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Im Alter von Ellen

Zu sehen ist eine Frau, die, abgrundtief an sich, an der Welt, oder an beidem leidet (Einsicht in die Akte des Psychiaters gibt es nicht), deren mit einer Prinzessinnen-Piepsstimme gesprochenes Deutsch kaum ihren französischen Ursprung verrät und die wie fremdgesteuert durch diese unsere Welt wandelt, egal ob sie als Stewardess vorm Abflug den Passagieren die Notfallregeln erklärt, ob in Afrika sich ein Gepard auf die Startbahn verirrt, ob sie einfach aus dem Flugzeug aussteigt, damit ihren Job aufs Spiel setzt und diesen auch verliert, ob sie im Hotelzimmer mit einem Typen berät, ob sie schnackseln sollen, obwohl der gerade mit einem schwulen Kollegen zugange ist, oder ob sie bei alternativen Tierschützern Unterschlupf findet und sie beim Verteilen von Flyern unterstützt, gar einen Affen auf den Schultern trägt oder ob sie in Afrika mit Tierschützern martialische Straßensperren zu passieren hat – die Grundaussage dieser Frau, die hier durch den Film mehr in Trance und wie auf Luftkissen schwebt, ist einzig die: Unglück, Teilnahmslosigkeit, Leere. Röntgenbild einer Lufthansaflugbegleiterin?

72 Stunden

Hier ist zu bestaunen oder zu bewundern, wie lernfähig ein ganz gewöhnlicher Schullehrer doch sein kann, wenn er davon überzeugt ist, dass seine Frau zu Unrecht im Gefängnis sitzt, und mit welcher Selbstverständlichkeit er sich ins Metier des Ganovens einarbeitet (von der Geldbeschaffung mit der Knarre bis zu Eisenschneidetechniken) und dann die Befreiungsaktion, die wegen einer drohenden Verlegung der Gefangenen in einen anderen Knast unter großem Zeitdruck zu geschehen hat, wie ein eiskalter Profi durchführt. Röntgenbild eines Schullehrers?

Humor ist, wenn man trotzdem lacht?

Zur Verleihung der Golden Globes 2011 lud die Hollywood Foreign Press Association HFPA ein zweites Mal den britischen Komiker, Schauspieler und Regisseur Ricky Gervais ein, durch den Abend zu führen.

Dies hat Gervais am vergangenen Sonntag in Los Angeles getan, und zwar mit ungewohnt spitzer Zunge. Seine Scherze und Anspielungen auf Benehmen, Befindlichkeiten oder auch nur das Alter der Anmoderierten unterschieden sich deutlich von den weichgespülten Floskeln, die meist bei der Oscarverleihung zu vernehmen sind. Ganz in der Tradition des bisweilen kruden, aber immer mit einem Augenzwinkern versehenen, schwärzestmöglichen britischen Humors (den das deutsche Publikum, das vorwiegend nach dem im Stechschritt organisierten Schenkelklopfhumor des närrischen Rheinlands zu ticken scheint, wohl erst durch die Monty Pythons flächendeckend kennenlernte, sich aber davon nicht weiter beeindrucken ließ), lieferte Gervais einen Hieb unter der Gürtellinie nach dem anderen ab.

Nun regt sich scheinbar die ganze Welt über Gervais‘ Gags auf. Auf YouTube gibt es Videokommentare, bei Twitter und Facebook gingen entsprechende Sprüche über den Äther, und die Presse sprang bereitwillig auf den „Bandwagon“ auf (1, 2, 3). Ich verstehe das nicht.

Zum einen ist der rabenschwarze britische Humor ja ein altbewährtes Mittel zum Lockern selbst maximalzementierter Zwerchfelle, zum anderen ließ die HFPA den netten Herrn aus England ihre Verleihung ja bereits im letzten Jahr moderieren und kann nun nicht behaupten, die Katze im Sack gekauft zu haben. Außerdem ist Gervais und sein bissiger Humor durchaus allgemein bekannt (hier ein Auftritt aus einem seiner Kabarettprogramme). Und obendrein waren die Gags offenbar abgesprochen, denn bei Conan O’Brien erzählte Gervais (vor der Globes-Verleihung!) einen geplanten Eröffnungsgag, der es dann doch nicht in die Verleihung geschafft hat.

Meine persönliche Erkenntnis aus dieser Sache: Die ganze Aufregung ist weitgehend gespielt und von den Medien überproportional aufgeblasen wurden. Dass Gervais sich nun selbst äußern muss (zu welchen Vorwürfen, bitteschön?), ist geradezu lächerliches Schmierentheater (4, 5). Schade, dass die Presse da mitspielt. Denn dass Ricky Gervais bei der Verleihung bestens ankam, hört man eindeutig an der Reaktion des Publikums. Und dass es nicht wenige überempfindliche, weltfremde, chronisch beleidigte und streckenweise besonders klagefreudige Menschen in den Staaten gibt, ist ja auch bekannt. Doch Rückhalt erhält Gervais aus den Reihen der Kollegen, also ist alles dann doch gut ausgegangen.

Hier die Gags von der Verleihung, der „banned“ Gag bei Conan und die Reaktion der Zuschauer bzw. Betroffenen:

Nachtrag: Hier ein längeres Interview mit Ricky Gervais bei Piers Morgan Tonight mit einer sehr gut formulierten Erklärung, worüber man Witze machen darf und worüber nicht:

Der Fehlerteufel bei Filmstarts.de

Filmstarts.de hat soeben eine neue „Web-Show“ (so der Jargon der Pressemeldung) ins Leben gerufen: Deren „Filmexperten Siggi und Horst zerlegen selbst die größten Klassiker der Filmgeschichte und finden dort noch die peinlichsten und kleinsten Patzer“. Die erste Folge setzt sich mit Gladiator von Ridley Scott auseinander.

Das Sprecherduo teilt sich die Aufgabe dramaturgisch auf. Der eine spielt, stellvertretend für den Zuschauer, den ahnungslosen, der andere den allwissenden Filmnerd. Er zeigt seinem ahnungslosen Kumpel dann einige Szenen, in denen Fehler gefunden wurden.

Nette Idee, aber nicht neu. Zum einen gab es schon immer die „Goofs“-Sektion in der IMDb, in der aufmerksame Zuschauer Fehler aller Art verzeichnen können (hier die mehr als lange Fehlerliste zu Gladiator), zum anderen ist die Web-Show nicht umfassend. So werden zum Beispiel zu Gladiator gerade mal neun Fehler genannt (von denen ich einen für strittig halte). Auch ziehen die beiden Experten eher in wenig professioneller Weise über die Filmemacher her. Beim Film sind Fehler unvermeidlich, und es ist ein Leichtes, im Nachhinein – obendrein auch noch mit dem Segen des Zurückspulens sowie der Zeitlupe – aus dem weichen Ohrenbackensessel zu meckern und zu nörgeln.

Fazit: So eine Kategorie ist ein nettes Add-On für eine bestehende Filmwebseite, nutzt aber nur dem Filmlaien, sprich, dem Endverbraucher, der nicht selbst auf Fehlersuche geht. Für den versierten Filmfan scheitert diese Serie, da sie zu sehr von oben herab über die großen Filme herzieht („Fresse halten, selber machen“ möchte man da rufen), da die Fehler dem Filmliebhaber schon bekannt sind, oder da sie dem Filmliebhaber, der diesen Fehler noch nicht kannte, den Film versaut. Für mich, dem Film wichtig und wertvoll ist, überwiegen daher leider die negativen Eindrücke.

Der Direktvergleich drängt sich natürlich auf zu That guy with the Glasses, der weit ausführlicher auf Filme eingeht – okay, es handelt sich um Filmkritik und nicht um das Auflisten von Fehlern – aber dafür wesentlich sympathischer rüberkommt. Nur ist eine Reihe dieser Art halt weit aufwendiger zu produzieren, hier Little Monsters:


Satte Farben vor Schwarz

Anita und Fred (Senta Berger und Bruno Ganz) sind ein in die Jahre gekommenes  Ehepaar und wohnen in einer Villa in Deutschland. Da sie weder eine Geschichte hinter sich noch eine Zukunft vor sich haben, bieten sie eine denkbar schlechte Ausgangsposition für eine Kino-Erzählung. In diese Non-Exposition hinein erfährt Fred, dass er Prostata-Krebs hat. Das führt zu einer Entfremdung in der Ehe. Wie sich die Partner wieder zusammenraufen, entscheiden sie sich für einen gemeinsamen Exitus. Eine nicht näher einsichtige Story, die auch von ihrer Machart her nicht begründen kann, warum sie ins Kino kommen soll.

Diese Nicht-Story wird zudem in cineastischem Analphabetentum präsentiert.

(Von der Aufwachszene am Anfang, wie der Haarschopf von Senta Berger von ihrem rechten Oberarm verdeckt wird, wie der Arm sich ganz langsam und bedeutungsvoll wie ein Opernvorhang hebt und einen Teil des Diven-Gesichtes freilegt und Senta Berger dann einmal ihren Augenaufschlag im Halbkreis nach oben vorführen darf, was will uns das erzählen und das geht so weiter bis zur Schlussszene nach Einnahme des Trunkes für die Reise ins Jenseits, man wartet schon darauf, Auge zu, dann Lid auf, Augapfel rollt im Halbkreis von innen unten nach oben außen und, man fasst es nicht, einige – lange – Sekunden später, noch ist sie nicht tot, nochmals, diesmal mit dem anderen Auge in die andere Richtung, die Augapfel-Rolle aus der Mitte nach oben, damit jeder das Auge des sterbenden Schwanes nochmal genießen darf, hui, hui!).

Das Kalkül der Regisseurin dürfte gewesen sein, mit der prominenten Besetzung über die extremen Schwächen des Drehbuches und die gänzliche Abwesenheit einer Geschichte hinwegtäuschen zu können – selbstredend schlagen die Stars sich tapfer und redlich mit grosser professioneller Konzentration, die mich an die Konzentration der Priester bei der vom Papst wieder erlaubten lateinischen Messe erinnert.

Immerhin muss man der Regisseurin zugute halten, dass sie dem Bruno Ganz seinen gestischen Altersmanierismus ausgetrieben hat, durchaus zu seinem Vorteil, er darf seine Hände ständig in den Hosentaschen versenken, bis auf die Szene im Garten, wo er seiner Frau die Geschichte mit der Zweitwohnung (er brauche Zeit für sich wegen der Diagnose) erklärt, was ein weder auf Anhieb noch bei weiterer Reflektion einleuchtender Bruch im Rollenduktus bedeutet.

Mit der Annahme dieser Rollen haben sich die beiden Stars keinen Gefallen getan. Sie hätten sich und der Regisseurin mehr geholfen, wenn sie das Buch zurückgewiesen hätten mit der Begründung, den Stoff finden sie spannend, aber solange er dermaßen verquast zugerichtet werde, können sie keine Zusage machen.

Morning Glory

Die 28-jährige Becky Fuller befindet sich immerhin in einer Lage, die Ausgangposition für eine Geschichte ist: Job verloren, Liebe kaputt. Die einzige Chance, die sie kriegt, ist die, die keine ist, bei einer bereits totgesagten Morgenshow. Aber sie nutzt sie und bahnt sich unverdrossen ihren Weg nach oben – erfolgreich.

Daraus machen die Macher einen funktionierenden Film und weil die Marktmachtverhältnisse so sind, wie sie sind, kommt der Film auch bei uns in die Kinos.

Trotzdem habe ich nach der Vorstellung das Gefühl, ich stehe so klug da als wie zuvor. Weil das Rezept zum Film so durschaubar, so absehbar, so bekannt ist? Weil die Zeit, wie sie ist, in mir so gar keinen Hunger nach solchen Filmen weckt? Weil Morning Glory mir von einer Filmindustrie erzählt, die mir substanziell vorkommt, wie ein Cheesburger von McDonald’s, der mehr und mehr schrumpft und inzwischen kaum noch eine einzige Zahnlücke zu füllen geschweige denn einen Hunger zu stillen vermag?

Dieser Film scheint mir, wie übrigens auch der gleichzeitig anlaufende Love and other Drugs mehr Erinnerung an eine Filmindustrie zu sein, die einsten die Gemüter zu bewegen vermochte, heute fleißig nach den veralteten Erfolgsrezepten und zwar handwerklich durchaus gekonnt und perfekt und glatt weiterproduziert und dank bestehender, unbeweglicher Vertriebswege ihr Absatzgebiet findet und die Konsumenten zwei Stunden lang davon abhalten kann, was Besseres oder vielleicht auch was Dümmeres zu tun.

Fasten auf Italienisch

Kad Merad ist jetzt ein großer Star und zweifellos ein toller Schauspieler (Scht’is); allerdings glaubt er oder seine Einflüsterer, er könne und müsse nun einfach alles spielen. Hier einen illegalen, muslimischen Einwanderer, der sich zum Maserati-Verkäufer in Nizza hochgearbeitet hat, aber vorgibt, Italiener zu sein. Er soll für seinen kranken Vater den Ramadan einhalten. Da er aber weder Italiener noch praktizierender Muslim ist, die Komödien-Umstände jedoch die glaubwürdige Vorführung beider Rollen erfordern, entstehen kinoreife und kinoübliche Komplikationen, die dann als lustig zu gelten haben. Meinen Lachnerv konnten sie nicht kitzeln, da mir das Kalkül wie ein aufgezeichnetes Skelett auf einem Halloween-Kostüm ständig präsent war.

Russland – Im Reich der Tiger, Bären und Vulkane

Es sieht nach einem einfachen Rezept aus, nach dem Jörn Röver und Henry M. Mix ihre Produktion da geköchelt haben: Geld besorgen, durch die Weltgeschichte reisen und ein paar Naturaufnahmen in HD mitnehmen. Das Ganze auf Kinolänge zusammenschneiden, von einem schnittigen Sprecher vertonen lassen und schon ist der Doku-Hit fertig.

So einfach ist es natürlich nicht, auch wenn die rekordverdächtige Produktion danach anmutet. Bereits die Einladung zur Pressevorführung warb mit „3,5 Jahre Produktionszeit, 1.200 Drehtage, mehr als 100.000 Reisekilometer und über 600 Stunden Rohmaterial – Russland bietet nicht nur Superlative, sondern verlangt auch dasselbe von den Filmemachern und Kameramännern, die sich ihm nähern möchten„.

Mit entsprechend gemischten Gefühlen geht der Filmkritiker ins Kino, nicht wissend, ob seine Emotionen schon in wenigen Minuten vom Überlebenskampf tapsiger Bärenbabies in kalten Wintern oder auch vom Ausbleiben der Lorbeer-Ernte, der einzigen Geldquelle für irgendein gottverlassenes Kaff im Nirgendwo, gefordert sein werden.

Der Laie assoziiert mit Russland gemeinhin eine ausgehöhlte, korrupte Ex-Supermacht, Territorialkonflikte um wegbrechende Republiken, radioaktiv verseuchte Staatsgeheimnisse unter freiem Himmel, Kälte, Wodka und den Soundtrack von Red October. Sicher, man weiß um die weite Natur (läuft unter „Sibirien“ und So weit die Füße tragen), und wer was auf sich hält, hat schonmal von der Transsib gehört, hat eine Meinung zu den Oligarchen, die die Rohstoffe ihres Landes ausschlachten und ist Leser des absolut faszinierenden English Russia-Fotoblogs. Das war’s dann aber auch.

Dass Russland aber auch gewaltige, ach was, gewaltigste Naturschauspiele zu bieten hat, gänzlich unberührte Natur und mit Kamtschatka (der Risiko-Spieler erinnert sich) eine auf der Landkarte eher unscheinbare Halbinsel – allerdings von der Größe Deutschlands und voller aktiver Vulkane – das ahnte dann doch kaum einer.

Und so ist erweist es sich als schön, dass Jörn Röver und Henry Mix sich die Arbeit gemacht haben, zumindest den Versuch zu starten, dem westlichen Kinobesucher in 91 Minuten nahezubringen, was der mit eigenen Augen wohl niemals sehen wird. Und das ist beeindruckend, wahrlich. Man schämt sich seiner eigenen Vorurteile bereits nach wenigen Filmminuten.

Der Film selbst verbleibt dramaturgisch eher im Mittelfeld, doch die optischen und akustischen Eindrücke vom anderen Ende dieses – unseres, wohlgemerkt – Kontinents bleiben dem Zuschauer noch lange in Erinnerung. Wirklich sehenswert, insbesondere mit der Familie.

Allein der Trailer dürfte überzeugen:

Der Freund

In erzählsüffiges Licht getaucht und in leiser Sprache in angenehm schweizerischem Understatement fängt die Geschichte vom verklemmten Studenten Emil an, der aus einer aufkeimenden Liebesgeschichte direkt in das Requiem für die Frau seiner Gefühle hineingerät.

Das wäre an sich genommen eine groteske Geschichte, wird aber durch den Versuch, sie in Daily-Soap-Realistik zu erzählen, eher zum ungewollten Melodram, was dann doch darunter leidet, dass die Hauptfigur Emil so gar keinen Handlungsantrieb hat, resp. ihn dann erst findet, wie er unerklärlicherweise anfängt, die Erwartungen der Familie der Verstorbenen mit Lügen zu bedienen.

Emil lebt noch bei seiner Mutter, die immer den Schlüssel in der Wohnungstür stecken lässt, damit er klingeln muss, wenn er spät nach Hause kommt. Eine Mutter-Sohn-Geschichte also; sie bleibt aber, wie der weitere Verlauf zeigt, eine Randgeschichte.

Emil verliebt sich bei einem Konzert in die Sängerin Larissa (wobei verwunderlich ist, dass er überhaupt zu einem Konzert geht). Er würde sich nie trauen, sie anzusprechen, er würde die E-Mails, die er schreibt, nie abschicken. Der Zufall kommt ihm zu Hilfe, denn die Sängerin sucht einen Alibifreund, den sie ihren Eltern vorstellen kann und spricht ausgerechnet ihn an.

Dann bringt die Sängerin sich um.

Bis dahin ist die Hauptfigur, wie auch der Titel verspricht, Emil. Ab dem Zeitpunkt des Selbstmordes der Sängerin interessiert sich Micha Lewinsky, der Autor und Regisseur, jedoch plötzlich für die Spurensuche nach Person und Leben von Larissa, ihr Verhältnis zur ihrer Schwester, zu den Eltern, die Befreiungsversuche Emils von seiner Mutter werden nebensächlich. Themenwechsel mitten im Film.

Möglicherweise interessiert den Autor das Thema Spurensuche nach einer verlorenen Person. Da er aber als Leitfaden für diese Suche ausgerechnet eine Figur auswählt, nämlich den Titelhelden Emil, der mit sich selbst alles andere als im Klaren ist, der gerade selbst dabei ist, eine Entwicklung durchzumachen, verwischen sich die Suche von Emil nach sich selbst und die nach Larissa ständig; der Autor strauchelt dramaturgisch praktisch über die Leine, an die er Emil gelegt hat.

Um die Sache wieder in Griff zu kriegen, lässt der Autor Emil sich in die Schwester von Larissa verlieben und gewinnt so noch Stoff für eine (glückliche?) Liebes- oder Liebesersatzgeschichte.

Im letzten Gitarrenstück (immer diese Klampfen!) heisst es: you are not a star, you are who you are. Es war jedoch nie die Rede davon, dass Emil ein Star werden möchte, noch dass er auf der Suche nach sich selbst sei; es hiess lediglich, er müsse sich auf eine Prüfung vorbereiten.

Aus all diesen Gründen kommt einem das Finale in Südfrankreich vor wie eine Flucht des Autors vor der eigenen thematischen Unentschiedenheit, vielleicht auch eine Flucht aus der Schweiz, um ihren möglicherweise schier erstickenden, engen Verbandelungen zu entkommen.