Bulldog

Beschreibung einer (glücklichen?) Verwahrlosung
oder
Was lernt man auf der Internationalen Filmschule Köln?

Auf diese Frage könnte der Film von André Szardenings folgende Antworten bereit halten:

Dass für einen Spielfilm das Erfinden menschlicher Konstellationen und Situationen sinnvoll sein könne.

Zum Beispiel: eine sehr junge Mutter (Lana Cooper), 36, arbeitet mit ihrem Sohn 21 (Julius Nitschkoff), in einer Ferienanlage in Spanien. Man soll in der ersten Szene, in der sie Verstecken spielen nicht auf die Idee kommen, dass es Mutter und Sohn sind, sondern eher ein Liebespaar. Der Sohn soll wegen seinem gut gebauten Oberkörper oft beim Aus- oder Anziehen von Shirts und Hosen gezeigt werden. Er soll beobachten, wie Mutter eine Freundin (Karin Hanczewski) gewinnt. Andererseits hat Sohnemann Geldprobleme und kann die Miete für das Appartement in der Ferienanlage kaum aufbringen – der Zuschauer darf sich ruhig fragen, warum diese nicht mit dem Lohn für den Zimmservicejob verrechnet wird. Aber der Sohn kann beim Chef in der Protzenvilla etwas Geld verdienen. Zur Auflockerung soll Mutter mit Sohnemann tanzen. Sie schlafen dicht nebeneinander im Doppelbett. Er fragt, wie lange die Alte bleibe und ob sie jetzt lesbisch sei.

Vielleicht lernt man an der Internationbalen Filmschule Köln auch das, dass für so einen Film es unerheblich ist, ob die Figuren eine Geschichte haben, eine Herkunft, die sie womöglich mit Charakteristika und Problemen auszeichnet. Denn es gibt ja so schon Probleme, wie Bruno ins Bett will, ist seine Position schon mit Mutters neuer Freundin belegt. Was tun? Könnte man sich da vielleicht eine nächtliche Übersprungshandlung einfallen lassen (wie Autobeschmieren?)?

Was lernt man..
Dass als Sidekick die Erfindung einer frechen Göre wie Zoe aus der Nachbarschaft eine nette Abwechslung bringen kann; zumindest für Bruno. Children always sell.

Was lernt man?
Dass Alk beispielsweise als Problemlösungsersatz immer gut kommt.
Und dass ein moderner Problem- oder Themenfilm ohne Kotzen kaum mehr auskommt.

Was lernt man..
Dass es Mutter vor lauter Feiern schlecht geht, und sie nicht arbeiten kann und dafür eine Lösung gefunden werden muss.

Was lernt man …?
Ein Auto mit einem Defekt kann gut sein zur Föderung mitmenschlicher Beziehungen als auch als Anlass für unerlaubte Handlungen.

Was lernt man …?
Das unangekündigte Verschwinden einer Person und deren freiwilliges Wiederauftauchen kann Stoff für Diskussionen geben.

Was lernt man …?
Ein Putzjob ist nicht ganz so öd, wenn ein paar Kindereien eingebaut werden.

Was lernt man …?
Wenn man einen Protagonisten mit einem gut gebauten Oberkörper hat, dann sollte man den Darsteller öfter sich T-Shirts und Hosen an- und ausziehen lassen.

Was lernt man …?
Wenn der Autor nicht weiter weiß, dann soll er die Frage „was ist denn hier los?“ einem Darsteller in den Mund legen.

Was lernt man?
Wenn man einer Protagonistin, die Mutter ist, und wenn man ihr kleptomanische Eigenschaften zuschreibt, können so weitere Probleme in den Film eingebaut werden, und womöglich ein Stück Geschichte über die Protagonisten, dass die schon so und so lange auf der Insel sind …

Was lernt man…?
Die Unfähigkeit der Protagonisten zu Problemlösungen kann man in Gewalt eskalieren lassen und in Geschrei.

Was lernt man …?
Dass der Zuschauer sich nach den gut 90 Minuten ruhig fragen darf, warum eine Mutter mit so misslichen Charaktereigenschaften es schafft, sich 12 Jahre lang mit dem heranwachsenden Sohn auf der Insel von den Behörden unbemerkt durchzuschlagen.

Was lernt man …?
Dass es genügt, wenn man in der letzten Einstellung erfährt, wo man ungefähr gewesen ist, auf den Balearen, denn das Fährschiff heißt „Balearia“.

Was lernt man …?
Vielleicht, was zweckdienliche Dialoge sind:
Die Möbel müssen auf die Dachterrasse getragen werden. Melden Sie sich einfach, wenn Sie fertig sind.
Oder, man kann auch zwei auf einmal nehmen, Bruno.
Oh Bruno, jetzt penn nicht ein.
Du hast doch immer getrödelt, hab ich jemals gemeckert?
Du bist jetzt ein fleissiges Bienchen geworden.
Dein Ernst?
Ich mach Fisch, magst du Fisch?
Wo bist du eigentlich untergebracht.
Lass mich in Ruhe. Its Mommy. Lass mich in Ruhe. Ich will doch mit Dir auch tanzen. Hör auf…
Ich bin fertig. Ich werd schon mal vorgehen. Ich muss noch was besorgen.
Kann ich mitkommen?
Was suchst denn Du?
Tony ist nicht in ihrem Zimmer.
Wie, die ist nicht da?
Die ist nicht da.
Wo soll sie denn sein?
Weiß nicht.
Ich ruf sie mal an..
Die haut nie einfach so ab.
Ihr Handy ist aus.
Das hört nicht auf zu bluten, wir müssen ins Krankenhaus

Und wo die Kölner was lernen könnten:

Grand Jete (inzestuöse Mutter-Sohn-Beziehung)
Wie im echten Leben (Putzkolonnen im Kino)

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