David Lynch hat Recht, hat Recht, hat Recht:
PS: Gilt natürlich nicht nur für das iPhone. Und nur für richtige Filme.
David Lynch hat Recht, hat Recht, hat Recht:
PS: Gilt natürlich nicht nur für das iPhone. Und nur für richtige Filme.
Soeben habe ich erfahren, daß die Preview eingestellt wurde. Die Preview ist das Kinomagazin, das mich zum Journalismus brachte (1997 war das, glaube ich), und das ich zuletzt im vergangenen Oktober leitete. Dann erlaubte ich mir eine Auszeit, um mich auf (Firmenname in Umfirmierung) konzentrieren zu können, und heute habe ich erfahren, daß das Magazin zum neuen Jahr eingestellt worden ist.
Die Preview war ein ganz besonderes Kinomagazin: Herausgegeben vom Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund, war sie lange Zeit das einzige Kinomagazin, das es ausschließlich für Blinde und Sebehinderte gab. Früher erschien die monatliche Ausgabe auf einer 90-Minuten-Audiokassette, im Jahre 2006 wurde dann sukzessive auf CD (im Daisy-Format) umgestellt.
Die Beiträge waren persönlich gestaltete, teilweise zweitverwertete Texte, die mit O-Tönen aus den Filmen bereichert wurden. Zeitweise gab es da auch die „Knallerparade“, eine Kategorie, in der ein befreundeter Kollege (nun im Hamburg wohnend) und ich aus dem Stegreif über aktuelle Filme, Kino im Allgemeinen und über Stars und Sternchen plauderten. Da die Preview aufgrund ihrer vergleichsweise kleinen Zielgruppe (und ihres ehrenamtlichen Entstehens) sehr großen künstlerischen Freiraum gewährte, gerieten manche dieser Beiträge zu Werken, die anderswo kaum veröffentlicht hätten werden können. Und in welchem anderen Audio-Medium hätte mn eine halbe Stunde über einen einzigen Film diskutieren können? Wir haben in so einem Fall halt einfach spontan eine Doppelausgabe gemacht.
Mein persönliches Highlight ist die Erinnerung an eine Studiosession, bei der ich gerade Audiodeskriptionstermine fürs TV im Wechsel mit einem Kollegen auflas (glaube ich, jedenfalls haben wir irgendwas im Wechsel vorgelesen). Auf jeden Fall erinnert mich plötzlich etwas an diesen Witz von Otto Waalkes, und ich konnte nicht umhin, ihn meinem Kollegen vor laufendem Mikro zu erzählen: „Zwei Bauarbeiter fallen vom Gerüst. Der eine stürzt zu Boden. Der andere hat Glück, er bleibt mit dem Auge an einem Nagel hängen!“ – woraufhin ich in derart hysterisches Gelächter ausgebrochen bin, daß ich mich ungefähr eine Minute nicht mehr halten konnte. Quietschend wie ein Kleinkind rutschte ich vom Stuhl, japste nach Luft und gab nur noch Geräusche im Ultraschallbereich von mir. Angesteckt konnte sich auch der Kollege nicht mehr einkriegen, bis wir schließlich mit hochroten Köpfen und tränennassen Gesichtern die Arbeit wieder aufnahmen. Die Aufzeichnung wurde natürlich ungekürzt veröffentlicht, schließlich wollten wir unseren Hörern zeigen, mit wieviel Herzblut wir bei der Sache sind. Ein Klassiker.
Die Preview brachte mich zu vielen Interviews, mein erstes führte ich mit Michael Ballhaus auf der genialen Premierenfeier zu Air Force One, für die anderen Stars war ich zu unwichtig. Das für mich persönlich beeindruckendste Treffen war ein kleines Gruppeninterview mit Woody Allen (Woody Allen!! persönlich!), dicht gefolgt von meiner Erfahrung, Steven Spielberg (!) bei der PK zu Catch Me If You Can zu treffen. Hätte ich seinerzeit als viel zu junges Kind nicht an Weihnachten den Weißen Hai sehen dürfen, weil ich nicht schlafen konnte und meine Eltern wohlgelaunt mich großzügig zugucken ließen, hätte mich der Movie Bug möglicherweise nie gebissen. Ach ja… Diese schlaflosen Nächte war es definitiv wert!
Im Lauf der Jahre gab es einige Mitarbeiter bei der Preview, einer von ihnen ist heute selbst Filmregisseur, ein anderer TV-Journalist (nein, zwei sogar), manche habe ich aus den Augen verloren und die anderen haben andere Wege eingeschlagen. Medienaffin waren und sind wir aber alle. Und gepodcastet haben wir offenbar schon, als der iPod noch lange nicht erfunden war.
Die Preview wurde 1989 von einem Zivi des Blindenbundes gegründet, der in seiner heutigen Eigenschaft als hauptberuflich beim Blindenbund Tätiger auch wieder den Stecker gezogen hat. Alles in allem: Es war ein schöner, unvergesslicher Ritt. Vielen Dank für viele schöne Jahre! Besonderen Dank auch an die Mitarbeiter des BBSB, die für uns immer alle Augen zudrückten, für uns immer Sonderschichten an der Kopierstraße einlegten und uns immer hilfreich zur Seite standen.
Und wer weiß, vielleicht geht ja eines Tages irgendwie (und mit mehr Leuten) eine Nachfolgepublikation zusammen?
Nachtrag: Endlich bin ich mal dazugekommen, ein paar Ausschnitte hochzuladen, hier also zum Beispiel:
Das Preview-Intro, Ausgabe März 2004
[audio:Preview_2004-03_Intro.mp3]
Die Oscarverleihung, Ausgabe März 2004
[audio:Preview_2004-03_Oscars.mp3]
Einmal News rund ums Kino, Ausgabe Juni 2005
[audio:Preview_2005-06_News.mp3]
Und ein klassischer aus-dem-Stegreif-Beitrag, Ausgabe September 2006
[audio:Preview_2006-09-10_Stegreif.mp3]
Liebe Kollegen,
aus Italien erreichte mich eine Anfrage: Der dortige Kollege arbeitet an einem Buch über das Fantastische Kino und sucht noch Hilfe bei den deutschen Filmen. Zum einen spricht er selber kein Deutsch, kann daher keine vorhandenen Reviews übersetzen, zum anderen sucht er noch die eine oder andere Review deutscher Filme dieses Genres (Mystery, Horror, Fantasy). Bei Interesse bitte per englischsprachiger Mail bei mir melden, ich leite die Mail dann direkt nach Italien weiter, Kontaktaufnahme erfolgt dann von dort. Sprache: Englisch, aber auch Italienisch ist natürlich möglich. Mehr Infos dazu in diesem Post, wenn ich mit Italien telefoniert habe.
Wanted:
For an Italian book on fantastic films, people who can review (or have reviewed) fantastic movies from Germany or translate existing German reviews into english (or Italian). Send Mail to me, I’ll forward it respectively, you then’ll hear from Italy. More Infos later, here.
Zum Filmfest Rom hat Mini Italien eine sehr nette Plakatkampagne gestaltet und seine Autos in verschiedenen Motiven großen Filmemachern gewidmet: Sergio Leone, Lars von Trier (ein sehr gelungener Seitenhieb, wie ich meine), Alfred Hitchcock und Quentin Tarantino. Die Motive überzeugen – so simpel, so gut kann Werbung sein.
Der Streik der schreibenden Kollegen in den USA hat nun dazu geführt, daß die Verleihzeremonie der Golden Globes abgesagt und am kommenden Sonntag durch eine simple Pressekonferenz ersetzt wird. Die Globes werden durch die in Hollywood ansässigen Mitglieder der Auslandspresse vergeben – eine Mitgliedschaft, die nicht jedem zuteil wird.
Der mir sonst als Apple-Kolumnist bekannte David Pogue weist in seinem Blog bei der New York Times auf einen zugegebenermaßen wirklich befremdlichen Zustand hin: Den Unterschied zwischen Trailern und dem dazugehörigen Film.
Cineasten wissen natürlich schon lang, daß der Trailer oft die besten Szenen eines Films vorwegnimmt, in manchen Fällen sogar das Ende verrät (diese Art Fauxpas stammt wohl aus einer Zeit, in der die Allgemeinheit noch nicht bildgenau vorspulen konnte, da nahm man es wohl nicht so genau mit den Spoilern) und in noch selteneren Fällen gar besser ist als der Film selbst. Wie oft habe ich mich wegen des Trailers auf einen Thriller gefreut und mußte dann ein Drama durchsitzen oder ähnliches. Die Macht der Montage eben.
Und manchmal passiert es eben, daß Material im Trailer auftaucht, das im Film gar nicht vorkommt. In manchen Fällen mag dies dem Zuschauer sonnenklar sein und somit „erlaubt“. Ich erinnere mich mit Freuden an diesen herrlichen Teaser, der anfängt wie eine unschuldige Jane Austen-Sommerschnulze:
Eine Frau in keusch-barockem Kleid frohlockt durch den lichten Wald, sanft blühen die Gräser, die Sonne spielt mit dem Wind. Der Sprecher etabliert etwas wie „Es war eine Zeit der Unschuld. Die junge Lady Windermere folgte dem Ruf ihres Herzens…“, während das Mädchen mit offenbar gewaltig vor Liebe bebendem Herzen auf eine am Rand einer Klippe gelegene Holzhütte zustürmt, so schnell wie es die Anmut eben erlaubt. Dort klopft sie an die Tür, diese fliegt auf und trifft das Mädchen, das daraufhin über den Rand der Klippe ins Meer stürzt. In der Tür steht Frank Drebin (Leslie Nielsen aus der Nackten Kanone) und wundert sich, daß keiner draußen steht. Kurzer Schnitt auf das Meer, wo die Haie gerade die Frau zerfleischen. Frank Drebin zuckt die Schultern und macht die Tür wieder zu.
Zuerst wird also die Erwartungshaltung für eine Romanze im viktorianischen Zeitalter geschürt, die Frauenherzen im Kino blühen auf, während die der Männer tendenziell zusammenschrumpeln, durch den Twist wird dies jedoch umgekehrt – sehr hübsch. (siehe auch From Dusk till Dawn) Jedem Zuschauer ist klar, daß diese Szene wohl kaum in der Nackten Kanone 33 1/3 auftauchen dürfte (findet wer den Teaser im Internet?), daher ist sowas durchaus legitim. Doch um zu den Erfahrungen von David Pogue zurückzukommen:
Er hat sich die Trailer von National Treasure – Book of Secrets angesehen und ist daraufhin ins Kino gegangen. Doch dort fehlten einige der angedeuteten Szenen (und die damit einhergehenden Handlungsstränge), deswegen fragt David Pogue sich zurecht, ob es nicht eine Grenze gibt, ab der ein Trailer zum „False Advertising“ wird.
Ich finde, er hat recht. Da man die Ware Film nicht bei Nichtgefallen zurückgeben kann, ist die Verantwortung der Hersteller natürlich höher anzusetzen als bei „nicht-flüchtiger“ Ware, die vor dem Kauf eingehend untersucht werden kann. Als Filmjournalist entfernt man sich zwangsläufig vom Kino-Ritual der Zuschauer, die geworben werden, zahlen, Werbung sehen und dann womöglich nicht das bekommen, was ihnen in der Werbung vorgemacht wurde. Sowas fällt einem dann gar nicht so auf. Hoffen wir, daß das nicht zur Regel wird.
Nachtrag: Yannick hat einen sehr geilen Fake-Trailer zu „Shining“ gefunden, der das ganze auf humoristische Weise verdeutlicht. Siehe Kommentare.
Noch bis zum 10. Januar können Dokumentarfilme aus aller Welt beim DokFest (1. bis 7. Mai) eingereicht werden. Voraussetzung ist, daß die Produktionen nach dem 1.1.07 abgeschlossen wurden.
Weiter im Text: Vor kurzem ist bei Vanity Fair ein langer, exklusiver Artikel zum neuen Indiana Jones erschienen, den ich Euch nicht vorenthalten möchte. Weihnachten war übrigens super, nur leider bin ich jetzt erkältet.
Eine weitere Runde ist eröffnet, ein weiteres Mal die Sonne umkreist!
Was 1582 mit dem Auslassen von 10 Oktobertagen als gregorianischer Kalender ins Leben gerufen wurde, bestimmt heute die Zeitrechnung praktisch des gesamten Planeten. (Der zuvor gültige Kalender war übrigens der von Julius Caesar eingeführte julianische Kalender, der rund 16 Jahrhunderte vorhielt. Eine Reform, die so lange vorhält, will ich heutzutage mal sehen…)
Dieses Jahr bietet mir Chancen und birgt ebenso Risiken. Oberste Priorität hat natürlich die (Wieder-) Eröffnung von (Firmenname in Umfirmierung). Die hatte ich ja schon für Dezember angedacht, doch kam (nicht nur) Weihnachten dazwischen. Außerdem weiß selbst der größte Marketing-Laie, daß es sicherlich nicht das schlaueste ist, eine Pressemeldung rund um Weihnachten zu schicken und auf Resonanz bzw. Aufmerksamkeit zu hoffen.
Doch lange wird es nicht mehr dauern: Ich pflege das komplette Programm ab 2008 ein. Sobald ich einige Wochen Vorlauf hereingearbeitet habe, wird eröffnet.
Dieser Blog wird natürlich ebenfalls weiterlaufen. Ich denke, ein paar persönliche Blicke auf das Mediengeschehen aus dem Blickwinkel unserer speziellen kleinen Nische sind durchaus legitim und hoffentlich auch interessant.
Privat freue ich mich besonders auf die beiden Hochzeiten, zu denen ich im kommenden Jahr schon eingeladen bin.
Alles weitere wird sich, wie man so schön sagt, dynamisch entwickeln. Wir werden also sehen, was noch so alles kommt. Doch mit Aufrichtigkeit und Fairness kann es im Grunde doch nur gutgehen. Also: Ein gutes Neues Jahr uns allen!
PS: Trotzdem noch Blogpause bis Heilig Drei Könige!
auch dieser Blog macht eine Pause. Sofern nicht die Medienwelt aus den Fugen gerät, Hollywood im Meer versinkt oder Borat aufhört zu existieren, melde ich mich spätestens nach Heilig Drei Könige wieder.
Der Herr links ist übrigens der „Weihnachtsmann“ (eigentlich ja der Nikolaus) vom Oberpollinger am Stachus, und ich finde seinen geradezu bescheidenen Auftritt im Gegensatz zum kitschigen Santa Claus stilvoll und lehrreich für die Kleinen.
Ich wünsche Euch allen schöne Feiertage und einen guten Rutsch! Auf ein gutes, erfolgreiches 2008 uns allen!
Euer Julian
(nach Blogeintrag aufs Sofa umgezogen)