Archiv der Kategorie: Kommentar

Kommentar zu den Reviews vom 28. September 2023

Im Kino buhlen Filme ganz unterschiedlicher Kaliber um die Publikumsgunst. In Anatolien klaffen plötzlich Löcher im Boden. In Italien will sich unbedingt eine holländische mit einer dänischen Familie anfreunden. In Paris möchte eine Dänin der Zeit vor ihrer Schizophrenie auf die Spur kommen. Ostasien ist das Nistnest für brandgefährliche künstliche Intelligenz. Deutsches Kino und braune Verdrängung – anhand eines vergilbten Fotos. Sozial und ökonomisch fairer Fortschritt in der Landwirtschaft wird in und in der Umgebung von München praktisch erforscht. Verrucht schöner Transgender gedeiht prächtig in Medellin, immer dem Untergang nah. Das amerikanische Kinderkino will den Nachwuchs für Sternenkriegsfilme fit machen. Das deutsche Kino wiederum rutscht wie versehentlich erneut in die Aufarbeitung der braunen Brühe. Und ebenfalls im deutschen Kino verliert sich ein exzellent dargestellter Autist in einem Storyloch. In Frankreich amüsieren die sich über Ordensfrauen wie wir vielleicht vor 50 Jahren. Auf DVD brilliert Frankreich heute mit dem Eintauchen in das Banlieu- und das Immigrantenmilieu. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen will Kinder mit Gehörlosigkeit vertraut machen.

Kino
BURNING DAYS
Löcher in der Landschaft von grotesk politischer Symbolik

SPEAK NO EVIL
Geht das, Anfreunden unter Familien?

ROSE – EIN UNVERGESSLICHE REISE
Der Schizophrenie von Rose auf der Spur?

THE CREATOR
Na ja, zwischen dem Schöpfer und künstlicher Intelligenz dürfte noch eine gewisse Lücke klaffen.

SCHLAMASSEL
Braun gewordenes Foto aus brauner Zeit als Testbild für deren Verdrängung

DAS KOMBINAT – KANN WIRTSCHAFT AUCH SOLIDARISCH SEIN
Wenn verschiedene Visionen in der Praxis aufeinandertreffen

ANHELL 69
Schwul-Schönes aus Medellin

PAW PATROL – THE MIGHTY KINOFILM
Die Kinder für Meteoritenkriege konditionieren

DIE MITTAGSFRAU
Anfangs faszinierender Film mit schöner Liebesgeschichte, der aber schnell auf die abgeschliffenen Gleise des Nazizeitaufarbeitungsfilms gerät.

WOCHENENDREBELLEN
Wenn ein Autist Fußballfan werden will.

DAS NONNENRENNEN
Mehr Lustigkeit als im Titel ist nicht.

DVD
RODEO
Frau mit Benzin im Blut – auf verbotenen Pisten der Vorstädte von Paris

SAINT OMER
Und noch ein spannender Film aus Frankreich aus den sozialen Untiefen, die das Immigrationsland hervorbringt.

TV
JASON UND DIE HAUSTIERE – QUARTER HORSES
Über Pferde Verständnis für Gehörlosigkeit schaffen.

Kommentar zu den Reviews vom 21. September 2023

In wilde künstlerische Extreme eingebettet bringt das Kino heute auch leichter verdauliche Kost. Frühe, schier grenzenlose Bilderfantasien eines deutschen Tüftler, Weltjazzmusik um einen dänischen Jazzer, in Frankreich empfiehlt es sich nicht, sich mit Dämonen einzulassen, brisante Aufnahmen mitten aus einem umkämpften deutschen Forst, ungezügelte Liebe mit Altersunterschied wie die Wellen des Meeres, Flucht aufs Land, die keine Flucht sein soll, in Frankreich und brav-biederes deutsches Fernsehen, das sich schamlos erkühnt, im Kino gezeigt werden zu wollen. Geistige Flaute herrscht bei einem vierten amerikanischen Sequel. Auf DVD gibt es eine düstere Sozialprognose für einen jungen Deutschen und eine Art Mutterkaleidoskop als Solistennummer. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen krampft weiter rum zwischen Grundauftrag und Sparbemühung (auch geistig zu verstehen).

Kino
OSKAR FISCHINGER – MUSIK FÜR DIE AUGEN
Kinobildfantasiewelten, die KI noch weit hinter sich lassen.

MUSIC FOR BLACK PIEGONS
Ein spannendes Jazz-Potpourri um die Figur eines dänischen Musikers.

THE NUN II
Wie schwer die Bekämpfung von Dämonen doch ist.

VERGISS MEYN NICHT
Der Hambacher Forst mit der 360°-Kamera

WILD WIE DAS MEER
Wilde Liebe zum Pferdestehlen mit Altersunterschied

DIE EINFACHEN DINGE
So einfach, wie der Film anfänglich tut, liegen sie gar nicht.

WEISST DU NOCH
da legen sich zwei Schauspieler mächtig ins Zeug, um ihre Qualitäten zu beweisen.

THE EXPENDABLES 4
Vielleicht wollte hier irgendwer irgendwie alle Maßstäbe sprengen – ist aber nicht gelungen.

DVD
KALLE KOSMONAUT
Hat keine Zukunft

MUTTER
Versuch des Herauskristallisierens der Mutteressenz aufgrund von Realgesprächen

TV
POLIZEIRUF 110 – LITTLE BOXES
Protagonistisch aufgefrischt – thematisch bemüht

FLUNKYBALL
Nicht unbedingt dezidiert geht es hier um die Blindheit des Kleinbürgertums als Boden des Faschismus.

Kommentar zu den Reviews vom 7. September 2023

Schärfere und wenig scharfe Gerichte stehen diese Woche auf dem Kinospeiseplan. Ein Film aus Kanada berichtet großartig von elementaren Kinderängsten. Ein Pole würzt die Passion mit schärfster Chilisauce. In Wien will ein Bub zwischen seinem Buddelkastenfreund und seiner Buddelkastenfreundin vermitteln. Im Land der Frauen gibt es ein buntes Feminismus-Kaleidoskop. In Griechenland schlagen amerikanische Griechen über die Stränge. In New York gerät ein spanisches Malergenie in Terminschwulitäten. In Deutschland gibt es einen verwuschelten Erbstreit. Und ebenfalls Deutschland bewegen sich in einem ordentlichen Reisebus brav angepasste Nachwuchsmusiker durch eine deutsche Jazzgeschichte mit Profil. Und nochmal Deutschland: hier leidet das Sequel eines erfolgreichen Filmes an Pointenzwang. Auf DVD gibt es einen genialen Schweizer Fotografen zu entdecken. Ein Kommentar befasst sich mit der Unfähigkeit der Deutschen Filmakademie, dem deutschen Filmpreis eine Legitimation über den Subventionstümpel hinaus zu verschaffen.

Kino

SKINAMARINK
Kinderängste pur

DIE VERLORENEN
Eine polnisch-zynische Sicht auf die Passion

NEUE GESCHICHTEN VOM FRANZ
Wenn sich doch seine Freunde nur vertragen würden!

FEMINISM WTF
Es gibt ihn nicht, den einen Feminismus.

MY BIG FAT GREEK WEDDING – FAMILIENTREFFEN
Im Chaos und Temperament überleben

DALILAND
Anima-Transplantation: Gandhi in Dali.

ALASKA
Ein Erbstreit im Unklaren von Nuscheltexten

JAZZFIEBER – THE STORY OF GERMAN JAZZ
Eine tv-redaktionsbetreute, guided Tour durch die deutsche Jazzgeschichte für eine niedliche Gruppe Nachwuchs

ENKEL FÜR FORTGESCHRITTENE
Wo liegt da der Fortschritt?

DVD
AU REVOIR, ARNOLD ODERMATT
Von der Innerschweizer Polizei in die Top-Galerien der Welt

LUCY IST JETZT GANGSTER
Doppelmoral-Kinderfilm

Kommentar
DER DEUTSCHE FILMPREIS WILL ES BESSER MACHEN. FUNKTIONIERT DAS?
Über einen verkrüppelten Filmpreis und seine Fehlbehandlung.

Der Deutsche Filmpreis will es besser machen. Funktioniert das?

2023 geriet der Deutsche Filmpreis einmal mehr in die Kritik, weil Roter Himmel von Christian Petzold nicht berücksichtigt worden ist.

Jetzt hat die Deutsche Filmakademie e.V. ein verändertes Konzept zur Verteilung des Deutschen Filmpreises und des damit verbundenen stattlichen staatlichen Preisgeldes vorgelegt.

Der Deutsche Filmpreis soll amerikanischer, oscarähnlicher werden. Oh Ambition! Kurz zusammengefasst: eine erste Filterstufe durch ein kleines Gremium soll wegfallen und die Gewerke dürfen schon früher überall mit abstimmen.

Die erste Stufe ist jetzt eine, bei der jedes Akademiemitglied 10 Filme per Los zugeteilt bekommt, die es sichten muss. Wenn ich das richtig verstehe, soll so gewährleistet sein, dass der Preis präziser die Meinung der um die 2000 Akademiemitglieder wiedergibt. Von außen ist schwer abzuschätzen, wie weit so gegen Beeinflussungsversuche hinter den Kulissen vorgebeugt werden kann.

Das Grundproblem aber lässt die Neuordnung außer Acht. Es ist das, was hier an dieser Stelle schon als Der dümmste Filmpreis der Welt kritisiert worden ist, dass es der Preis der Innung der Filmleute ist, dass er aber wie ein Staatspreis daherkommt, indem der Staat – aktuell in der Person der Kulturstaatsministerin Claudia Roth – 3 Millionen Euro Preisgeld zubuttert, ohne ein Wörtchen mitzureden; mithin führt sich der Preis so auf, als sei er ein staatlicher Preis; während der Staat aber die Katze im Sack kauft, auf ein Mitspracherecht verzichtet. Ungute Gemengelage, die dem Preis wenig Legitimation verschafft. Diese enge Verbandelung mit dem Staat durch das Preisgeld lässt die Deutsche Filmakademie wenig selbstbewusst und wenig selbständig erscheinen. Diese Staatsnähe macht den Preis so unappetitlich.

Das ist der gewaltige Unterschied zum Oscar, und was diesen wohl so wichtig gemacht haben dürfte: seine Staatsferne: er ist ein reiner Gildepreis, der Preis der Filmschaffenden. Dass der deutsche Filmpreis diese Staatferne nicht hat, diesen Makel wird er also auch weiterhin mit sich herumtragen.

Wieweit jedes der deutschen Akademiemitglieder wirklich zehn deutsche Film anschaut in seiner Freizeit und ernsthaft evaluiert, darf überdies als offene Frage stehengelassen werden. Und dann müssen ja alle nominierten Filme von sämtlichen Vereinsmitgliedern der Akademie auch noch gesichtet werden. Haben alle Stimmberechtigten genügend Zeit dafür? Die Versuchung der Einflussnahme hinter den Kulissen dürfte somit nicht gebannt sein. Viele Akademiemitglieder sind doch gut beschäftigt.

Fazit: der schlimmste Konstruktionsfehler des Deutschen Filmpreises wird mit der Reorganisation nicht eliminiert, er bleibt erhalten, womit der Deutsche Filmpreis weiterhin bleibt, was er seit 20 Jahren ist: der dümmste Filmpreis der Welt. Somit allenfalls von Interesse für Marginalisten.

Kommentar zu den Reviews vom 31. August 2023

Heute gibt’s nichts zu lachen im Kino. Es dominiert ein Kino der Härte. Es geht allerlorten um sehr ernste, lebensentscheidende Themen, ja überlebensentscheidende. In Belarus können junge Männer schon allein deswegen zugrunde gehen, weil sie junge Männer in der Armee sind. Ein amerikanischer Regisseur fühlt dem Narzissmus ohne vorherige Betäubung auf den Zahn (Nerv). In Japan fühlt sich ein Zen-Meister als Amateur. In Süditalien schwankt ein Amerikaner zwischen Lebenskunst und brutaler Härte. In Deutschland bleiben von der Artenvielfalt lediglich verstaubte Relikte auf dem Dachboden. Im Elsass spült der Weltkrieg drei Menschen in einem einsamen Hof zusammen. Gruselig wird’s, wenn sich das heutige deutsche Kino dem mittelalterlichen Myterienspiel zuwendet. Voll die Härte bringt ein Ami mit einem durchverfuckten Hundefilm. Jede Menge DVDs drängen auf den Markt: auf einer spanischen Insel überprüfen zwei Männer die Haltbarkeit ihrer Ehe. In Amerika lässt eine vorgebliche Mutterliebe ihrem Sohn keine Chance. In Australien macht Wohnungsputz echt Spaß, wenn er von knackigen jungen Männern gemacht wird. Zwischen Glück und Lebensgefahr laviert eine Ost-West-Liebe zur Zeit des Eisernen Vorhangs.

Kino
MOTHERLAND
Aus den scheußlichen Innereien von Brutalo-Diktators Armee

PASSAGES
Ein dürres Kränzchen dem Narzissmus

DAS ZEN TAGEBUCH
Der wahre Zen-Profi sieht sich selbst als Amateur.

THE EQUALIZER 3
Dafür, dass er „auf der Durchreise“ sei, hinterlässt er eine ziemlich heftige Spur bei der Mafia.

DIE TOTEN VÖGEL SIND VON OBEN
Umsiedlung der Artenvielfalt aus der Natur ins Museum

LUISE
Menschensituation in einem Haus im Elsass am Rande des Weltkrieges

SOPHIE, DER TOD UND ICH
Missgebildeter Nachkomme des mittelalterlichen Mysterienspieles

DOGGY STYLE
Kotz, Kack, Fick.

DVD
ACHT JAHRE – 8 ANOS
Haltbarkeitstest einer Ehe zwischen zwei Männern nach acht Jahren

BEAU IS AFRAID
Der Sohn als Spiegel einer problematischen Mutter

DAS REINSTE VERGNÜGEN
Diese australischen Putzmänner verstecken ihre Reize nicht.

SORRY GENOSSE
Vielleicht eine der verrücktesten DDR-Fluchtgeschichten

Kommentar zu den Reviews vom 24. August 2023

Heute macht das Kino wilde Sprünge. Vom hochoffiziellen Liebesleben des Sönnenkönigs zu einem wild entschlossenen Schwulen bei den Marines, von drei lustigen Exilchinesinnen, die es bei ihrem China-Besuch nicht so ganz mit dem Benimm haben, zu pakistanischen Immigrantinnen-Schwestern in Britannien, die sich die Konfitüre auf dem Brot nicht gönnen, von der Sehnsucht nach Einsamkeitsromantik an einem Schweizer See zum weißen Elefanten in einem polnischen Dorfraum als Symbol für schwer zu akzeptierende Schwulität bis hin zur englischen Familienunterhaltung im Sinne früheren TV-Samstagabend-Unterhaltungsanspruchs und in Deutschland macht das Kino Pferdesprünge für pubertierende Mädchen. Um Grausliches geht es bei den DVDs: Medikamentenmord und Kunstmäzenatentum durch eine amerikanische Pharmaziedynastie und schulstoffmäßige deutsche Kolonialismusaufarbeitung. Im Fernsehen haben sie einen grandiosen, puppenspielenden Buben aus Palermo aufgetan.

Kino

JEANNE DU BARRY – DIE FAVORITIN DES KÖNIGS
Wenn Frauen kein Geld haben, so haben sie doch einen Körper

JEDER SCHREIBT FÜR SICH ALLEIN
Gilt natürlich nicht nur für Autoren, die in Nazi-Deutschland geblieben sind.

THE INSPECTION
Ein Schwuler will sich bei den Marines beweisen.

JOY RIDE THE TRIP
In China kann‘ s bis zur Albernheit lustig sein.

POLITE SOCIETY
Britisch-pakistanische Geschwisterneids- und Heiratsklamotte

L’AMOUR DU MONDE – SEHNSUCHT NACH DER WELT
Einsame Seelen umkreisen sich am Ufer des Genfer Sees.

ELEFANT
Dieser Elefant steht voll schwul im Raum.

FISCHERMAN’S FRIENDS 2 – EINE BRISE LEBEN
Noch einmal, weil‘ s so schön war.

PONYHERZ
schlägt für brave Mädchen.

DVD
ALL THE BEAUTY AND THE BLOODSHED
Über ein ziemlich dreckiges und verlogenes Geschäft

DER VERMESSENE MENSCH
Damals nannte man Schwarze noch Neger

TV
ANTONIO. DER PUPPENSPIELER AUS PALERMO
Ein ganz normaler Junge und gleichzeitig ein ausgewachsener Puppenspieler

Kommentar zu den Reviews vom 17. August 2023

Heute spannt das Kino einen riesigen Bogen vom Intimst-Lebensentscheidendem über das massiv vom heutigen Weltgeschehen ablenkende Geisterschiff zu ganz persönlichen Ausbildungserinnerungen, um vor 25 Jahren in der yakudzafrotzelnden Vergangenheit Japans zu landen, dann nach Hollywood zu rasen, um ein Votum für die Latinos abzugeben, und wieder zurück nach Deutschland zu heftigem Ausbüchsen von Kindern und ab nach Mali zur dortigen, postkolonialen Musikkulturgeschichte. Ein Kurzfilm zelebriert heile Welt am Ammersee (oder Starnberger See oder wie auch immer).

Kino
PAST LIVES
Welche Liebe ist die entscheidende: die lebenspraktische (um nicht allein zu sein) oder diese erste mit dem Funken (resp. die mit der Berührung)?

DIE LETZTE FAHRT DER DEMETER
Schöne Spukreise

FOREVER YOUNG
Valeria Bruni Tedeschis berührende Reminiszenzen an ihre Schauspielschulzeit

DANGAN RUNNER
Ja, wo laufen sie denn!

BLUE BEETLE
Kinoaufguss oder neue Perspektiven?

KANNAWONIWASEIN!
Ganz passabel verfilmter deutscher Kinderbuchhit

KANDAHAR
Hier ist die Story für das Gesicht von Gerard Butler nicht ganz so geeignet wie in Plane.

LE MALI 70
Auf den Spuren eines malischen Musikbooms kurz nach der Entkolonialisierung

Kurzfilm
LAKE OF DREAMS
Klassisches Paarballett in freier Natur

Kommentar zu den Reviews vom 10. August 2023

Hofflohmarkt kann man den Mix an neu besprochenen Kinofilmen nicht unbedingt nennen; krud ist er auf jeden Fall, es geht um paranormale Fähigkeiten von Menschen, die sich andere Menschen zunutze machen wollen, es geht fast standardhaft und doch nicht konventionell um weibliches Coming-of-Age in Relation zu einem Pferd, im niederbayerischen Kaltenkirchen werden Potenzprobleme zum Thema, in der Welt der Markenartikel wird von einem erfolgreichen Werbegag berichtet, in Amerika geht es um männliche Katzenliebhaber und in China wird mit der Einsamkeit eines Mädchens mitgelitten. Auf DVD wird in Frankreich dem Traum von der komplikationslosen Liebe nachgejagt. Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen haben sie einmal mehr bewiesen, dass sie nicht mehr wissen, was sie tun. Und in einem Kommentar hat sich stefe den Zukunftsrat vorgenommen, der sich keine geringere Aufgabe gestellt hat, als effiziente Sanierungsvorschläge für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu erarbeiten.

Kino
HYPNOTIC
Menschen mit der pararealen Möglichkeit, andere Menschen zu beeinflussen; eine begehrte Eigenschaft für allerlei Absichten.

ZOE & STURM
Weibliches Coming-of-Age mit Pferd – nicht auf die süßliche Tour

REHRAGOUT RENDEVZOUS
Tendenz: unter die Gürtellinie

GRAN TURISMO
Die wahre Rennstrecke sei viel gefährlicher als der Platz hinter der Videokonsole, wird hier behauptet.

CAT DADDIES – FREUNDE FÜR SIEBEN LEBEN
Starke Männer, die in Katzen vernarrt sind.

DEEP SEE
Aus dem ideologischen Gartenzwergland

DVD
TAGEBUCH EINER PARISER AFFÄRE
Lieben ohne Komplikationen

TV
MILENA & SOPHIE – TWINS ON BIKES
Demnächst lass ich auch mein privates Video gegen teures Geld vom BR senden.

Kommentar
ZUKUNFTSRAT ZUR FINANZIERUNG DES ÖFFENTLICH-RECHTLICHEN RUNDFUNKS
Das Finanzierungsmodell nach Professor Paul Kirchhof hat sich totgelaufen.

Zukunftsrat zur Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes

Die fantastischen Acht

Eigentlich heißt er nur Zukunftsrat, der gerne auch als die „Fantastischen Acht“ apostrophiert wird.

Es ist dies ein Gremium aus acht in der Medienlandschaft der Bundesrepublik hervorragend positionierten Persönlichkeiten. Es dürfte sich nicht um ein Ehrenamt handeln. Zumindest Aufwandsentschädigungen und Sitzungsgeld werden vermutlich aus dem Topf des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes bestritten werden.

Die Aufgabe dieses neuen Gremiums ist nichts Geringeres, als Vorschläge zu entwickeln, wie das Elend des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes beendet werden kann; vor allem geht es darum, eine Lösung zu finden zwischen den widersprüchlichen Forderungen der Anstalten nach immer mehr Geld und der strikten Ablehnung einer Gebührenerhöhung durch die Ministerpräsidenten einiger Bundesländer. Es sind dabei besonders AfD-affine Länder.

Zur Geschichte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks

Dieser wurde nach dem zweiten Weltkrieg gegründet mit dem zentralen Ziel, die Demokratie zu stärken und künftig Entwicklungen wie die des Faschismus zu verhindern. Dass die AfD, die von Verfassungschützern beobachtet und teils als extremistische Partei eingestuft wird, aktuell so Furore macht, spricht nicht unbedingt dafür, dass dieser Rundfunk heute seiner ursprünglichen Aufgabe noch gerecht wird.

Finanzierung

Anfänglich wurde der ÖRR mittels einer geräteabhängigen Gebühr finanziert. Die Kontrolle übernahm die GEZ, die sich im Laufe der Jahre mit ihren unkonventionellen Hausbesuchen bei Teilen der Bevölkerung unbeliebt gemacht hat und in den Verruf des Inquisitorischen gekommen ist.

Mit dem aufkommenden Wirtschaftswunder und der wundersamen Vermehrung der Geräte wuchsen auch die Einnahmen beim ÖRR. Es zirkulieren Geschichten, was die sich damals wegen Kleinigkeiten an Flügen, Reisen genehmigt hätten.

Mit den steigenden Einnahmen wuchs auch der Rundfunk selber, verästelte sich wie ein Baum und wurde immer gieriger. Den immer fordernderen Rundfunk im Zaum zu halten, wäre genuine Aufgabe der Ministerpräsidenten gewesen. Die wollten es sich aber mit dem Medium nicht verscherzen.

Deshalb passierte das, was mit einem verwöhnten Kind passiert: die Politik gab immer nach, erfüllte die Wünsche und züchtete sich einen Quälgeist heran. Andererseits ist die Politik um die Gründung von Gremien und Organisationen nie verlegen, die ihr den Job abnehmen sollen. In diesem Falle gründete sie die KEF, die dem ausufernden Finanzbedarf der Sender Grenzen setzen sollte.

Aber auch das half nichts. Die Forderungen wurden immer höher, der Rundfunk ein immer komplexerer Moloch mit immer weiter anschwellendem Etat. Um dem ein Ende zu setzen, beauftragte die Politik vor etwa zehn Jahren Professor Paul Kirchhof, ein neues Finanazierungsmodell auszuarbeiten.

Der Rundfunkbeitrag

Der Herr Professor, der bereits mit seinem Vorschlag der Steuererklärung auf einem Bierdeckel seinen Ruf weg hatte, präsentierte als neue Wunderwaffe eine Art eierlegende Wollmilchsau, die einkommensunabhängige Haushaltsgebühr, den Rundfunkbeitrag. Egal, ob ein Haushalt ein Monatseinkommen von 500 Euro hat oder von zehn Millionen, ob es sich um einen Einzelhaushalt handelt, um eine Familie oder gar einen Clan, alle sollten sie denselben Betrag rausrücken; das enthob die GEZ, die sich jetzt bürgerfreundlich „Beitragsservice“ nennt, der Hausbesuche. Die Register der Einwohnermeldeämter geben genügend Info her.

Dieses Modell spülte vorerst zusätzlich Geld in die Kassen des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes, weil Schwarzsehen praktisch nicht mehr möglich war. Das konnte er allerdings auch gut gebrauchen, ächzte er doch inzwischen unter einer kaum zu stemmenden Last von Pensionsverpflichtungen.

Diese sind besonders in den Himmel geschossen mit dem Aufkommen der privaten Fernsehkonkurrenz. Als Begründung für den Wahnsinn musste herhalten, dass man die guten Leute halten möchte, das abgelutschte Argument, was Banker für ihre absurd hohen Boni benutzen.

Es war also abzusehen, dass das Modell von Professor Kirchhof sich bald schon totlaufen würde, da der Forderungen immer mehr wurden und die KEF ihre liebe Mühe hat, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk einigermaßen zu zügeln.

Allerdings wird mit jeder Erhöhung des Haushaltbeitrages die Diskrepanz zwischen einkommensschwachen und einkommensstarken Haushalten eklatanter, die „Gebühr“ wird immer unfrairer und unsozialer einkommensschwachen Haushalten gegenüber.

Gerade in Bundesländern, wie zu lesen war, eben AfD-affine, in denen die durchschnittlichen Haushaltseinkommen deutlich geringer seien als in manch alten Bundesländern, kann die Politik ihren Bürgern gegenüber eine Erhöhung dieser Zwangsgebühr nicht mehr plausibel darstellen.

Mit anderen Worten: das Finanzierungsmodell à la Paul Kirchhof ist hinüber.

Zukunftsrat

Da die Ministerpräsidenten entweder keine Fantasie für eine Lösung haben oder sich gar nicht an das heiße Eisen trauen, soll jetzt eine illustre und bestimmt nicht billige Kommission, der Zukunftsrat, den Schaden ausbügeln.

Dieser Zukunftsrat ist beauftragt, bis Ende Jahr Vorschläge vorzulegen, die einerseits dem Rundfunk genüge tun, andererseits den Gebührenbetrag stabil halten. Eine Aufgabe, der mit Prokrustes‘ Methode nicht beizukommen sein dürfte.

Zu erwarten ist, dass dieser Zukunftsrat aus hochwohlmögenden Persönlichkeiten zu einem bereits breiten Feld an Vorschlägen, da was zu kürzen und dort, hier an der Kultur sparen, dort die Literatur abzumurksen, da was zusammenzulegen und dort was, weitere Vorschläge hinzufügt, ohne das Problem fudamental anzugehen, wie beispielsweise eine radikale Neuorganisation des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes unter Outsourcing der Pensionenlast in den Staatshaushalt, also praktisch Auflösung des alten Systems und Aufbau eines neuen, wozu das Abbruchgut verwendet werden dürfte.

Steuerfinanzierung

Zu überlegen wäre allerdings eine Idee, die zwar nicht neu ist, die aber noch nicht in einer öffentlichen Debatte ernsthaft erwogen wurde: Steuerfinanzierung.

Das wäre deutlich demokratischer als die Haushaltsgebühr, denn Steuerfinanzierung bedeutet, dass jeder nach seinen Kräften zur Finanzierung dieses so eminent wichtigen Gemeinschaftswerkes ÖRR beiträgt: der Reiche viel, der Arme nichts und die dazwischen entsprechend viel oder wenig.

Gegen diesen Vorschlag kommt immer wieder wie aus der Pistole geschossen das Argument, das würde zu viel Staatsnähe erzeugen. Ist nicht nachvollziehbar, geht ja bei der Kirche auch; der Staat spielt hier lediglich den Kassierer und hat wie bisher nichts dreinzureden.

Gigantischer Geldberg

Das Thema ist relevant, weil es sich beim Pot zur Finanzierung des öffentlichen Rundfunkes nicht um einen Minihaufen von ein paar Millionen handelt, sondern um einen gigantischen Geldberg von gegen zehn Milliarden.

Wenn es sich nur um wenige Hundert Millionen handeln würde, so wäre die Haushaltsgebühr mit wenigen Euro vermutlich überhaupt kein Thema. Aber die schiere Größe des Geldhaufens spitzt die Wahrnehmung der Gebühr als undemokratisch, unfair und unsozial zu, macht sie nicht mehr tragbar.

Es heißt, dass etwa zehn Prozent der Deutschen über 60 Prozent des Reichtums verfügen. Das würde bedeuten, sie sind auch für 60 Prozent der Einkommenssteuer zuständig, so hemdsärmelig vermutet. Das würde also bei 10 Milliarden Rundfunkgeld heißen, dass sie, demokratisch gedacht, 6 Milliarden übernehmen müssten, für sie sind das Kinkerlitzchen.

Auf die Höhe des Rundfunkbeitrages für die restlichen Haushalte hätte das gravierende Auswirkungen, er würde deutlich sinken und damit vermutlich schnell die hässliche und für die Politik unangenehme Diskussion aus der Welt schaffen.

Das heißt aber auch, dass nach dem Modell von Professor Kirchhof die Superreichen bei der Finanzierung des demokratischen Genmeinschaftswerkes öffentlich-rechtlicher Rundfunk um etwa 6 Milliarden Euro entlastet werden. Die haben die anderen zu buckeln, besonders schmerzlich ist das für einkommensschwache Haushalte mit nur wenigen Hundert Euro Haushaltsgeld monatlich. Und noch schmerzlicher, wenn sie nicht einmal Teilnehmer des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes sind.

Jobsicherheit für Rundfunkmitarbeiter

Eine durch Steuergeld gesicherte Finanzierung würde auch bedeuten, dass nicht Tausende von Rundfunkmitarbeitern um ihren Job bangen müssen, wie es jetzt der Fall ist. Und auch Schauspieler, Regisseure, Drehbuchschreiber, Fernsehfilmleute könnten ruhiger in die Zukunft blicken.

Kommentar zu den Reviews vom 13. Juli 2023

Hochsommerhitzekino pur. Auf heißen Stühlen durch die Pariser Banlieu brettern. Auf heißem Stuhl den Pompdampflokzug über den Arlberg verfolgen. Wenn in Paris eine abgekühlte Beziehung zum Vulkan wird. Wenn bequemlichkeitshalber die heiße Liebe durch KI ersetzt werden soll. Wenn ein alter Psychiatriestreit pfleglich aufbewahrt wird. Auf DVD fordern Männer die Aufmerksamkeit, einer der Männer liebt und einer, der in seiner Unförmigkeit zugrunde zu gehen droht. Im öffentlich-rechtlichen TV wollen Buben die Sache mit dem Geschlecht erproben, keulen nennen sie es; und es gibt private Einblick in das Leben desjenigen, der bei anderem Verlauf der Geschichte heute der König von Bayern wäre.

Kino
RODEO
Exploitation pur von Motorradwelt und karibischer Schönheit

MISSION IMPOSSIBLE – DEAD RECKONING – TEIL 1
Bewundernswerte Stunts eines in die Jahre gekommenen Action-Helden – dürften nicht ausreichen, um die Welt – oder das Kino – zu retten.

MIT LIEBE UND ENTSCHLOSSENHEIT
Elegant und eloquent im intellektuellen Beziehungssaft köcheln

THE ART OF LOVE
Kann KI Liebe ersetzen?

IRRE ODER DER HAHN IST TOT
Über eine Institution, die sich von der Schulpsychiatrie absetzt.

DVD
BROS
Hier sei schwul im Mainstream angekommen.

THE WHALE
Mitleidserregend, dieser Fatsuit, und so realistisch!

TV
SPEED WALKING – KAPGANG
Die Dinge mit dem Geschlecht üben

HERZOG FRANZ VON BAYERN – WITTELSBACHER DER MODERNE
Mundgerechte Mischung aus Klatsch, Kunst und Geschichte