In meinen jüngeren Dienstjahren als noch unerfahrener Filmjournalist (man hat sich übrigens immer unerfahren zu fühlen, das gebietet die Moral) gab es eine „graue Eminenz“ im Norden, eine Anlaufstelle für die Presse, die wirklich jeder kannte: Klaas Akkermann.
Auf beinahe sämtlichen Einladungen, Presseheften, Presseinformationen prangte stets Klaas Akkermann als zuständig für „Hamburg“, „Nord“ oder gleich „bundesweit“. Wer noch nicht von Klaas Akkermann gehört hatte, war im falschen Job.
Einmal habe ich ihn getroffen, den Klaas Akkermann, ich glaube, bei der fetten Premiere zu Mulan in der Kölnarena, wo Disney die Presse aus München, Hamburg und Berlin im eigens gecharterten Jet einfliegen ließ. Die Frankfurter waren ein wenig sauer, denn die bekamen nur einen eigenen Eisenbahnwaggon. Ich war damals noch ziemlich grün hinter den Ohren und versuchte, meine Sache dort so gut wie möglich zu machen, Interviews und Eindrücke aufzuzeichnen. Und dann stand plötzlich Klaas Akkermann vor mir, mitten im Getümmel des Pressebereichs irgendwo unter den Tribünen der Kölnarena. Ich kratzte meinen Mut zusammen, streckte ihm die Hand entgegen und stellte mich vor. Daß seine Pressearbeit bis an den Alpenrand bekannt sei, ließ ich ihn wissen und daß ich mich freue, ihn kennenzulernen. Ich Greenhorn. Herr Akkermann schien sich auch zu freuen, doch hatten wir eigentlich gar nichts zu bereden und so verloren wir uns wieder im Getümmel. Das war’s.
Jahre später habe ich dann erfahren, daß Klaas Akkermann einen schweren Schlaganfall erlitten habe. Die eigene Vorsorge hat wohl nicht gereicht und nun sind Spenden nötig, habe ich gehört, und mir gedacht, daß das wieder mal typisch ist für unsere Branche: Die mit Herzblut machen die beste Arbeit und schauen nicht aufs Geld, alle anderen nutzen es aus.
In welcher finanziellen Verfassung sich Klaas Akkermann genau befindet, weiß ich natürlich nicht, es ist nur offensichtlich, daß er nicht im Geld schwimmt. Ein Spendenaufruf wäre sonst sicher nicht nötig geworden. Wenn das schon einem so bekannten und gut gebuchten Manne passiert, dann frage ich mich, wo wir kleinen Journalisten alle in dreißig Jahren sind. Nicht auszumalen… Nun, zurück zum Thema:
Gestern bin ich dann bei einer Recherche zufällig auf die Webseite von Klaas Akkermann gestoßen, und deswegen schreibe ich diesen Post: Was dieser Mensch erlebt hat, wen er alles getroffen hat in seinem langen Pressebüro-Dasein, ist einfach schier unglaublich. Ganz begeistert rief ich seine Stieftochter Eike Hahn an, und eine ganze Weile schwelgten wir in Erinnerungen (wobei es natürlich recht wenig Gemeinsamkeiten gab).
Eike Hahn hat mich über ein interessantes Projekt informiert: Ein Buch über das Leben von Klaas Akkermann. Ich halte so ein Buch für einen ganz fantastischen Ansatz, Geschichten zum Schmunzeln und für Filmfans aller Art in einem speziellen Fokus (Filmmarketing in Deutschland von den 60ern bis heute, aus der Sicht von „hinter den Kulissen“) zu versammeln. Die Idee zum Buch stammt von Klaas Akkermann selbst, der laut seiner Tochter einst zu diesem Thema sagte: „Wenn ich das geschrieben habe, kann ich nach Sibirien auswandern!“ – Man darf also gespannt sein, welche Geschichten da so zu Tage treten werden. Ich würde es verschlingen.
Doch da Klaas Akkermann jedoch selbst aufgrund der Folgen seines Schlaganfalles nicht mehr alle Details seines Lebens wiedergeben kann, wird um Hilfe ersucht. Ich bin sicher, daß gerade die älteren Hasen unter uns einige Anekdoten zum Besten geben können (und auch dazu bereit sind), die sie mit Klaas Akkermann verbinden. Es muß in ihnen auch nicht immer eitel Sonnenschein herrschen: Erwachsene Menschen sind ja in der Lage, das allzu menschliche vom geschäftlichen zu trennen. Bitte mit Eike Hahn Kontakt aufnehmen, Adresse hier.
Ich finde die Buchidee großartig und hoffe sehr, daß das Projekt zustande kommt. Zu seinem 75. Geburtstag am 17. März 2009 soll es rauskommen – hoffentlich klappt’s, hoffentlich beteiligen sich genug Freunde und Kollegen mit ihren Erinnerungen. Kein Geschichtchen ist zu klein, gekürzt werden kann immer!
Ein paar biographische Eckdaten zu Klaas Akkermanns Leben habe ich auch:
- Geburt am 17.3.1934 auf Borkum
- Dort ab 1954 Arbeit im lokalen Kino (das hier vielleicht? Sieht nicht aus wie ein Kino… Aber wahrscheinlich ist das alte nicht mehr da, ich stell mir das in der Stadtmitte vor)
- 1956 ab nach Hamburg, dort bei der Columbia mit 22 Jahren jüngster Pressestellenleiter Deutschlands
- in den 60ernPressestellenarbeit auch für United Artists und andere Verleiher, baut ein kleines „Imperium“ auf
- betreut 270 bekannte Stars (siehe Liste)
- erleidet am 20. Mai 2003 einen Schlaganfall, der jedoch recht gut therapiert werden kann
Auf dem Foto ist Klaas Akkermann im grauen Jackett zu sehen, rechts Help!-Regisseur Richard Lester, und im Vordergrund sitzend John Lennon. Das Foto entstand auf der Pressekonferenz zum Film Wie ich den Krieg gewann.
Ich wünsche Klaas Akkermann die bestmögliche Genesung und viel Erfolg mit dem Buchprojekt!
Nachtrag: Eintrag wurde am 24.2. leicht korrigiert, ich hatte zwei Details bei meinem Telefonat mißverstanden.
In meinen jüngeren Dienstjahren als noch unerfahrener Filmjournalist (man hat sich übrigens immer unerfahren zu fühlen, das gebietet die Moral) gab es eine „graue Eminenz“ im Norden, eine Anlaufstelle für...