Archiv der Kategorie: Film

Warum manche Filme besser digital animiert werden…

… anstatt real gedreht zu werden, erklärt dieser Trailer zu Bee Movie mit einem Augenzwinkern:

(Hinweis: Ich bin nun schon zum wiederholten Male abgebrochen bei diesem Trailer, wahre Filmfexe sollten sich diesen und andere Trailer zu Bee Movie lieber in höherer Qualität hier ansehen. Den Trailer nur deshalb von YouTube hier eingebunden, weil das am bequemsten und schnellsten geht.)

Mein Traum oder Die Einsamkeit ist nie allein – Versuch einer Interpretation

Roland Reber ist ein Filmemacher, der sich nicht schert um Konventionen, Regeln und Grundsätze. Er läßt seine Filme ja nicht einmal fördern. Stattdessen dreht er, was er will und wie er es will. Und es hat schon wieder funktioniert. Ein Dogma ohne Tamtam?

Mein Traum PosterAls dieser Blog noch jung (jünger) war und ich grün (grüner) hinter den Ohren, da habe ich berichtet, daß WTP diesen Film nun abgedreht habe, und was ich mir vom neuesten Film erwarte, nein, erhoffe. Verspreche. Mir vorstelle, daß kommen könnte.

Vor knapp zwei Wochen hat man mir die Presse-DVD zugeschickt, und ich habe sie liegenlassen. Weil ich tierisch viel um die Ohren hatte, beruflich wie privat. Das wird man mir kaum glauben, denn wo Zeit ist, nach Hamburg zu fahren, Jesse James in Überlänge zu gucken und dann auch noch fett drüber zu bloggen, da sollten doch irgendwo die Stunde, neununddreißig Minuten und dreiunddreißig Sekunden drin sein, die Roland Reber und sein Team mir so freundlich geschickt haben. Ich schäme mich.

Nun habe ich mir die Zeit genommen und den Film angesehen: Ich bin… ich bin unsicher, was ich sagen soll.

Mein Traum oder Die Einsamkeit ist nie allein – Versuch einer Interpretation weiterlesen

Der Pitch zum Prequel

Bits und Pieces zum neuen Star Trek (ein Prequel, wie könnte es anders sein?) schwirren ja in einer Fülle durchs Web, daß ich gar nichts mehr darüber berichten wollte (ja, Simon Pegg spielt den jungen Scotty, Eric Bana den Bösen und Leonard Nimoy ist auch an Bord), aber dieses schrille Video über den Pitch, den Regisseur J.J. Abrams in Wirklichkeit wohl anders abgeliefert hat, ist wirklich zum Schießen – und teilt einige nette Seitenhiebe aus. (via Peter-Noster)

und wenn alle Stricke reißen, hier dasselbe Video auf YouTube:

Der Pitch zum Prequel weiterlesen

Ein paar Worte zur Ermordung des Jesse James

Heute fand die PV zu Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford, Originaltitel The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford mit Brad Pitt und Casey Affleck statt. Der Film hat schon im Vorfeld durch seinen sperrigen Titel für etwas Verwirrung gesorgt.

Dies dürfte allein daran liegen, daß die Person des Jesse James hierzulande kein bekannter Nationalheld, sondern allenfalls aus einem Lucky Luke-Band aus Kindertagen hängengeblieben ist. Natürlich streift der halbwegs fundierte Geschichtsunterricht auch diese Biographien, doch man muß schon ein besonderes Augenmerk auf das Amerikanische Pioniertreiben legen, um genauer Bescheid zu wissen. Der Mann auf der Straße dürfte hierzulande von Jesse James noch nie gehört haben (aber wohl genausowenig vom Jennerwein, fürchte ich). Auch die Buchvorlage unter gleichem Titel dürfte hierzulande einen geringeren Bekanntheitsgrad haben als in der Neuen Welt: Derzeit gibt es das Buch von Ron Hansen bei Amazon in der deutschen Ausgabe von 1996 lediglich gebraucht, das aber immerhin ab 19 Cent, der Verkaufsrang zum heutigen Tage: 1.632.891.

In den USA, wo der Film seit rund drei Wochen läuft, steht das Buch (1997er-Ausgabe) immerhin bei Verkaufsrang 12.646, die Ausgabe zum Film hat es dahingegen nicht so weit nach oben geschafft. Doch kommen wir zum Film zurück, denn der will mich einfach nicht loslassen.

Der Titel ist Programm, das stimmt, doch darum geht es nicht. Denn daß Jesse James durch Robert Fords Hand sterben muß, ist im Amerikanischen Grundwissen derart verwurzelt, daß der potentielle Zuschauer dadurch nicht gespoilt wird. Etwas anderes ist es auf dem europäischen Markt, wo der Film auch unter dem Titel Jesse James oder auch Die Ermordung des Jesse James gut, vielleicht sogar besser funktioniert hätte.

Tatsächlich behandelt der Film nicht die Ermordung des Banditen als Schwerpunkt, sondern konzentriert sich auf die komplexen sozialen Verflechtungen zwischen Jesse James und seinem Fan sowie späteren Mörder Robert Ford, auf den letzten Eisenbahnüberfall, den eine bunt zusammengewürftelte Bande mit den James-Brüdern durchführt und eher noch auf die Folgen, die dieser Überfall für alle Beteiligten hat. Der Film ist kein Western im klassischen Sinne, sondern eher das melancholische Psychogramm eines ganzen Landes, erzählt durch Person und Handlung zweier Schlüsselfiguren dieser Zeit, und beleuchtet die Folgen dieses geradezu epochalen Ereignisses nach dem Tod des Jesse James für weitere Jahre.

Jesse James Age 17Ich konnte nicht umhin, mich im Internet ein wenig nach Frank und Jesse James umzusehen, um den wahren Gesichtern hinter Brad Pitt und Casey Affleck auf die Spur zu kommen. Ich finde das Leben dieser und anderer Spät“helden“ des Wilden Westen überaus interessant, da der klassische Wilde Westen ja praktisch nahtlos in die Gegenwart übergegangen ist. Die Großeltern oder Urgroßeltern heutiger Amerikaner lebten seinerzeit zur gleichen Zeit mit Menschen, die man von ihrer gesellschaftlichen Rolle her subjektiv in die graue Vorzeit einstufen würde.

Klar, Amerika holt seine Geschichte komprimiert nach, während die neuzeitlichen Blüten an allen Ecken sprießen und gedeihen, da kann einem schon mal schwindelig werden. Während sich hierzulande die eigenen Wurzeln meist im nahen Umkreis des Geburtsortes im Grau der Geschichte verlieren und bisweilen zu den alten Römern zurückreichen, kämpfen die Amerikaner sicherlich mit kollektiven Identitätskrisen: Die Vorfahren kamen alle mit dem Schiff von irgendwoher, bekamen auf Ellis Island, wo sie mit nichts eintrafen, meist sogar einen neuen Namen, zogen mit einem Trek gen Westen, machten sich auf dem Weg durch das Erschießen von Indianern und Ausrotten von Büffeln gleich so richtig beliebt und ließen sich dann irgendwo nieder – so stellt sich unsereins das zumindest gerne vor.

Volkshelden des alten Europa mit demselben Bekanntheitsgrad wie die Westernhelden in Amerika liegen weit länger in der Vergangenheit zurück: Robin Hood, Wilhelm Tell oder selbst der Schneider von Ulm sind Figuren der Geschichte, nicht der jüngsten Vergangenheit. Jesse James, Calamity Jane oder Billy the Kid dahingegen haben so kurz vor unserer Zeit existiert, daß man sie fast noch persönlich treffen hätte können. Wären diese Menschen nicht durch unnatürliche Umstände gestorben, hätten sie zum Beispiel noch bis in die Zeit des zweiten Weltkriegs leben können. Jesse James‘ älterer Bruder Frank James beispielsweise verstarb 1915, da stand das Haus, in dem ich diese Zeilen schreibe, schon drei Jahre.

Der Amerikanische Westen ist viel greifbarer, viel näher am Jetzt als unsere Vergangenheit. Das macht seine Faszination aus. Diese wird nicht durch Ehrfurcht vor den Sedimentschichten der Geschichte ausgelöst, sondern durch die Tatsache, daß er eben noch da war, bis gerade eben, man kann fast noch den Schatten sehen. Die Fotos dieser Zeit lassen den Blick auf eine bereits völlig fremde Welt zu. Während hier die Geschichte von den Wänden tropft (der Keferloher Markt hier in der Nähe zum Beispiel findet seit über 1000 Jahren statt), was einem – versteht mich nicht falsch – definitiv ein Gefühl der tiefsten Verwurzelung und Heimatverbundenheit gibt, tobt in der Neuen Welt gerade noch die Völkerwanderung mit all ihren Auswüchsen. Brutal.

Zurück zum Film: Stilistisch eine Mischung aus Cold Mountain, Open Range und diesem jüngeren Western, wo eine Frau einen Gangster, der ihr Kind entfüht hat, verfolgt, baut die Erzählung bewußt den Mythos Jesse James für den Zuschauer neu auf. Durch eine geschickte Erzählstruktur (mit Off-Sprecher und absichtlich unscharfer Linse) sowie wohl gewählten Rückblenden wird der Zuschauer zusammen mit der Figur des Robert Ford zuerst an die Faszination des Jesse James, dann an den Verbrecher und seine Taten herangeführt. Im letzten Teil des 156-Minüters (ein Viertel oder ein Fünftel vielleicht) wird dann auf die Folgen der Tat eingegangen, die auch Jahre nach der Beerdigung des Jesse James noch alle Beteiligten verfolgt. Ein beklemmendes Portrait, überaus wertvoll und definitiv ein Stück Zeitgeschichte.

Wer nach Originalbildern der Beteiligten oder Informationen sucht, wird hier fündig:

Und wer eine Review des Films möchte, kann mich gern beauftragen.

artechock präsentiert… Coming Apart

Coming ApartAm Sonntag, den 14. Oktober wird im Atelier um 12.00 Uhr Coming Apart von Milton Moses Ginsberg gezeigt.

Ursprünglich waren zwei Vorstellungen im Arena angesetzt, doch scheinbar läuft der Kartenvorverkauf prächtig genug, um ins größere Atelier umziehen zu können. (nur für diese Vorstellung)

Mehr Infos hier und natürlich bei Artechock.

Außerdem wird es am 4. November El Amarillo von Sergio Mazza geben. Am 2. Dezember wird dann Wide Awake von Ala(i)n Berliner gezeigt, beide wie gehabt jeweils um 11.30 Uhr, zur Frühstücksmatinee-Zeit, und auch wieder im Arena.

Die Karten kosten für jede Vorstellung je 6 Euro, mehr zur Reihe „artechock präsentiert“ hier. Bei der Filmstadt München gibt’s ebenfalls mehr Infos über diese und andere Filmreihen, ebenso einen Newsletter.

Die Revolution frißt ihre Kinder

Rob Zombies HalloweenRob Zombies Halloween ist der erfolgreichste „Halloween“-Film aller Zeiten„, frohlockt der Filmverleih in einer heutigen Pressemeldung, und führt näher aus, daß der Film mit derzeit über 56 Mio. Dollar Einspielergebnis sogar das Carpenter-Original von 1978 sondern auch den 7. Teil H20 zum 20-jährigen Jubiläum überrundet hat.

Dies ist wieder (1, 2, 3) eine meines Erachtens aus dem Zusammenhang gerissene Erfolgsmeldung, eine Lockvogel-Schlagzeile sozusagen, denn sie berücksichtigt einige Punkte nicht:

Ohne das Original von 1978 mit seinem durchschlagenden Erfolg, seinem Kultstatus und den vielen erfolgreichen Fortsetzungen und Referenzen wäre selbst Rob Zombies Halloween nur ein weiterer Horrorfilm, der sich sein Publikum erst suchen und seinen (Kult-) Status erst aufbauen müßte.

Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Einspielergebnisse netto oder inflationsangepaßt verglichen wurden. Wie wir in The 11th Hour ja gelernt haben, hat sich die Weltbevölkerung seit JFKs Amtsantritt 1961 verdoppelt, das Zielpublikum für Carpenter war demnach auch deutlich kleiner als heute (und sowohl die Weltbevölkerung als auch die Zahl von Horrorfans wächst natürlich weiter).

Nichtsdestoweniger sind 56 Mio. Dollar in der Einstiegswoche ein gewaltiges Ergebnis, gar keine Frage, und so ein Erfolg sollte auch keinesfalls verschwiegen werden. Nur sind reißerische Schlagzeilen wie diese meiner Meinung nach halt ein wenig unglücklich gewählt.

Oder haben jetzt die Kinder ihre Revolution gefressen?

Hier noch die ganze Pressemeldung (leider verrutschen Bilder in diesem Thema immer nach links, daher nicht ganz exakt reproduziert):

Die Revolution frißt ihre Kinder weiterlesen

Boykott von Radiospots zu „Postal“

Hamburg bei NachtZuerst mal: Ich bin wieder da, es waren wirklich schöne Tage in Hamburg und auf Helgoland. Nur schade, daß unsere Ferienwohnung im letzten Moment wegen Einbruch abgesagt worden ist, und wir daher vier Nächte in drei verschiedenen Unterkünften zubringen mußten.

Beim Abarbeiten meiner Mails (ich fange dabei immer bei den neuesten an, in der Hoffnung, daß manche Sachen sich bereits wieder erledigt haben) bin ich über die skurrile Meldung gestolpert, daß die meisten Radiosender den Spot zu Uwe Bolls Postal nicht spielen wollen:

Boykott von Radiospots zu „Postal“ weiterlesen

Underdox 2007 – und ein paar Kleinigkeiten

Underdox Banner 2007→ Vom 4. bis 10. Oktober findet in München zum zweiten Mal das Underdox-Festival statt, ein Filmfest für den experimentellen und künstlerischen Dokumentarfilm. Mit 34 Filmen und 16 Künstlervideos ist das Festival nach eigenen Angaben größer als (je) zuvor, und zeigt Filme, die sonst nicht zu sehen sind. Ich bin so frei, das Underdox Programm 2007, das als Word-Dokument geschickt wurde, hier als PDF bereitzustellen.  (Nachtrag vom 19.11.07: Ich wurde gebeten, das PDF mit dem Programm offline zu nehmen. Der Grund liegt wohl darin, daß ein auf dem Festival doch nicht gezeigter Film, der nun fälschlicherweise im Programm zu finden ist, womöglich auf einem anderen Festival nicht eingereicht werden kann, solange er vermeintlich auf einem anderen – diesem – Festival gelaufen ist. Ich tu den Machern natürlich den Gefallen.) Die Akkreditierung ist formlos hier möglich.

→ Ein Kollege wies mich auf diesen interessanten Artikel bei Stern.de hin, der sich mit der Boll AG und dem upcoming Postal befaßt. Im Artikel wird auf einen weiteren Beitrag zum Thema Dr. Uwe Boll hingewiesen, der dessen filmerische Arbeit unter die Lupe nimmt.

Meine persönliche Meinung: Filmfinanzierung per Fondsanleihe ist eine gute, interessante und zukunftsweisende Idee (diametral entgegengesetzt zum Dinosaurier Filmförderung), nur sollten die Filme nachher halt auch rocken. Nicht jeder Finanzfachmann ist ein guter Filmemacher, und nicht jeder Filmemacher kann gut mit Budgets jonglieren. Damit meine ich nicht Herrn Boll speziell, doch es ist nicht von der Hand zu weisen, daß sein Œuvre bis dato bestenfalls die Geister scheidet.

→ Ein weiterer Kollege wies mich auf diese Webseite hin, auf der ein Klassiker des Experimentalfilms mit den neuesten Features in Google Maps zusammengeführt wird: Claude Lelouch ließ an einem sehr frühen Augustmorgen 1978 einen befreundeten Formel 1-Fahrer mit einem Ferrari 275 GTB samt aufmontierter Route des Claude Lelouch Film in ParisFilmkamera durch Paris pressen – unter Mißachtung sämtlicher Verkehrsregeln.

Die Kamera lieferte eine Straßenschlacht, wie sie wohl noch nie zu sehen war (und nie mehr zu sehen sein wird).

Wenn man bedenkt, daß sämtliche heutige Actionszenen gestellt sind, ist diese Fahrt durch Paris (ohne Explosionen und ohne Beteiligung fremder Verkehrsteilnehmer) schon allein für sich gewaltig.

Startet man jedoch zum richtigen Zeitpunkt die auf der Webseite bereitgestellte Tour auf Google Maps (Anleitung auf der Webseite), kann man die gefahrene Strecke mitverfolgen. Einen besonderen Reiz bietet das Umschalten auf Satellitenbild, und wenn man ordentlich hineinzoomt, kann man gut nachvollziehen, wie sehr der Fahrer in die Pedale gestiegen sein muß.

Das eher undramatische Ende rechtfertigt zwar noch nicht unbedingt, daß der Film als dramatisches Werk gesehen werden kann, hauptsächlich, weil sich Suspense rückwirkend nicht aufbauen kann, doch der kleine Gag am Ende ist für sich genommen nett genug. Dumm nur, daß man mit Google Maps nun gut sehen kann, wie unwirtschaftlich die Streckenführung eigentlich war…

→ Zuletzt noch der Hinweis auf Outfoxed, eine Doku über die Berichterstattung im Murdoch-Imperium, ebenfalls von einem Kollegen erhalten. Die offizielle Webseite hier, der Film bei Google Video hier:[googlevideo]http://video.google.com/videoplay?docid=6737097743434902428[/googlevideo]

→ In eigener Sache: Meine Freundin und ich verbringen nun ein paar schöne Tage in Hamburg, daher gibt’s hier eine kleine Pause. Oder schenkt mir wer ein MacBook? Samstag fliege ich wieder ein, nächste Woche geht’s dann weiter. Doch Wies’n muß natürlich auch sein! Und nicht vergessen: Autoren willkommen! â†?

Der Horror beim PR-machen

Wer sich ein wenig mit PR und Werbung beschäftigt, und sei es nur ganz nebenbei und hobbymäßig, dem dürfte schon länger bekannt sein, daß der Markt mehr als übersättigt ist; und daß Werbebotschaften dazu tendieren, beim intendierten Empänger zum einen Ohr hinein- und zum anderen wieder hinauszugehen, ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Die Tatsache, daß hierzulande die Werbemacher nach langen Jahren der volksverdummenden Werbung mit Pseudo-Fakten (es gab Ausnahmen) endlich aufwachen und sich ein (spätes) Beispiel an den international schon längst erfolgreichen, kreativen Spots und Kampagnen nehmen, führt im Nebeneffekt dazu, daß manch neue, irre kreative Kampagne mißverstanden werden kann. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn sie a) nicht konsequent durchgehalten wird, b) nicht ausreichend budgetiert ist oder c) aufgrund der Bedenken zarter Seelen in Positionen mit Entscheidungsbefugnis von vorneherein nur einen halb-aufrüttelnden Kurs fahren soll, um aufzurütteln, aber irgendwie doch nicht zu stören.

Im sehr engen und speziellen Bereich der Bewerbung von Filmen an Filmjournalisten zum Erreichen einer besseren Beachtung des Films in der jeweiligen Publikation (die dann oft in ganz ähnlicher Form fürs Publikum zweitverwertet wird) gibt es meist Kampagnen, die sich durchwegs in die Kategorien „gut gemeint“ und „ach, wenn wir nur mehr Budget gehabt hätten und dazu die Freiheit, zu machen, was wir eigentlich machen wollten“ einordnen lassen.

Man sieht die (oft gute) Idee dahinter und den guten Willen, aber auch die Grenzen, die bei der Durchführung erreicht wurden (im Grunde wie bei Soaps, TV-Produktionen und manchen Filmen). Das ist manchmal, wie in diesem Beispiel, sehr schade.

Myers-Brief unknownHeute habe ich nämlich eine Mail von Michael Myers höchstselbst erhalten, der mich in einem offenbar an mich gerichteten Brief darauf hinweist, daß er nun bald wieder in Freiheit sein und seine Mordlust in die Tat umsetzen wird. An sich eine nette Idee für den Filmstart. Nur leider ein wenig zu brav für meinen Geschmack.

Zum einen scheint Herr Myers nun bei Senator in Deutschland zu arbeiten, wie mir seine Mailadresse verrät, zum anderen fällt dem psychisch kranken Manne keine düsterere Betreffzeile als „Ein Brief von Michael Myers“ ein.

Im beiliegenden Brief spricht er mich mit „Lieber Freund“ an, und der kleine e-Mail-Blutfleck ganz unten ist auch nicht wirklich gruselig.

Sicher wird keiner der Kollegen ernsthaft erschaudern, aber etwas stärkerer Tobak wäre schon lustig gewesen: Ein Brief, keine Mail, und den auf Englisch, der Absender eine kryptische Adresse (bei Mailadresse eine, die nicht so ohne weiteres oder per Whois zu einem Verleih zurückverfolgt werden können sollte), eine persönliche Anrede, und optisch nicht unbedingt einen Handschrift-Font auf liniertem Papier, sondern eine echt aufwendige Produktion, die dann aussehen sollte wie von einem Myers-Opfer mit letzter Kraft geschrieben und blutverschmiert in die Post gesteckt. Okay – das hätte dann auch wieder nach hinten losgehen können, die einen wären zur Polizei gegangen (wenn nicht schon der Briefträger selbst), die anderen hätte den Brief weggeschmissen, aber die restlichen hätten’s aber deutlich cooler gefunden.

Screenshot Michael Myers-MailDiese Kompromißversion dahingegen mag ihre Berechtigung haben, und ich möchte der Pressestelle mitteilen, daß ich die Idee sehr gut, und die Ausführung gut bis befriedigend finde. Außerdem möchte ich klarstellen, daß ich die ursprüngliche Idee dahinter nachvollziehen kann, und diese prima finde! Hoffen wir nur noch, daß die anderen Spamfilter auch so gut trainiert sind wie meiner und die Mail auch zum Empfänger durchlassen…

Hollywoods Kopfgeburten

Eine schon immer problematische Angelegenheit ist, wenn Filmemacher Themen anpacken, von denen sie nichts verstehen. Hier bieten sich drei Auswege an:

  1. Gründliches Informieren über den tatsächlichen Sachverhalt einer Sache nicht nur vor dem Dreh, sondern schon bei der Ideensammlung.
  2. Beschäftigung mit dem Sachverhalt auf einer (vermeintlich) höheren geistigen Ebene, meist unter Vernachlässigung der tatsächlichen Gegebenheiten und ohne genaue Information über diese.
  3. Vorsätzliches Ignorieren der eigenen Unwissenheit, konsequentes Überrollen aller eventuellen Hindernisse (Logik, Naturgesetze und so) und gutmeinender Ratschläge (meist von besser informierten Untergebenen) zur Durchsetzung der eigenen Vorstellung eines Sachverhalts.

Hollywoods Kopfgeburten weiterlesen