Till – Kampf um die Wahrheit

Untadelig

Nicht nur untadelig ist dieser Film von Chinonye Chukwu, die mit Michael Reilly und Keith Beauchamp auch das Drehbuch geschrieben hat, nein er wartet auch mit einer oskarreifen Leistung seiner Protagonistin Danille Deadwyler als Mamie Till-Mobley auf, die mit ihrer Trauerarbeit um ihren ermordeten Sohn Emmett (Jalyn Hall) ein Mosaiksteinchen zur Emanzipationgeschichte der Schwarzen in den USA beigetragen hat, indem letztes Jahr, also 67 Jahre nach der Tat, in den USA der Emmett Till Antilynching Act am 28. Februar 2022 Gesetz geworden ist.

Die Mühlen der Demokratie mahlen wahrlich langsam. Immerhin schon zwei Jahre nach der Tat gab es den Civil Rights Act von 1957.

Untadelig wird der Film erzählt. Es scheint, als wollen die Macher unangreifbar bleiben, um der Sache willen, die hier engagiert vertreten wird, die Würde des Menschen ohne Ansehen der Person, der Hautfarbe. Untadelig sind die Kostüme, entzückendste 50er Jahre, untadelig das Drehbuch, das die Geschichte auf ihre Folgen hin bearbeitet, untadelig der Cast, die Ausstattung, Kamera, Regie.

Mamie lebt mit ihrem 14-jährigen Sohn in Chicago. Sie hat als einzige Schwarze einen Bürojob bei einer Luftfahrtsgesellschaft. Gute Verhältnisse. Der Vater ist im Zweiten Weltkrieg gestorben. Mamie hat einen Freund, Gene (Sean Patrick Thomas).

Der Sohn möchte an den Herkunftsort seiner Vorfahren zurück nach Mississippi, wo noch ein hinterwäldlerischer Rassismus herrscht. Mamie bläut ihm ein, sich anständig zu benehmen, sich anzupassen, sich Weißen gegenüber zu entschuldigen, egal was ist.

Aller gute Rat nützt nichts; Emmett ist eine andere Kultur gewohnt; die streift man nicht bei einem Ortswechsel ab. Im kleinen Kiosk in Money, in dem die Schwarzen einkaufen, bedient eine Weiße, Carolyn Bryant (Haley Bennett). Eine Anmache von Emmet reicht, um das Drama zum Laufen zu bringen. Ihm fällt es nicht ein, sich zu entschuldigen. Er wird von Weißen bei seinem schwarzen Verwandten nachts abgeholt. Später wird seine aufgedunsene Leiche gefunden. Das ist die Stunde des Handelns für Mamie, die sich nicht passiv mit dem Lauf der Dinge abfinden will. Sie findet Unterstützung bei Bürgerrechtlern im Süden, sie geht an die Öffentlichkeit, der Prozess kommt ins Laufen.

Für den fröhlichsten Punkt in der Ausstattung sorgt die Tapete im Zimmer des wunderbaren Emmet: Flugzeuge, Fahrzeuge, Schiffe, bunte Träume. Die Musikuntermalung präferiert das Jazzige.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert