The Whistle Stop Cafe,
irgendwo bei einer Bahnstation im lauschigen Alabama ist die zentrale filmgeniale Location dieses wunderbaren Kinostückes von 1991, das zum 30-jährigen Kinostart-Jubiläum mit einem einmaligen Come-Back ins Kino verdient gefeiert wird, das man sich nicht entgehen lassen sollte.
Kino, richtig Kino, großes Kino, das kleine menschliche Regungen nicht übersieht, das mit ganz ungestresstem Erzählatem eine Geschichte erzählt, die eine andere, noch unerhörtere Geschichte enthält.
Die Rahmenhandlung des Filmes von Jon Avnet nach dem Drehbuch von Carol Sobieskis und Fannie Flagg nach ihrem Roman „Fried Green Tomatoes at the Whistle Stop Cafe“ dürfte in den 80ern des letzten Jahrhunderts spielen.
Garstig fängt die Rahmenhandlung an. Evelyn (Kathy Bates) und ihr Mann Ed (Gailard Sartain) besuchen eine Tante im Pflegeheim Rose Hill auf dem Lande. Von der Tante gibt es wenig zu sehen, nur Wutausbrüche sind zu hören und Gegenstände fliegen den Besuchern entgegen.
Im Foyer des Heimes wird Evelyn von einer Patientin angesprochen, der gerade die Gallenblase rausgenommen worden sei und für deren Verbleib sie sich lebhaft interessiere und die deshalb davon ausgeht, dass das auch Evelyn interessieren müsse. Sie stellt sich als Ninny (Jessica Tandy) vor und sie wird die geheimnisvolle, auktoriale Erzählerin, die das Kernstück des Filmes begleitet, welches in Alabama in dem erwähnten Café spielt in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen.
Die Rahmenhandlung ist eine Geschichte für sich. Evelyn ist unzufrieden in ihrer Ehe, sie möchte wieder Sex mit ihrem Mann; sie fühlt sich ‚zu jung, um alt zu sein und zu alt, um noch jung zu sein‘. Ein Motiv, was jetzt wieder in Wunderschön von Karolin Herfurth zu sehen ist, sogar die einzureißende Wand kommt vor.
Evelyn besucht Frauenemanzipationskurse, kommt damit aber nicht zurecht, die eigene Möse lieben zu lernen. Diese Rahmengeschichte ist von leisem Charme.
Dazwischen versenkt sich der Film in die Geschichte der beiden Freundinnen Idgie (Mary Stuart Masterson) und Ruth (Mary-Louise Parker). Idgie ist ein widerborstiges Kind. Sie muss den Tod ihres Bruders mit ansehen. Wenn sie in dem gepflegten Haus, in dem Schwarze als Personal arbeiten, sich fein machen soll, kommt sie die Treppe runter, hält ihr weißes Röckchen so hoch, dass ihre verschrammten Knie alle Schönheit zunichte machen: eine interessante, charaktervolle Person, die die Geschichte stemmen wird und vorantreibt zusammen mit Ruth, die anfangs Idgie im Auftrag der Familie zivilisieren soll. Das nimmt jedoch andere Wendungen.
Die Freundschaft ist für Idgie beendet, wie Ruth einen weißen Rassisten aus Georgia heiratet. Nach Jahren aber sucht Idgie die alte Freundin doch auf, die Gewalt in der dortigen Ehe ist unübersehbar. Idgie nimmt Ruth mit. Sie gründen das Whistle Stop Café, um welches herum sich all die sympathischen, liebenswerten Figuren reihen und in welche Idylle der Ku-Klux-Klan als auch der enttäuschte Ehemann von Ruth eindringen, mit Gewalt.
Ein Rätsel bleibt fast bis zum Schluss der Tod des Ex-Mannes von Ruth anlässlich eines Versuches, seinen Sohn zu entführen. Ein Kriminalfall also auch, der die Gerichte beschäftigten wird, auch hier mit unerwarteten und nicht unbedingt absehbaren Wendungen. Denn in den 30ern ist der Rassismus noch tief verwurzelt und völlig klar, dass bei unklaren Toden nur ein Schwarzer der Täter sein kann.
Ein Kriminaler aus Georgia steckt seine Nase immer wieder in den Fall; er hat eine Frisur wie Hitler und einen Augenausdruck wie der gestörte Putin.
Die musikalische Untermalung ist wolkenleicht, gerne in Gospel-Jazz-Nähe; nie aufdringlich, schön hintergründig.
Ein starkes Symbol für die Undurchsichtigkeit der Geschichte ist der angeschwollene Fluss, aus dem gleich zu Beginn des Filmes das Auto des offenbar zu Tode gekommenen Ex-Manns von Ruth gezogen wird. Ach ja, und im Café gibt es die beliebten gegrillten, grünen Tomaten oder auch Hamburger mit ganz besonderen Saucen serviert.
The Whistle Stop Cafe, irgendwo bei einer Bahnstation im lauschigen Alabama ist die zentrale filmgeniale Location dieses wunderbaren Kinostückes von 1991, das zum 30-jährigen Kinostart-Jubiläum mit einem einmaligen Come-Back ins...