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Electrophilia (DVD)

Vom Blitz getroffen

Dies ist ein Film von der Art „Was wäre wenn?“, eine Fantasiegeschichte – nicht ohne Hintergedanken.

In den Weiten Argentiniens ist Platz für besonders aparte Geschichten. Und was ist naheligender, als auf einer Farm anzufangen mit einer Tierärztin, mit Amanda (Mariana Di Girólamo, der man so schon gerne zuschaut), die Ada genannt wird. Sie ist mit Jano (Guillermo Pfening) zusammen, eine Beziehung, die es nicht mal lohnt, als nicht weiter erwähnenswert zu erwähnen.

Ada ist bei einem Gewitter auf freiem Feld bei der Geburt eines Kalbes dabei. Sie wird vom Blitz getroffen. Es wird sich zeigen, das scheint in Argentinien öfter zu passieren. Sie überlebt und wacht Monate später in einer Klinik auf. Der Blitz hat rotadrige Spuren auf ihrer Haut hinterlassen. Aber es sei alles in Ordnung und bald könne sie nach Hause.

Ada erhält Besuch von dem ihr unbekannten Juan (Germán Palacios). Er kenne sich da aus und sollten sich bei ihr Folgen oder Nebenwirkungen zeigen, so möge sie sich vertrauensvoll an ihn wenden. Er hinterlässt eine Visitenkarte.

Jetzt bekommt die Fantasie von Lucía Puenzo, die mit Lorena Ventimiglia auch das Drehbuch geschrieben hat, einen beachtlichen Schub. Juan sieht abenteuerlich aus, abgründig mit seinen teils weißen Haaren, dem schmalen Gesicht, dem tiefen Blick.

Ada leidet unter Folgeerscheinungen und die Medikamente, die ihr die Schulmedizin verschreibt, vergräbt sie lieber. Sie begibt sich zum Anwesen von Juan. Dort trifft sie auf eine Art Selbsthilfegruppe Blitzgeschädigter; obwohl der Begriff Selbsthilfegruppe nicht ganz zutrifft.

Juan ist der Guru. Es versammeln sich lauter Leute, die vom Blitz getroffen worden sind und diese geäderten roten Linien auf der Haut haben. Sie erzählen ihre Geschichten. Das erinnert an in Filmen beliebte Szenen mit Gruppensitzungen der Anonymen Alkoholiker.

Die Gruppe ist proaktiv in der Behandlung ihrer Themas. Sie will mit kontrollierten Versionen des Blitzschlages experimentieren. Sie fahren hinaus ins flache Land, den Gewittern nach, sie fordern das Schicksal direkt hinaus. Aber es gibt auch eher meditative Übungen.

Das war aber noch nicht die Grenze der Autorinnenfantasie. Einmal möchte Jaun die Narben von Ada sehen. Er fotografiert sie auch, nun, da sind weitere Fantasien recht naheliegend … Er hat einen gewissen Forschergestus, ihn interssiert der Zusammenhang zwischen Blitzschlag, Sex, Schmerz und Stimulation …