Bei diesem Film muss ich mich damit beschäftigen, warum er mich so wenig enthusiasmiert aus dem Kino entlassen hat.
Der Stoff könnte durchaus funktionieren in der Art eines Liebeskummerkastens wie ihn manche Frauenzeitschrift als Service bereitstellt, wo Menschen intime Liebsprobleme bequasseln können. Denn es geht um die Liebe. Um enttäuschte Liebe von Frauen und darum, wie Männer zu angeln seien, wie sie einfersüchtig zu machen seien.
Dazu sind aufgeboten eine Garde von hübschen Darstellerinnen verschiedener Altersgruppen. Im Zentrum drei jüngere Frauen, Hanna Herzsprung, Karoline Herfurth und Palina Rojinski. Sie alle haben gerade Frust hinter sich; sind verlassen worden oder haben verlassen. Sie wollen aushecken wie sie das ändern können. Auch die Muttergeneration, Iris Berben, hat gerade erlebt, wie ihr Mann, Friedrich von Thun, sich mit einer klobigen Rivalin vergnügt.
So weit so gut. Dinge gehen auseinander und wollen wieder in dieser oder jener Kombination zusammenkommen. Nach etwa einer Stunde gibt es einen Zwischenfrieden, es darf geküsst werden, bis nochmal Frust aufkommt, um dann auf das gewollte, etwas zäh sich einwindene Happy-Ende zuzusteuern. Da ist der Zuschauer nicht so mäkelig, wenn bis dahin alles gut gekocht war.
Das könnte auch vom Buch her funktionieren. Es kommt viel Herz, viel Alltag, auch Dildos und das Thema Verhütung vor, das Thema Blasen und wie dem Erbrechen vorbeugen wird eingebracht, das Googeln von Männern auf dem Radar, das Erinnerungsvermögen der Goldfische. Denn Anika Decker, die Drehbuchautorin diese Filmes, ist versiert in dem Business, hat bereits die Drehbücher oder die Dialoge für mehrere Erfolgsfilme von Til Schweiger geschrieben.
Warum das hier nicht so recht überschwappen will von der Leinwand, liegt meines Erachtens daran, dass die Autorin Anika Decker hier auch als Regisseurin fungiert. Das dürfte der Grund sein dafür, dass mir der Film vorkommt wie abgestandenes Startheater von Omas 50er Jahre-Kino; nur, dass die Darstellerinnen damals deutlich mehr Pep hatten.
Einzig der Darteller Elias M’Barek scheint zur Zeit einen Lauf zu haben, der ihn resistent gegen jedes Drehbuch und gegen jede Regie zu machen scheint; er überzeugt lächelnd bis grinsend, wobei er beim Happy-End-Kuss mit Hannah Herzsprung sicher gerne beim Küssen die Zunge reingehängt hätte. Leider zeigt die Nahaufnahme peinlich, dass die Akteure sorgsam darauf achten, nicht zu intim zu werden. Ängstlich gestoppter Ausdruck von Gefühlen im Happy-End, würg. Das nimmt schon sehr viel Laune. Aber das ist es nicht.
Noch mehr dürfte die Laune verdorben werden, wenn bekannt würde, was die Stars hier alle verdienen, was sie an öffentlichen Geldern für dieses schwerfüßigen Film abziehen.
Es scheint ein Folge der Pfründenstruktur im Filmland zu sein, dass eine erfolgreiche Autorin bei einem hochgeförderten Film ohne weiteren Ausweis von Qualifikation im Regiefach die Regie übernehmen darf, auch wenn sie, wie Exemplum zeigt, absolut keine Ahnung davon hat, noch nicht mal mit ner Kurzfilmregie sich empfehlen kann (zumindest laut IMDb); während richtige Talente, die noch dazu eine sündteure, öffentliche Filmhochschulausbildung hinter sich haben, womöglich gleichzeitig spazieren gehen. So eine desaströse Politik wäre in der Privatwirtschaft nicht möglich und gälte als hochgradig unverantwortlich.
Die Folge dieser nicht einschreitenden oder ungünstig einschreitenden Regie ist die, dass die Schauspieler überdeutlich ihren Schuh in der steifen, timing- und rhythmusfeindlichen, nicht filmaffinen Inszenierung durchziehen, und dass es obwohl es um die Liebe geht, zwischen den Profis so gar nicht knistert. Der Starcast funktioniert nicht. Da helfen keine Pointen aus der Unterwäsche.
Problem Karoline Herfurth: sie spielt eine Anwältin; die stellt sie zwar als eine beachtenswert komische Figur mit Schnellsprechehrgeiz dar; aber die Anwältin nimmt man dieser auch etwas tüdeligen Trutschen nun wirklich nicht ab, erst recht nicht, dass es sich bei ihrem Arbeitgeber um eine Topklanzlei handle.
Die Makellosigkeit der Stars auf der Leinwand scheint Anika Decker wichtiger zu sein als deren Spontaneität, Lebendigkeit und Interaktion. Womit sie ihr Drehbuch wie eine kitschig geschminkte Leiche zu Grabe trägt.