Archiv der Kategorie: EST

Slayed – Wer stirbt als nächstes?

Vorzeigewelt 

Die Whiton-University ist amerikanische Vorzeigewelt wie es im Büchlein steht. Ein sauberer Campus mit etwas altmodischen, eher schwer eingerichteten Verbindungshäusern, in denen die Studenen entsprechend eingerichtet wohnen und ihre Partys feiern. Ein Präsident (Lochlyn Munro), der sein Gesicht pflegt wie die Grünanlagen und die Statuen, die den Campus zieren und der stolz auf die sportlichen Leistungen seiner Studenten ist. Gerade ist Wes (Froy Gutierrez) eine Schwimmerhoffnung für Olmypia (Trainersatz: es gibt keinen zweiten Platz).

Die Studenten sind knackige, hübsche Zukunftsmenschen, sozusagen symmetrisch wie möglich, ohne Macken, ohne Defekte, geradeheraus, ohne Komplikationen – oder dann können sie sich nicht erinnern.

Es gibt ja auch die Partys. Hier geht es hoch zu und her in den engen Räumen des KKT mit den vielen Betten und Einzelzimmern. Mit so einer ausgelassenen Party fängt John Berardo, der mit Lindsay LaVanchy auch das Drehbuch geschrieben hat, den Film an.

Es wird immer wilder. Es wird auch mal eine Linie Koks gezogen, der Alkohol fließt. Und es gibt anderntags Aussetzer, Probleme beim Schwimmtraining, Widersprüchlichkeiten zwischen Aussagen und den unvermeidlichen, den ganzen Film durchziehenden SMS und Chats, die Frage kursiert, ob wer abgefüllt worden sei. Es ist eben, so sehr gewollt, doch nicht nur eine Vorzeigewelt. Es gibt noch eine andere Welt.

Die Schwester von Wes, Ellery (Lindsay LaVanchy) macht sich Sorgen. Denn es gab letztes Jahr schon mal einen Vorfall nach einer Party. Kylie (Isabella Gomez) war sich nicht sicher, ob ihr Dinge passiert sind im Rausche auf einem Bett in einem der Zimmer. Ihre Freundin und Biologiestudentin Ellery fängt selbständig Recherchen an. Aber das ist nur ein Seitenstrang der Geschichte.

Der andere, der Horrorstrang, der dem Film die FSK-Freigabe ab 16 einträgt, tritt unvermittelt und grausam auf; er dürfte mit diesen dunklen Erinnerungslücken zu tun haben. Trotz aller Grausamkeit, die Resultate sind höchst malerisch. Die Polizei wird involviert. Der Schock auf dem Campus ist groß. Aber das ist erst der Anfang.

Meine Spekulation ist, dass der Film gezielt für das Heimkino gemacht worden ist, so wie er mit den Räumen spielt. Im Grunde genommen sind sie immer nur Vergrößerungen der Innenräume der Zuschauer zuhause. Es sind überwiegend Aufnahmen in etwa in halbnaher Distanz, immer mitten in den Räumen, in den Zimmern. Sie tragen so den Horror hautnah in das „Heim“, das dabei in seiner Heimeligkeit gefährdet wird; und ist so spannend und gezielt gemacht, dass man sich kaum traut während dem Screening mal schnell zum Kühlschrank zu gehen, es könnte ja inzwischen ein horrible Killerfigur irgendwo hinter dem Schrank auftauchen.

Der Sound nimmt gerne Alltagsgeräusche auf, stilisiert und überhöht sie.