Archiv der Kategorie: Kino

Ab ins Kino!

KINO ALS GESICHT EINER STADT

Vom 27. Juli bis 17. August finden in den Münchner Kinos ABC Kino, Arena, Cincinnati, City Kinos, Filmeck Gräfelfing, Studio Isabella, Neues Maxim, MuLi -Museum Lichtspiele, Neues Rex, Rio Filmpalast, Neues Rottmann, Theatiner Filmkunst die 70. Münchner Filmkunstwochen statt. Diese geben dem Sommer ein unverwechselbares Kinogesicht, indem die Betreiber der einzelnen Kinos nach eigenem Gusto Lieblingsfilme, Klassiker oder Hits in ihren Abspielstätten wieder zeigen, oft sind es Filme, die Leute gerne mal gesehen hätten, aber noch nicht sehen konnten, Evergreens, Erfolgsfilme der jüngeren Zeit, Previews.

Die Kuratierung oder Koordination für das glitzernde, vibrierende Programm, das förmlich nach Beachtung schreit, übernehmen Dunja Bialas und Ludwig Sporrer. Sie haben das Programm anlässlich einer Pressekonferenz im mit neuen Sitzen fesch ausgestatteten Leopold-Kino präsentiert.

Ungewöhnlich ist der Eröffnungsort: im Cincinnati-Kino mit dem Stummfilm A PAGE OF MADNESS – KURUTTA IPPELIJI mit Musikbegleitung durch das Linzer Ensemble.

Hier die Kinos und die Filme, wenn vorhanden mit Link zur Besprechung bei filmjournlisten:

ABC
LIEBER THOMAS / DER SCHLIMMSTE MENSCH DER WELT / EL BUEN PATRON – DER PERFEKTE CHEF / PETER VON KANT / IT CAME FROM OUTER SPACE / BROKER / VERLORENE ILLUSIONEN / DER GROSSE DIKTATOR / ELFRIEDE JELINEK – DIE SPRACHE VON DER LEINE LASSEN / SONNE / LICORICE PIZZA / SCARLET / DER ENGLÄNDER, DER IN EINEN BUS STIEG UND BIS ANS ENDE DER WELT FUHR / MÄRZENGRUND / ALLES IN BESTER ORDNUNG / PARALLELE MÜTTER / MENSCHLICHE DINGE / HALLELUJAH: LEONHARD COHEN, A JOUNREY, A SONG / DER GESANG DER FLUSSKREBE / ALCARRÀS / ALICE SCHWARZER / ENNIO MORRICONE – DER MAESTRO / DER PATE / DIE ZEIT, DIE WIR TEILEN / ANNETTE / LA DOLCE VITA / DIE KÜCHENBRIGADE / FREIBAD

ARENA
DIE FRAU, DIE SINGT – INCENDIES / PRISONERS / DIE ZEIT, DIE WIR TEILEN / ENEMY / PETER VON KANT / SICARIO / ARRIVAL / BLADE RUNNER / DUNE

City
IL DIVO / GESCHLOSSENE GESELLSCHAFT / NACH DER ARBEIT / PORNFLUENCER / WER WIR GEWESEN SEIN WERDEN / MULHOLLAND DRIVE / LA GRANDE BELLEZZA / DAS PIANO / ALCARRÀS / 100 TAGE, GENOSSE SOLDAT / DIE HAND GOTTES / APOCALYPSE NOW / EWIGE JUGEND / JEDERMANN / ANIMA – DIE KLEIDER MEINES VATERS / MONEYBOYS / CHEYENNE – THIS MUST BE THE PLACE /

Cincinnati
A PAGE OF MADNESS

Filmeck Gräfelfing
HARAOLD AND MAUDE / CARMEN / THE OUTSIDERS – REBELLEN OHNE GRUND / MON ONCLE

Isabella
EL BUEN PATRON – DER PERFEKTE CHEF / PLEIN SOLEIL – NUR DIE SONNE WAR ZEUGE / KINDER DES OLMYP / MY HERO / COCOTTE / LE CERCLE ROUGE – VIER IM ROTEN KREIS / LA DOLCE VITA / SING A BIT OF HARMONY / ALCARRÀS / LE SAMOURAI – DER EISKALTE ENGEL / DIE REIFEPRÜFUNG – THE GRADUATE / DETEKTIV CONAN – DIE HALLOWEEN BRAUT / THINKING LIKE A MOUNTAIN / UN AMOUR DE SWANN

Neues Maxim
KILLING THE EUNUCH KHAN / DIE UNBEUGSAMEN / WHERE‘ S THE BEER AND WHEN DO WE GET PAID / WER HAT ANST VOR SIBYLLE BERG / SCHOTTER WIE HEU

MuLi
DOWNTON ABBEY – A NEW ERA / TOD AUF DEM NIL – DEATH ON THE NILE / HOAMWEH LUNG / DESIRED CHILD / ÜBERLEBEN / HOUSE OF GUCCI / RIEFKINS FESTIVAL / DER ENGLÄNDER, DER IN EINEN BUS STIEG UND BIS ANS ENDE DER WELT FUHR / GOOD LUCK TO YOU, LEO GRANDE / DER GESANG DER FLUSSKREBSE

Neues Rex
PASTA IMPERIALE / FUOCO SACRO – SUCHE NACH DEM HEILIGEN FEUER / DER BAUER UND DER BOBO / CONTRA / DIE UNBEUGSAMEN

Rio
DIE FRAU, DIE SINGT – INCENDIES / ALCARRÀS / PRISONERS / ENEMY / SICARIO / DER GESANG DER FLUSSKREBSE / ARRIVAL / BLADE RUNNER 2049 / DUNE

Neues Rottmann
FUSSBALLVERRÜCKT / ALLES IN BESTER ORDNUNG / A-MAN AND THE CITY / DER WALDMACHER / NAMASTE HIMALAYA / WALCHENSEE FOREVER / LIEBE, D-MARK UND TOD / FACING DOWNUNDER / DEAR FUTURE CHILDREN / DER FILMVORFÜHRER / DER SCHNEELEOPARD / ZEITREISE-ABENTEUER ZWISCHEN ANDEN UND AMAZONAS

Theatiner Filmkunst
AMORE / DIE SWEETHEARTS / CHAMPAGNER FÜR DIE AUGEN, GIFT FÜR DEN REST / ZBIGNIEW SEIFERT – AN INTERRUPTED JOURNEY / ROTE WÜSTE – IL DESERTO ROSSO / WILDE ERDBEEREN / MAHLER / LE NOTTI DI CABIRIA – DIE NÄCHTE DER CABIRIA / NACHTZUG – POCIAG / DAS MESSER IM WASSER / LE SIGNE DU LION – IM ZEICHEN DES LÖWEN / BEL AMI / EIN BISSCHEN LIEBE / ZABRISKIE POINT / FREMDE STADT

Grindhouse-Kino DeLuxe – Schund – Trash – Exploitation

Das Buch von Harald Mühlbeyer ist eine Sammlung von Texten zu Grindhouse-Filmen aus den 70ern, die er im Kino Quadrat in Mannheim gesehen hat. Das ist das drittälteste Programmkino Deutschlands und feiert dieses Jahr sein 50-jähriges Jubiläum. Die Texte sind subjektiv, emotional, direkt, gezeichnet von der Begeisterung für das Grindhouse-Kino

Mühlbeyer ist Autor von Greenshot seit 2010.

Was ist Grindhouse-Kino?
Schmuddelkino, Filme, vor denen die Eltern warnten. Bahnhofkino.

Kino Quadrat: Obskures, Abseitiges, simpel gemachtes Genrekino, Horror, Thriller, Action, Abenteuer, Western, Scince Fiction, Blaxploitation, Sexploitation, Schäbiges, Schmodder der Filmgeschichte. Ein echter Grindhouse-Film will in erster Linie Film sein und nicht Grindhouse.
Skurril, einfallsreich, durchgedreht, Manst statt Kunst, einfach machen…

Es sind Müll-Filme. Stringenz ist nicht gefragt. Es geht um die Erregung niedriger Bedürfnisse, meistens: männlicher Bedürfnisse. Die Filme haben immer das Publikum im Blick. Es ist das Billigkino der 70er. Filme als Zeitgeisterbahnfahrten.

Es dürfte bei diesem Kino Schnittmengen geben mit dem, was Sigi-Götz-Entertainment im Blickfeld hat.

Zu beziehen über Mühlbeyer Filmbuchverlag.

Schatten der Vergangenheit – The Secrets we Keep (Neustart)

Trügerische Idylle in einer aufblühenden amerikanischen Kleinstadt in der Käsglocken-Atmosphäre der 50er Jahre, Hausbau, ein Bub, Picknick und ein Fremder. Siehe die Review von stefe.

Kommentar zu den Reviews vom 31. Dezember 2020

Eine Katastrophe ist das alles, eine Katastrophe. Wo bleibt das Kino? Wird es sich je wieder erholen von der brutalen Niederschlagung durch die Anticorona-Politik?

Das Kino jedenfalls hat die Hoffnung nicht aufgegeben, ja es herrscht regelrechtes Gedränge vor den Startplätzen zur Wiedereröffnung der Kinos – demnächst irgendwann: 

Es wartet BILLIE über die sensationelle US-Jazz-Sängerin Billie Holiday. Und jetzt mal in lockerer, nur teils alphabetischer Reihenfolge weiter: CURVEBALL der für den jetzigen Bundespräsidenten ungangenehm werden dürfte, DAS LETZTE LAND mit seinen Sci-Fi-Endzeit-Weltraum-Farbexplosionen, EIN BISSCHEN BLEIBEN WIR NOCH, wehe wenn Flüchtlinge in Wien Selbstbewusstsein entwickeln und so gekonnt süß EIN GESCHENK VON BOB ist, ranzig dürfte der Film trotz Pandemie nicht werden, während ELISA UND DAS VERGESSENE WEIHNACHTEN mit einem Frühjahrsstart schon vom Titel her gut leben kann und FALLING von Viggo Mortensen, dem Schauspieler, bleibt in seiner kühl existenzialistischen Analyse (Camus-Einfluss) zeitlos. 

Bestimmt schafft es KAISERSCHMARRN, der jetzt schon so viele Fehlstarts zu verkraften hatte, aber das dürfte dem Film kaum was anhaben, wogegen KIDS RUN, zu fixiert auf vorzeigbar Hochglanz-proletarische Oberkörper, es so oder so schwer haben wird, während der demonstrative Jugend- und Sinnlichkeitsoptimismus von MATTHIAS & MAXIME gegen Folgeschäden von Corona nicht im geringsten anfällig sein dürfte. 

Die NARREN aus dem Schwäbischen müssen vielleicht sogar willkommen in eine Veranstaltungslücke springen, wenn schon kein reales Narren, dann wenigstens der sympathische Film. 

PLATZSPITZBABY ist frech zürcherisch, bestimmt auch noch im Frühjahr. VATER – OTAC ist großes Kino, das von Corona-Kinkerlitzchen nicht einen Deut in Mitleidenschaft gezogen werden dürfte. Pepe Danquarts VOR MIR DER SÜDEN befeuchtet dürstende deutsche Mittelmeersehnsuchtskehlen. 

WANDA, MEIN WUNDER weiß polnische Pflegerinnen zu schätzen, nach Corona vermutlich mehr denn je, erst recht am schicken Zürichsee. WAS GESCHAH MIT BUS 6707 zeigt, dass es Brutaleres gibt als ein daher gelaufenes Virus und seine schlampige Bekämpfung. 

Wer von Frauen nicht genug kriegt, wird nahrhaft und hervorragend bedient mit WOMAN – 2000 FRAUEN, 50 LÄNDER, 1 STIMME.

DIE WAND DER SCHATTEN wird auch mit einem späteren Start an seiner Faszination zwischen Himalaya-Mythos und Bergführergeschäft nichts verlieren. Das gilt ebenso für PICTURE A SCIENTIST – FRAUEN IN DER WISSENSCHAFT, die immer kämpfen müssen, auch sie gegen womöglich schlimmeres als Corona: gegen Männerintrigen. 

MALSANA 32 ist ein zeitlos klassischer Horrorfilm erster Güte. DER BOANDLKRAMER UND DIE EWIGE LIEBE, der hat es eh mit dem Tod mehr als mit dem Leben, ganz schön aktuell. MORGEN GEHÖRT UNS musste lange, lange auf einen Kinostart warten, Porträts geschäftstüchtiger Kinder – bis der Film ins Kino kommt, sind die bestimmt schon wieder einen Kopf größer. 

PARFÜM DES LEBENS steht auch schon ewig in der Warteschlange; wetten, dass die feinen Gerüche nicht so schnell sich verflüchtigen (Magie des Kinos)? HIMMEL ÜBER DEM CAMINO ist ein weiterer Jakobswegfilm – und jeder Jakobsweg ist ein eigener Weg und ein eigener Film, eine eigene Begegnung. In MATERNAL geht es um einen schwierigen Start ins Leben, insofern dürfte der Film gegen die Fährnisse mutwilliger Kinozerstörpolitik gefeit sein. Verträumt videocliphaft ignoriert MUSIC die schnöde Lebens(- und Virus)realität. 

Bis zum überraschenden Ja-Wort ist es zu ROSAS HOCHZEIT mit oder ohne Virus ein harter Weg gegen eingewachsene Vorurteile. JESUS SHOWS YOU THE WAY TO THE HIGHWAY, eine spanisch-estisch-äthiopisch-litauisch-rumänische Produktion, allein der multiple Hintergrund sorgt für Virusresistenz. PROXIMA – DIE ASTRONAUTIN erzählt wie geimpft, dass Frauen im Weltall es schwieriger haben. 

VERPLANT – WIE ZWEI TYPEN VERSUCHEN, MIT DEM RAD NACH VIETNAM ZU FAHREN ist ein weiteres Glanzstück auf der Welle der Weltreisenden, als Reiseausfallsentgelt mehr als tauglich. HILFE, ICH HABE MEINE FREUNDE GESCHRUMPFT, wenn Kleine Große schrumpfen, ist es ein Machtspiel, wenn Kleine andere Kleine schrumpfen, kommen sie in Nöte. 

SHANE CROCK OF GOLD – A FEW ROUNDS WITH SHANE MACGOWAN möchte ich unbedingt noch auf der Leinwand sehen, jetzt macht endlich die Kinos wieder auf, es reicht, es herrscht enormer Andrang, auch MARTIN EDEN will uns seine kinoverführerische Dichtergeschichte erzählen und NOW gibt dringend nötige Impulse und Infos über Umweltaktivisten, so bittschön, macht so schnell wie möglich die Kinos wieder auf, macht sie kundenfreundlich, lasst die Kinobetreiber nicht wieder Hygienesheriffs spielen, auch mit geschlossenen Kinos hat sich doch Corona ungebremst ausgebreitet. Wir fordern die Wiederöffnung der Kinos: SOFORT! —- Es gibt viel zu schauen – und zu besprechen. 

Oder, pathetisch gesprochen: es geht um den geistigen Abwehrkampf gegen Corona.

Stream

FAREWELL AMOR

Der Mensch lebt nicht von der Fernliebe allein. 

TV

TATORT: ANIMALS

So sahen junge Kommissarshoffnungen vor 30 Jahren aus. 

ÜBER 30 JAHRE BATIC UND LEITMAYR – DIE ZWEI VOM TATORT

Bescheidenes Eigenwerbungs- und Selbstdarstellungsfilmchen des BR. Rechtfertigt nie und nimmer eine Erhöhung der Zwangsgebühr. Macht unfreiwillig auf verschlafenes Produktionsmanagement bei den öffentlich-rechtlichen aufmerksam.

Kino-Offensive (das DOLBY CINEMA im mathäser)

Das Kino kämpft gegen sinkende Besucherzahlen. Aus Cannes kommen keine Impulse, vom Deutschen Filmpreis schon gar nicht, das Kino Gabriel an der Dachauerstrasse hat nach über 100 Jahren Hals über Kopf den Spielbetrieb eingestellt, es habe sich nicht mehr gerechnet. Und wie ein Phoenix aus der Asche steigt just einen Tag nach der letzten Pressevorführung im Gabriel (der witzige MISTER LINK – EIN FELLIG VERRÜCKTES ABENTEUER), wie mit einem Paukenschlag das Mathäser ins Licht der Öffentlichkeit mit einem DOLBY CINEMA, dem ersten seiner Art in Deutschland und aktuell wohl weltweit das ausgeklügeltste, ausgetüfteltste Kino, das ein Kinoerlebnis bietet, wie kein Netflix es kann, kein Stream es kann, kein Homekino es kann. Vorgestellt wurde der Film ROCKETMAN, ein Biopic über Elton John, das einen besseren Saal nicht finden könnte zur Rundumberauschung mit Musik. Das Mathäser hat das frühere Kino Eins umgebaut. Es ist jetzt direkt von der Straßenebene aus zugänglich, hat eine lässige, gläserne Lounge mit Kinobar und mit einem Kaffeautomaten zur Gratis-Selbstbedienung, eine eigene WC-Anlage (sonst sind die Wege zum Klo im Mathäser immer weit). Durch einen Kinoschlund, einen Audio-Video-Tunnel, der noch auf seine adäquate deutsche Übersetzung wartet, betritt der Zuschauer die geheime Welt des ganz großen Kinos. Es ist eine Blackbox, wie jeder Cineast sie sich nur wünschen kann. Die Firma Dolby hat diese in dreifacher Weise ausgestattet. Die erste ist das umwerfende Tonsystem, das Dolby Atmos noch toppt. Die zweite ist das Raumdesign: Blackbox, praktisch keine irritierenden Lichtreflexe aus dem Saal, die Lautsprecher sind unsichtbar gemacht, hinter schwarzer Wandverkleidung. Die dritte ist die Doppellaserprojektion in 4K. Was diese mit dem Bild macht, wird augenfällig demonstriert mit einem kleinen Dolby-Cinema-Trailer: der Unterschied zwischen Dunkel und Schwarz: verblüffend, hätten wir nicht gedacht. Ein Kino, unter dem keine U-Bahn rattert, in das kein Straßenbahnlärm hineindringt, kein Martinshorn, kein Foyergeplapper, keine Nebengeräusche. Ein Kino, in welchem sich der Zuschauer ganz relaxed dem Kinogenuss hingeben kann. Da die Filme dafür extra gemastert werden müssen, werden vor allem Blockbuster gezeigt, da kommt allein dieses Jahr einiges auf uns zu: Toy Story 4, Eiskönigin 2, Star Wars Episode 9, König der Löwen und und und. Eine attraktive Kino-Offensive.

Kommentar zu den Reviews vom 28. März 2019

Extreme Bandbreite. Ein extrem tüfteliges und ein extrem nostalgisches Wunderwerk je aus den USA sowie ein extremer Dokfilm aus Lateinamerika. Ein humorvoll-lakonisches Alterswerk sowie eine Doku über sonniges Alter aus den USA. Eine entzückende, europäische Animationsprinzessin. Eine deftige Amiflachserei über den Reichtum des Dichters. Aus der Schweiz Beispiele zu Ernst Blochs „Konkreter Utopie“. Fanartikel für eine deutsche Band. Nettes Design-Kino über Beratergespräche. Spannende DVD: ein Indigenendokument aus Brasilien. Im TV gab‘ s eine zupackende Speidel.

Kino
WILLKOMMEN IN MARWEN
Den Krieg im Kopf mit Spielzeug nachgestellt – dem Frieden im Kopf zuliebe.

DUMBO
Zirkus für alle Zeiten – und der Elefant kann fliegen, echt!

UNSER TEAM – NOSSA CHAPE
Eine heiße und tödliche Fußballgeschichte aus Lateinamerika.

EIN GAUNER & GENTLEMAN
Banküberfälle mit Stil in Zeiten langsamer Kommunikation.

GESTORBEN WIRD MORGEN
Im Land of „No Utopia“ geht es quicklebendig zu.

PRINZESSIN EMMY
Wer 26 Pferde hat, braucht den Menschen nicht zu fürchten.

BEACH BUM
Hippieexzess as Exzess can als Poeteninterpretation.

FAIR TRADERS
Geschäft kann kapitalistisch und gleichzeitig human sein.

WEIL DU NUR EINMAL LEBST – DIE TOTEN HOSEN AUF TOUR
Alternde Rockstars ganz aus der Nähe – es gibt Inspirierenderes.

TALKING MONEY – RENDEZVOUS BEI DER BANK
Dokumäuschen reist um die Welt.

DVD
PIRIPKURA – DIE SUCHE NACH DEN LETZTEN IHRES VOLKES
Seltene Begegnung mit zwei letzten Indigenen.

TV
LEBENSLINIEN JUTTA SPEIDEL – ICH MACH’S EINFACH
Ich mach mir die Lebenslinien für mein Horizont-Projekt gefügig.

Veranstaltungshinweis: 40 Stunden Non-Stop-Kino

Es gibt nicht nur das Filmfest München, es gibt vielmehr jahraus jahrein ein reges Kinoleben in München. Und da hat sich in aller Stille ein sensationeller Rekord (und Sensation ist ein legitimes Kinoelement!) entwickelt bei den Museum Lichtspielen, die inmitten der ehemaligen Filmfestmeile liegen, laut Pressemitteilung: „seit dem 24. Juni 1977 – seit 40 Jahren – zeigen die Münchner Museum Lichtspiele wöchentlich durchgehend den Kultfilm THE ROCKY HORROR PICTURE SHOW von Richard O’Brian. Das Kino hält damit den Weltrekord. Zum 40-jährigen Jubiläum planen die beiden Geschäftsführer Mathias Wild und Matthias Stolz ein besonderes Programm: ab Freitag, den 23.6., 23 Uhr bis Sonntag, den 25.6., 17 Uhr wird THE ROCKY HORROR PICTURE SHOW in 20 Vorstellungen 40 Stunden lang ununterbrochen gespielt. Der Eintrittspreis zu diesen Vorstellungen beträgt nur 5 Euro. Zuschauer, die verkleidet erscheinen, werden mit einem Glas Sekt begrüßt.

Die Museum Lichtspiele, das ist eine bunte Mischung von Mainstream, Arthouse, Kinderfilm, wie ein kleiner Spiegel des Münchner Kinoprogramms der letzten Zeit, voller Mittel- und Langläufer und auch Originalversionen. Aus dem Programm eines Wochenendes im Juni 2017 (16./17., laut Veranstaltungsübersicht Kino der AZ): Vaiana (Kinostart: 22. 12. 16), Bibi & Tina – Tohuwabohu Total! (seit 23. 2. 17), Burg Schreckenstein (seit 20. 10. 16), Ballerina – Gib deinen Traum niemals auf! (seit 20. 1. 17), The Boss Baby (seit 30. 3. 17), Die Schlümpfe – Das verlorene Dorf (seit 6. 4. 17), Hilfe, unser Lehrer ist ein Frosch (seit 16. 6. 17), Bob der Baumeister: Das Mega-Team – Der Kinofilm (seit 15. 6. 17), Born tu be Blue (seit 8. 6. 17), Hanni und Nanni: mehr als beste Freunde (seit 25. 5. 17), Guardians of the Galaxy Vol. II (27. 4. 17), Wonder Woman (seit 15. 6. 17), All Eyez on Me (15. 6. 17), Baywatch (1. 6. 17), The Dinner (8. 6. 17), Pirates of the Caribbean: Salazars Rache (25. 5. 17), die Mumie – The Mummy (OV) (8. 6. 17), Mädelstrip – Snatched (OV) (15. 6. 17), The Rocky Horror Picture Show (seit 40 Jahren), Marie Curie (1. 12. 16), Ein Dorf sieht Schwarz (20. 4. 17), Toni Erdmann (14. 7. 16), Mein Blind Date mit dem Leben (26. 1. 17), Der kleine Drache Kokosnuss (18. 12. 14), Feurwehrmann Sam, Achtung Ausseriridische! (5. 1. 17), Überflieger – Kleine Vögel, Großes Geklapper (11. 5. 17), Alien Covenant (18.5. 17).

Kommentar: Lauter Dumpfbacken? Zu einem Positionspapier der Deutschen Produzentenallianz.

Die Produzentenallianz (Allianz Deutscher Produzenten – Film & Vernsehen e.V.) veröffentlichte am 30. Mai ein Positionspapier mit 12 Forderungen an die Politik.

In Punkt 1 geht es um die Sicherung der Rundfunkzwangsgebühr. Die Produzentenallianz schreibt:
„So ist eine der grundlegenden Forderungen des mit über 240 Mitgliedsfirmen maßgeblichen filmpolitischen Produzentenverbandes in Deutschland, das für die Vermittlung demokratischer Werte zentrale öffentlich-rechtliche Qualitätsangebot von ARD und ZDF durch eine ausreichende Finanzierung zu sichern.“

Die Produzentenallianz spricht sich also aus für eine absehbar massive Zwangsgbührenerhöung zur Finanzierung des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunkes (die Gerüchte gehen von über 10 Prozent aus). Sie begründet die Forderung mit der Vermittlung demokratischer Werte. (Hier ein Beispiel für die Vermittlung demokratischer Werte durch den BR).

Mein Einwand: Eine massive und offenbar längst geplante Erhöhung der Haushaltszwangsgebühr bedeutet: noch mehr Ungerechtigkeit in der Lastenverteilung zur Finanzierung dieses demokratischen Gemeinschaftswerkes, eine undemokratische Finanzierung, die zu Lasten einkommensschwacher Haushalte geht.

Durch die massive Zwangsgebührenerhöhung wird sich die Zahl der Haushalte, die Mühe haben, das Geld für die Zwangsgebühr aufzubringen, erhöhen, denn es handelt sich um einen absoluten Betrag, egal, ob ein Haushalt 300 Euro im Monat zu Verfügung hat oder 100′ 000 Euro.

Es soll jetzt schon über vier Millionen Haushalte geben, die nicht bezahlen oder nicht bezahlen können. Einkommensschwache Haushalte, und just deren Einkommen können mit der Erhöhung der Lebenshaltungskosten am wenigsten Schritt halten, das ist immer wieder zu lesen, werden also die Erhöhung deutlich stärker spüren als besser gestellte Haushalte.

Meiner Ansicht nach ist das Gesetz zur Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes ein Unrechtsgesetz, da es die einkommensschwachen Haushalte zur Finanzierung diese demokratischen Gemeinschaftswerkes weit überporportional belastet und die einkommensstarken Haushalte überproportional entlastet, was nicht im Sinne der Demokratie ist, zu der doch jeder Haushalt nach seinem Vermögen beitragen soll.

Oder soll das Gerechtigkeit sein, dass Rentner, die einkommensmäßig gerade so über der Grundsicherung liegen, Konsum- und Kultur-, wenn nicht gar Gesundheitsverzicht üben müssen, um die Zwangsgebühr aufzubringen, nur damit alte Säcke von Rundunkpensionären noch mehr Kohle kriegen, mit der sie nicht wissen wohin? Was hat das noch mit Demokratie zu tun?

Sind denn bei der Produzentenallianz lauter Dumpfbacken, dass keiner bemerkt, dass sie mit ihrer Forderung nach massiver Erhöhung der Rundfunkzwangsgebühr noch mehr Ungerechtigkeit in unser Land bringen, dass ihre Forderung mithin undemokratisch ist? Ist da nicht einer drunter, dem die soziale Unausgewogenheit des Rundfunk-Zwangsfinanzierungsmodells nach Prof. Paul Kirchhof auffällt?

Wenn der Produzentenallianz ernst ist mit ihrem demokratischen Auftrag und wenn sie ihre ja gut gedachte Mitwirkung dabei ernsthaft aufrecht erhalten will, so sollte sie sich zuallererst und dringendst für eine demokratisch akzeptable, gerechte Finanzierung dieses großen und wichtigen Gemeinschaftswerkes, einem über 8-Milliarden-Topf, einsetzen.

So aber ist zu befürchten, dass mit der absehbar massiven Erhöhung der Zwangsgebühr und der damit einhergehenden Vergrößerung der sozialen Ungleichheit im Lande die grundsätzliche Diskussion über die Existenz just dieses Rundfunkes – besonders angesichts der breiten Verfügbarkeit von Information auch ohne diesen – deutlich an Fahrt gewinnen dürfte mit unabsehbaren Folgen auch für die Produzenten, die sich in der Allianz zusammengeschlossen haben.

Die Produzentenallianz beruft sich für ihre Geldforderung auf ihre demokratische Funktion. Aber just mit dieser Forderung treibt sie einen weiteren Riss in unsere Demokratie, der im Finanzierungsgesetz für den Rundfunk angelegt ist und der mit jeder Zwangsbeitragserhöhung größer wird, der die Last für die einkommensschwachen Haushalte immer unerträglicher macht.

Ist das nicht einem der Mitglieder der Produzentenallianz aufgefallen?