Archiv der Kategorie: Allgemein

Ein neuer Blog am Start

Klaus, ein langjähriger Freund und Kollege, zischt in wenigen Stunden nach Taipeh ab – für drei Monate. In seinem neuen Blog Brennpunkt Taipeh wird er über seine Erlebnisse berichten. Ich denke, das wird interessant! (siehe Blogroll) Klaus, viel Spaß wünsche ich Dir!

Ach, und H.M.: Viel, viel Spaß in Neuseeland! Ich beneide Dich!


Größere Kartenansicht

Movie Revenues im Überblick

Eine sehr coole interaktive Grafik hat die New York Times mit The Ebb and Flow of Movies: Box Office Receipts 1986 – 2007 vor ein paar Tagen online gestellt.

In diesem auf den ersten Blick skurril anmutenden Wellengebilde kann man sehen, welcher Film wann wieviel Zuschauer angezogen hat. Steile Berge zeigen einen starken Abfall von Zuschauerzahlen, flache Hänge einen langsameren. Mit der Maus kann man eine Menge bekannter Filme finden und auf einen Blick sehen, wie der sich entwickelt hat. So sind zum Beispiel Top Gun und Crocodile Dundee ewig gelaufen und hatten dabei jedoch relativ wenige Zuschauer, wohingegen Three Men and a Little Lady nach einem guten Start praktisch sofort in der Versenkung verschwunden ist und Toys praktisch unter Ausschluß der Öffentlichkeit lief. Auch National Treasure: Book of Secrets hat einen ziemlichen Zuschauerrückgang hinnehmen müssen. Und: Das Strömungsverhalten der Zuschauer hat sich offenbar deutlich gewandelt in den letzten Jahrzehnten.

Und nun zeigt mir sowas mal in einer Printpublikation!

Meine 2 Oscar-Cents

Die diesjährige 80. Oscarverleihung wirft bei mir unter anderem einige Fragen und Stirnfalten auf, hier without further ado meine Notizen in halbwegs chronologischer Reihenfolge:

Roter Teppich:

  • Die Frisur von Javier Bardem erinnert mich an Hell Toupé. (Bild)
  • Mickey Rooney strahlt trotz seiner 87 Jahre wie ein Honigkuchenpferd.
  • Es scheint unter Frauen Mode zu sein, sich die Oberweite abzuquetschen. Bei Jennifer Garner quoll praktisch die Hälfte oben raus, Cameron Diaz hätte auch ein obenrum weiteres Kleid gestanden. Gehört das zum Schlankheitswahn?
  • Rebecca Miller lenkte mit ihrer Brosche gekonnt von den Ohrringen ihres Gatten Daniel Day-Lewis ab. Sah jedoch gut aus, doch zugleich ungewohnt.
  • Sarah Golden (84) sitzt angeblich seit 22 Jahren jährlich auf der Zuschauertribüne am Roten Teppich. Sie war sichtlich begeistert, als sie kurz interviewt wurde.

Oscarverleihung:

  • Jon Stewart hat eine gute Moderation hingelegt, finde ich (jedoch nicht so gut wie Billy Crystal oder Steve Martin). Seinen kurzen Seitenhieb auf Barack Hussein Obamas „furchteinflößenden“ Namen mit dem Vergleich zur angeblich gescheiterten Präsidentschaftskandidatur von Gaydolf Titler in den 40ern hatte mich fast am Boden. Als ob der Name Programm wäre…
  • im 80-Jahre-Oscars-Überblick fehlt Billy Wilder. Billy Wilder! (oder hab ich ihn übersehen?)
  • der Gag mit dem iPhone ist großartig („oh, those are camels!“), siehe auch David Lynchs Äußerungen dazu. Nur leider noch nicht auf YouTube zu finden.
  • Singt Amy Adams live? Wenn nein, warum war sie dann am roten Teppich so aufgeregt? Wenn ja, warum klingt es dann perfekt? The show must go on, nicht?
  • Der Happy Working Song hat meines Erachtens einen etwas unglücklich gewählten Titel.
  • Die Salutes to Binoculars und Bad Dreams mit ihrem Bezug zum Autorenstreik gefielen.
  • Ich mußte feststellen: Hugh Welshman und der junge Mike Nichols sehen aus wie ich in schlank. Dasselbe gab’s früher schon mit Boris Becker und mehr noch mit Jeffrey Jones. Den Mike Krüger laß ich jetzt mal geflissentlich unter den Tisch fallen.
  • Tilda Swinton ist eine großartige, fantastische Schauspielerin, in Michael Clayton ist es mir eiskalt den Rücken runtergelaufen. Leider erinnerte mich ihr Abendkleid dermaßen an das Batman-Kostüm, daß ich mich kaum mehr auf das konzentrieren konnte, was sie zu sagen hatte. (Nachtrag: Ihr selbst erging es wohl auch so)
  • Sehr witzig: „And the Baby goes to… Angelina Jolie!“
  • Im In Memoriam hätte man Brad Renfro wenigstens kurz erwähnen sollen, und auch wenn Roy Scheider sich nach der Zählgrenze verabschiedet hat, hätte man ihn ebenfalls nicht unerwähnt lassen sollen – oder zumindest nicht direkt im Anschluß an das Memoriam ausgerechnet mit dem Jaws-Score weitermachen sollen. (Nachtrag: war wohl doch kein so kleiner Fehler)
  • Völlig gerissen hat mich die Live(?)-Schaltung zu den Soldaten im Irak. Hab ich das nicht kapiert, oder wieso ist da plötzlich Invasionspropaganda in einer Kulturveranstaltung? Die Fundamente meines Kultur-, Moral- und Freiheitsverständnisses wurden schwer erschüttert. Wäre die Schaltung wirklich nur zu „Menschen, die lieber zuhause wären“ (Zitat Presenter Tom Hanks) gegangen, dann hätte man auch zu Patienten im Endstadium schalten können, zu Kanal- und Klärwerksangestellten, zu Obdachlosen und zu Straßenkindern. Aber diese Irakschaltung halte ich für höchst kritisch, aussagemäßig. Klar sollte man das heiße Eisen nicht ausblenden, aber das tun die Kriegsdokus ja bereits nicht.
  • Tom Hanks sagt über den Dokumentafilm: „As always in this category of nominated documentary features the willingness of the filmmakers to explore controversial subjects that they use the camera to bring the world the truth of what they see“ birgt bereits die Tatsache, dass jede Wahrheit eben subjektiv ist und daher jede Sache auch eine andere Seite hat, daß also auch jede Doku hinterfragt werden muß. Finde ich sehr gut formuliert von dem Autor, der für dieses Segment verantwortlich war.
  • Irre ich mich, oder ist der Doku-Oscar der einzige, bei dem bei der Verleihung die Kandidaten nicht in ihren Videoboxen gezeigt wurden? Michael Moore ist nur kurz im Publikum zu sehen, während die Gewinner Alex Gibney und Eva Orner zur Entgegennahme schreiten glückstaumeln.
  • Toll, daß Markéta Irglová extra nochmal Gelegenheit zur Danksagung für Once bekommen hat. „Here’s your Moment“ klingt allerdings eher wie von einem Kellner, der endlich den Beilagensalat nachreicht.
  • Auch bei der Rückblende zu den großen Regisseuren und ihren Regie-Oscar-Momenten (die unter anderem einen Steven Spielberg zeigt, der sich eine Träne aus dem Auge wischen muß), fehlt ebenso Billy Wilder. Dabei hätte ich doch so gern einmal den sagenumwobenen Oscar-Dankesreden-Klassiker „Thank you Mr. Diamond“ – „Thank you, Mr. Wilder“ zur Oscarverleihung zu Das Appartement gesehen. (Obwohl das strenggenommen ja der Drehbuch-Oscar war.)
  • Wieso zeigen die Ausschnitte so viele Spoiler? Abgesehen davon, daß viele Filme hier bei uns noch nicht laufen (worauf keine Rücksicht genommen werden kann, ich verstehe), nimmt das doch auch dem „wissenden“ Publikum die Spannung. Oder nicht?
  • Ohne Hooray for Hollywood (Fan-Video, Doris Day-Version) gäbe es wohl keine Verleihung. Jemals.

Und zum Abschluß noch ein Satz von Scott Rudin (bzw. Sydney Pollack, den dieser zitiert), den sich alle Filmemacher (vor allem hierzulande) in besonders großen Buchstaben hinter die Ohren schreiben sollten:

With the opportunity to make movies comes the responsibility of making them good.

Das beste Beispiel hierfür ist der verdiente Oscar für Die Fälscher sowie der für Das Leben der Anderen. Auf die zahlreichen Gegenbeispiele verzichte ich.

Nicht schlecht: Die Red Carpet Gallery, doch eine viel bessere Idee ist die Thank You-Cam, finde ich.

It’s the Oscars!

In wenigen Stunden werden wir sehen, ob nach dem kürzlichen Streik-Ende noch eine anständige Oscarverleihung geschrieben werden konnte. Natürlich wird an der sicherlich schon seit Monaten unter dem Tisch gefeilt, aber hey, das würde natürlich niemals einer zugeben.

Egal, wer also in wenigen Stunden zu einer der vielen Oscar-Nacht-Veranstaltungen (sei diese privat oder öffentlich) pilgert, dem wird dieses PDF, das es in der Oscar-Kategorie der IMDb gibt, sicher helfen.

Viel Spaß!

It’s the Razzies!

Razzie LogoDie Razzies sind vergeben! Und das schon im 28. Jahrgang…

Die großen Abräumer sind I know who killed me und Norbit.

Herzlichen Glückwunsch!

Alle Preisträger hier, die Pressemitteilung zur Verleihung hier.

Einer für alle: Klaas Akkermann

In meinen jüngeren Dienstjahren als noch unerfahrener Filmjournalist (man hat sich übrigens immer unerfahren zu fühlen, das gebietet die Moral) gab es eine „graue Eminenz“ im Norden, eine Anlaufstelle für die Presse, die wirklich jeder kannte: Klaas Akkermann.

Auf beinahe sämtlichen Einladungen, Presseheften, Presseinformationen prangte stets Klaas Akkermann als zuständig für „Hamburg“, „Nord“ oder gleich „bundesweit“. Wer noch nicht von Klaas Akkermann gehört hatte, war im falschen Job.

Klaas Akkermann und John LennonEinmal habe ich ihn getroffen, den Klaas Akkermann, ich glaube, bei der fetten Premiere zu Mulan in der Kölnarena, wo Disney die Presse aus München, Hamburg und Berlin im eigens gecharterten Jet einfliegen ließ. Die Frankfurter waren ein wenig sauer, denn die bekamen nur einen eigenen Eisenbahnwaggon. Ich war damals noch ziemlich grün hinter den Ohren und versuchte, meine Sache dort so gut wie möglich zu machen, Interviews und Eindrücke aufzuzeichnen. Und dann stand plötzlich Klaas Akkermann vor mir, mitten im Getümmel des Pressebereichs irgendwo unter den Tribünen der Kölnarena. Ich kratzte meinen Mut zusammen, streckte ihm die Hand entgegen und stellte mich vor. Daß seine Pressearbeit bis an den Alpenrand bekannt sei, ließ ich ihn wissen und daß ich mich freue, ihn kennenzulernen. Ich Greenhorn. Herr Akkermann schien sich auch zu freuen, doch hatten wir eigentlich gar nichts zu bereden und so verloren wir uns wieder im Getümmel. Das war’s.

Jahre später habe ich dann erfahren, daß Klaas Akkermann einen schweren Schlaganfall erlitten habe. Die eigene Vorsorge hat wohl nicht gereicht und nun sind Spenden nötig, habe ich gehört, und mir gedacht, daß das wieder mal typisch ist für unsere Branche: Die mit Herzblut machen die beste Arbeit und schauen nicht aufs Geld, alle anderen nutzen es aus.

In welcher finanziellen Verfassung sich Klaas Akkermann genau befindet, weiß ich natürlich nicht, es ist nur offensichtlich, daß er nicht im Geld schwimmt. Ein Spendenaufruf wäre sonst sicher nicht nötig geworden. Wenn das schon einem so bekannten und gut gebuchten Manne passiert, dann frage ich mich, wo wir kleinen Journalisten alle in dreißig Jahren sind. Nicht auszumalen… Nun, zurück zum Thema:

Gestern bin ich dann bei einer Recherche zufällig auf die Webseite von Klaas Akkermann gestoßen, und deswegen schreibe ich diesen Post: Was dieser Mensch erlebt hat, wen er alles getroffen hat in seinem langen Pressebüro-Dasein, ist einfach schier unglaublich. Ganz begeistert rief ich seine Stieftochter Eike Hahn an, und eine ganze Weile schwelgten wir in Erinnerungen (wobei es natürlich recht wenig Gemeinsamkeiten gab).

Eike Hahn hat mich über ein interessantes Projekt informiert: Ein Buch über das Leben von Klaas Akkermann. Ich halte so ein Buch für einen ganz fantastischen Ansatz, Geschichten zum Schmunzeln und für Filmfans aller Art in einem speziellen Fokus (Filmmarketing in Deutschland von den 60ern bis heute, aus der Sicht von „hinter den Kulissen“) zu versammeln. Die Idee zum Buch stammt von Klaas Akkermann selbst, der laut seiner Tochter einst zu diesem Thema sagte: „Wenn ich das geschrieben habe, kann ich nach Sibirien auswandern!“ – Man darf also gespannt sein, welche Geschichten da so zu Tage treten werden. Ich würde es verschlingen.

Doch da Klaas Akkermann jedoch selbst aufgrund der Folgen seines Schlaganfalles nicht mehr alle Details seines Lebens wiedergeben kann, wird um Hilfe ersucht. Ich bin sicher, daß gerade die älteren Hasen unter uns einige Anekdoten zum Besten geben können (und auch dazu bereit sind), die sie mit Klaas Akkermann verbinden. Es muß in ihnen auch nicht immer eitel Sonnenschein herrschen: Erwachsene Menschen sind ja in der Lage, das allzu menschliche vom geschäftlichen zu trennen. Bitte mit Eike Hahn Kontakt aufnehmen, Adresse hier.

Ich finde die Buchidee großartig und hoffe sehr, daß das Projekt zustande kommt. Zu seinem 75. Geburtstag am 17. März 2009 soll es rauskommen – hoffentlich klappt’s, hoffentlich beteiligen sich genug Freunde und Kollegen mit ihren Erinnerungen. Kein Geschichtchen ist zu klein, gekürzt werden kann immer!

Ein paar biographische Eckdaten zu Klaas Akkermanns Leben habe ich auch:

  • Geburt am 17.3.1934 auf Borkum
  • Dort ab 1954 Arbeit im lokalen Kino (das hier vielleicht? Sieht nicht aus wie ein Kino… Aber wahrscheinlich ist das alte nicht mehr da, ich stell mir das in der Stadtmitte vor)
  • 1956 ab nach Hamburg, dort bei der Columbia mit 22 Jahren jüngster Pressestellenleiter Deutschlands
  • in den 60ernPressestellenarbeit auch für United Artists und andere Verleiher, baut ein kleines „Imperium“ auf
  • betreut 270 bekannte Stars (siehe Liste)
  • erleidet am 20. Mai 2003 einen Schlaganfall, der jedoch recht gut therapiert werden kann

Auf dem Foto ist Klaas Akkermann im grauen Jackett zu sehen, rechts Help!-Regisseur Richard Lester, und im Vordergrund sitzend John Lennon. Das Foto entstand auf der Pressekonferenz zum Film Wie ich den Krieg gewann.

Ich wünsche Klaas Akkermann die bestmögliche Genesung und viel Erfolg mit dem Buchprojekt!

Nachtrag: Eintrag wurde am 24.2. leicht korrigiert, ich hatte zwei Details bei meinem Telefonat mißverstanden.

Kein Kommentar

Das Satiremagazin Titanic hat heute einen sehr genialen, filmbezogenen Startcartoon auf der Webseite. Ich binde die Grafik hier mal ein (was hoffentlich keinen von Titanic stört, wenn schon, bitte melden), man kann sie sich aber auch als eCard schicken: