Tagebuch einer Pariser Affäre

Diese Liebeständeleien!

Die Franzosen können es und lieben es im Leben wie in der Kunst, erst recht im Kino: die Geschichten von Affären zu erzählen, immer wieder erfrischend, immer wieder schön und immer wieder möchte man wissen wie es ausgeht.

Immer wieder lässt man sich im Kino gerne verführen und sowieso, wenn noch ab und an ein französisches Chanson de l‘ amour drübergelegt wird.

Emmanuel Mouret, der mit Pierre Giraud auch das Drehbuch geschrieben hat, erzählt die Affäre von Simon (Vincent Macaigne). Er ist alles andere als ein Affärentyp, etwas bauchig, eher ängstlich, verheiratet mit Kind, treu bisher, treu seit Jahren, allenfalls Seitensprünge mit dem Kopf.

Simon lernt Charlotte (Sandrine Kiberlain) kennen. Sie wollen dezidiert eine Affäre eingehen: eine ohne Verpflichtungen, eine, die alle Schönheiten der Liebe und den Genuss enthält, aber die ohne die Beziehungsprobleme auskommt, ohne die Berechnungen, ohne die Verträge, die zu so schlimmen Scheidungen führen.

Gleich beim ersten Date in der Wohnung von Charlotte überfordert sie ihren ausersehenen Lover mit Direktheit, es sei sicher in der Wohnung, Mann weg, Kinder weg, Vorhänge offen, sie wolle sich gleich nackt ausziehen.

Aber es ist kein Film der Nuditäten und der Rangeleien und Keuchereien im Bett. Es ist ein Film, der seinen erotischen Reiz aus den pausenlosen Dialogen über die Beziehung, über die Liebe, über Affären und wie sie weitergehen sollen, bezieht.

Der Film geht davon aus, dass der höchste Reiz von Liebe die mentale Fundierung ist, das gedankliche Spiel. Dem kommt Simon mit seinem pausenlosen (Ersatz)reden entgegen; es dauert, bis sie so weit sind.

Der Film bleibt konsequent bei der Affäre, skizziert in Sprüngen, die grosso modo über eine Woche gehen und über einige Monate den Fortgang. Die beiden treffen sich, gehen ins Museum, spazieren im Park, spielen Tennis. Etwas scheint doch zu fehlen. Sie treffen sich mit Louise (Georgia Scalliet), die selber Mann und Kind hat und sich nach erotischer Erfüllung sehnt, die sich etwas von dem Treffen mit einem Paar verspricht.

Es ist ein Film, der von der complicité de l‘ ésprit der Figuren lebt, von der Offenheit, wie es weitergeht, der mit Floskeln gespickt die Erotik in Höhen der Vorstellung treibt, ein Film, der von intelligenten Beziehungen träumt, ein Film, der mit seiner diskret vornehmen Farbgestaltung der Gepflegtheit den Vorrang einräumt, ein Film, der der ewigen Frage nachgeht, wie Liebe lebendig bleiben kann.

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