Dem Stück die Ehre. Schnitzler im Berlin von heute.
Siehe die Review von stefe.
Dem Stück die Ehre. Schnitzler im Berlin von heute.
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Sicher, man kann das Kino auch als eine Wiege sehen, die einen in unterschiedlichen Heftigkeiten in einer Skala von sanft bis rau in andere Realitäten hineinschaukelt. Wohlig-familiär mitten nach Marseille. Angeregt unterhaltsam in die Topsphären der Weltpolitik von anno dunnemals. In die abseitigste, amerikanische Provinz. In die reine Märchenwelt. In Island auf das Niveau jener Art Belustigung, wie man sie vielleicht vom Vereinsunterhaltungsabenden kennt. In die familiärsten Abgründe des Krimigenres. Und zu neuem Leben, was in der Kriegshinterlassenschaft des Zweistromlandes blüht. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen zeigt mit drei Folgen eines neuen Formates, wie verzichtbar er doch ist, wie orientierungslos und wie untauglich im Umgang mit der unfair zulasten einkommensschwacher Haushalte erhobenen Zwangsgebühr. Diese Erkenntnis gilt auch für eine vollkommen überflüssige Möchtegernwissenschaftssendung.
Kino
DAS FEST GEHT WEITER
Dieses Marseille ist ein einziges Fest der Menschlichkeit.
DER HELSINKI EFFEKT
Hier ist ein Dokumentarist am Werk, der aus den Mengen von Archivmaterial zur Helsinik-Konferenz eine schlüssige These zusammenmontiert.
AN HOUR FROM THE MIDDLE OF NOWHERE
Besonders aktuell angesichts der menschenfeindlichen Einwandererpolitik des Typen im Weißen Haus.
DRACHENZÄHMEN LEICHT GEMACHT
Heldisches Coming-of-Age wie es im Büchlein steht.
DER LETZTE TAKT
Komödie, die sich das Gefälle zwischen Provinzorchster und Weltstarmusiker zunutze macht.
GUNS UP
Killerfamilien haben einen gewissen Geheimnisbedarf.
TROTZ ALLEDEM
Ermutigende Fraueninitiativen in krisengeschüttelter Region
TV
METROKOSMOS NEAPEL
Sich in Neapels U-Bahn verheddern
METROKOSMOS PRAG
Sich in Prags U-Bahn verheddern
METROKOSMOS WIEN
Sich in Wiens U-Bahn verheddern
SEX AND THE SCIENTIS Folge 1: Eine Maus mit zwei Vätern
Sich im Wissenschaftsgarn verheddern
Vom Glück der Autonomie
Der Film von Robert Krieg nach dem Drehbuch von Leyla Erkus strahlt das kleine Glück der Autonomie aus. Diese gedeiht als zartes Pflänzchen in der autonomen Region Nord- und Ostsyrien seit dem Ende der IS-Herrschaft. Hier gilt regionale Selbstverwaltung und die gesellschaftliche Gleichstellung der Frau auf allen Ebenen, so ist es im Anspann zu lesen.
Der Film zeigt, wie Frauen Selbstermächtigung realisieren. Er ist eine ruhige Betrachtung von Aktivitäten, Initiativen oder Genossenschaften in dieser traumhaften Region von Raqqa bis Kamishli, traumhaft für uns von den Bildern her: Weite, landwirtschaftlicher Reichtum mit Bewässerung, genügend Raum zum Wohnen, die Bilder suggerieren eine enorme Freiheit bei bescheidenem Lebensstandard, wobei das Internet und die Mobilkommunikation eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen.
Der Film schaut vorbei im Frauendorf Jinwar. Hier betreiben Frauen unterschiedlichsten Schicksals eigenständig eine Landwirtschaft nach dem Selbstversorgerprinzip. Es gibt die Mütter und die jungen Frauen, manche mit Kindern. Diesen werden zur Schule geschickt. Es ist ein sicherer Ort für die Frauen, wo sie keine Schikanen von Ehemännern oder deren Familien befürchten müssen, wo sie nicht eingesperrt werden.
Eine Analphabetin hat es als Bloggerin zu einiger Bekanntheit gebracht. Sie erzählt Geschichten der kurdischen Kultur, sammelt traditionelle Alltagsgegenstände, erklärt diese, hat einen Innenhof wie den Garten Eden.
Eine weitere Kooperative macht sich mit Kochen nützlich. Es gibt Frauen, die Handarbeit betreiben, Spinnen, Weben, Nähen. Eine Parallele ergibt sich zum italienischen Film Mein Platz ist hier, bei dem es sich allerdings um einen Einzelfall handelt, der sehr genau beschrieben wird.
Der Film kann sicher auch gelesen werden, als Werbung für die Idee der Genossenschaft, der genossenschaftlichen Autonomie; er legt es nicht darauf an, bestimmt auch hier vorkommenden Problemen auf den Grund zu gehen. Auch in Genossenschaften dürfte es ab und an knirschen. Andererseits fragt man sich, wenn das im Kleinen so gut funktioniert, warum sollte es das nicht auch im Großen, in der Weltpolitik? Aber da gibt es dann doch abschreckende Beispiele, wie sozialistische oder kommunistische Ideen im großem Maßstab durchgesetzt werden sollten, wie sich anfänglicher Idealismus ins grauenhafte Gegenteil verkehren kann.
Die Essenz von Familie,
die ist das Leben, die Fortpflanzung, damit auch das Sterben und leider manchmal auch das Töten, finden doch die meisten Tötungsdelikte im engsten, familiären Umfeld statt.
Diese Essenz von Familie hat Edward Drake in seinem Film lustvoll auf das Genre runtergebrochen. Der Kern seines Filmes ist die Familie Hayer. Vater Ray (Kevin James), Mutter Audrey (Christina Ricci), Töchterchen Siobhán (Keana Marie) und Bub Henry (Leo Easton Kelly). Vater erzählt zuhause, er arbeite bei der Polizei.
Die Familie lebt sparsam, um sich eines Tages ein Deli leisten zu können, damit sie genug verdienen, um den Kindern ein gute Ausbildung zu ermöglichen. Aber jeder hat seine Geheimnisse, auch das gehört offenbar zur Familie, ja, das kann so weit gehen, dass die Leute wirklich wenig voneinander wissen.
In Wahrheit ist der Papa ein Killer, vornehmer ausgedrückt: ein Geldeintreiber. Er sieht zwar nicht so aus, ist der bärig-bullige Typ, das pure Gegenteil einer der prägenden Killerfiguren des Kinos wie Alain Delon als Der eiskalte Engel. In Ray würde man eher den gemütlichen Wachmann von nebenan sehen.
Audrey wiederum ist eine ganz ordentliche Persönlichkeit, der nichts als das Wohl der Familie am Herzen liegt. Ray arbeitet für eine Chefin mit ganz eigenen Prinzipien. Da Audrey feststellt, dass sie genügend gespart haben, um sich den Deli zu leisten, will der gutmütige Ray nicht weiter für seine Chefin arbeiten. Dumm nur, dass sie am Vorabend seines letzten Einsatzes umgebracht wird.
Jetzt gehört der Laden dem einäugigen Lonny (Timothy V. Murphy). Wie hart seine Prinzipien sind, wird anhand einer Anekdote geschildert, wie er mit einer Metzgersfamilie umgegangen ist, die nicht mehr für ihn arbeiten wollte.
Nicht nur schildert der Film, wie Familienbande funktioniert, er stellt sie parallel mit solchen Geschäftsbeziehungen, sogar so, dass es extrem schwierig ist, sie aufzulösen, wie kaum bis unmöglich ist, eine Familie aufzulösen.
Es gibt in dem Gewirr den weiteren Knautschgesichtsmenschen, dem man alles geben würde, nur den Verbrecher nicht, das ist Ignatius (Luis Guzmán), der einige Fäden zu ziehen scheint. Er hat auch einen Tipp, wie Ray sich aus den Fängen von Lonny befreien könne. Doch auch hier gilt, Vertrauen ist eine unbezahlbare Münze in Verbrecherkreisen und selten dazu.
Der Traum vom eigenen Deli ist für Rey und seine Familie somit mit schier unüberwindlichen Hinernissen gepflastert; immer wieder helfen nur die Feuerwaffen oder auch mal ein Fleischermesser. Der Zugang zum Killergenre aber ist und bleibt der über die Familie, was einer gewissen Ironie nicht entbehrt.
Gegen unsinnige Gewalt
Aktuell gibt es in der Weltpolitik genügend Monster, die zu zähmen sinnig wäre, weil damit die grauenhaften Blutbäder der Gegenwart und anderes mehr eventuell beendigt werden könnten.
So ist es nicht übel, wenn die Unterhaltungsindustrie, allen voran Hollywood, Geschichten erzählt, die vom Zähmen von Monstern, hier sind es Drachen, handeln. Sie tut es im Rahmen einer rauen, grobschlächtigen Wikingerstory. Sie instrumentalisiert dafür eine Coming-of-Age-Geschichte.
Im Film von Dean DeBlois nach dem Kinderbuch von Cressida Cowell ist Hicks (Mason Thames) der Junge, der einen Drachen töten und damit ein Mann werden soll. Sein Vater Haudrauf (Gerard Butler) hält nicht viel von seinem Buben, denn Hicks ist ein Tüftler.
Die Keuschheit der Geschichte zeigt sich dadurch, dass es mit der Frau in diesem straighten Coming-of-Age-Film, Astrid (America Ferrera), nebst einem Höllenritt auf einem Drachen gerade mal zum ersten, flüchtigen Kuss langt.
Die Kids der Altersklasse, die einen Drachen töten sollen, machen eine Schulung durch bei Grobian, dem Rülpser (Craig Ferguson). Der ist selbst von Drachenkämpfen an den Extremitäten lädiert. Er ist der Einpauker. Es gibt eine flüchtige Assoziation an die Tribute von Panem Filme. Wer die Schulung als bester durchläuft, der darf / muss coram publico in der Kampfarena einen Drachen töten.
Hicks ist allerdings kein gewöhnlicher Junge, sonst würde er sich heldisch durchsetzen, den Drachen töten und dann die begehrte Astrid heiraten. Hicks ist aber ein Genie. Er zeichnet Drachen, er macht Beobachtungen über den berüchtigten Schattendrachen, den noch niemand zu Gesicht bekommen hat. Seine Zeichnungen könnten leicht mit den Flugstudien eines Michelangelo mithalten. So viel zur Differenz zu einem gewöhnlichen Jungen, denn solche Genies sind nicht so schnell zu finden, insofern ist das für die Moral der Geschichte eine gewisse Einschränkung.
Hicks konstruiert eine Fangeinrichtung für den Schattendrachen und tatsächlich findet er bei einem seiner Spaziergänge in den wundervoll dschungelhaften Coming-of-Age-Wald dieses Untier gefesselt und freundet sich mit ihm an. Er konstruiert eine Flügelprothese für einen verlorenen Flügel und außerdem Sattelzeug, damit er auf dem Drachen reiten kann.
Diese Ritte durch Feuerhöllen und schroffe Küstenlandschaften sorgen für den Achterbahnteil des Filmes, rauschhaft, traumhaft, wer möchte das nicht. Hicks entdeckt in den Drachen die Kreatur, so wie er diese in sich selber findet und entwickelt dadurch einen Draht zu ihnen. Bei seinem Wikinger-Clan stößt das auf Skepsis bis Ablehnung und setzt dramatische Handlungen nach lupenreinem Plotprinzip in Gang. Die Tonspur trägt massiv auf, die Blasebälge arbeiten auf Hochtouren, die deutsche Synchro kämpft oft vergeblich dagegen an.
Isländische Krähwinkeliade
Am Schluss setzt der Film von Sigurjón Kjartansson doch noch eine recht markige Pointe zum Geschäft mit der klassischen Musik und deren Getue. Soll natürlich nicht verraten werden.
Um das Kammerorchester im Mittelpunkt des Filmes ist es schlecht bestellt. Es wird vorgestellt bei einem Konzert mit erschütternd wenig Zuschauern in einem stattlichen Saal. Der Applaus ist mager. Die weitere Subventionierung steht auf der Kippe.
In der Talksendung „Kunst des Lebens“ im Fernsehen wird das Orchester von der Kritikergröße gnadenlos zerrißen. In der Sendung gibt es eine Life-Schalte zu Klemens (Hilimir Snaer Gudnason), einem Weltstar-Cellisten aus Island. Von so einem Jetset-Leben können die Orchester-Musiker nur träumen. Er macht die überraschende Ansage, er wolle nach Island zurückkehren und sich dort ein Orchester suchen.
Es macht Klick bei einem Orchestermitglied (leider ist die Identifikation von Rollen und Schauspielern über IMDb kaum möglich). Sie bekommt ihn tatsächlich ans Telefon und die Zusage, mitzumachen. Das geschieht holterdiepolter. Es setzt die Krähwinkeliade in Gang, wie ein Provinzorchester mit einem Weltklasse-Musiker umgeht – und er mit ihnen, denn er ist ein übler Frauenheld dazu, weshalb sein Rückzug nach Island nicht mit Heimwehgründen erklärt werden kann.
Der Film wirkt anfangs etwas unentschieden, will er sich nun über das Provinzielle lustig machen oder über die klassische Musik? Das Orchester wird jedenfalls so inszeniert, dass man nicht unbedingt an eine unentdeckte Perle denken würde und Verständnis für die Verrisse des Kritikers und die Entscheidung der Kulturförderung hat, die finanzielle Unterstützung einzustellen.
Stellenweise wirkt der Film wie ein Schwank aus studentischer Werkstatt: mit viel Lust wird eine Lappalie von kuturellem Vorgang aufgebauscht. Die Klamotte steigert sich mit einem unvorghergesehenen Vorfall, kurz bevor das ausverkaufte Konzert beginnen soll. Da denkt man an Köln 75, wie da in letzter Minute für einen Weltstar ein ihm genehmer Konzertflügel beschafft werden müsste. Das wars dann schon mit Gemeinsamkeiten. In Island wird kein Kultkonzert draus; da ist es die latente Gefahr, auf spiegelglatter Fläche auszurutschen, die den Atem anhalten lässt.
Unterhaltsam illustrierte Fibel zum Konferenzwesen –
„Das Dokument könnte genau so gut auf Suaheli geschrieben werden.“
Der finnische Dokumentarist Arthur Franck hat sich durch Berge von Footage zur Helsinki-Konferenz (CSCS), die später zur OSZE geworden ist, und aus der Russland 2023 ausgetreten ist, hindurchgewühlt und daraus eine muntere Collage von Clips zusammengefügt, die folgenden Argumentationsbogen illustriert:
Breschnew will unbedingt das Dokument haben, da die Sowjetunion um ihre Sicherheit bangt. Der Finne Kekkonen betreibt die Konferenz aktiv nach dem Motto, den Sowjets das zu geben, was sie wünschen. Henry Kissinger wiederum sieht das distanziert, hat aber, solange die Deutschen einverstanden sind, keine Einwände. Von ihm aus könnte das Dokument genau so gut auf Suaheli geschrieben werden und er meint auch – der Dokumentarist benutzt KI, um Zitate historischer Figuren akustisch zu performen – keiner würde das Dokument verstehen und die meisten, die es unterschreiben, wüssten schon nach 20 Minuten nicht mehr, was sie da unterschrieben haben.
Das Dokument hatte aber sehr wohl einen Nutzen, so die Argumentationslinie des Filmes. Im Ostblock bilden sich die Helsiniki-Rights-Watch-Gruppen, das wird als Helsinik-Effekt beschrieben, in deren Gefolge der Eiserne Vorhang fällt und die Sowjetunion auseinanderbricht.
Der Dokumentarist arbeitet gerne mit Symbolen. Die Schnecke ist eines, die die Mühsal so einer Konferenz, die sich über Jahre hinzieht, versinnbildlicht, aber auch der Schmetterling, dessen Flügelschlag am anderen Ende der Welt ein Gebäude zum Einstürzen bringen kann, kommt vor.
Sich selber stellt der Filmemacher mehrfach selbstironisch als einen Journalisten dar, dem die Stoffmenge schier über den Kopf wächst und die ihn schwindeln lässt.
Innerhalb vom Footage montiert der Film gerne auch Pannensequenzen aus dem Newsgewerbe, Redner- und Medienauftritte der Konferenz-Politiker, Hintergrundbemerkungen und die fotogenen An- und Abfahrten breiter Staatslimousinen, Empfangsrituale.
Liebeserklärung an Marseille, die Armenier, das linke Denken und an die Menschen überhaupt
Robert Guédiguian (Der Schnee am Kilimandscharo, Gloria Mundi – Rückkehr nach Marseille, Das Haus am Meer) bleibt sich, seinen Themen, seinem Denken treu: er liebt Marseille, diese wunderbare Stadt am Mittelmeer im Süden Frankreichs, er bleibt seinem linken Denken treu und auch der Enttäuschung darüber, dass die Welt sich nicht darnach ausrichtet, er hat ein Faible für das Poetische. Hier wird der Dichter Homer, dem in seiner Stadt ein Brunnen errichtet ist, ein Kränzchen gewunden.
Guédiguian hat ein Mitgefühl für Außenseiter, Minderheiten, Immigranten, er liebt die Vielfalt und die Familie über allem und er liebt sicher auch seine Darsteller.
Eine armenische Immigrantenfamilie steht im Zentrum seines aktuellen Wimmelbildes von Marseille. Rosa (Ariane Ascaride) mit den beiden Söhnen Sarkis (Robinson Stévenin) und Minas (Grégoire Leprince-Ringuet). Sarkis betreibt in dritter Generation eine Bar, der trockenhumorige Minas ist Arzt. Sarkis präsentiert im Familienkreis seine Freundin Alice (Lola Naymark). Über sie stößt deren Vater Henri (Jean-Pierre Darroussin) zur Familie.
Der Faden, um den herum dieser Marseille-Mikrokosmos sortiert wird, ist die Gemeinderatskandidatur von Rosa. Sie kommt aus einer Familie mit traditionell linkem Denken. Ihr Vater war Kommunist und hat ihr den Vornamen nach dem großen Vorbild Rosa Luxemburg gegeben. Ihre Kandidatur wiederum hängt mit einem Unglück von 2018 zusammen, dem Einsturz von zwei Wohnhäusern mit mehreren Toten und dem Vorwurf, dass politische Versäumnisse der Grund dafür waren.
Der Film spielt bis in die Zeit von Covid hinein. Er ventiliert federleicht Themen wie Sex im Alter, politisches Engagement, Einwanderung, Unfruchtbarkeit, armenisches Denken. Voice-over werden Gedanken von Rosa eingestreut.
Auf der Tonspur begnügt sich Guédiguian mit bekannten Melodien, die nicht das Gefühl erwecken, sie müssten den Film kommentieren oder ihm Schwung verleihen, eher scheinen sie dazu da zu sein, auch im Zuschauer ein ihm vertrautes Gefühl herzustellen. Ebenso liebevoll ist die Ausstattung der Innenräume, sie strahlen Familiarität aus; sie verzichten darauf, wie es gerne geschieht, ein Design- oder ein Kunststatement abzugeben.
Eine kränkelnde Stimme erzählt was von Gedanken und Geschichten. Davon ist im Verlauf der Sendung nichts zu finden.
Moralpredigt eines Straßenmusikers für die Jahreskarte. Der bekommt fast 5 Minuten, so lange hält es in diesem Format keiner aus. Es folgt Geschwätz und der nervöse Bilderverhau. Wie gehabt.
Dann relativ ausführlich, wenn auch nicht entsprechend informativ, ein Rolltreppenmechaniker. Wenn man jemanden länger quasseln lässt, braucht man nicht so viele Leute anhauen. Probleme des Blinden, die verdienen sicher Aufmerksamkeit. Zum Thema Blinde gab es in München eine Diskussion, ob nicht die Schienentraße vom Bahnsteig mit einer Zwischenwand mit Türen getrennt werden soll, da immer wieder Menschen ins Schienenbett fallen, gerade Blinde. Aber so weit geht man bei Metroksomos nicht, das könnte ja ernsthaft werden.
Die Zuständigen für den Wiener Beitrag haben ein Herz für Straßenkünstler und Performer und gönnen ihn TV-Zeit. Ansonsten: konfus, konfus. Kann man ja alles mit einem U-Bahn-Rave plattmachen.
Vom BR werden hier gleich mehrere Folgen direkt hintereinander programmiert zu nachtschlafender Zeit, damit ja niemand schaut und reklamiert und sich über das rausgeschmissene Gebührengeld aufregt. Wer Schlafprobleme hat, sollte vielleicht lieber den Arzt oder Apotheker konsultieren, weder sich dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk anzuvertrauen.
Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!
Im übrigen bin ich der Meinung, dass dieser gigantische öffentlich-rechtliche Rundfunk unfair zulasten einkommensschwacher Haushalte finanziert wird.
Die Erwartung ist niedrig, da es sich schon bei der ersten Folge dieser Serie von Timo Novotny, in Neapel, gezeigt hat, wie billig sie gemacht ist, wie sie offenbar mehr eine Dietrichfunktion erfüllen soll, um bei Fernsehredaktionen, BR und Arte, und anderen Filmförderern und Finanzierern die Geldhähne zu öffnen.
Man hätte sich etwas mehr Wachheit und Aufmerksamkeit gewünscht unter anderem von den Redakteuren des BR und von Arte, von Martin Kowalczyk, Petra Felber, Sonja Schneider, Katja Ferwanger, Katja Dünnebacke und Caroline Mutz. Vermutlich werden alle gedacht haben, die anderen machen das schon. Das erinnert an den Orchestermusikerwitz. Kommt ein Posaunist zu seinem Hausmeister, fragt, ob er für ihn beim nächsten Konzert einspringen könne, weil er einen gut bezahlten Gig habe; der Hausmeister müsse nicht spielen, nur, wenn die anderen vier Posaunisten ihre Instrument zum Spielen an den Mund halten, müsse er auch so tun. Tage später fragt der Posaunisten seinen Hausmeister, wie es war. Dessen Antwort: wir waren vier Hausmeister.
So kommt es einem bei diesem lausigen Fernsehprodukt vor. Jeder Verantwortliche glaubt, der andere habe sich ernsthaft damit befasst, und kann es somit bleiben lassen. So kommt denn ein allenfalls mit gefälligen Bildern gestopftes Nichts heraus, beliebig und austauschbar, nicht mal auf die Individualität der einzelnen Städte und deren Nahverkehrssysteme eingehend. Liederliche Verschleuderung von Zwangsgebührengeldern, die unfair zulasten einkommensschwacher Haushalte eingetrieben werden.
Immerhin fängt die Prager Folge mit so etwas wie einer Geschichte an, mit dem Explorer-Train und hört mit dem Reinigungswagen auf; dazwischen als Rosine der Tonfänger. Die U-Bahn-Videos in den Tunneln sind was Besonderes. Doch bald schon folgt der übliche, schwer erträgliche Bla, ein wirres Durcheinander von Stimmungsbildern mit gehetzter Kamera.
Es scheint, dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen immer noch viel zu viel Geld hat und offenbar nicht weiß, was damit anfangen, so dass es für Leute, die checken, wie weisungsgebundene, öffentlich-rechtliche Redakteure ticken, ein Leichtes ist, an deren Gelder ranzukommen.
Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!
Im übrigen bin ich der Meinung, dass dieser gigantische öffentlich-rechtliche Rundfunk unfair zulasten einkommensschwacher Haushalte finanziert wird.