Die Prima Donna Assoluta stirbt.
Paris, 16. September 1977, ein mondäner Wohnraum. Menschen, die in Ehrfurcht herumstehen. Der Tod. Es ist die Sängerin Maria Callas, die hinter Fauteils verdeckt am Boden liegt.
Das Assozitationsteufelchen im Hirn springt gleich zu einem anderen Film, der sich mit Tod und Paris befasst, zu Der Tod von Ludwig XIV. Hier im Film von Pablo Larraín (Spencer) nach dem Drehbuch von Steven Knight (No Turning Back) ist der Tod schon passiert.
Der Film gibt bekannt, dass er – spielfilmtechnisch – sich auf die letzten Tage vor dem Tod beschränkt. Ein gewagtes Unternehmen, erst recht, nach einer Arie, die von einem Potpourri aus Archivmaterial untermalt wird.
Diese erste Hürde nimmt der Film grandios. Angela Jolie als Maria Callas überzeugt. Mehr Star, mehr Hollywood-Filmstar geht nicht, so dass sich die banale Versuchung eines Vergleichs der beiden Diven wie von selbst erübrigt.
Der Film bleibt ähnlich wie der Ludwig-Film in den divenhaften Gemächern des Weltstars. Es sind vor allem ihr Diener Ferruccio (Pierfrancesco Favino) und ihr Haushälterin Bruna (Alba Rohrwacher), die sich um sie kümmern, gehorsamst.
Es ist eine Zeit, in der die Sängerin nach mehreren Jahren der Auftrittslosigkeit eine Rekonstruktion ihrer selbst versucht und auch an ihrer Biographie schreibe, wie sie sagt. Ihre Gesangsversuche findet Bruna – befehlsgemäß – exzellent, großartig. Ferruccio wiederum versucht der Widerborstigen Arztbesuche unterzujubeln und führt penibel Buch über ihren Medikamentenverbrauch, vor allem Mantrax ist einer ihrer Begleiter. Außerdem sind die beiden ihrer launischen Herrin ausgeliefert und müssen ständig den Flügel auf dem teuren Parkett hin- und herbewegen.
Es gibt noch ein TV-Interview mit einem Journalisten namens Mantrax. Insofern ist nicht ganz klar, ob das Einbildung, Wunsch oder Wirklichkeit ist. Das Ungewöhnliche an den Dialogen speziell zwischen diesen drei Menschen ist, dass sie wie Analysetexte wirken. Diese entwerfen das Bild einer verwundeten Frau, die tiefstinnerst verunsichert ist, die auch gar keinen Umgang mit ihrer Situation hat, schon gar nicht mit dem möglicherweise bevorstehenden Tod.
Es scheint, als ob der Film genau das beschreibt, was in den Augen der Originalcallas zu entdecken ist, was aber Angelina Jolie gar nicht erst zu imitieren versucht, was auch gar nicht nötig ist.
In Schwarz-Weiß erhält die Geschichte mit Onassis (Haluk Bilginer) ihre exzellent nachgespielte Referenz. Das Ave am Anfang des Filmes ist die einzige durchgespielte Arie. Ansonsten geht der Film sparsam mit dem Musikalischen um, es gibt die Gesangsversuche in dieser Zeit und es gibt die Melodien bekannter Arien, ohne, dass diese gesungen werden, sicher auch eine kluge Entscheidung der Macher.