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Dracula 2.0, Journalismus 2.0

Zwei kleine News schnell, dann ab in den Muttertag:

Dracula kann man nun als RSS-Feed lesen, und zwar genau in dem Rhythmus, in dem die Briefe und Tagebucheinträge, aus denen das Buch besteht, datiert sind. Die Geschichte startete an einem dritten Mai, also ist dies der ideale Zeitpunkt, anzufangen. Dracula online, via.

Kein Kommentar: Journalisten sollen sich nun online um Aufträge kloppen. Ist das nun modern oder nur eBay? (Die Bieter für Aufträge sollen sich angeblich nicht für Aufträge unterbieten müssen, ich weiß.)

Deutshes Sprach isse schwär! Inglis wäry heavi, two!

Gerade in einer Werbepause gesehen: ProSieben hat eine neue Show, in der sich mal wieder irgendwelche Zivilisten zum Affen machen (was mich ja schonmal gleich gar nicht interessiert). Diese Show heißt „Mascerade“, dann kommt wieder so ein typisch deutscher pseudopfiffiger Untertitel mit Bindestrich, den ich schon wieder vergessen habe.

2009-05-08-mascerade-auf-prosiebenDer Sprecher im Trailer bewarb Mascerade im englischen Tonfall, Anglizismen sind ja so supermodern. Doch wieso wird die Sendung dann mit c geschrieben? Auf englisch heißt die deutsche „Maskerade“ ja „Masquerade„, mit qu also. Laut Duden gibt es noch die spanische mascarada und die französische mascarade sowie noch die italienische mascarata – doch mit e hinter dem c gibt es nichts. Nur die Sendung von ProSieben.

Was soll das? Echte Vorteile außer dem Wortmarkenschutz kann ich für diese Eigenkreation nicht erkennen, und der größte Nachteil liegt klar auf der Hand: Galoppierende Volksverdummung. Unser Sprachraum ist schon voll genug von falsch verstandenen Redensarten („Mund-zu-Mund-Propaganda„, „Gratwanderung am Rande der Legalität„), nicht verstandenen Bedeutungen (hermetisch abgeriegelter Tatort), Neologismen (unkaputtbar) und nicht erst seit eben kommen auch noch falsche (oft laienhafte) Übersetzungen und Denglisch-Katastrophen dazu. Ein hervorragendes Beispiel ist zum Beispiel der Titel der Komödie The Ref, der hierzulande als No Panic – Gute Geiseln sind selten in die Kinos kam.

Mal abgesehen davon, dass der „deutsche“ Titel sowieso mal wieder stinkt, ist „No Panic“ für sich alleine stehend jedoch völlig falsches Englisch für „Keine Panik“. Das heißt nämlich „Don’t panic“, eine indirekte Ansprache gibt es in diesem Fall im Englischen nicht.

Wo soll das hinführen? Wenn so ein falsches Englisch gewollt ist, wieso? Und wenn nicht, wie kann es dann passieren, dass eine Show-Idee vom ersten Hirnfurz bis zur Ausstrahlung an hunderten von fähigen Medienmachern vorbeikommt, durch zig Besprechungen und Meetings gezerrt wird, über sprichwörtlich tausende von Schreibtischen geht, vom Vorstand abgenickt wird – und keiner kann richtig Englisch? Sind denn nicht mal wenigstens irgendeinem Praktikanten die Kringel unter dem Wort aufgefallen, die Word, Outlook oder sämtliche andere Softwares machen, wenn sie ein Wort nicht kennen? Wie unendlich peinlich ist das denn schon wieder?

Eines sollte ich noch klarstellen: Ich habe nichts gegen Fremdworte und Eindeutschungen. Ich sitze am Computer und recherchiere im Internet, wo ich meinen Fotoapparat endlich recyceln kann. Auch habe ich kein Problem mit Sprachgags wie Los Wochos. Auch die Verwendung von fremdsprachigen Titeln in den Medien stört mich nicht, nein, ich bevorzuge sogar die exotischen Ausdrücke und Originaltitel, von Tutti Frutti bis Star Trek. Doch was mich ärgert, sind Verfälschungen wie diese und hunderte andere, die keinen neuen Sinn ergeben.

Ich hoffe wirklich, dass sich mal jemand von den Verantwortlichen hier äußert, wieso die Sendung absichtlich falsch benannt wurde. Und ich will einen richtig guten Grund hören, den auch Konrad Duden akzeptieren würde. Und dass mir keiner behauptet, die Zielgruppe der Sendung hätte das q (bzw. das qu) nicht kapiert.

Thousand Faces

Als Johannes Bonke vor einigen Jahren bei den Münchner Pressevorführungen aufgetaucht ist, war er wie jeder andere Neuzugang: Ambitioniert, jung, den Kopf voller Ideen, vor Energie nur so sprühend. So fängt es immer an, und mit der wachsenden Erfahrung stoßen sich auch die Hörner ab. Wer ein paar Jahre „dabei“ war, ist routiniert, abgebrüht, souverän, aber deswegen nicht unbedingt abgestumpft.

Nicht so Johannes. Seine Energie schien im Übermaß vorhanden zu sein, und nach einem Bilderbuchstart begann er sich schnell auf Interviews zu konzentrieren. Schon bald zog er nach Berlin, denn in der Hauptstadt tut sich natürlich deutlich mehr in Sachen Interviews, Pressekonferenzen und Roten Teppichen und so weiter als in München.

Ab und zu habe ich ihn wiedergetroffen, wenn ich mich selbst nach Berlin oder Hamburg begeben habe, um wichtigen Events beizuwohnen, und auch so stehen wir in – wenn auch sehr lockerem – Kontakt.

Heute hat mir Johannes erzählt, dass sein Geschäftspartner und er mit Thousand Faces eine neue Webvideoserie gestartet hat, eine Art Pressearbeit-Vlog. Nach den ersten Folgen denke ich: Absolut nicht uninteressant, noch etwas rauh an den Ecken in den ersten Folgen, doch definitiv Potential. Hier mal folge Eins, der Rest bei 3Min.



Drei Sachen schnell

Nur schnell am Rande: Heute geht das Dokfest München los, und heute Abend zur Primetime gibt’s auf Kabel1 „Beam Me Up – die große Star Trek Show“. Normalerweise hätte ich auf die nicht hingewiesen, aber in diesem Fall mach ich eine Ausnahme: Ein ehemaliger Studienkollege hat dorten am Script mitgeschrieben, und ich bin sehr gespannt, ob’s mir gefallen wird.

Und damit nicht alles strohtrocken war, hier noch die 100 besten Filmzitate in 200 Sekunden:

3sat zeigt „Eins, Zwei, Drei“: So bitte echt nicht, nein, danke.

Eins, Zwei, Drei auf 3satHeute habe ich gesehen, dass 3sat den absolut genialen Billy Wilder-Klassiker Eins, Zwei, Drei zeigt, der übrigens zum Teil in Geiselgasteig gedreht wurde (man hatte unverschämterweise in Berlin über Nacht eine Mauer durch den Drehort gebaut). Da 3sat keine Werbepausen nötig hat, entschloss ich mich, den Film aufzunehmen. Als ich das vordere und hintere Ende der Aufnahme trimmen wollte, fiel mir auf, dass 3sat eine völlig neue Methode etabliert hatte, in den Nachspann hinüberzuschalten.

Ursprünglich wurden Filme, wie es sich ja eigentlich gehört, in voller Länge und mit vollem Nachspann ausgestrahlt, auf so ziemlich jedem Sender. Dann wurde, zunächst auf den privaten Sendern, „nur“ der Textnachspann abgeschnitten, oder das Bild mit den Credits rutschte in einen kleineren Rahmen, Teile des Nachspanns wurden als Text daneben eingeblendet – manchmal fragte man sich hierbei, wer denn für die Auswahl der genannten Personen verantwortlich war, denn oft wurden wichtige Personen weggelassen und eher unwichtige Gaffer und Best Boys genannt.

Doch nun hat 3sat eine neue, innovative und in meinen Augen absolut unpassende Methode entwickelt, um das Programm um weitere wertvolle Sekunden zu straffen: Im Falle von Eins, Zwei, Drei wurde einfach die letzte Einstellung (samt Endgag!) auf einem kleinen Studiofernseher gezeigt, über den die Moderatorin selbst den Film verfolgt.

Nicht nur, dass es kaum verwirrend und irritierend ist, wenn urplötzlich, mitten im Fluss der Handlung (wer den Film nicht kennt, weiß ja nicht, dass das Ende naht), in ein Studio geschaltet wird, nein, auch der schöne Gag ist hinüber, denn zu verstört ist das Gehirn des Zuschauers, der nach rund 90 Minuten Schwarzweißfilm plötzlich eine Moderatorin in Farbe von hinten sieht. Da denkt man sofort an eine Panne, und keinesfalls an einen sanften Übergang. Auch bei einem Farbfilm hätte mich irritiert, wenn ich plötzlich die Moderatorin im Bild gehabt hätte, anstatt dass Indiana Jones in den Sonnenuntergang reitet. Das ist ja, als wenn der Kellner den Tisch abräumt, obwohl alle noch beim Essen sind. Oder als wenn man im Bett …

Da kann die Anmoderation des nächsten Themas (Didi Hallervordens Vergangenheit als verhinderter Terrorist) noch so kess sein, die Pepsiflasche in der Hand der Moderatorin noch so passend: In! Die! Handlung! Eines! Films! Wird! Nicht! hineingeschnitten!! Und das erst recht nicht auf einem öffentlich-rechtlichem Sender! So eine Frechheit.

Die Aufnahme kann ich löschen – wahrscheinlich ist das auch noch im Sinne dieser Aktion, weil ich dann ja gezwungen bin, mir die DVD zu kaufen.

Da mag die TV-Technik noch so HD und Surround sein, solange die „Kreativen“ bei den Sendern die Klassiker verstümmeln, ist mir das scheißegal wurscht. Möge Billy Wilders Geist höchstselbst aus seinem Grab im Westwood Memorial Park entsteigen, und den Verantwortlichen für diese Verunstaltung eines Klassikers (und wohl auch einiger anderer Filme auf 3sat) so lange heimsuchen, bis dieser wieder weiß, wo dessen Platz ist im Olymp des Films. Nämlich gar nicht. Also Ball flach halten und Film ungestört ausstrahlen, Ende der Durchsage.

Fincher, Rama, 3D, Freeman, keuch!

Eine Meldung, die nun schon ein paar Tage online unterwegs ist, mich aber mehr als brennend interessiert: David Fincher dreht Rendezvous mit Rama nun wohl doch, und das offenbar in 3D. Mit dabei: Morgan Freeman als Captain der Endeavor. (via)

Der Film basiert auf eienm Kultbuch von Science Fiction-Autor Arthur C. Clarke, die Handlung dreht sich um das Erscheinen einer sogenannten O’Neill-Kolonie in unserem Sonnensystem, offenbar geschaffen von Außerirdischen. Diese „Wohnwalze“ ist ein zylindrischer Hohlkörper von kilometergroßen Ausmaßen, in dessen Inneren durch Eigendrehung des Zylinders Schwerkraft simuliert werden kann (durch die Zentripetalkraft). In so einem Schiff ist die Reise durch den interstellaren Raum möglich, da ein komplettes Ökosystem auf der Reise ist und keine Vorräte für so eine lange Zeit vorgehalten werden müssen.

Arthur C. Clarke hat mit Rendezvous with Rama einen Einzelroman geschrieben, den er später jedoch mit drei weiteren Teilen fortsetzte. Im ersten Buch und somit im Film geht es nur um die spontane Erforschung des Zylinders, Rama getauft, durch die Crew eines zufällig in der Nähe befindlichen Raumschiffes, eben der Endeavour. Ich empfehle dringend das Lesen der Bücher vorab, unten habe ich sie verlinkt.

Die optische Qualität des Films dürfte überwältigend sein, denn nur mit den heutigen Tricks lässt sich so ein majestätischer Anblick hinbekommen. Wer das Gedankenexperiment eines O’Neill-Habitats konsequent durchspielt, dem dürften das ringförmige Meer, die Schwerelosigkeit entlang der Drehachse oder spiralförmige Wasserfälle keinerlei Kopfzerbrechen mehr bereiten.

Hier ein YouTube-Video vom Inneren so eines Habitats, in Grundzügen ganz klar vom Buch inspiriert, und mit einer fruchtbaren Landschaft vervollständigt. Nur um Missverständnissen vorzubeugen: Nichts davon ist unrealistisch, nicht machbar oder schiere Fantasie. O’Neill-Habitate könnten, entsprechende Motivation, finanzielle Mittel und Rohstoffe vorausgesetzt, schon heute so gebaut werden:

Und hier die Bücher. Ich habe die Reihenfolge geordnet, wenn Rendezvous mit Rama ganz vorne steht, ist die englische Version links davon, eins weiter die deutsche Version des 2. Buches usw.:

Wolverine geschnitten

Eben entdeckt: Wolverine ist in der deutschen Kinofassung an mindestens zwei Stellen geschnitten. In einem Fall war die Szene jedoch schon zuvor im Trailer zu sehen gewesen.

Ich halte das Verstümmeln von Filmszenen für die bessere Vermarktungsmöglichkeiten für unehrenhaft. Ein Film ist ein Kunstwerk, an dem niemand herumzufuhrwerken hat, wenn der künstlerisch Verantwortliche es einmal abgesegnet hat.

Genau hier liegt ja auch der Hund begraben: Nachdem ein Film ja ein Gemeinschaftswerk ist, ist es natürlich fraglich, wer genau denn nun die künstlerische Verantwortung und Entscheidungsgewalt innehat. Nichtsdestotrotz kann man mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass es wohl keinesfalls ein Subunternehmer in einem anderen Land ist. (via, eine der fraglichen Szenen im ungeschnittenen Original)

Sperrfristklauseln auf neuem Niveau

Neulich gab es eine Pressevorführung von Wolverine. Es hatte angeblich schon eine deutlich frühere gegeben, doch die war wohl nur für ausgewählte Marketing-Candy-Kollegen. Doch die Existenz dieser mysteriösen früheren PV, einer sogenannten „Pinkie“, die üblicherweise nur für Alpha-Kollegen stattfindet, ist mir nicht gesichert bekannt. Daher zurück zum eigentlichen Thema:

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