fünf Seen Filmfestival 2024 vom 3. bis 12. September 2024

Wollte man dem sympathischen Fünf Seen Filmfestival schmeicheln, so könnte man es das Locarno Bayerns nennen. Stefe konnte vorab die Filme aus der Sektion Dach Panorama schauen, nämlich jene 7 Filme, die um den Perspektive Spielfilmpreis konkurrieren.

Es sind Filme aus den Alpenländern Deutschland, Österreich und der Schweiz, was aber nicht gleichbedeutend ist, dass sie auch dort spielen. Man ist weltoffen, erweitert den Horizont, die Spielorte erstrecken sich von Griechenland, Spanien, Italien, der Schweiz, Thailand bis in die Neuen Bundesländer.

Die Jury wird die Qual der Wahl haben zwischen sieben reizvoll individuellen Nachwuchsfilmen unterschiedlichster Genres aus der Alpenregion.

ANIMAL
Ein Animateur hat’s schwör, er muss das Tier in (oder auf) sich haben.

ANTIER NOCHE
Von dieser Gegend ließ sich schon Bunuel inspirieren – inzwischen sind 90 Jahre verflossen.

DIE ÄNGSTLICHE VERKEHRSTEILNEHMERIN
Der heterosexuelle Knoten ist der gordische, der hier so mediterran wie feministisch gelöst werden soll.

ELECTRIC FIELDS
Am Alpennordrand zeigen sich erstaunlich übersinnlich-zwischenmenschliche Phänomene.

GOOD NEWS
Für einen Journalisten ist ein Scoop begehrenswert, ja essentiell. Die Verführung zum Nachhelfen ist groß.

ANOTHER GERMAN TANK STORY
Wenn Hollywood in Wiesenwalde einfällt.

JENSEITS DER BLAUEN GRENZE
Eine DDR-Fluchtgeschichte, eine Literaturverfilmung

Kommentar zu den Reviews vom 28. August 2024

Menschen und Systeme ist wie ein Schwerpunkt bei den neu besprochenen Filmen. Warum muss Don im Marionettentheater im Central-Park immer den Narren spielen, der die Sahne ins Gesicht bekommt? Eine indisch-französisch-deutsche Animation beschäftigt sich explizit mit Systemen und dem Zusammenhag zwischen System und Lüge. Ein amerikanischer Film verengt das Thema des Systems auf das individuelle Hirn und dessen Verdrängungs- und Vergesslichkeitskünste; auch hier wird ein Zusammenhang zur Lüge behauptet. Warum müssen Frauen, bloss weil sie Frauen und musikalisch begabt sind, in der Barockzeit in einem Konvent untergebracht werden? Ein deutsch-amerikanisches Movie thematisiert das System Familie und Abgründe. Frauen, bloss weil sie Frauen waren, hatten im System DDR ganz spezielle Herausforderungen. Auch Erziehung ist ein System, erst recht in Familien, die auseinandergebrochen sind; daraus machen die Deutschen einen Themenfilm. Auf DVD gibt’s einen fetzigen Einblick, wie mit einem System wie der DDR kräftig rockhaft umzugehen war.
Kleine biographische Anmerkung: diese Woche ist gerade 15 Jahre her, dass stefe seine erste Review hier bei Filmjournalisten.de online gestellt hat.

Kino
DIE UNZERTRENNLICHEN – ZWEI DURCH DICK UND DÜNN
Von der Veränderungskraft der Phantasie

SCHIRKOA: IN LIES WIE TRUST
Kopftütenmenschen und die Gier der Macht. Gibt es eine Gleichheit unter Menschen?

SLEEEPING DOGS – MANCHE LÜGEN STERBEN NIE
Gedächtnisverlust kann auch ein raffinierter Selbstschutz sein.

GLORIA!
Schönstes Blumenbinderkino – Sujet sind musikalische begabte Frauen in einem Kloster bei Venedig.

CUCKOO
Horror, der in der Dehnung der Zeit seinen Kitzel findet.

DIE UNBEUGSAMEN 2
Bei den starken Ostfrauen dominiert das kollektive Denken.

ALLES FIFTY FIFTY – EINE ERZIEHUNGSKOMÖDIE
Die Tragödie dieses Filmes besteht darin, dass die Komödie nicht funktioniert.

DVD
SCHLEIMKEIM
Punktauglichkeit absolut nötig!

Kommentar zu den Reviews vom 22. August 2024

Oh la la, wo das Kino uns diese Woche wieder überall hin- und verführen will! Nach Paris zu einer flapsig vom Zaun gerissenen Liebeständelei. In den südlichsten Süden Lateinamerikas mit warmen Gefühlen. In Italien Knastis zur Freiheit. Dann wiederum recht deutsch auf eine der Kanarischen Insel, die zum Komödienboden werden soll. In die USA mit einem Sehnsuchts- wie Abscheublick nach Persien. Deutsch bereitet es uns eine Mitfahrgelegenheit nach Paris, auch hier mit Komödienintention. In den Wilden Westen, wie er leibte und lebte und nicht aus den Köpfen zu kriegen ist. Auf die einsame Trauminsel, wo schicke Menschen und Getränke ihm die Blicke verdrehen. Schließlich verliert sich das Kino selbst in einer Viedospieladaption. Auf DVD zieht eine Covid-Seance in ihren Bann. Und die iranische Mullah-Bürokratie wird der Satire ausgesetzt.

Kino

ADIEU CHÉRIE – TRENNUNG AUF FRANZÖSISCH
Wie aus flapsigen Bemerkungen Affären werden.

PATAGONIA
Patagonien als Fixpunkt in einem Wirrwarr von Gefühlswolken

ALLE NUR THEATER
Wer möchte nicht dem Knast entrinnen, selbst wenn es über die Kunst geht.

SONNENPLÄTZE
Die schwarze Erde Teneriffas als Nährboden für die deutsche Komödie?

REVOLUTION ON CANVAS
Wo verstecken die Mullahs seine Gemälde?

MORE THAN STRANGERS
Roadmovie mit Unbekannten von Berlin nach Paris, preisgünstig

HORIZON
Ein wilder Westen, der keine Orientierung geben kann.

BLINK TWICE
Hier scheint die Kamera ein Doppelungssyndrom zu haben.

BORDERLANDS
Auch Begriffe aus dem urologischen Bereich spielen hier mit.

DVD
HOST – SOMETHING DARK HAS JOINED THE MEETING
Gefährliche Seance zu Covid-Zeiten

IRDISCHE VERSE
Vom Satirepotential gottesstaalicher Bürokratie

Kommentar zu den Reviews vom 15. August 2024

Heute tischt das Kino kräftig auf! Die Natur des Gegenstandes eines Münchner Komikers ist Widerborstigkeit. In Boston ist zu erfahren, wie hartnäckig sich Gewalt bei aller Liebe im Menschen festsetzen kann. Im Weltall generiert ein Argentinier glaubwürdigen Alien-Horror. In L. A. fesselt ein Puberty seiner Einwanderer-Familie und -Freunde Gefühle. In der Mailänder Scala gibt ein Ausnahmemusiker ein Konzert, dessen erste Hörerlebnisse Traktoren waren. In der Banlieu von Paris träumt sich ein Junge in die Schwerelosigkeit. In Karthum im Sudan lastet eine Fahrerflucht und deren Folgen schwer auf der jungen Täterin. Auf DVD meldet sich ein japanisches Anime-Meisterstück mit Coming-of-Age- und Sportbezug.

Kino

KARL VALENTIN – DIE BELIEBTESTEN KURZFILME
Sich vor und mit der Realität verquirlen

NUR NOCH EIN EINZIGES MAL
Die versuchen das immer mit Bitten und Betteln.

ALIEN ROMULUS
Die Glaubwürdigkeit machts.

DIDI
Die pubertäre Nähe machts.

PAOLO CONTE A LA SCALA
Der war ein ganz Großer.

GAGARIN: EINMAL SCHWERELOS UND ZURÜCK
Träumen kostet auch in der Banlieu nichts.

GOODBYE JULIA
Du sollst nicht lügen.

DVD
THE FIRST SLAM DUNK
Coming of Age in Japans Basketballkreisen mit besonderem Augenmerk auf den Physiognomien der Spieler

Kommentar zu den Reviews vom 8. August 2024

Leichte Sommerplatte im Kino. Paris, Kinderfilm, Horror, Western, Kulinarik. Weltumspannend von Paris über den Mond in die USA und dann nach Island, England bis Tokio. Das in weniger als einem halben Dutzend hier besprochener Neustarts. Und wem das nicht vielfältig genug ist, in München strahlen immer noch 6 weitere Tage lang die Filmkunstwochen. Es soll sich also niemand beklagen. In Paris wimmelt es vor möglich zu machendem Glück. In der Kinderwelt hat ein Wolf ein ernsthaftes Identitätsproblem. Eine hundertprozentig Horrorbilderwelt wird aus Hollywood auf die Leinwand entworfen. Ein Weltstar lässt sich gern mit Cowboyhut auf einem Pferd filmisch verewigen. Und einem Isländer reicht die englische Küche – und Liebe – nicht, er muss sich kinematographisch bis ins Land des Lächelns strecken. Die Öffentlich-Rechtlichen haben ein Sommerloch im Hirn, das stopfen sie notdürftig mit Allerwelts-Hochzeitsgelaber.

Kino

PARIS PARADIES
Wimmelbild Pariser Glücke, das Schmerzen nicht ausblendet.

200 % WOLF
Moopoo vom Mond und ein Wolf als pinker Pudel

LONGLEGS
Wer hat hier lange Beine?

THE DEAD DON’T HURT
Wie jetzt? Spüren die Toten keinen Schmerz oder tun sie niemandem weh?

TOUCH
Liebes-, Küchen- und Kulturbrücke Island-Britannien-Japan

TV
3 PAARE, EIN ZIEL: WIR WOLLEN HEIRATEN, FOLGE 3: WARUM WIR ZWEI
Das Titelthema der Folge interessiert hier keinen.

3 PAARE, EIN ZIEL: WIR WOLLEN HEIRATEN, FOLGE 5: UNSER TAG
Nun sagt halt schon endlich „Ja“, damit die Qual ein Ende hat!

Kommentar zu den Reviews vom 1. August 2024

Was macht das Kino im Sommerurlaub. Es macht keinen Urlaub! Es gibt Filmen eine Chance, die es sonst schwerer hätten. In Frankreich klotzt es sogar ganz schön und pflegt die Komödientradition, im Sinne eines Molière nimmt es die Eifersucht auf die Schippe. Unaufdringlich meldet es sich aus Bhutan und erzählt vom jungen Pflänzchen Demokratie. Identitätskritisch meldet es sich aus Deutschland mit iranischem Hintergrund. Mit direktem Fingerzeig aufs Mullah-Regime meldet es sich aus Georgien. In den USA hat es uralte Zeichentrickfiguren ausgegraben, um diese invasiv in eine moderne Action-Geschichte zu integrieren. Wiederum aus den USA hat es sich nach Berlin begeben, um sich dort an deutsche Subventonszitzen zu hängen. In Deutschland selbst möchte es der Islamismus-Debatte einen neuen Impuls versetzen und verletzt sich selbst dabei. Das öffentlich-rechtliche TV wiederum präsentiert sich nicht nur als gestrig sondern auch als oberdilettantisch.

Kino

LIEBESBRIEFE AUS NIZZA
Mit deutlicher Zeitverzögerung gehörnt

WAS WILL DER LAMA MIT DEM GEWEHR?
Es geht um die Bruttosozialglücks-Demokratisierung

SHAHID
Essayistischer Identitätscocktail einer Iranstämmigen in Deutschland

TATAMI
Mehr als kurios, dass ein sportliches Talent aus politischen Gründen keine Medaille gewinnen soll.

EIN KLEBRIGES ABENTEUER: DAFFY DUCK UND SCHWEINCHEN DICK RETTEN DEN PLANETEN
Die Inkohärenz von Zeichentrickstory, Glibber, Asteroiden und Rettung des Planeten

BERLIN NOBODY
Hier schenkt ein berühmter Papa seinem Töchterchen die Möglichkeit, einen Film zu machen.

TAGE MIT NAADIRAH
Ein vielfältig gefördertes Produkt verheddert sich in den Fängen von 1001 Beratern.

TV
3 PAARE, EIN ZIEL – WIR WOLLEN HEIRATEN, Folge 1: Ein großer Schritt
Das kann Tiktok besser – das wollen clickvernarrte, öffentlich-rechtliche Fernseh-Redakteure nicht wahrhaben.

3 PAARE, EIN ZIEL – WIR WOLLEN HEIRATEN, Folge 2: Üben für den Auftritt
Das kann Youtube besser – das wollen clickvernarrte, öffentlich-rechtliche Fernseh-Redakteure nicht wahrhaben.

Kommentar zu den Reviews vom 25. Juli 2024

Gibt es Hoffnung? So eindeutig ist das Kino nicht mit seinen Antworten. Immerhin gibt es ein positives Signal aus den deutschen Filmlanden. Der deutsche Filmpreis wird reeller und glaubwürdiger, er entledigt sich seiner missgeburtigen Deformierung, seines Klumpfußes, seines Quasimodobuckels, er entledigt sich seiner unsäglichen Verquickung eines Innungspreises mit der Attitüde eines Staatspreises: die Kulturstaatsministerin zieht ihre Geldprämie von drei Millionen Euro zurück, somit entledigt sich der Filmpreis seines peinlichen Rekordadjektives, der dümmste Filmpreis der Welt zu sein. Ballast abwerfen, freier sein, das wird auf das deusche Kino abstrahlen. Stark tritt es diese Woche auf mit einem gewaltigen Wortkino, das der nationalsozialistischen Verbrecherseele in die Innereien schaut. Nicht weniger konsequent fokussiert sich das französische Kino diese Woche auf die Tauglichkeit von Worten zwischen Wahn, Wahrheit und Psyche. In Hollywood bringt es ein Franchise zu solcher Perfektion, dass er nur noch über sich selbst frotzeln kann. Der Rest ist nicht unbedingt Schweigen, aber deutsch oder deutsch in Kooperation, eher Randgebiete streifend, die Währungsreform nach dem Aufkauf der DDR durch die BRD, einen deutschen Künstler zwischen Wucht und Esoterik betrachtend, einen deutsch-polnischen Bildercocktail aufschüttelnd und einen Ausflug in ein Wüstengebiet in Amerika machend. Hell strahlend melden sich die Münchner Kinos mit ihrer Filmkunstreihe. Das Internet suhlt sich genussvoll im alten Rom. Und das Öffentlich-Rechtliche tut so, als gäbe es eine Legitimationskrise nicht.

Kino
DIE ERMITTLUNG
Röntgenbild von Auschwitz

AVERROES & ROSA PARKS
Fortsetzung von der Adamant – in radikalerer Form

DEADPOOL & WOLVERINE
Fuck und Aberfuck

ZWEI ZU EINS
Geldrecyclekomödie

BERNHARD HOETGER – ZWISCHEN DEN WELTEN
Zwischen Esoterik und Wahrhaftigkeit

LIPSTICK ON THE GLASS
Fahrig-fragmentarisch aufgeplusterter Bildercocktail

THE GATE – AMERIKAS VERLORENE KRIEGER
Kurios oder dubios?

DVD
DIE UNSCHULD
Schuld – Unschuld, eine Frage der Perspektive?

Reihe
72 Filmkunstwochen München
Die Fülle des Kinos

Internet
THOSE ABOUT TO DIE
Rauschhaftes Sittengemälde des alten Rom

TV
BLICKPUNKT SPORT: DRESSURREITERIN JESSICA VON BREDOW-WERNDL: ZWISCHEN FAMILIE UND OLYMPIA
Problemchen der Luxusschicht

72. Filmkunstwochen München

Vom 24. Juli bis 14. August 2024 gehen die Münchner Filmkunstwochen in die 72. Runde, eine Münchner Spezialität, eine Kinoreihe, die es so als eine feine Sommerattraktivität nur in München gibt.

Dass es die Münchner Filmkunstwochen überhaupt gibt und dass es sie immer noch gibt, hängt wohl mit der Individualität der Münchner Kinobetreiber zusammen. Die Reihe geht zurück auf Münchner Kinobetreiberpersönlichkeiten von vor einem dreiviertel Jahrhundert. Da war der Kinomarkt in München noch aufgeteilt in Premierenkinos und Nachspielkinos. Die Kinos im Zentrum und die anderen weiter drum herum, die das Nachsehen hatten.

Im Zusammenhang mit der Initiative, dies zu ändern, entstanden auch die Filmkunstwochen. Dies und vieles mehr war zu erfahren bei der Pressekonferenz. Sie wurde präsentiert von Dunja Bialas, die mit Ludwig Sporrer die Filmkunstwochen organisiert.

Und auch das ist eine Spezialität, Bialas und Sporrer organisieren nur, die Filme selbst werden von den Kinobetreibern für ihre Kinos ausgewählt, das wiederum macht Exzellenz und Eigenheit dieses Kinoereignisses aus.

Bei der Pressekonferenz stellten die Betreiber selbst oder Mitarbeiter von ihnen die jeweiligen Programme und Schwerpunkte vor. Es sind profilierte Auswahlen, die die Individualität der jeweiligen Kinos wunderbar abbilden.

Zudem drängt eine junge Generation voller Elan und mit pointiertem Kinogespür in die Betreiberpositionen.

Der Trailer zu den Filmkunstwochen ist kurz und knackig. Die Reihen sind es auch. Powervoll und kinogeschichtsträchtig kehrt das Kino nach Corona zurück und will es einmal mehr wissen.

Es gibt unendlich viel nachzuholen und neu zu entdecken: es gibt eine Iffland-Ring-Reihe, eine, die sich auf synchronisierte französische und italienische Film konzentriert, Retros aus der jüngeren Filmgeschichte Tarantino, Coppola-Clan, Josef Hader, Taxi-Filme, Female Directors, Psychiatrie im Film, eine 35-mm-Film-Reihe, Film über den Stummfilmstar Valeska Gert oder eine Reihe mit Filmen der Schweizer Präsens-Film, In-the-Mood-Filme (asiatisch), Filmklassiker, es kommen Events und Lectures hinzu.

Es scheint ein stringenter Kuratierwille zu herrschen, der den früheren Gemischtwarenladen ersetzt. Davon könnte sich das Münchner Filmfest ein Stück abschneiden.

Im Anschluss an die Pressekonferenz im Leopold-Kino wurden restaurierte Tonfilm-Einakter von Karl Valentin gezeigt (ab 15. August im regulären Kinoprogramm). Da wurde klar, wieso München eine ziemlich einmalige Filmstadt ist, in der der Geist von Karl Valentin nach wie vor rumort, seinen eigenwilliges Denken ver- und entknotet wie seine Beine im Fotoatelier und der Unvergleichliches hervorgebracht hat, das man immer wieder gerne anschaut. Hier kann man nicht von Sommerloch, hier muss man von Sommerfülle sprechen.

Kommentar zu den Reviews vom 18. Juli 2024

Oh la la! Diese Woche trumpft das Kino aber mächtig auf. In Amerika traut es sich industriell mitten ins Auge des Sturms und independant zeigt es sich von seiner besten Seite, was Liebe im Verhältnis zu Crime zu bieten hat. In Frankreich sucht es Entspannung in der Provinz, wo Katzen vom Dach fallen. Zurück in den USA, hebt es gleich ab zu einem riskanten Raumflug, der von den Beben der Weltpolitik erschüttert wird. In Berlin wühlt es im Untergrund an der Substanz des Kinos. Zwischen Georgien und der Türkei befasst es sich mit Zwischenwelten. In Skandinavien nimmt es sich mit Elan und Trotz eines pubertierenden Pummelchens an. In Österreich konfrontiert es uns mit den horriblen Abgründen der Politik. Üben, üben heißt es wiederum in Deutschland, bis Genre im Subventionsbetrieb endlich ansehnlich wird. Und niemand kann dem Kinonachwuchs in Berlin eine Nicht-Underground-Tändelei über das Theater, das Filmemachen und das Bedürfnis nach psychologischer Betreuung verbieten. Ein Nachtrag zum Filmfest München macht auf einen bemerkenswerten deutsch-subventionierten Film zum Thema Immigration aufmerksam. Und das öffentlich-rechtliche Fernsehen ist bei einer Queer-Reihe auf ein Coming-of-Age-Schmuckstück aus Australien gestoßen.

Kino

TWISTERS
Sind sind verrückt, die Amis.

LOVE LIES BLEEDING
American Independent at its best

JULIETTE IM FRÜHLING
In der provinziellen Heimat Erleichterung von der Großstadt-Depression suchen

I.S.S
Tanz der Blutstropfen in der Schwerelosigkeit

PINK SWEAR
Der Fluch über der Filmemacherei

CROSSING – AUF DER SUCHE NACH THEKLA
Geographische wie auch Gendergrenzen überschreiten

DANCING QUEEN
Präpubertäres hässliches Entlein drängt ins Rampenlicht.

PROJEKT BALLHAUSPLATZ
Realer Politkrimi

VERBRANNTE ERDE
Gelungene deutsche Thrillerübung

IMMERHIN, DIE KUNST, DIE KUNST
Und keiner weiß, was sie woll, die Kunst.

Filmfest München
IM ROSENGARTEN
Der Immigrationsthematik ein Schnippchen geschlagen

TV
MEIN ERSTER SOMMER
Rein, so rein, wenn die Mutter die Monster fernhält.