Bigger Than Us

Ermutigungsfilm für sehr Junge, sehr Wache,

das will diese internationale Jet-Set-Weltrettungsdokumentation von Flore Vasseur sein. Dies versucht sie dadurch, dass Melati Wijsen, die auch am Drehbuch mitgearbeitet hat, sehr junge Aktivisten in aller Welt aufsucht – vermutlich mit beachtlichem ökologischem Fußabdruck.

Das ist immer das Problem bei diesen magazinhaften Weltrettungsdokumentationen, die in schöner Regelmäßigkeit den Weg auf die Leinwand finden. Es ist für einen guten Zweck, damit kann das Gewissen beruhigt werden. Das heiligt die Mittel.

Melati selbst ist früh zur Aktivistin geworden aus Sorgen um die Zirkulation von Plastik bis hinein in die menschliche Nahrungskette. Sie muss da hervorgeragt sein, so dass sie vor der UN sprechen konnte, so wie die berühmte Greta. Mit ihr teilt sie aber auch den Frust, dass sie von den Politikern lediglich für PR-Bilder missbraucht wird und dass bei denen auf die schönen Worte keine Taten folgen. Das nimmt sie zum Anlass, sich auf der Welt umzusehen und darüber zu berichten.

Melati trifft auf bemerkenswerte Persönlichkeiten, die meist in ihrem überschaubaren Wirkungskreis aktiv werden und dort auch Veränderungen erreichen. Da ist Mohamad, Flüchtling aus Syrien, der im Lager aus eigener Initiative eine Schule aus dem Boden stampfte. Schon hier klingt ein Thema an, dem noch öfter begegnet wird: dass Bildung vermutlich einer der Schlüssel überhaupt zur Weltveränderung sei.

In Malawi begegnet Melati Memory, die schon mit 15 eine Änderung der Gesetzgebung erreicht hat – und dabei auch das oft mühsame Funktionieren von Demokratie kennenlernte und wie ein demokratischer Change in Gang gesetzt werden kann. Sie vermittelt jungen Frauen, die vorher noch in Initiations-Camps vergewaltigt worden waren, Bildung und Selbstbewusstsein.

Rene aus den Favelas von Rio hat schon mit 12 die Schülerzeitung ‚Voz de Comunidade‘ gegründet und damit etwas gegen die einseitige Information im Interesse des Drogenkrieges und damit der Unterbelichtetheit der Favela-Bewohner unternommen.

In Colorado in den USA reist Melati mit dem indigenen Aktivisten Xiuaxetl, der ihr die Hinterlassenschaften des Frackings zeigt. Auch er ist früh Aktivist geworden durch seinen Vater. In Uganda hilft Winnie Flüchtlingen, die ein Stück Land erhalten, dieses ökologisch mit Permakultur zu bebauen. Auch Europa fehlt nicht auf dieser Weltreise. Auf Lesbos begegnet Melati Marie, die sich der Seerettung von Flüchtlingen aus der Türkei verschrieben hat.

Die Frage aber muss gestellt werden, ob so ein Film zur Weltrettung etwas beiträgt oder ob er lediglich ein Projekt ist, zu dem aus ideologischen Gründen kaum ein Geldgeber Nein sagen kann. Ob er wirklich Jugend ermutigt, das sei dahingestellt, die angepeilte hellwache und sehr junge Jugend mit einem Radar für das, was um sie herum vor sich geht, die dürfte sich längst übers Internet schlau gemacht haben.

Wobei vermutlich aktuell niemand mit Sicherheit sagen kann, ob es nicht schon zu spät sei für jedweden Versuch zur Rettung des Planeten. Zu schweigen von der Rettung des Kinos.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert