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Capitalism: A Love Story – Bald!

Heute legt Deutschland den Grundstein dafür, wie es die kommenden Jahre weitergehen wird, und welchen Kurs wir einschlagen werden. Ein wenig zu spät für einen Einfluss auf die Wahl kommt Michael Moores neuer Film, Capitalism: A Love Story, in die Kinos.

Für alle, die sich schon auf den Film freuen, hier ein paar Auftritte von Moore bei diversen US-Talkshows. Die URLs sind seiner aktuellen Rundmail entnommen. Die Videos nach dem Sprung.

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Denkanstöße zur Bundestagswahl 2009

Wieder ein artfremder Blogeintrag, doch Moment: Die Politik unseres Landes geht uns alle an, daher kann man durchaus mal die beruflichen Scheuklappen beiseite legen den Fokus vom Beruf nehmen, einen Schritt zurücktreten und das Gesamtbild betrachen.

Ich will auch keinen langen Eintrag schreiben (wer nur 12 Minuten Zeit hat, bitte die beiden Videos unten anschauen), und zur Wahl (nicht vergessen, das ist morgen!) ist schon lange gesagt, was gesagt werden musste. Hier nochmal meine persönlichen Denkanstöße in stichpunktartiger Form:

  • Der Schutz vor Kriminalität im Internet (meine eigenen Erfahrungen mit so einem Früchtchen hier) darf trotz aller ermittlungstechnischen Erleichterungen nicht die Rechtfertigung für ein neues Stasi-System sein. Die Politik, aber auch alle anderen müssen kapieren, dass das Netz nur ein Medium ist, eine Vernetzungstechnologie, aber kein „rechtsfreier Raum“ oder ähnlicher Käse.
  • Meines Erachtens ist der Schutz von Urheberrechten wichtig und notwendig, aber Kleinkopierer zu kriminalisieren (mit drakonischen Strafen, die teilweise schlimmer sind als die für echte Verbrechen), YouTube-Parodien zu unterbinden und ähnliches, ist völlig übertrieben. Ein gewisser Schwund war schon immer, und wird auch immer sein. Faustregel: Je besser der Film, das Album, das Buch, desto mehr Leute werden sich das Original kaufen wollen. Gebrannter Filmfan scheut den DVD-Kauf.
  • Die Piratenpartei ist meines Erachtens der ideale Kandidat für alle Protestwähler (Zweitstimme). Als regierende Partei wären sie durch mangelnde Erfahrung und die Festlegung auf wenige zentrale Themen als eigentlichen Fokus sicherlich ziemlich unfähig, was Außen- und Innenpolitik angeht. Dennoch sollten sie unbedingt in den Bundestag, sozusagen als Plugin-Partei, allein schon um Leuten wie Zensursula und Schäuble Paroli bieten zu können, oder nötigenfalls wenigstens ein paar Technology Basics erklären zu können.
  • Ein für mich persönlich sehr wichtiges Thema ist das bedingungslose Grundeinkommen, das jedem Bürger gewährt werden sollte. Hier, ganz minimal, die Argumentationskette:
    1. Vollbeschäftigung ist weder möglich noch gewünscht, die Gründe hierfür sind verstärkte Automatisierung (Industrialisierung) sowie die panische Angst der Arbeitgeber vor den Lohnforderungen der Arbeitnehmer. Die könnten, wenn man ihnen nicht mehr mit „dann nehmen wir halt jemand günstigeren“ drohen kann, ganz ordentliche Lohnforderungen stellen. Siehe Wirtschaftswunderjahre.
    2. Arbeitslosigkeit eines Teils der Bevölkerung ist somit ganz normal. Sie ist sogar selbsterklärtes Ziel der technischen Entwicklung und gewünschter sozialer Effekt bei Arbeitgebern, um die Löhne drücken zu können. Es wird also immer Arbeitslose geben. Und sie werden langfristig nicht weniger, sondern mehr werden.
    3. Arbeitslosigkeit muss daher entstigmatisiert werden. Arbeitslosigkeit darf kein Mangel mehr sein, der an einem Menschen haftet.
    4. Da es Arbeitslosigkeit immer geben wird, nutzt die Arbeitgeberschaft die Existenz der Arbeitslosigkeit (bzw. die Möglichkeit, ins Ausland zu outsourcen), schamlos, um Menschen zu menschenunwürdigen Löhnen arbeiten zu lassen. Wie kann es angehen, dass jemand eine Vollzeitstelle hat, aber immer noch Hartz IV obendrauf braucht?
    5. Die Wirtschaft kann nur florieren, wenn die Leute ihr Geld auch ausgeben.
    6. Die Leute geben ihr Geld aber nicht oder nur sehr sparsam aus, wenn sie nicht sicher sein können, ob jemals wieder neues Geld hereinkommt.
    7. Die Löhne sind meist schlecht, die so lang vielgepriesene Sicherheit der Festanstellung existiert praktisch nicht mehr. Daher ist die Bereitschaft zum Einkauf von Gütern außer dem absolut Nötigsten (und dies am billigsten) nicht mehr gegeben. Ergo leidet die Wirtschaft unter den niedrigen Löhnen, die sie an ihre meist leicht kündbaren Angestellten auszahlt, selbst am meisten.
    8. Die einfache Lösung: Gebt den Menschen – allen Menschen – ein bedingungsloses Grundeinkommen. Den Arbeitslosen, den Obdachlosen, aber auch den Besserverdienenden und den Superreichen. Gebt es ihnen, damit sie es ausgeben! Denn wenn den Leuten ein monatliches, unpfändbares Einkommen gesichert wäre, würden sie natürlich auch anfangen, es auszugeben. Aus einer Wirtschaft, die knapst und optimiert, würde plötzlich eine Wirtschaft, bei der keiner mehr im Regen stehen muss.
    9. Finanzierbar ist das Grundeinkommen schon heute, und zwar (u.a.) durch das Ersetzen aller Steuern durch eine einheitliche Verbrauchssteuer, die rund 50% eines Endpreises besteht. Klingt kompliziert und fantastisch, aber dazu mehr weiter unten in diesem Blogpost, bei den weiterführenden Leseempfehlungen.
    10. Außerdem wäre es sowieso höchst unmoralisch, das Bedingungslose Grundeinkommen nicht einzuführen: Jeder, der aus irgendwelchen Gründen (von Krankheit bis Überflüssigkeit) den Anschluss an die Gesellschaft verloren hat, muss sich heute mit einem lächerlichen Hartz-IV-Satz durchkämpfen, als ob er der Gesellschaft auf der Tasche läge und sich was schämen sollte. Diesen Zustand kann und sollte man abwählen.
  • Meiner Meinung nach ist die Zeit langsam vorbei, in denen die Menschen dem Geld dienen. Es kann nicht angehen, dass einige Unternehmen schon mehr Macht und Geld haben als manch souveräner Staat. Ist das wirklich die Welt, in der wir leben wollen? Können wir wirklich verantworten, dass z.B. Millionen von Indern oder Afrikanern kein sauberes Trinkwasser haben oder an heilbaren Krankheiten leiden müssen, weil es sich für uns in der Ersten Welt nicht lohnt, ihnen die Technologie und die Medikamente zu geben? Was sind wir nur für Menschen?
  • Wollen wir bei uns wirklich eine Klassengesellschaft einführen und zwischen Leuten, die sich eine notwendige ärztliche Behandlung leisten können und denen, die es nicht können, unterscheiden? Die Bequemlichkeit, mit der wir bisher gelebt haben – wohlgemerkt, auf Kosten der Länder, deren Bevölkerungen wir mit dem selbstbetrügerischen Argument „Arbeit und Geld für Euch“ geködert haben – muss ein Ende haben, allein schon des eigenen Gewissens wegen.
  • Es muss also viel verändert werden, nicht bloß die Frage nach einer Internetzensur oder einer Einwanderungspolitik. Es geht nicht um Merkel oder Steinmeier, es geht um Sein oder Nichtsein. Das ist hier die Frage!

Hier noch ein paar Lese- und Videotipps für heute Abend. Ja, für heute, noch vor der Wahl:

Hier ein Videobeitrag über das Grundeinkommen in zwei Teilen, für alle, die nur 12 Minuten Zeit haben:

PS: Meine ganz wilde Idee wäre ja eine Weltregierung, mit vergleichbaren Löhnen und Sozialleistungen für wirklich alle. Aber das bedarf noch einiger Jahrhunderte und außerdem einer als Bedrohung empfundenen Anwesenheit von außen.

PPS: Der Trailer zu The End of Poverty liefert ebenfalls ein paar Denkanstöße.

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Short Cut to Hollywood

Schon die Grundidee ist hornochsig. Das Trio aus Mittermeier, Stahlberg und Kottenkamp will Weltkarriere machen, indem Stahlberg sich eine Extremität nach der anderen amputieren lässt mit dem medialen Höhepunkt seines gezielten Aus-dem-Leben-Scheidens.

Wenn so eine hirnrissige Sache im Kino funktionieren soll, muss das ganz genau als realistischer Plan dargelegt werden (und, wie er vielleicht durchaus beabsichtigt, dem Tod in letzter Minute noch ein Schnippchen zu schlagen vermag), damit wir das mit Interesse verfolgen, ob es auch funktioniert.

Und es müssen auch plausible Gründe angeführt werden, welche Notlage für die Drei vorherrscht, dass sie überhaupt auf eine solche Idee kommen und allen Ernstes an deren Durchführung herangehen. Nichts von alledem bei Stahlberg. Die Idee kommt eher wie eine Primanerscherz auf die Leinwand und gleich geht’s unreflektiert, ohne Hindernisse an die Umsetzung. So entsteht keine Spannung.

Dass es in Amerika dann nicht auf Anhieb funktioniert, also das Hindernis mit dem Produzenten, dem sie den amputierten Arm von Stahlberg in einer grossen Phiole auf den Konferenztisch hauen um dann medienecholos wieder rausgeschmissen zu werden, ist weder spannend noch originell und keineswegs dazu angetan, Empathie für die Akteure zu empfinden, zu klotzig und flüchtig wird das inszeniert und gefilmt.

Sowohl Drehbuchidee als auch deren handwerkliche Durchführung sind einfältig zu nennen. Und einfältige Filme will umgotteswillen niemand im Kino sehen.

Ausserdem legen sich die Akteure selbst ein Ei, indem sie den Vergleich mit amerikanischen Schauspielern direkt herausfordern und dabei ziemlich schwach abschneiden. Bei der Todesszene im Prunkbett hinter rotem Tepppich auf Hochausdach mit Hintergrund Las Vegas, da kommt kurz Interesse auf. Als aktuelle Folie sieht man den Tod von Michael Jackson als Film hinterm Film und die Mutter, die aus Deutschland angegflogen kommt, die erweckt Mitgefühl. Leider sind in diesem Moment schon weit über 60 Minuten Unerträglichkeit hinter einem. Wegen eines solch kleinen Trostpflasters würde wohl kaum einer ins Kino gehen.

Ein weiteres deutsches Förderprodukt, dessen Flop schon bei sorgfältiger Lektüre des Drehbuches hätte prognostiziert und also vermieden werden können. Keine dreidimensionalen Charaktere, keine Figuren, die irgendwelches Mitgefühl erwecken. Alle bleich und papieren. Hat das keiner gesehen von den Redaktueren und den Förderern, oder sind alle so verbandelt untereinander, dass, wie bei des Königs neuen Kleidern, keiner sich was zu sagen getraut hat, um das Projekt frühzeitig zu stoppen oder dramatische dramaturgische Korrekturen zu verlangen?

Löblich ist allein der medienkritische Ansatz. Geht aber ungefähr so in die Binsen, wie das Unterfangen, mit einer Papierschere echten Drahtzaun durchschneiden zu wollen.

So ein bisschen parodieren und flachsen und lustig sein ist eben krass wenig im Gegenwert zu einem Kinoticket.

The Age of Stupid – Sind wir echt so blöde, wie es scheint?

Es ist nicht leicht, auf einen Umweltgewissensfilm wie The Age of Stupid hinzuweisen, denn es handelt sich um weit mehr als nur um einen Film. Im Grunde sollte man ein paar Schritte zurückgehen, weit außerhalb von allem, was man kennt, liebt und für sein Leben so erarbeitet hat, und sich fragen:

Was machen wir hier eigentlich?

Mit „wir“ sei die Gemeinschaft aller Menschen auf der Erde gemeint, eine große Familie. Das meine ich nicht kitschig oder verklärt: Dass wir alle verwandt sind, beweist allein die Tatsache, dass jedes Männlein jedes Weiblein zu schwängern vermag – wir sind alle genetisch kompatibel.

Für unser Wohlbefinden leben wir alle mit einer Menge kleiner Lebenslügen. Die „Geiz ist geil“-Schnäppchenmentalität (also die gesamte Wirtschaft der gesamten Ersten Welt) funktionert zum Beispiel nur durch Ausbeutung von Menschen, die weniger Geld verdienen als wir selbst. Und dass wir uns im Winter nicht den Arsch abfrieren, liegt am Öl, das wir den Armen für praktisch kein Geld wegnehmen. Wir nennen es „Handel“, weil sie mit dem Geld, das wir ihnen zahlen, zufrieden sind, aber in Wirklichkeit ist es Diebstahl, gefördert durch fehlende Bildung und gerechtfertigt durch Geschäfte, deren Überzeugungsarbeit quasi mit der Waffe im Anschlag geleistet wurde.

Abgesehen von der Frage, wem Öl, das über den Zeitraum von 300 Millionen Jahren entstanden ist, überhaupt gehört und ob man das denn einfach so verbrennen sollte (man kann es nämlich auch für andere Zwecke verwenden), erleichtert es uns die tägliche Mobilität und Wärme. Das Problem: Es reicht nicht mehr lang. Die Frage: Müssen wir überhaupt mobil sein?

Gesellschaftliche Fragen wie diese werden in letzter Zeit von einer großen Zahl verantwortungsvoller Filmprojekte aufgeworfen, die allein ein Festival (vielleicht „Filme mit Gewissen“?) füllen könnten. Hier eine Zahl von sehenswerten Produktionen, einfach mal so aus dem Ärmel geschüttelt und bei weitem nicht komplett:

  • We feed the World – Essen global
  • Let’s Make Money
  • Sicko
  • Capitalism: A Love Story (noch nicht gesehen, aber sicher sehenswert)
  • An Inconvenient Truth
  • Grundeinkommen

Nun kommt eben auch The Age of Stupid in die Kinos. Wie es sich gehört, mit einer Premiere, und für einen Monat auch kostenlos online, für alle.

Die Premiere ist eine ganz besonders erwähnenswerte, denn sie findet weltweit weitgehend gleichzeitig statt, mit über 500 Aufführungen – wie die globale Gewissensänderung, die sie auslösen möchte. Und könnte. Also geht hin, macht mit! Spontan, denn morgen ist es schon soweit. Hier mehr.

Ach ja: Gäbe es weltweit gleiche Löhne, „würde die Wirtschaft zsuammenbrechen“, heißt es. Doch was da zusammenbricht, ist nicht die Wirtschaft, sondern die Ungerechtigkeit. Klingt schon ganz anders, oder? Think about it.

Indiana Jones, 1951

Genial: Ein gefälschter Trailer für Raiders of the Lost Ark, wäre er 1951 gedreht worden. Mit Charlton Heston, Gregory Peck und so.

weitere Filme hier.

Henry Gibson: 1935 – 2009

Mit Bestürzung habe ich über einen Kollegen erfahren, dass nicht nur Patrick Swayze, sondern auch Henry Gibson verstorben ist (Google News, Bildersuche). Henry Gibson war einer der vielen Schauspieler, die jedermann irgendwie kannte, die aber in keinem Film wiklich die erste Geige spielten, so wie zum Beispiel auch Judge Reinhold oder Jeffrey Jones. Sein Tod ist denkbar unerkannt vorübergegangen, nachdem sich alle natürlich auf den größeren Star gestürzt haben. Wie man weiß, sterben Celebrities ja immer mindestens paarweise.

Henry Gibson war klein und hatte ein markantes Gesicht. Besonders hübsch kann man ihn nicht unbedingt nennen, doch er hatte das gewisse Etwas, das es eben für die Leinwand braucht, eine Präsenz. Man erinnert sich an ihn durch seine Rollen nicht nur in

  • Blues Brothers (Obernazi)
  • Inner Space (Chef von Martin Short im Supermarkt)
  • The ‚burbs (Der mysteriöse Nachbar, von dem keiner weiß, ob er nun Leichen im Garten vergräbt oder nicht. Auch spielt da ein Typ mit, von dem niemand wusste, ob es nun John Candy war oder auch nicht.)
  • und last,  but by far not least: 24 Folgen als jungfräulicher, 70-jähriger Richter, der noch bei seiner Mutter lebt, in Boston Legal

Möge er in Frieden ruhen, der gute alte Henry Gibson.

Über Umfragen

BJV-UmfrageDer Bayerische Journalisten-Verband BJV lud mich heute zu einer Umfrage über Mitarbeiterhonorare ein. Ich finde es prima, dass mein Verband solche Datenerhebungen macht, denn das zeigt, dass die sich kümmern, und dass vielleicht was vorwärtsgeht mit der Bezahlung, die sich für (zumindest freie) Journalisten am Monatsende oft als lausig herausstellt.

Doch die Umfrage selbst ist meines Erachtens kaum mehr als ein schlechter Witz: Die Fragen sind offensichtlich auf das Erheben der gewünschten Daten hin getrimmt und erlauben auch eine freie Auswahl der Antwort, doch leider wurde (wie bei so vielen Umfragen) nicht an die Situation aus der Sicht der Befragten gedacht: Alle außer bei einer Redaktion fest angestellten werden ernsthafte Schwierigkeiten haben, diese Umfrage nach bestem Wissen und Gewissen zu beantworten.

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