Natürlich bin ich gegen Filmpiraterie. Ebenso gegen Musik- oder Softwarepiraterie. Wie übrigens auch gegen die eigentliche Piraterie, das Freibeutertum. Nur – die Filmpiraten haben nicht wenige echt starke Argumente für ihre Sache. Seht Euch mal die Grafik an. (via, Danke AF)
Archiv der Kategorie: Filmpiraterie
The Age of Stupid
Da ich neulich die Pressevorführung zu The Age of Stupid nicht besuchen konnte, den Film aber zeitnah besprechen muss, war ich gezwungen, eine Rezensions-DVD zu bestellen. Manche Filme können Journalisten vorab auf DVD bekommen, doch nicht alle Verleiher geben ihre neuen Filme vorab auf DVD heraus.
Verständlich, nur zu schnell würde sich dann doch eine Kopie ins Internet stehlen. Dass Filmpiraterie illegal ist, ist schon klar, doch bekanntermaßen macht der Ton ja die Musik. Während die meisten Verleiher deutliche Worte finden, um auf Filmpiraterie hinzuweisen, hat Spanner Films sich entschieden, einen weit höflicheren Hinweis auf die Screener-DVD zu drucken:
please please please
DO NOT COPY THIS DVD
or pass it on to anyone, even your mum.
If the film leaks onto the Internet, we may lose
our distribution deals and millions of people
won’t get to see it.
Ich finde diesen Text weit besser geeignet, um Filmpiraterie zu verhindern als die Kraftmeierei der anderen. Denn zum einen wird hier an die Vernunft appelliert, zum anderen erklärt, worin die Gefahr liegt. Das hebt den Leser der Zeilen auf Augenhöhe mit den Machern des Films, die sich mit einer Bitte an diesen wenden. Die anderen bauen nur eine Drohkulisse auf und provozieren damit eine Art „Fang mich doch, wenn Du kannst“-Gefühl im potentiellen Fimpiraten. Der wird natürlich bei einer aggressiveren Botschaft eher angestachelt, den Film „jetzt erst recht“ zu verteilen.
Für diesen Post wollte ich eigentlich einen „üblichen“ Warnhinweis der anderen Verleiher zitieren, doch konnte ich leider keinen finden, zumindest nicht in der Kürze der Zeit, die ich für so eine Recherche für angemessen halte, ebensowenig eine der vielen URLs, die man bei den Piraterie-Hinweisen auf der Leinwand sieht.
Nach dieser Recherche glaube ich allerdings nicht mehr, dass die Filmindustrie ernsthaft an der Verfolgung von Filmpiraterie interessiert ist: Die Domain filmpiraterie.de steht derzeit zum Verkauf, und nichtmal die millionenschweren Verleiher wollen sie offenbar haben, um mit allen anderen an einem Strang zu ziehen.
PS: Der großartige Film ist geradezu Pflicht für jeden, der sich als halbwegs aufgeschlossener Bürger bezeichnet, daher noch der Trailer hier:
Piraterie vs. DRM
Von Piraterie ist natürlich abzuraten – trotz der beschissenen Aufklärungsquote. Doch an der Logik dieser Grafik hier ist ebenfalls was dran, auch wenn wir nicht in den USA leben, wo DMCA 1201 gilt:
Übrigens sieht das auch Steve Jobs so, und nicht erst seit gestern.
Und, ach ja: Die Grafik kann frei verbreitet werden. Immerhin heißt sie „steal this comic“.
Warner reagiert prompt auf „Dark Knight“-Stills-Piraterie
Irgendjemand hat per Handy ein paar Fotos bei The Dark Knight geschossen und die Bilder übers Netz veröffentlicht. Wer sich milde spoilern lassen will, kann (derzeit noch) hier klicken, auf dieser Seite ist die Unterlassungserklärung des Verleihs bereits angekommen (und einsehbar).
Nachtrag: Rekordstart.
Wie bitte?
Von einer überaus frechen und zugleich nervigen Methode, Filmpiraterie zu verhindern, berichtet der Allroundblog BoingBoing. Demnach wird offenbar der Ton während der Filmvorführung (möglicherweise an vordefinierten Stellen) für bis zu eine Minute ausgeschaltet. Wenn das tatsächlich einreißt (es handelt sich hier nur um eine Erzählung aus zweiter Hand), dann gebe ich dem Kino kaum noch Chancen.
Es ist schon schlimm, wenn Sitznachbarn sich ungebührlich aufführen (neulich pflanzt sich doch in einer Pressevorführung, wo noch locker 70% des Kinos frei war, ein Zuspätgekommener direkt zwischen mich und eine Kollegin und fragt nicht mal. Manche Leute haben ein aufgeblasenes Selbstbewußtsein, das gibt’s nicht…) Wenn nun aber noch das Kino selbst den Filmgenuß verhinden möchte, dann werden die Menschen wohl in die Heimkinos abwandern. Und ich bin sicher, dass sich in jedem Fall ein oder zwei Teenager finden werden, die die DRM-Träume der Filmgesellschaften auszuhebeln bereit sind.
Raubkopien doch nicht so schlimm
Ein Zahlendreher sei verantwortlich für die Panik zum Thema Filmpiraterie, zumindest, was die angeblichen Downloads bei College-Studenten der USA angeht. Wenn diese eine Zahl falsch ist, alle anderen aber richtig, dann fließen die illegalen Downloads halt woanders hin, das macht unterm Strich keinen Unterschied. Doch wer sagt, daß nicht auch die anderen Zahlen überprüft werden sollten? Kein Kommentar, echt.
BloodSpell: Der erste Machinima
Beim Pflichtblog BoingBoing hab ich gestern diese Meldung gefunden: Der erste Film in Spielfilmlänge (feature film), der komplett von mit einer Spiel-Engine gerendert wurde, ist BloodSpell. Er kann bequem und legal online angeguckt werden, oder auch für die offline-Degustation heruntergeladen werden. (In beiden Fällen kann es sein, daß die Server derzeit unter einer gewissen Auslastung stehen.) Auch ist es möglich, sich per Mail informieren zu lassen, wenn das DVD-Image zum Download bereitsteht.
Ich bin so frei und gebe noch schnell die erfrischend entspannte Warnung zu Beginn des Films wieder:
Photography of this film is NOT prohibited.
We do NOT ask the audience to be vigilant.
If your pal has a cameraphone, please do NOT inform us,
because we don’t give a stuff.
If you share, redistribute, show, copy or
perform this film, we will NOT:
*Sue your grandmother.
*Install a rootkit on your PC.
*Try to make computers illegal to close the „analog hole“.
Sharing is not stealing.
Piracy is a crime.
So please don’t steal any boats.
Mehr Informationen zur Rechteverwaltung bei Creative Commons oder Wikipedia.
Während ich dies hier schreibe, gucke ich gerade die ersten Minungen des Streifens. Bis jetzt gibt es nur ein Mittelalter-Fantasy-Gemetzel, unterlegt mit harter Popmusik. Um Magie aufzurufen, schneiden sich die Figuren ständig die Handgelenke auf: Dies könnte bei echten Fans zu nachhaltigen Durchblutungsstörungen führen. Ich kann mir gut vorstellen, daß es in naher Zukunft noch möglich sein dürfte, diesen Machinima qualitativ und insbesondere dramaturgisch zu toppen, doch durchlebe ich so manche Erinnerung an meine wilden D&D-Zeiten… Aber ein echtes Urteil darf ich mir natürlich erst erlauben, wenn ich den ganzen Film gesehen habe. Erste dramturgische Versuche glaube ich übrigens ab 11:18 beim Einmarsch der Mönche zu erkennen…
Siehe auch meinen Post zu MMOvie und zum Machinima Festival Europe. Zu Deutsch: Nicht die Bewegung zu einem neuen Filmkult verschlafen!
Nachtrag: Ich habe nun den ganzen Film gesehen, er wurde mit der Engine von Neverwinter Nights (jüngere Version) gerendert. Die Handlung folgt dem Abenteuer eines Mönchs, der im Verlauf der Handlung seine Bestimmung erkennt, konsequent handelt, und dadurch sein Ziel erreicht. Der Film ist dramaturgisch nur rudimentär gestaltet, zumal er die ganze Zeit der Hauptperson folgt. Lediglich Gegenschüsse oder Szenendetails aus einem anderen Blickwinkel verlassen die Hauptperson. Weitere Handlungsstränge sind nicht zu erkennen. Die Sprecher leisten ganze Arbeit (sind jedoch wohl Laien), und die Produktion muß ziemlich Spaß gemacht haben. Der Film ist nur für Fans und am Thema Machinima Interessierten zu empfehlen. Dennoch, ein guter Auftakt, sehen wir was noch kommen wird.
(Dieser Post wurde schon am Abend des 22.10. zu Ende geschrieben, ich habe die automatische Veröffentlichung jedoch auf 23.10. vormittags festgelegt, da ich noch den Loriot-Kommentar veröffentlicht habe.)
Nachtrag: Dieser Post wurde gefunden, konnte nicht gelesen werden, und so hab ich ihn kurz erläutert.
Die Urheberrechtsnovelle geht um die Welt
Die Billigung des 2. Korbs der Urheberrechtsnovelle durch den Bundestag (ein paar Details hier und hier) geht durch die Welt und verursacht bisweilen hämische Kommentare.
Handyverbot im Kinosaal – ist das was Neues?
Bei Spiegel Online gibt es einen Artikel, der auf die Problematik der Abfilmerei durch Handies hinweist (gesehen beim Law Blog). Unsere Branche kennt natürlich die Sicherheitsmaßnahmen der Verleiher; die Übung, unsere Handies abzugeben, machen wir ja mehrmals die Woche, kein Problem.
Auch die nervige Abtasterei und die unverschämte Beobachtung durch Nachtsichtgeräte nehmen wir hin. *zähneknirsch.* Ein Absatz im besagten Artikel scheint übrigens meinen Verdacht, daß diese Sicherheitsmaßnamen gegenüber der Presse in den USA nicht so sehr forciert werden wie hier, zu bestätigen.
Ich frage mich erneut, wo der Reiz bzw. die Gefahr einer Handyaufzeichnung liegt, und ob so eine Aufnahme wirklich den Besuch des Kinos ersetzen kann. Hier als Beispiel eine Kino-Aufnahme des Endkampfes von Rocky Balboa, die ich bei YouTube gefunden habe. Kann so ein Stück Film verhindern, daß ich ins Kino gehe? Gibt es wirklich Menschen, die sich komplette Spielfilme in so einer Qualität ansehen würden, um sich ein paar Euro zu sparen? Wenn sie zu arm fürs Kino sind, wären sie eh nicht gegangen, also ist mit einer Raubkopie nichts verloren, und wenn sie zu knausrig sind, dann sind sie selber schuld, wenn sie sich so quälen. Um es mal ganz deutlich zu sagen: Ich sehe das Problem nicht.
Was anderes sind hochwertige Abtastungen oder Screener-DVD-Rips, die die Runde machen, aber dafür muß man weder die Journalisten, noch die Zuschauer im Saal ärgern. Finde ich.
Zur Info hier noch die Übersicht über derzeitige Standards von Videoauflösung. Handy-Videos liegen so ungefähr bei QVGA (der rote Knubbel oben links bzw, der grüne Rahmen, nicht verwechseln mit der Fotoqualität!), Kinofilme dahingegen bei QXGA (unten rechts bzw. blauer Rahmen, üblicherweise 2K-Bereich). Wenn man mal die Kasterl (danke, Skitch!) vergleicht, sieht jeder Laie, daß die Qualität der Kinovorlage noch lange nicht in Gefahr ist. (Normals DVDs liegen übrigens maximal in PAL-Auflösung vor.)
Raubkopierer sind Verbrecher, ja nee, is klar!
Soeben bin ich beim Defamer über den Spoof eines Anti-Piracy-Spots gestolpert, der wohl aus der Serie The IT Crowd stammt. Während der Redakteur des Defamer noch spekuliert:
„we wouldn’t be too surprised if the MPAA was already working on a version to run before American films to help stop the widespread disrespecting of copyrights“
… bin ich schon schlauer. Der genannte Spot ist eine Parodie auf den uns altbekannten deutschen Anti-Piraterie-Spot, der so schlecht ist, daß bisher niemand ihn für wert erachtet zu haben scheint, ihn auf YouTube zu stellen. Wobei, die US-Spots hauen mich auch nicht um.