Schwülstiger, die Kriegskameraderie verherrlichender Militärpropagandakitsch in einer Kulisse, von der Louis Trenker nur geträumt haben könnte.
Ständig fragt man sich, was machen diese geleckten und dann oft plump auf verletzt geschminkten süßen Hollywoodboys in diesem unwegsamen, felsigen Gelände, was Afghanistan markieren soll. Haben wir es mit einem Trainingsplatz für Schauspieler zu tun, die sich in Todesröcheln, Hyperventilation, dem Felsenhinunterkullern und unendlich vielem Fuck-Sagen üben wollen? Wie viel Geld mag das Pentagon in dieses Kriegsheldenpoesiealbum gesteckt haben? Denn als solches fängt es an. Und kein Konflikt weit und breit.
Einmal nur hat die kleine Truppe von GIs, die hier im Mittelpunkt steht, und von denen zur Erfüllung des Titels nur einer überleben wird, ein Entscheidungsproblem. In einem Bergwald hoch über einer afghanischen Ortschaft müssen sie sich entscheiden, wohin sich zurückziehen. In der Ortschaft vermuten sie einen richtigen Bad Guy, der schon so viele kostbare, amerikanische Soldaten auf dem Gewissen hat, und den sie töten sollen. Der Einsatz muss zu einer Zeit gespielt haben, als die Amis noch keine Drohnen im Einsatz hatten, sonst hätte man das Gebiet vorher absuchen und feststellen können, dass die paar dummen Soldaten direkt in ihr Verderben laufen, in dem sie sich dafür entscheiden, sich in Richtung Bergkuppe zurückzuziehen, wo die Taliban wie Skulpturen am Horizont aufgereiht in Reh und Glied auf sie warten.
Dieser Film von Peter Berg, der auch Schauspieler ist und der mit Marcus Luttrell und Patrick Robinson für das Drehbuch zeichnet, sieht sich in einer moralischen, nicht nur in einer kriegspropagandistischen Mission. Er weist ausdrücklich darauf hin, dass nicht jeder Afghane ein Bad Boy sei. Der einzige Überlebende des hier verfilmten Vorganges, der auf einer wahren Begebenheit beruhe, der wird von einem Afghanen in seinem Dorf aufgenommen, weil dieser sich der traditionellen Gastfreundschaft verpflichtet fühlt.
Verwunderlich, dass deutsche Verleiher sich trauen, so eine schmachtfetzige, amerikanische Heldentümelei, der Film hört sogar mit einem Song über Heldentum auf („how we can be heroes“), hier ins Kino zu bringen; sie scheinen nicht zu verstehen, dass bei uns der ideologische Boden für solche Filme fehlt – und hoffentlich für alle Zeiten fehlen wird. Umso mehr als der Film cineastisch armselig ist, die Rollen ohne Konflikte bleiben.
Der Film fängt an mit einer schwärmerischen Ode an die Militärkameradschaft unter hübschen, sinnlichen Männern, die eher für die Werbung von Rasierwasser geboren zu sein scheinen denn für den Kampfeinsatz am feindseligen Hindukusch. Lauschiges Bergwalddrama mit viel Schießerei.
Und warum sie sich den Berg hinauf zurückziehen? Mit ihren Zielfernrohren haben sie den Bad Guy im Visier. Er ist nicht, wie sie glauben, nur von zehn Beschützern umgeben, sondern von einer „fucking army“. Außerdem scheint der Bad Guy nichts anderes zu tun zu haben, als die ganz Zeit die Dorfstraße auf und ab zu gehen mit seiner Entourage und sich im Zielfernrohrbereich der amerikanischen Good-Guys zu bewegen. Das ist die List, die den Heros nicht zu denken gibt.
Der Film hat zudem große Probleme mit der Glaubwürdigkeit, denn die Handlungen dieser Soldaten wirken konfus. Ständig fragt man sich, was tun die da? Der Verzicht auf individuelle Konflikte oder der Entscheid für die Lobhudelei der Mutigen, führt dazu, dass einem auch total wurscht ist, wer nun erschossen wird oder wer wen erschießt, manchmal am Rande der Lächerlichkeit; wenn einer schreit „I lost my rifle“. Der Ärmste, ohne Gewehr im Jagdwald!
Ein Stöhn-, Schnauf- und Fuckkrieg. Oberkitsch: wie einer stirbt, kullert ihm eine dicke Träne die Wange hinunter, so wie der Sterbende vorher den Felsen hinuntergekullert ist, verwunderlich, dass er das überlebt hat. Dafür verlustiert sich der Film in breiter Zeitlupe gleich doppelt an einem Schuss in den Rücken eines Ami-Soldaten. Beschwörung, you are not dying. Lügen bis zuletzt. Das heißt auch Krieg.
Gedanke dazwischen: ein Schauspieler, der so eine Rolle annimmt, muss vielleicht eine gewisse Begrenzung der Intelligenz oder groben Geldmangel aufweisen.
Oft am Rande des Grusicals.
Der Besetzungskitsch wird mit Siegel und Stempel versehen, wenn am Ende die Originale gezeigt werden neben den Hollywooddarstellerboys. Die Originale sind ernst, verschlossen.