Archiv der Kategorie: international

It happens to the best of us…

Nicht zu fassen, sogar die Variety, das Filmblatt unter den Filmblättern, hat sich möglicherweise kaufen lassen. Zumindest wird das gemutmaßt, nachdem eine mittelprächtige Filmkritik nach Buchung einer $400.000-Kampagne durch das Studio sang- und klanglos aus dem Netz verschwand. Hier mehr, bildet Eure eigene Meinung!

Ein Film, eine Meinung

Unsere Schweizer Kollegin Silvia Süess äußert sich in der WOZ („Die Wochenzeitung“) zu einem auch hierzulande deutlich erkennbaren Trend: Der Rückgang von Filmkritik im Zusammenhang mit dem Vormarsch von PR-Texten. Lesenswert!

Danke an AF für den Hinweis.

Golden Globes 2010

Hier die Liste aller Gewinner der Golden Globes 2010.

Wie erwartet, stach Avatar die Mitnominierten im Bereich Drama (offenbar so großzügig wie möglich interpretiert) aus, aber auch in der Regie, was ich für ungerechtfertigt halte. Allein Tarantinos Spiel mit den Sprachen in Inglourious Basterds war meiner Meinung nach einen Filmpreis wert. Mag Camerons Avatar alle finanziellen Superlative sprengen, wirkliches Regiekönnen sehe ich in der Runderneuerung von Pocahontas, die hauptsächlich im Computer stattfand, wo Schauspieler nicht widersprechen und um 17 Uhr einfach abgeschaltet werden können, nicht.

Offen und ehrlich fand ich, dass The Hangover im Bereich Comedy doch glatt (500) Days of Summer (der für meine Begriffe viel eher ein Drama als Avatar oder Inglourious Basterds ist) abgehängt hat. The Hangover ist meines Erachtens der neue There’s Something about Mary und einer der lustigsten Filme der letzten Jahre.

Robert Downey jr. muss ja ordentlich liefern in Sherlock Holmes (ich hab die PV noch vor mir, Kollege Wortvogel durfte die englische PV angucken, ich muss mit der deutschen Synchro vorliebnehmen), wenn er Matt Damon (jaja) für The Informant! ausstechen konnte und Michael Stuhlbarg, der in A Serious Man wirklich brillierte.

Meryl Streep, so denke ich, hatte es eher leicht mit ihrer Performance in Julie & Julia, denn die echte Julia Child, die auf YouTube leicht gefunden werden kann, war offenbar tatsächlich so überdreht wie in der Kinoversion dargestellt. So etwas übertriebenes nachzustellen, ist sicher nicht so schwer wie subtilere Charakterzüge auf die Leinwand zu bringen.

Schön, dass Das weiße Band ebenfalls gewonnen hat – ich hab ihn leider immer noch nicht gesehen. Jaja, Bildungslücke, aber ich will Texte auch verkaufen können und in diesem Fall hatte ich halt keinen Abnehmer.

30 Millionen und eine

Wahnsinn, kaum hat dieser Federico Alvarez sein Video Ataque de Pánico bei YouTube hochgeladen, ist er exakt 4 Wochen später schon eine Hollywood-Größe. Der Köder für die Produzenten: Große Roboter greifen eine Stadt an. Das hätte ich auch erfinden können. Aber man muss halt erstmal ein paar Szenen drehen… Na, wenigstens hab ich vor seiner Entdeckung über ihn gebloggt.

Bis zu so einem Anruf müssen die Deutschen noch viele Filme über irgendwelche Viecher mit verschiedener Anzahl von Ohren drehen.

Andererseits ist der frischgebackene Hollywood-Regisseur auch kein unbeschriebenes Blatt mehr.

Die Amerikaner sind so niedlich!

Ich habe vorhin eine Liste von „11 Dirty TV Moments That Slipped Past The Censors“ gefunden und mich gefragt, was das wohl für ein Schweinkram ist, den eifrige Amerikaner (das nimmt man zumindest an) da zusammengetragen haben. Nipplegate hat ja gezeigt, was für ein Problem das prüde Amerika mit der natürlichsten Sache der Welt hat, also ist so eine Liste natürlich möglicherweise „juicy“.

Leider verhält es sich genau gegenteilig. Was den US-Zensoren da „entgangen“ ist, ist absolut harmlos. Umso skurriler ist es für uns Europäer, sich diese pesudo-anrüchigen Szenen und Ausschnitte anzusehen. Bei uns läuft härteres im Nachmittagsprogramm, und die gelisteten Szenen zu schneiden, wäre nichtmal dem Papst eingefallen. Das mag aber auch daran liegen, dass beim Übersetzen zwei Drittel mal wieder nicht verstanden wurden…

PS: Ebenso lächerlich finde ich die Aufbauschung des zugegebenermaßen geschmacklosen, aber dennoch völlig belanglosen rape joke.

Lucky Luke

Die Franzosen haben sich einmal mehr an die Verfilmung von Lucky Luke gewagt – diesmal ohne Til Schweiger – und diesmal sieht der Trailer, Verzeihung: la bande-annonce, echt großartig aus:

(via)

Holly-, Bolly-, Nollywood!

Gänzlich an mit vorbeigegangen ist die Größe des Nigerianischen Filmgeschäfts, im Volksmund eben Nollywood genannt, über die ich vorhin einen Beitrag auf ARD gesehen habe. Lokale Themen („Deine neue Frau kann nicht ordentlich kochen!“) werden von kleinen, unter den Umständen so professionellen Teams wie möglich mit wenig Budget in Privaträumen gedreht. Die DVDs kommen für wenig Geld in den Handel, Raubkopien lohnen nicht. Der Umsatz wird generiert über „Masse statt Klasse“. Noch sehen die Filme eher so aus wie Soaps, doch mittel- und langfristig liegt nicht wenig Macht in lokalen Produktionen für lokale Märkte. Ein nicht uninteressanter Trend, und der Beitrag ist derzeit noch hier online anzusehen (7 Minuten).

Ich reserviere hiermit den Begriff Mollywood für den bayerisch-tirolerischen Film, wobei das M für München steht (das B für Bayern ist ja schon weg). Wenn die Tiroler einen eigenen Begriff wollen, reserviere ich für sie hiermit Tollywood gleich mit. Und Zollywood für Zombiefilme. Hmmm, Zombiefilme…

Hollywoodspeak decoded

Das seine Menge Aussagen in jedem noch so wohlmeinenden Arbeitszeugnis versteckt sind, weiß jeder. Ebenso verhält es sich bei Ärzten, die sich bisweilen mit lateinischen Notizen gegenseitig darüber informieren, ob der überwiesene Patient ein hypochondrischer Volldepp und Nervtöter ist oder tatsächlich (körperliche) Hilfe braucht.

Nun werden wir ja täglich mit einer Flut von schickem PR-Talk konfrontiert (alle, nicht nur die Journalisten), in dem sich auch so manche Wahrheit verbirgt. Ken Levine, ein Hollywood-Autor, hat ein paar der üblichen Schlagwörter für uns in normales Englisch übersetzt, hier sein Blogeintrag dazu. Mit Dank an meinen ehemaligen Drehbuchstudienkommilitonen Yannick, der doch glatt was aus seinen Anlagen gemacht hat.