Unaufdringlich aphoristische Präsentation von gedankenanregenden Statements zum Thema „Töten“ als menschlicher Handlung und dessen Folgen für Opfer und Täter anhand der Vorstellung des Modells „Restorative Justice“, das die Professorin und Ex-Richterin Jeanine Geske in Wisconsin entwickelt hat und dort praktiziert.
Dabei treffen in einem geschützten Raum und Gesprächskreis Opfer und Täter von Mordtaten aufeinander, allerdings nie die direkt Betroffenen. Zu Füßen haben die Teilnehmer ihr Namensschild, in der Mitte der Runde steht eine Kerze auf dem Boden.
Ausgehend von einer Vorstellung dieses Modells geht der Dokumentarist Hubertus Siegert weiter. Er versucht in drei verschiedenen Fällen die jeweiligen Parteien zusammenzubringen. Das gelingt, wenn überhaupt nur bedingt oder nur indirekt.
Leola und Lisa, deren Sohn, resp. Bruder wegen einer Kleinigkeit von Sean erschossen wurde, sind immerhin überrascht, dass Sean offenbar schreiben kann, können sich jedoch nicht zu einer Konfrontation durchringen. Genauso wenig wie Erik, dessen Tochter von ihrem Freund Stiva erschossen worden ist. Hier lässt der Filmemacher die durch den Mord schicksalshaft Verbandelten Aussagen über Computer des jeweils Anderen anschauen. Und im Falle von Patrick, dessen Vater von der RAF ermordert wurde, kommt immerhin eine Begegnung mit Manfred, einem verurteilten RAF-Mitglied zustande, wobei Aussöhnung vermutlich anders aussehen würde.
Die Stränge der Begegnungen mit seinen Protagonisten unterschneidet Siegert immer wieder mit ruhigen Orts- und Landschaftsaufnahmen, die dem Kino angemessen sind, auch lässt er sich nicht von dem vom Fernsehen gern gewünschten Kurzatmigkeitsschema aus der Ruhe bringen.
Die Statements setzen Gedanken in Gang zum Thema „Du sollst nicht töten“, dass das Töten in diesen Fällen immer erst durch bestimmte Umstände und Situationen als Lösung erschien, der ideologische Krieg der RAF, die telefonische Provokation von Stiva durch seine Freundin oder Sean, der durch viele Frusterlebnisse so geladen war, dass ein Eierwurf genügte, um ihn zum Selbstjustizler zu machen.
Klar wird auch, ohne Waffen wären diese Morde wohl nicht geschehen. Klar wird ferner: so ein gewaltsam von Menschen herbei geführter Tod belastet alle Beteiligten, sowohl Täter als auch die Hinterbliebenen der Opfer bis ans Ende des Lebens.
Das Einsperren der Täter in den Knast, in den USA oft jahrzehntelang, ist außerdem eine weitere, offene Frage, wie sinnvoll das ist, ob das die Häftlinge zu besseren Menschen macht. An zwei Stellen blinkt ein möglicherweise unheilvoller Einfluss der Boulevardpresse auf. Wobei es allerdings die Hinterbliebenen beruhigen kann, zu wissen, dass der Täter nicht wieder zuschlagen kann. Lauter Themenkreise und Fälle, zu denen man sich eine Vertiefung wünschte und die zu lösen unsere Gesellschaft noch lange keine befriedigende Antwort hat.