Archiv der Kategorie: international

Öffentliche Wahrnehmung

Dieser nette Ausschnitt aus Jimmy Kimmel Live ist zwar lustig, zeigt aber ein klassisches Problem der Medien auf: Die unterschwellige Wahrnehmung der scheinbar neutralen Berichterstattung beim Empfänger.

Dem Zuschauer kommt es so vor, als fände Gouverneur Schwarzenegger in jedem abgebrannten Haus tatsächlich stets Hanteln, was bei ihm den Eindruck erweckt, die Affinität des früheren Bodybuilders zu diesem Sportgerät wäre so stark wie die eines Lawinenhundes zu einem Verschütteten.

Doch nur wenige (siehe auch die Kommentare bei YouTube) dürften sich darüber im klaren sein, dass jeder Cutter in den Fernsehstudios aus all dem gedrehten Material natürlich fast automatisch die eine Szene wählt, in der Arnold, der ehemalige Mr. Universum, nach den Hanteln greift. Haha, wie lustig. Und natürlich lässt sich nachher über die Berichterstattung witzig berichten. Dass diese ergo aber nicht neutral ist, und vielleicht der eine oder andere Assistent vorab die verkohlte Hantel aus den Trümmern dem hohen Besuch sogar praktisch in den Weg gelegt hat, um den Schuss erst zu ermöglichen, realisieren wohl die wenigsten.

Andererseits ist es natürlich auch möglich, dass das einzige, was bei einem Hausbrand in den USA übrig bleibt, der Hantelständer ist. Der Rest ist ja meist aus Holz und Papier, bis auf die Badewanne vielleicht.

Capitalism: A Love Story – Der Trailer

Ich kann mir nicht helfen, mir gefallen die Filme von Michael Moore. Man darf zwar nie aus den Augen verlieren, dass vielleicht nicht all seine Standpunkte neutral sind und andere verschwiegen werden, aber ich glaube ihm, dass alle genannten Informationen exakt so stimmen. Aber das kann man ja als sublime Kritik an der Neutralität von Dokumentationen auffassen. Hier jedenfalls der Trailer zu Capitalism: A Love Story, auf den ich mich schon sehr freue:

(Um die HD-Qualität besser genießen zu können, den Trailer besser direkt auf YouTube angucken)

Martin Scorsese zur Weekend Film Series des LACMA

Das Los Angeles County Museum of Art (LACMA, mit nicht uninteressantem künstlerischen Intro) stellt nach über 40 Jahren seine Weekend Film Series ein, in der Filmklassiker wiederaufgeführt wurden. Dies hat zu nicht unerheblichen Erschütterungen unter Filmliebhabern geführt. Regisseur Martin Scorsese selbst wendet sich in einem lesenswerten offenen Brief an die Verwantwortlichen. Es ist schade, dass selbst Museen profitorientiert zu denken gezwungen sind.

John Cusack, Twitter und 2012

John Cusack twittert eifrig unter seinem Nick shockozulu. Der bekannte und beliebte Schauspieler spielt außerdem in Roland Emmerichs 2012 die (oder zumindest eine) Hauptrolle.

Nun twitterte Cusack, dass Sony ihn bat, den Filmstart via Twitter zu unterstützen. Rein zwischenmenschlich sehe ich keinerlei Problem darin, dass man einen Beteiligten an einem Film bittet, positive oder gar keine Stimmung für den Film zu machen. Das ist nur natürlich. Selbst wenn es beim Dreh Schwierigkeiten gegeben haben sollte, ist es ja nur menschlich, dass man nicht wünscht, dass jemand einem nachträglich in den Pool sch.. pinkelt.

Nun ist der Filmverleih kein Kumpel und John Cusack als Hauptdarsteller kein Jedermann. Immerhin über 20.000 Follower verfolgen Cusacks Tweets, und diese dürften, da Internet-affin und sicherlich selber Blogger, Twitterer, Facebooker und Myspacer Social Networker, als begehrenswerte Multiplikatoren gelten. Dann multipliziere ich doch mal:

Ich frage mich: Ist die Bitte von Sony an Cusack, den Film zu unterstützen, moralisch verwerflich oder nicht? Einerseits gibt es keinerlei Verpflichtung für Cusack, positiv über den Film zu twittern, und natürlich ist es nur im Sinne von Sony, dass der Film einen guten Start hat. Andererseits dürfte 2012 ohnehin keine Probleme bekommen, seine Kosten wieder reinzuspielen und obendrauf noch einen hübschen Gewinn zu erwirtschaften. Wenn Cusack oder andere Beteiligte über den Film twittern wollen, dann tun sie es sicherlich auch ohne Aufforderung, positiv wie negativ.

Doch wenn ein so großes Unternehmen Cusack direkt anspricht und bittet, Werbung für den Film über seinen privaten Twitter-Kanal zu machen, dann ist das für meine Begriffe doch reichlich unverschämt. Klar muss Cusack nicht, aber dass der Verleih überhaupt gefragt hat, ist ja wohl die Höhe.

Warum ist das die Höhe? Wenn man früher in einem Geschäft bedient wurde, hieß es an der Kasse oft „Empfehlen Sie uns weiter“. Das ist ganz normal und quasi schon eine Verabschiedungsformel. Doch wenn mich dahingegen der Geschäftsführer abends privat anruft und sagt: „Ich hab nachgeforscht, Du hast Doch viele Freunde. Empfiehl denen doch bitte aktiv mein Geschäft“, dann ist das doch reichlich unverschämt, oder nicht? Analog dazu heißt das: Da John Cusack bei 2012 mitspielt, steht zu hoffen (mehr nicht), dass er vielleicht positiv über seine Erfahrungen und den Film berichtet oder lieber gar nicht, wenn seine Erfahrungen und Eindrücke negativ sind. Bis hierhin reicht der gute Ton. Wenn er aber extra aufgefordert wird (im Urlaub übrigens, momentan berichtet er aus Irland), positiv die Werbetrommel zu rühren, noch dazu in einem eher privaten Umfeld, dann ist das echt frech. Und unpassend.

Und ganz normal für die heutige Zeit, leider. So wie übrigens auch diese Linktausch-Angebote, die ich immer wieder bekomme. Da wollen Kino/Film-Blogs sich mit meinem verlinken (oder auch Billigflugvermittler, wtf?), und ich soll im Gegenzug den anderen Blog, den ich überhaupt nicht kenne, der womöglich nichtmal gut ist, und den es vielleicht noch gar nicht gibt (oder nicht mehr, wie diesen hier), empfehlen. Dass dieser Blog eine völlig andere Zielgruppe hat als allgemeine Filmblogs, ist offenbar völlig egal. Es geht irgendwelchen Marketingagenturen bei diesen Schnellstartprojekten immer nur um Klicks, Page Impressions, Pageranks und lauter anderen Businesskäse. Mir geht es darum, zu schreiben, wozu ich Bock habe, und lesen können es Menschen (Menschen!), die auch Bock dazu haben. Da brauch ich keine Traffic-Pumpe, denn wer einen Blog wie diesen sucht, wird ihn schon finden. Und diese anonymen Massen, die scheinbar nur zum Klicken da sind, um irgendein Businessmodell am Funktionieren zu halten, interessieren mich überhaupt nicht.

Bin ich schon so vergrämt, dass ich behaupte, früher war alles besser? Sind diese Traffic-Businessideen was fundiertes? Braucht man zum Leben wirklich Google? So, und jetzt runter von meinem Rasen!

Roger Ebert über die Filmkritik

Anlässlich einiger aggressiver Kommentare zu dessen Transformers 2-Kritik hat Roger Ebert ein paar grundsätzliche und besonders wohl gewählte Worte zum Thema Filmkritik im Allgemeinen geäußert. Ich finde den Artikel gerade wegen der oft so zwiegespaltenen Meinung zu Transformers 2 sehr gelungen. Das schöne am Text ist jedoch, dass Ebert mit einfachen Argumenten erklärt, was die Aufgabe der Journalisten ist. Und nichts anderes.

Die großen Kinohits der Zukunft

Ich kann es kaum fassen! Hollywood, die Superschmiede der größten und wohl auch besten Kinofilme aller Zeiten, gehen offensichtlich die Ideen aus. Das deuten Pläne wie die Verfilmung des wirklich prallen Computerspiel Asteroids, oder die Wahnsinnsidee, Ridley Scott Monopoly verfilmen zu lassen, an. Will ich in so einer Welt leben? Ganz fantastisch auch der Plan, Schiffe versenken auf die große Leinwand zu bringen. Ich kann mir schon richtig vorstellen, wie Sean Connery oder eine andere Schauspielgröße als grimmiger Kriegsschiff-Käpt’n ins Mikro raunt: „A Sieben, Jungs, A Sieben. Ich bin diesmal ganz sicher. Und Feuer!“ Und dass Gore Verbinski ernsthaft mit einer Verfilmung von Cluedo zu tun haben will, geht mir irgendwie auch nicht in den Kopf.

Die ganzen Brettspielverfilmungen entspringen natürlich dem finanziellen Erfolg von Transformers und dessen Fortsetzung, denn plötzlich kam wohl wieder so ein Banker auf die tolle Idee, dass man noch mehr vom Spielwarenhersteller Hasbro verfilmen könnte. Schlau. Wäre ich nicht drauf gekommen. Bei dem Erfolg von Pirates of the Caribbean, der ja nach dem gleichnamigen Disneyland-Ride ins Leben gerufen wurde, sind ja auch die Verfilmungen des Teetassenkarussells oder von It’s a small world logisch nachvollziehbarerweise nicht weniger als ungeschliffene Filmdiamanten.

Und natürlich ist auch mir klar, dass die Handlung des fertigen Films mit dem Brettspiel kaum noch etwas zu tun haben wird. Doch dann kann man so einen Film auch drehen, ohne vorher groß anzukündigen, dass er auf einem Brettspiel oder einem alten Computerspiel basiert, und ohne dem Hersteller des Brettspiels einen Credit zu geben. Tja.*

Die Lösung für die sich ankündigende Kinoflaute könnte übrigens ausgerechnet aus Deutschland kommen: Der Filmförderung geht es nicht besonders gut, und da könnte es ja glatt passieren, dass man plötzlich Filme drehen muss, die am Markt funktionieren und die nicht nur die persönlichen Pet Projects des jeweiligen Filmemachers sind, die dann doch wieder keiner sehen will.

Man sieht schon, ich bin kein großer Freund der Filmförderung. Das ist schnell erklärt: Ich bin für Kunst- und Kulturförderung, nicht aber für Marktförderung. Wenn ein Film fürs Publikum, also für einen Kinostart, gedreht wird, dann sollte nicht der Steuerzahler das finanzielle Erfolgsrisiko tragen. Wird ein Film für eine künstlerische Verwendung gedreht, beispielsweise als Installation, oder zu Bildungszwecken, wie zum Beispiel eine Dokumentation über aussterbende Dialekte, dann ist eine Förderung völlig okay mit mir. Von mir aus auch für Erstlingswerke mit oder ohne Filmhochschulstudium, ich will ja gar nicht so ein Bankertyp sein.

Dass aber etablierte Größen wie Doris Dörrie sich noch fördern lassen (müssen, können, wollen, trauen) und Multimillionenprojekte wie so ziemlich alles von Bully Herbig (z.B. Wickie) auch noch eine Anschubfinanzierung brauchen, sehe ich nicht wirklich ein. Diese Leute haben gezeigt, dass sie es können, nun aber ab auf den harten Markt mit ihnen. Wie bei den Großen eben, in Hollywood.

Siehe das Fundament der Karriere von Kevin Smith. So ein Finanzierungsmodell würde sich hier wieder keiner trauen. Also, meiner Meinung nach muss die Filmförderung von Grund auf neu gestaltet und konzipiert werden. Sonst könnte ich mir ja den Blog hier fördern lassen und vielleicht auch noch meine Arbeit als Filmjournalist?

*Siehe auch!

2012, ein neuer Trailer

Filmkritik allein aufgrund von Vorurteilen, verpackt als peppiger Trailer-Neuschnitt in 70er-Jahre-Ästhetik? Müsst Ihr sehen!

Danke an AF. Außerdem: Blog ist möglicherweise manchmal down, Admin rotiert gerade im überlasteten Rechenzentrum. Und: Ja, es soll hier auch wieder gebloggt werden. Echt jetzt.

Happy Birthday, Wolfgang!

Wie peinlich. Die ganze Branche hat’s vergessen. Ich auch. Aber ein Kollege (AF), der mich eben wegen was ganz anderem anrief (ultra-geekiger Blogeintrag dazu folgt im Lauf der kommenden Woche, wenn alles klappt), wies mich darauf hin. Ist ja nur der 100. Geburtstag des wohl erfolgreichsten Filmemachers, den Deutschland je hervorgebracht hat: Wolfgang Reitherman, geboren am 26. Juni 1909 in München.

Klingelt’s? Nein? Dann werf‘ ich doch besser mal ein paar der Filmtitel in die Runde: Happy Birthday, Wolfgang! weiterlesen

Michael Jackson, Farrah Fawcett und die Einschaltquoten

Der Hollywoor Reporter vermeldete am 26. Juni in seinem Newsletter:

Newsletter mit reißerischer ÜberschriftABC’s Fawcett coverage tops Jackson news specials

And the big ratings draw amid all the Michael Jackson news specials Thursday night was … Farrah Fawcett. With coverage of the singer’s passing generating mass coverage on the cable news networks and online, ABC’s Barbara Walters special on Fawcett was the highest-rated news show on broadcast last night.

Im entsprechenden Artikel hieß es dann:

ABC’s Fawcett coverage leads Jackson news specials

und

ABC’s Barbara Walters special on Fawcett was the highest-rated and most-watched news show on broadcast last night, placing second in the adult demo only to Fox’s usual Thursday winner „So You Think You Can Dance.“

Der Artikel vermeldet zwar nur sachlich die gemessenen Einschaltquoten, doch scheint mir die Überschrift ein wenig reißerisch. Denn was hier aussieht wie ein mehr als makaberes Zombie-Rennen zwischen Michael Jackson und Farrah Fawcett, ist meines Erachtens nach nur eine statistische Korrelation:

Bei Farrah Fawcett wurde bereits 2006 Darmkrebs diagnostiziert, ihr Kampf gegen die Krankheit verlief im Lichte der Öffentlichkeit. Michael Jackson dahingegen wurde, mit Verlaub, vom Schicksal aus heiterem Himmel niedergestreckt, was wirklich niemand kommen sah. Kein Wunder also, dass die Sender für den (bei Krebs meist garantierten) Fall des Ablebens von Farrah Fawcett entsprechende Nachrufe und Specials vorbereitet hatten und nur noch spontan ausstrahlen mussten. Ebenfalls kein Wunder, dass die Nachrichten rund um Michael Jacksons Ableben eher so aussahen (Berichterstattung bei Promis) und von Musikvideos und hastig zusammengeschnittenen „News Pieces“ unterfüttert wurden.

Durch die fehlenden Jackson-Inhalte ist natürlich klar, dass der Zuschauer an diesem bewegten 25. Juni 2009 früher oder später kapiert hat, dass der King of Pop tot ist und dass wohl keine weiteren Entwicklungen bei der Liveberichterstattung zu erwarten sind. Also kann man auch das Fawcett-Special mit Barbara Walters anschauen, dass um 20 Uhr pazifischer Zeit ausgestrahlt wurde. Fawcett verstarb um halb zehn am Vormittag, Michael Jackson wurde um 14:26 Uhr für tot erklärt.

ABC hatte also rund zehn Stunden Zeit, das längst vorbereitete Special anzukündigen, wohingegen die für die Einschaltquoten „konkurrierende“ Berichterstattung zu Michael Jacksons Ableben für diesen Slot nur rund halb soviel Zeit hatte, überhaupt einen Beitrag aus dem Boden zu stampfen. Da dies natürlich nicht möglich ist, ist auch klar, warum die Einschaltquoten sich so verhalten.

Mittlerweile häufen sich die Skurrilitäten, so soll Goldesel Jackson angeblich von Gunther von Hagens plastiniert werden, außerdem zeigt sich einmal mehr, dass die Netzbevölkerung offenbar überwiegend einen skurrilen, Monty-Python-esken Humor hat. Hier ein animated GIF mit Farrah Fawcett, Ed McMahon, Heath Ledger und Michael Jackson, basierend auf dieser Szene aus Zoolander:

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