Marketing-Fettnäpfchen

Manche Filme lassen sich auf recht einfache Weise vermarkten, da ist es leicht, gute Gimmicks zu erfinden. Beim letzten Batman-Film zum Beispiel verteilte man LED-Taschenlämpchen mit Batman-Schattenriss auf der Linse. Natürlich kann man mit so einem windigen Lämpchen keinen ernsthaften Batman-Hilferuf auf die Wolken projizieren, aber das ist ja auch völlig egal, der Wille zählt. Das nenne ich einen gelungenen Marketing-Gag, nichts allzu extravagantes, aber effektiv.


Nun ist Into the Wild – ab hier Spoiler! – ein Film, der es einem Marketer nicht besonders leicht macht. Ein Biographie-Drama mit schlimmem Ende, stirbt doch die Hauptfigur Christopher McCandless nach langem Kampf an einer Vergiftung. Auf höchst qualvolle Weise, nämlich Flüssigkeitsverlust durch massiven Durchfall. Den Todeskampf führt er in dem in der Einsamkeit Alaskas zurückgelassenen Nahverkehrsbus, den er eines Tages entdeckt hat und nun bewohnt. Der Zuschauer leidet Höllenqualen, dient doch die gesamte Vorgeschichte im Film dazu, den jungen, sympathischen Mann vorzustellen und dem Zuschauer nahezubringen. Während Christopher McCandless im wahrsten Sinne des Wortes den letzten Hauch seines Lebens ausscheißt, unter Schmerz und Qual, und sich dabei nicht einmal mehr richtig bücken kann, ist der Zuschauer den Tränen nahe.

Heute startet der Film in Deutschland. Die Werbetrommel ist gerührt, der Kampf um die Zuschauer in der letzten Runde. Der Film konkurriert nicht nur mit Asterix, Cloverfield und Underdog. Mich hat’s fast umgehauen, als ich diese Verlosung gesehen habe:

Verlosung zu Into the Wild Einen VW-Bus kann man gewinnen! Das mag zwar für sich genommen sehr kultig sein, hätte aber wesentlich besser zu Little Miss Sunshine gepasst. Doch ausgerechnet einen VW-Bus zu Into the Wild halte ich für eine kleine Geschmacksverirrung, zumal der Zuschauer das Ende des Films ja vorher nicht kennt.

Auch ich würde gern einen VW-Bus gewinnen, doch bitte nicht unter diesen Umständen… Andere Preise der Verlosung auf der MySpace-Seite des Films sind wesentlich feiner auf den Film abgestimmt, zum Beispiel der Soundtrack (toll), das Buch (ein Klassiker) oder ein Outdoorpackage der Firma Globetrotter. Aber ein Bus?

Analog dazu wären dies bei fiktiven Verlosungen zu anderen Filmen vielleicht ein Cabrio gleich dem von JFK, eine Gewehrkugel zu Bambi, vielleicht ein elektrischer Stuhl zu The Green Mile oder… Ihr wißt schon, was ich meine.

Dabei will ich weder dem Verleih noch den Marketingleuten an den Karren fahren, möglicherweise hat man von deren Seite des Tisches einfach nicht sehen können, wie ein VW-Bus „draußen“ ankommen könnte. Aber es wäre doch so leicht gewesen, schöne, passende Preise zu finden: Eine Alaska-Reise auf den Spuren McCandless‘, ein Überlebenstraining, ein Kajak, ein Abendessen mit Sean Penn und Emile Hirsch, eine Hippie-Gitarre… So aber kann man den „Magic Bus“ gewinnen, der den Film auf einer Kinotour begleitet. Wieso das, und warum der Bus „Magic“ ist, verstehe ich nicht: Das hätte doch eher zum Goldenen Kompass, zu Narnia oder den Spiderwicks gepasst. (siehe Kommentare)

Nun, Marketing ist eine Kunst. Es ist viel wahrscheinlicher, daß ich diese im vorliegenden Fall einfach nur nicht verstehe, als daß die Marketingleute tatsächlich danebengegriffen haben. Dann soll dieser Post hier nur als Feedback für eine von vielen möglichen Interpretationsweisen der Kampagne gelten. Und mal ehrlich: Einen VW-Bus klassischer Bauart für mau, das ist schon super. Wenn da nur die Assoziationen nicht wären.

6 Gedanken zu „Marketing-Fettnäpfchen“

  1. Naja, ausgehend davon, dass Alexander Supertramp, wie er sich nannte, in einem Bus lebte und starb, ist es doch erklärbar, warum ein Bus verlost wird. Weiterhin nannte er selbst den Bus „Magic Bus“. Wie sonst sollte man also die Promo Tour nennen?

    Recht geben muss ich dir in der Tatsache, dass es ein VW Bus ist. Cooler, bneziehungsweise viel passender wäre ein Originaler Alter aus Amerika. Der T2 passt wirklich viel mehr zu Little Miss Sunshine, dann aber auch in Gelb 😉

  2. ich vermute mal ganz stark, dass der Film zum Beispiel Reiseveranstaltern zu klein war und die sich deswegen nicht auf eine Kooperation eingelassen haben.
    VW hingegen hat zugesagt und wenn man als Verleih die Chance kriegt ein Auto als Hauptgewinn zu verlosen, dann wird man die wahrscheinlich immer nutzen. Ich gebe dir allerdings recht, dass es in diesem Fall ein wenig schlecht gewählt ist.
    Bin übrigens durch dich auf den FIlm aufmerksam geworden. Du hattest schon vor längerem Mal einen Post dazu gemacht. Werde ihn mir auf jeden Fall noch ansehen, auch wenn mich die 148 Minuten ehrlich gesagt ein wenig abschrecken. Der Soundtrack von Eddie Vedder spricht allerdings auch ganz stark für eine Investition ins Kinoticket.

  3. @ faBy: Ach so, dann verstehe ich das mit dem Magic Bus. Das hatte ich wohl im Film versäumt, bzw. ist es mir mittlerweile wieder entfallen. Aber andererseits verstärkt diese Wortwahl das Fettnäpfchen, denn sie beweist, daß der zu verlosende Bus tatsächlich dem „Todes-Bus“ (wie die Bild schreiben würde) entsprechen soll.

    @ Norbert: Ja, denke ich auch. Aber muß man alles verlosen, was man als Promo-Artikel bekommen kann? Ich meine, der Bus an sich ist ja in Ordnung, aber den kann man nach der Promo-Tour meinetwegen für gute Zwecke versteigern oder so. Naja, was reg ich mich auf: Gestorben wird immer. So gesehen dürfte man mit gar nichts mehr in Berührung kommen, und ein VW-Bus geschenkt hat in jedem Fall was. – Das Kinoticket würde ich Dir schon empfehlen, die Weiten der Wildnis erschließen sich in einem guten Kino mit gutem Sound wesentlich besser als es die Glotze daheim könnte. Außer, Du hast einen Beamer und eine ordentliche Soundanlage… Geh doch einfach am Superkinodienstag, dann ist es billiger, doch Überlängenzuschlag wirst Du aber wohl zahlen müssen. Ich würde mich über ein Feedback freuen, wenn Du ihn gesehen hast!

  4. @Julian: Richtig, das Fettnäpfchen ist riesig groß.

    Leider habe ich den Film noch nicht gesehen, aber ich hoffe, das bald nachholen zu können. Ich freue mich drauf!

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